Was weiß man zu Exoplaneten?
Durch
meine Lektüre von „Alles Zufall im All?“ bin ich auf ein für mich interessantes
Themenfeld gestoßen: Exoplaneten. Die Autoren hielten in ihrem Buch fest, dass
vor allem der Erforschung der Atmosphäre von Exoplaneten in den nächsten Jahren
eine große Bedeutung zukommt. Das führte mich zu der Frage, was man denn bisher
überhaupt schon über Exoplaneten weiß. So stieß ich auf das Themenheft „Exoplaneten.
Fahndung nach extrasolaren Welten“, herausgegeben von Spektrum der Wissenschaft
in 02/2020. Darin werden z.B. die Suchmethoden der Exoplanetenforscher genauer
vorgestellt, die Exowelten des Sterns Trappist-1 beleuchtet und die
Satellitenmissionen TESS und PLATO skizziert. Kurzum: Eine knappe
Bestandsaufnahme der bisherigen Erkenntnisgewinne in populärwissenschaftlich
ansprechender Form.
Beitrag
1: Bilder aus dem kosmischen Kreißsaal von Rebbeca Boyle
Es
wird erläutert, dass man sogenannte protoplanetare Scheiben beobachten konnte,
aus denen man Rückschlüsse über die Geschichte der Planetenentstehung gewinnen
kann. Es stellt sich heraus, dass der Prozess der Entstehung von
Planetensystemen komplexer ist, als man anfangs vermutet hat. Es konkurrieren
heute verschiedenen Erklärungsmodelle: Das Modell der Kern-Akkretion, das
Modell der Strömungsinstabilität und das Modell der Kieselstein-Akkretion. Ebenfalls
interessant: Die Beobachtung anderer Planetensysteme zeigt, dass unser
Sonnensystem kein exemplarisches Muster aufweist (Gesteinsplaneten mit
geringerem Abstand zur Sonne als die größeren Gasplaneten), das sich
zwangsläufig auch woanders wiederfinden lässt. Man hat bereits verschiedenartige
Strukturen entdeckt.
Beitrag
2: Ein Planet wider besseres Wissen von Florian Freistetter
Es
wurde ein Planet entdeckt, der seinen Stern in einem extrem geringen Abstand
umrundet: ein sogenannter „Heißer Jupiter“ (ein massereicher Planet in einer
sehr engen Umlaufbahn). So etwas sollte es nach früheren Annahmen eigentlich
nicht geben dürfen. Doch zwei Schweizer (Michel Mayor und Didier Queloz) konnten
aufzeigen, dass sich das Muster unseres Sonnensystems nicht automatisch auch in
anderen planetaren Systemen widerspiegelt. Für diese Entdeckung erhielten sie
2019 sogar den Physik-Nobelpreis.
Beitrag
3: Die Exowelten von TRAPPIST-1. Lebensfreundlich, eiskalt oder höllisch heiß?
Von Lena Noack
In
diesem Beitrag werden Erkenntnisse zu den Exoplaneten des 39 Lichtjahre
entfernten roten Zwergsterns TRAPPIST-1 vorgestellt. TRAPPIST-1 besitzt sieben
erdgroße Planeten, von denen sich gleich drei in der habitablen Zone befinden.
Problem: Das Zentralgestirn dieses Sonnensystems unterscheidet sich beträchtlich
von unserer Sonne, die viel kleiner und masseärmer ist. Es ist davon
auszugehen, so Noack, dass die Welten von TRAPPIST-1 einer hohen energiereichen
Röntgen- und Ultraviolettstrahlung ausgesetzt sind. Und auch der Sternwind des
roten Zwergsterns dürfte ein Problem für die Planeten sein. Auch stellt sich
die Frage, wie die Welten die Kontraktionsphase des Sterns in seiner „Jugendphase“
überstanden haben, in der alle sieben Planeten vermutlich extrem aufgeheizt
worden sind. Und als ob das nicht schon genug Probleme wären, die mögliches
Leben auf diesen Welten sehr unwahrscheinlich erscheinen lassen, kommt noch ein
weiteres hinzu: Die Abstände zwischen den Planeten sind recht gering, so dass
mit starken Gezeitenkräften zwischen ihnen zu rechnen ist. Es sei nicht
unwahrscheinlich, dass an der Oberfläche der Planeten ein extremer Vulkanismus
herrscht.
Beitrag
4: Neuer Suchalgorithmus. 18 neue erdgroße Exoplaneten in alten Kepler-Daten
von Rene Heller.
In
diesem Beitrag wird ein neuer Suchalgorithmus vorgestellt, der empfindlicher
für die Suche nach einer zweiten Erde ist. Mit Hilfe dieser Methode konnten bereits
18 kleine Planeten in Erdgröße entdeckt werden, die ansonsten verborgen
geblieben wären.
Beitrag
5: TESS. Spannende erste Funde von Jan Osterkamp
Vielversprechende
neue Entdeckungen werden wohl die Weltraumteleskope TESS und CHEOPS liefern
können. Sie übernehmen die bisherige Aufgabe der KEPLER-Mission und sind in der
Lage, mit Hilfe der Transitmethode Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu
entdecken. TESS durchforste seit 2018 weite Bereiche des Alls und konzentriere
sich vor allem auf erdnahe rote Zwergsterne. Darüber hinaus würden auch
Supernova-Explosionen mit dem Forschungssatelliten genauer in den Blick genommen.
Beitrag
6: BETA-PICTORIS. Kometen in legendärem Sternsystem von Robert Gast
Im
System BETA-PICTORIS hat TESS sogar schon Kometen entdecken können, was die
Leistungsstärke des Satelliten verdeutlicht. Ein Team um Sebastian Ziebe und
Konstanze Zwintz von der Universität Innsbruck habe immer wieder kleine
Verdunklungen des Sterns aufzeichnen können.
Beitrag
7: Warum der Hype um K2-18b nicht gerechtfertigt ist. Ein Kommentar von Robert
Gast
In
der Atmosphäre des fernen Exoplaneten K2-18b, der sich zudem in einer
habitablen Zone befindet, hat man in der Atmosphäre Wasserdampf entdeckt. Kann
man nun also euphorisch davon ausgehen, dass Leben dort existiert? Robert Gast
weist in seinem Kommentar darauf hin, diese Ergebnisse mit Vorsicht zu
interpretieren. Wasserdampf an sich sei noch keine Sensation und sei an vielen
Stellen im All bereits nachgewiesen worden. Relevant wäre die Information erst
dann, wenn man wüsste, in welcher Menge der Stoff in der Atmosphäre vorkommt.
Dazu gibt es aber bislang keine Erkenntnisse. Spannender sei die Entdeckung von
Gasen, die auf biologische Aktivität hindeuteten: also Sauerstoff und Methan.
Beitrag
8: Heiße Jupiter. Ein frühes Ende für Gasriesen von Ellen Leister
In
diesem Beitrag geht es genauer um das Schicksal von „Heißen Jupitern“, die
ihren Stern in sehr geringem Abstand umrunden. Es scheint, als würden solche „Heißen Jupiter“ noch recht junge Sonnen umkreisen und ab einem gewissen Zeitpunkt in
den Stern „stürzen“. Die Gasriesen wanderten im Laufe der Zeit weiter nach
innen, ihre Atmosphäre löse sich auf und schließlich zerreiße es den Planeten.
Beitrag
9: GLIESE 3470B. Verdampfender Exoplanet könnte kosmisches Rätsel lösen von
Daniel Lingenhöhl.
Unter
den knapp 4000 bekannten Exoplaneten wimmele es vor allem von „Heißen Jupitern“
und erdgroßen Felsplaneten. Doch ein Planetentyp hingegen sei selten: so
genannte „Heiße Neptune“, also kleinere Gasplaneten, die sich auf einer relativ
engen Umlaufbahn um ihren Stern befinden. Mit GLIESE 3470B hat man jedoch einen
solchen „Heißen Neptun“ ausfindig gemacht. Er befinde sich jedoch in Auflösung.
Seine Wasserstoffatmosphäre verschwindet ins All.
Beitrag
10: Hubble-Weltraumteleskop. Ist der erste Mond außerhalb des Sonnensystems
entdeckt? Von Rene Heller
In
diesem Beitrag wird auf die Herausforderungen der Entdeckung eines Exomondes
hingewiesen. Man sei darauf angewiesen, dass der Trabant einen Transiteffekt
verursacht. Das sei enorm schwer zu beobachten. Ein aussichtsreicher Kandidat
befinde sich jedoch beim jupitergroßen Planeten KEPLER-1625B. Der Mond sei
allerdings so groß wie der Neptun. Er ist damit enorm massereich, was zu einer zentralen
weiteren Frage führt: Wie kann ein solcher Riesenmond entstehen (wenn es sich
denn wirklich um einen Mond handelt, eine Bestätigung steht noch aus!)?
Beitrag
11: Der Next-Generation Transit Survey (NGTS). Auf der Jagd nach kleinen
Exoplaneten von Philipp Eigmüller
Im
Jahr 2018 wurden die ersten vier mit NGTS entdeckten Exowelten in einer Publikation vorgestellt. Zwei
der Planeten werden im Beitrag in ihren Eigenheiten genauer erläutert: NGTS-1b und NGTS-4b. Des
Weiteren werden die Vorteile des Projekts NGTS gegenüber TESS benannt. Auch
wird eine weitere Methode erläutert, eine Alternative bzw. Ergänzung zur
Transitmethode: Die Radialgeschwindigkeitsmethode (vgl. S. 57)
Beitrag
12: CHEOPS. Die Vermessung der Exoplaneten von Alexander Stirn
Das
CHEOPS-Projekt ist darauf ausgerichtet, solche Sterne ins Visier zu nehmen, die
von bekannten Planeten mit bekannten Bahnen umkreist werden (etwa 400 Sterne).
Die Transits sollen genauer vermessen werden. Mit Hilfe weiterer Daten zu Größe
und Masse lässt sich durch CHEOPS etwas zur mittleren Dichte eines Planeten
ableiten. So können weitere Erkenntnisse zur Zusammensetzung eines Exoplaneten
gewonnen werden.
Beitrag 13: PLATO. Die Rückkehr zu den hellsten Sternen. Von Ruth Tietz-Werder, Günther Wuchterl und Heike Rauer
In diesem Beitrag wird die PLATO-Mission genauer vorgestellt. Ziel dieser Mission sei es, Radius, Masse und Alter von Exoplaneten mit einer bisher nicht gekannten Genauigkeit zu bestimmen. Es würden v.a. leuchtstarke Sterne in den Blick genommen. Zum Einsatz komme dafür ein spezielles Multiteleskop-Design, bestehend aus 26 Teleskopen. Es sei davon auszugehen, dass PLATO mit Hilfe der gewonnenen Daten einen großen Beitrag zur galaktischen Archäologie leisten wird, v.a. Fragen zur Planetenentstehung und -entwicklung würden genauer untersucht. Und vielleicht ist ja unter den beobachten Planeten sogar ein erdgroßer Gesteinsplanet in einer habitablen Zone, der einen sonnenähnlichen Stern umkreist. Denn darum geht es ja bei der Erforschung der Exowelten: Um die Suche nach einer zweiten Erde.
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