Starkes Debut
Der
Thriller „Im dunklen, dunklen Wald“ ist das überaus gelungene Debut von Ruth
Ware, das mit einer überzeugende Figurenzeichnung und einigen Wendungen
punktet. Die Autorin nimmt sich zunächst einmal Zeit, die Figuren Melanie,
Nora, Nina, Flo, Tom und Clare einzuführen, die einen exzessiven Junggesellinenabschied
feiern. Vor allem die Stimmung auf der Party wird dabei gut eingefangen, alles
wirkt detailliert und authentisch, was auch an der gelungenen Dialoggestaltung
liegt. Es wird deutlich, dass die vermeintlichen Freunde doch sehr gehässig
miteinander umgehen. Man ist mittendrin im Geschehen. Das ist gut gemacht!
Auch
die Darstellung der Beziehungsverhältnisse zwischen den Figuren ist lobenswert.
Besonders gut hat mir das problematische Verhältnis von Nora und Clare
gefallen. Beide sind als Kontrastfiguren angelegt, so stand Nora stets im
Schatten von Clare, die ihre Umgebung mit ihrem Charme für sich einnehmen
konnte.
Man
merkt auch recht schnell, dass mit der Hauptprotagonistin Nora, aus deren
Ich-Perspektive erzählt wird, etwas nicht stimmt. Es ist in der Vergangenheit
etwas vorgefallen, das sie noch immer umtreibt. Als Leser:innen lösen wir
dieses Rätsel nach und nach auf. Das treibt die Handlung gut voran. Eine erste
gute Wendung nimmt die Handlung, als Clare ihrer ehemals besten Freundin Nora
eröffnet, wen sie eigentlich heiratet. Gelungen sind auch die erzählerischen Einschübe
aus der Gegenwart, in denen Nora sich im Krankhaus befindet und sich darum
bemüht, sich daran zu erinnern, welches tragische Ereignis auf der Party
vorgefallen ist. Auch das erzeugt eine gute Offenheit, so dass man weiterlesen
möchte.
Ab
S. 209 nimmt die Handlung dann stark an Tempo und Dynamik zu. Es kommt zu einem
tragischen Zwischenfall. Von diesem Zeitpunkt an rückt Nora dann noch stärker
in den Mittelpunkt, während die anderen Figuren in den Hintergrund treten. Nun
beschäftigt den Leser/ die Leserinnen die Frage, was genau vorgefallen ist. Die
Rekonstruktion der Ereignisse ist spannend und mit Sogwirkung gestaltet. Und ab
S. 298 zieht das Tempo sogar noch einmal an, es ereignet sich erneut eine
überraschende Wendung. Und die Auflösung am Ende ist gelungen. Kurzum: Ein
Thriller, der seinen Namen zurecht trägt. Von mir 4 Sterne und eine
Leseempfehlung!
Fazit:
Ein Thriller, der gemächlich startet, dann aber ab S. 209 an Tempo und Dynamik zunimmt. Was mich v.a. überzeugt hat: die Figurengestaltung, die Darstellung der Beziehungsverhältnisse und die überraschenden Wendungen, die zum Weiterlesen animieren. Da der Thriller aber so gemächlich startet, ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne. Trotzdem Leseempfehlung, vor allem für solche Leser:innen, die auch Henri Faber, Judith Merchant und Romy Hausmann mögen.
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