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Freitag, 9. September 2022

Strobel, Arno - Die App


3 von 5 Sternen


Darknet – aufs Neue

Der Thriller „Die App“, erschienen 2020, ist der dritte Thriller, den ich nun von Arno Strobel gelesen habe. Ich arbeite mich chronologisch rückwärts durch sein Werk. Aufmerksam auf den Autor bin ich durch das Werk „Fake“ geworden, das mich begeistert hat und im August 22 erschienen ist. Auch „Sharing“ konnte mich noch in seinen Bann ziehen, wenn es mir auch stellenweise etwas zu hart und sadistisch darin zuging. (vgl. eine frühere Rezension). Doch wie schneidet nun „Die App“ im Vergleich ab?

Auf die Besonderheiten der Erzählweise von Strobel bin ich schon in meinen früheren Rezensionen eingegangen, ich wiederhole mich ungern. Sie ähnelt „Fake“ und „Sharing“ sehr. Wieder ist man sofort mittendrin im Geschehen und wird mitgerissen. Schon auf den ersten Seiten ergeben sich drei zentrale Fragen: Was ist mit der Frau passiert, als Hendrik seine Not-OP durchgeführt hat? Ist sie ausgerissen? Wurde sie entführt?

In kursiv gedruckten eingeschobenen Kapiteln erfährt man dann wieder etwas über die Täter- und Opferperspektive, eine auffällige Parallele zu „Fake“ und „Sharing“. Ähnlich wie in „Sharing“ geht es wieder recht hart zur Sache. Für meinen Geschmack ist die Darstellung dieser Einschübe zu drastisch. Aber das muss natürlich jeder für sich selbst beurteilen.

Wieder lassen sich zahlreiche Ähnlichkeiten zu „Fake“ und „Sharing“ entdecken, der Autor greift gerne auf ein ähnliches Rezept zurück, dessen Zutaten er dann variiert. So spielt z.B. immer wieder das Darknet eine große Rolle. Die Variation ist allerdings so gewählt, dass schon jeder der genannten Thriller inhaltlich für sich selbst stehen kann. Es ist nicht so, dass stets der gleiche Inhalt kopiert wird. Aus diesem Grund stört die Ähnlichkeit auch nicht.

Allerdings muss ich klar sagen, dass mir „Die App“ weniger gut gefallen hat als „Fake“ und „Sharing“. Die ganze Thematik um das intelligente Home System Adam sprach mich nicht so an. Auch ist das Tempo bei „Die App“ nicht so hoch, es gab schon deutlich mehr Längen. Die Ermittlungen drehten sich für mich insgesamt zu sehr im Kreis. Und weil die Spannung nicht so stark ausgeprägt ist wie bei „Fake“ und „Sharing“, treten dann doch auch die Schwächen bei der Charakterzeichnung deutlicher hervor. Die Figuren bleiben recht blass. Es kam für mich einfach keine solche Sogwirkung auf wie bei „Fake“ und „Sharing“. Der Fokus lag für mich auch zu sehr auf dem Smart Home System und zu wenig auf der verschwundenen Frau. Auch das Ende war mir zu heftig und zu sadistisch gestaltet. Das hat mir nicht zugesagt. Auch wurde am Ende nicht alles zu meiner Befriedigung aufgelöst. Ich hatte noch ein paar offene Fragen im Kopf. Das hat mich schon gestört.

Letztlich findet man das Motiv des verschwundenen Partners in anderen Thrillern in meinen Augen besser umgesetzt, so z.B. bei Judith Merchant „Atme“ oder bei Jackie Kabler „Ein perfektes Paar“ (vgl. frühere Rezensionen).

 

Fazit

Der Thriller „Die App“ kann nicht mit „Fake“ und „Sharing“ mithalten. Es gibt mehr Längen, das Tempo ist nicht so hoch. Die Sogwirkung empfand ich als weniger stark ausgeprägt. Die Ermittlungen drehen sich nach meinem Empfinden sehr im Kreis. Der Fokus lag für mich unpassenderweise zu sehr auf dem Smart Home System. Ich vergebe 3 Sterne!

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