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Dienstag, 6. Juni 2023

Sanchez Vegara, Maria Isabel - Anne Frank (Little people, big dreams)


5 von 5 Sternen



Kindgerecht und nicht überfordernd


Kinder interessieren sich für historische Persönlichkeiten. Das habe ich immer wieder festgestellt. Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, noch einmal eine andere Reihe vorzustellen, die solche Personen (kindgerecht?) näher beleuchtet: Und zwar die Reihe „Little people, big dreams“ von Maria Isabel Sanchez Vegara aus dem Insel Verlag. Mit der Reihe „Jede*r kann die Welt verändern“ aus dem Egmont BÄNG Verlag konnte ich ja leider überhaupt nichts anfangen (vgl. dazu frühere Rezensionen zu „Anne Frank“ und „Albert Einstein“). Das Buch zu „Anne Frank“ fand ich altersunangemessen und überfordernd. Aus diesem Grund wollte ich mir einmal genauer anschauen, wie das Thema „Anne Frank“ in der Reihe „Little people, big dreams“ aufbereitet worden ist. Ist die didaktische Reduktion angemessen umgesetzt?

 

In meinen Augen, ja. In diesem Buch werden die Themen „Zweiter Weltkrieg“, „Judenverfolgung“, „Hitler“ und „Konzentrationslager“ auf das nötigste reduziert. So heißt es zu Adolf Hitler z.B. „da kam ein Großmaul mit Bärtchen an die Macht. Adolf Hitler hasste die Juden und hätte sie am lieben aus der Welt geschafft“. Zum Krieg heißt es: „dann überfielen Hitlers Nazis halb Europa und besetzten auch Holland“. Die Judenverfolgung wird konkret am Beispiel des Judensterns veranschaulicht („Alle jüdischen Kinder mussten auf eine extra Schule gehen und einen Stern an der Brust tragen“). Auch die Lebensbedingungen im Versteck, die Angst von Anne und ihr Tagebuch als wichtige Gefährtin werden passend thematisiert. Auch das traurige Kapitel der KZs wird vage angedeutet („Drei Tage brauchte der Zug bis zum schlimmsten Ort auf der Erde. Nur Annes Vater überlebte das KZ“).

 

Im Anschluss an den kindgerechten Text, der angemessen auf das Nötigste reduziert wurde, findet man noch einen doppelseitigen Sachtext mit sechs Fotos zur echten Anne. So erhalten die jungen Zuhörer:innen bzw. Leser:innen noch einmal ein realistisches Bild von ihr. Letztlich müssen die Eltern selbst entscheiden, ob und ab wann sie dieses Thema mit ihrem Nachwuchs besprechen möchten. Und es ist davon auszugehen, dass folgende Nachfragen der Kinder kommen werden: Warum hasste Adolf Hitler die Juden? Warum mussten die jüdischen Kinder einen Stern tragen? Was ist ein KZ und was genau passierte dort? Darauf sollte man sich einstellen. Und damit sollte man dann umgehen können. Vielleicht werden auch noch andere, herausforderndere Fragen kommen.

 

Fazit: 

Das Buch „Anne Frank“ aus der Reihe „little people, big dreams“ überfordert die Kinder nicht (wenn man als Eltern die Lektüre angemessen begleitet), die didaktische Reduktion ist besser umgesetzt als in der anderen Reihe, die ich oben erwähnt habe. Und die schwarz-weiß Illustrationen sind lebensecht und nicht synthetisch comichaft wie in der Reihe „Jede*r kann die Welt verändern“. Mir und meinen Kindern hat das deutlich besser gefallen. Aber dennoch Achtung: Das Buch löst große Betroffenheit aus! Der Leseprozess sollte gut begleitet werden. Die Eltern müssen für sich selbst entscheiden, ob sie sich diesem Thema auf diese Weise und schon recht frühzeitig annähern möchten. Ich gebe für dieses gelungene Kinderbuch 5 Sterne!

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