Wohltemperiertes Deutsch
Für
alle, die sich gerne einmal mit den Besonderheiten und Schwierigkeiten der
deutschen Sprache beschäftigen möchten, ist das Büchlein „Deutsch für alle. Das
endgültige Lehrbuch“ von Abbas Khider eine äußerst amüsante Lektüre. Der Autor
geht darin auf einige grammatische Herausforderungen des Deutschen ein und
verdeutlicht damit, dass die Aneignung des Deutschen als Fremdsprache kein
leichtes Unterfangen darstellt. Auf vergnügliche Weise wird man als Muttersprachler
sensibilisiert für die Stolpersteine der eigenen Sprache, die man ja intuitiv
erlernt hat. Es wird humorvoll dargestellt, wie eine Vereinfachung der
Grammatik umgesetzt werden könnte.
So
macht der Autor beispielsweise erheiternde Vorschläge dazu, wie man den Satzbau
im Nebensatz oder das Artikelsystem erleichtern könnte oder wie man das Problem
der trennbaren Verben lösen könnte. Nicht zuletzt schlägt Khider vor, den
Bestand der Präpositionen zu reduzieren. Ich finde die Abstraktionsleistung von
Khider dabei absolut bewundernswert. Er demonstriert nämlich nicht nur, wie gut
er die Regeln des Deutschen kennt, sondern er setzt sich äußerst kreativ, originell
und mit einem Augenzwinkern mit diesen auseinander. Mir hat die Lektüre dieses
schmalen Büchleins viel Spaß bereitet. Und für meinen Geschmack hätte es sogar
noch umfangreicher ausfallen können. Viele Themen bleiben ausgespart. Der Autor
selbst räumt ein, dass er auch noch auf die Verwendung von ES, auf die
Komposita, die Modalverben, das Passiv, die Zahlwörter, die Hilfsverben, die
indirekte Rede oder den Konjunktiv eingehen könnte. Vielleicht bringt Khider ja
noch eine Fortsetzung heraus, wünschenswert wäre es.
Lustig
finde ich vor allem, wie der Autor Analogien und Beispiele verwendet, um die
Besonderheiten der deutschen Grammatik zu beschreiben. Da werden Pronomen mit
dem Föderalismus in Bezug gesetzt. Die Deklination wird verglichen mit einem
Bestrafungsinstrument. Und die Verbendstellung im Nebensatz gleicht den
Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Herrlich! Ich habe bei der Lektüre viel
geschmunzelt.
Gut
hat mir auch gefallen, dass Abbas Khider einige biographische Erlebnisse und
Anekdoten in die Darstellung miteinfließen lässt. In den literarischen Werken
von ihm frage ich mich ja stets, was von den geschilderten Inhalten wohl
autobiographisch sein mag, was fiktiv (vgl. meine Rezensionen zu „Der Erinnerungsfälscher“,
„Ohrfeige“, „Brief in die Auberginenrepublik“, „Der falsche Inder“). Hier gibt der
Autor einmal etwas Persönliches von sich preis. Das fand ich toll!
Das
einzige, was mich punktuell einmal gestört hat. Es gibt schon einige Passagen,
in denen Khider mit seinem bissigen Humor etwas übers Ziel hinausschießt und
mal die eine oder andere Grenze des guten Geschmacks überschreitet. Das entsprach
nicht immer so ganz meinem Geschmack. Es hat mich jetzt aber nicht so gestört,
dass ich dafür einen Stern abziehen würde. Auch hätten mich mehr Vergleiche zum
Arabischen interessiert. Kurzum: Absolute Leseempfehlung für solche Leser, die
an den Besonderheiten der deutschen Sprache interessiert sind und 5 Sterne.
Fazit:
Ein kreatives, originelles und amüsantes Werk, in dem der Autor eine profunde
Kenntnis der deutschen Sprache beweist. Die Vorschläge zur Vereinfachung sowie
die verwendeten Analogien und Beispiele sind lustig zu lesen. Auch die
biographischen Erfahrungen des Autors habe ich mit Interesse gelesen. In
einigen Passagen war mir der Humor dann aber doch zu scharfzüngig. Trotzdem 5
Sterne und klare Empfehlung, allerdings für solche Leser, die an der deutschen
Sprache interessiert sind.
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