Darknet – aufs Neue
Der
Thriller „Die App“, erschienen 2020, ist der dritte Thriller, den ich nun von
Arno Strobel gelesen habe. Ich arbeite mich chronologisch rückwärts durch sein
Werk. Aufmerksam auf den Autor bin ich durch das Werk „Fake“ geworden, das mich
begeistert hat und im August 22 erschienen ist. Auch „Sharing“ konnte mich noch
in seinen Bann ziehen, wenn es mir auch stellenweise etwas zu hart und
sadistisch darin zuging. (vgl. eine frühere Rezension). Doch wie schneidet nun
„Die App“ im Vergleich ab?
Auf
die Besonderheiten der Erzählweise von Strobel bin ich schon in meinen früheren
Rezensionen eingegangen, ich wiederhole mich ungern. Sie ähnelt „Fake“ und
„Sharing“ sehr. Wieder ist man sofort mittendrin im Geschehen und wird
mitgerissen. Schon auf den ersten Seiten ergeben sich drei zentrale Fragen: Was
ist mit der Frau passiert, als Hendrik seine Not-OP durchgeführt hat? Ist sie
ausgerissen? Wurde sie entführt?
In
kursiv gedruckten eingeschobenen Kapiteln erfährt man dann wieder etwas über
die Täter- und Opferperspektive, eine auffällige Parallele zu „Fake“ und „Sharing“.
Ähnlich wie in „Sharing“ geht es wieder recht hart zur Sache. Für meinen
Geschmack ist die Darstellung dieser Einschübe zu drastisch. Aber das muss
natürlich jeder für sich selbst beurteilen.
Wieder
lassen sich zahlreiche Ähnlichkeiten zu „Fake“ und „Sharing“ entdecken, der
Autor greift gerne auf ein ähnliches Rezept zurück, dessen Zutaten er dann
variiert. So spielt z.B. immer wieder das Darknet eine große Rolle. Die
Variation ist allerdings so gewählt, dass schon jeder der genannten Thriller
inhaltlich für sich selbst stehen kann. Es ist nicht so, dass stets der gleiche
Inhalt kopiert wird. Aus diesem Grund stört die Ähnlichkeit auch nicht.
Allerdings
muss ich klar sagen, dass mir „Die App“ weniger gut gefallen hat als „Fake“ und
„Sharing“. Die ganze Thematik um das intelligente Home System Adam sprach mich
nicht so an. Auch ist das Tempo bei „Die App“ nicht so hoch, es gab schon
deutlich mehr Längen. Die Ermittlungen drehten sich für mich insgesamt zu sehr
im Kreis. Und weil die Spannung nicht so stark ausgeprägt ist wie bei „Fake“
und „Sharing“, treten dann doch auch die Schwächen bei der Charakterzeichnung
deutlicher hervor. Die Figuren bleiben recht blass. Es kam für mich einfach
keine solche Sogwirkung auf wie bei „Fake“ und „Sharing“. Der Fokus lag für
mich auch zu sehr auf dem Smart Home System und zu wenig auf der verschwundenen
Frau. Auch das Ende war mir zu heftig und zu sadistisch gestaltet. Das hat mir
nicht zugesagt. Auch wurde am Ende nicht alles zu meiner Befriedigung aufgelöst.
Ich hatte noch ein paar offene Fragen im Kopf. Das hat mich schon gestört.
Letztlich
findet man das Motiv des verschwundenen Partners in anderen Thrillern in meinen
Augen besser umgesetzt, so z.B. bei Judith Merchant „Atme“ oder bei Jackie
Kabler „Ein perfektes Paar“ (vgl. frühere Rezensionen).
Fazit:
Der Thriller „Die App“ kann nicht mit „Fake“ und „Sharing“ mithalten. Es gibt
mehr Längen, das Tempo ist nicht so hoch. Die Sogwirkung empfand ich als
weniger stark ausgeprägt. Die Ermittlungen drehen sich nach meinem Empfinden
sehr im Kreis. Der Fokus lag für mich unpassenderweise zu sehr auf dem Smart
Home System. Ich vergebe 3 Sterne!
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