Langatmig, vorhersehbar und stark dominante Täterperspektive
In
einem geschützten virtuellen Raum im Darknet geben sich fünf Psychopathen ihren
Gewalt- und Mordphantasien hin, bis sie eines Tages von einem unbekannten
Nutzer dabei gestört und provoziert werden. Daraufhin fassen sie den Plan, den
Störenfried ausfindig zu machen und ihn für seine Aktion auf die drastischste
Weise zu bestrafen. Das ist die Ausgangsidee des Thrillers „Die Komplizen“ von
John Katzenbach.
Über
das anfängliche Logikloch, warum ein Störenfried überhaupt fünf Psychopathen
bei ihrem Chat herausfordert und diese ihn aufgrund einer Kleinigkeit plötzlich
aus dem Weg räumen wollen, muss man hinwegsehen. Auf mich hat schon diese
Grundidee einen recht konstruierten Eindruck gemacht, aber nun gut.
Die
fünf Psychopathen werden in abwechselnden Kapiteln beleuchtet. Ihr Plan, den
sie entwickeln, um den Chatroom-Eindringling zur Rechenschaft zu ziehen, wird
sehr ausführlich dargelegt. Es dauert sehr lang, bis der Thriller Fahrt
aufnimmt. Für mich wäre hier reichlich Kürzungspotential vorhanden gewesen:
Hätten nicht zwei Psychopathen gereicht? Muss der Plan im Detail immer wieder
dargelegt werden, zumal sich Vieles immer wieder wiederholt? Statt 200 Seiten
hätten 70 Seiten gereicht.
Die
Täterperspektive dominiert die Handlung, auch das sollte man mögen. Ich
schlüpfe nicht so gerne über viele, viele Seiten in die Innenwelt von
Psychopathen und lese gerne abnorme Allmachts- und Gewaltphantasien. Mich hat
es nicht so gereizt, fünf größenwahnsinnige Serienmörder, vereint in ihrer
Kaltblütigkeit und Skrupellosigkeit, über so lange Zeit zu begleiten. Aber das
ist natürlich sehr subjektiv.
Das
Tempo des Thrillers hat mir auch nicht zugesagt, es gab schon reichlich Längen
zwischendurch. Der Schreibstil reißt nicht mit. Die Figuren haben auf mich
keinen großen Reiz ausgeübt. Und noch dazu war Vieles auch vorhersehbar. Und
ich habe für mich außerdem entdeckt, dass ich kein Freund von
Schusswechselszenen bin. Eine interessante Wende ereignet sich erst nach ca.
200 Seiten. Da wird es zwischenzeitlich etwas lesbarer, aber dieses kurze
„Zwischenhoch“ ist nicht von Dauer. Leider!
Fazit:
Leider hat mich der Thriller nicht gepackt und überzeugt. Mir war die
Täterperspektive zu dominant, die Ausgangsidee fand ich schon zu konstruiert.
Und es gibt noch zahlreiche andere Schwächen. Ich denke der Thriller ist für
solche Leser:innen geeignet, die gerne Actionfilme aus den 80ern mögen. Eine
solche Assoziation hatte ich nämlich während der Lektüre. Für mich absoluter
Durchschnitt. Daher 3 Sterne!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen