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Montag, 5. September 2022

Strobel, Arno - Sharing


4 von 5 Sternen


Schnell getaktete Ereignishaftigkeit

Nachdem ich von „Fake“ von Arno Strobel so begeistert war (vgl. eine frühere Rezension), wollte ich unbedingt noch mehr von ihm lesen. So stieß ich auf den Thriller „Sharing“, erschienen 2021. Und es zeigt sich, dass die Erzählweise, die schon bei „Fake“ für extreme Spannung sorgte, auch bei Sharing zum Einsatz kommt. Eine Erzählweise, die ich in meiner Rezension zu „Fake“ bereits folgendermaßen benannt habe: schnell getaktete Ereignishaftigkeit. So auch hier. Der Autor kommt sofort zur Sache, man ist sofort mittendrin im Geschehen und wird mitgerissen.

Was mich anfangs etwas gestört hat: Es gibt schon einige Parallelen zu „Fake“. Der Mann, Markus, wird schon wieder (fälschlicherweise?) verdächtigt, die Polizei nimmt ihn als Verdächtigen ins Visier. Gleichzeitig wird er von einem Täter immer wieder in diverse Fallen gelockt. Und ich hatte wirklich erst Sorge, dass sich vieles zu sehr ähneln wird. Doch dem ist nicht so. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo Markus sich allein durchschlägt, um den Täter zu stellen, entwickelt sich die Handlung in eine ganz eigene Richtung und die Parallelen zu „Fake“ sind nicht mehr zu überbordend.

Doch die Fragen, die man sich beim Lesen stellt, sind dieselben wie bei „Fake“: Was ist die Wahrheit? Hat Markus womöglich doch seiner eigenen Frau etwas angetan? Oder wird er es doch schaffen, seine Unschuld zu beweisen? Und erneut wundert man sich über die Polizei, die so auf ihn als Täter festgelegt ist. Ich habe mir während des Lesens vorgestellt, dass ich niemals in eine solche Situation kommen möchte und ich hoffentlich auf Beamte treffe, die meine Aussagen nicht nur in Zweifel ziehen. Ich empfand die ermittelnden Kommissare als zu unkritisch und zu einseitig dargestellt. Die Polizeiarbeit wirkt schon sehr festgefahren, fast dilettantisch. Das ist nicht immer realistisch. Aber natürlich hilft diese bewusste Konstruktion dabei, noch mehr Spannung zu erzeugen. Und man regt sich als Leser, der (evtl.?) mehr weiß als die Polizei, sehr über die Beamten auf. Gleichzeitig ist man sich aber unsicher, ob Markus nicht vielleicht doch lügt. Man ist während der Lektüre also schon hin- und hergerissen. Was stimmt, wem kann man glauben? Das ist schon geschickt arrangiert. Und auch wenn Strobel sich des gleichen Rezepts mit ähnlichen Zutaten bedient, es wirkt. Ich habe „Sharing“ genauso gebannt gelesen wie „Fake“.

Allerdings fand ich „Fake“ aus einem Grund doch besser: Die Thematik hat mir mehr zugesagt. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Ich fand „Sharing“ doch etwas zu brutal und zu hart, v.a. die eingeschobenen Kapitel zur Opferperspektive waren mir teilweise zu drastisch, der Sadismus zu deutlich. Da fand ich „Fake“ deutlich schonender dem Leser/ der Leserin gegenüber. Und auch die psychologisch-psychiatrische Unterfütterung des Inhalts fand ich am Ende zu unsinnig. Was mir auch an „Fake“ besser gefallen hat: Die Polizei spielt im Verlauf der Handlung eine größere Rolle als bei „Sharing“. Das hat mir ebenfalls mehr zugesagt. Nicht zuletzt hat mir auch das Ende bei „Fake“ besser gefallen als das bei „Sharing“. Bei „Sharing“ fand ich es zu konstruiert und nicht gänzlich plausibel.


Fazit

Der Thriller ist absolut spannend und fesselnd, aber im Vergleich zu „Fake“ finde ich „Sharing“ weniger gelungen. Dennoch absolut empfehlenswert. Ich vergebe 4 Sterne!

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