Künstlerisch überformte Novelle
Möchte
man ein Beispiel einer Novelle kennen lernen, in der die entsprechenden
genrespezifischen Merkmale idealtypisch umgesetzt worden sind, so lese man das
Werk „Frühling der Barbaren“ von Jonas Lüscher. Sogar das Dingsymbol in Gestalt
eines Kamels findet man darin.
Ich
muss allerdings zugeben, dass ich dieser Form von Literatur nicht viel
abgewinnen konnte. Der Inhalt und die Sprache sind künstlerisch überformt und
ich kann mich den vielen positiven, ja schon überschwänglichen Rezensionen aus
dem Feuilleton überhaupt nicht anschließen. Für mich stand das Ereignis der
Finanzkrise viel zu wenig im Zentrum der Handlung, und die an die Krise
anschließenden Reaktionen der Protagonisten waren mir viel zu surreal. Dem Werk
fehlt eine schlichte Eleganz. Auch mag ich „lebensechte“ Literatur. Aber das
ist natürlich eine subjektive Sichtweise!
Ich
möchte Literatur lesen, die mich berührt, die in mir etwas auslöst, die mich
mitnimmt oder die mich wachrüttelt. All das fehlte mir in diesem schmalen
Büchlein. Aus diesem Grund konnte ich mit der Novelle nichts anfangen. Das einzige, was ich hier lobend erwähnen
kann: Der Sprachduktus des Schweizer Fabrikerben Preising ist eigentümlich und
mit Wiedererkennungswert gestaltet worden. Altertümliche Wörter und
umständliche Partizipial-Konstruktionen finden sich darin.
Fazit:
Ein Buch, das dazu taugt, die Merkmale einer Novelle zu veranschaulichen.
Inhaltlich ist das Dargestellte aber nach meinem Empfinden viel zu weit weg von
der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Mit diesem künstlerisch-durchgeformten Text
konnte ich nichts anfangen. Ich mag Literatur, die etwas in mir auslöst, die
mich bewegt und ergreift. Dieses Werk habe ich jedoch unbeteiligt und ohne
größeres Interesse gelesen. Ich gebe 2 Sterne!
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