Kindgerecht und nicht überfordernd
Kinder
interessieren sich für historische Persönlichkeiten. Das habe ich immer wieder
festgestellt. Deshalb ist es mir ein Bedürfnis, noch einmal eine andere Reihe
vorzustellen, die solche Personen (kindgerecht?) näher beleuchtet: Und zwar die
Reihe „Little people, big dreams“ von Maria Isabel Sanchez Vegara aus dem Insel
Verlag. Mit der Reihe „Jede*r kann die Welt verändern“ aus dem Egmont BÄNG
Verlag konnte ich ja leider überhaupt nichts anfangen (vgl. dazu frühere
Rezensionen zu „Anne Frank“ und „Albert Einstein“). Das Buch zu „Anne Frank“
fand ich altersunangemessen und überfordernd. Aus diesem Grund wollte ich mir
einmal genauer anschauen, wie das Thema „Anne Frank“ in der Reihe „Little
people, big dreams“ aufbereitet worden ist. Ist die didaktische Reduktion
angemessen umgesetzt?
In
meinen Augen, ja. In diesem Buch werden die Themen „Zweiter Weltkrieg“, „Judenverfolgung“,
„Hitler“ und „Konzentrationslager“ auf das nötigste reduziert. So heißt es zu
Adolf Hitler z.B. „da kam ein Großmaul mit Bärtchen an die Macht. Adolf Hitler hasste
die Juden und hätte sie am lieben aus der Welt geschafft“. Zum Krieg heißt es: „dann
überfielen Hitlers Nazis halb Europa und besetzten auch Holland“. Die
Judenverfolgung wird konkret am Beispiel des Judensterns veranschaulicht („Alle
jüdischen Kinder mussten auf eine extra Schule gehen und einen Stern an der
Brust tragen“). Auch die Lebensbedingungen im Versteck, die Angst von Anne und
ihr Tagebuch als wichtige Gefährtin werden passend thematisiert. Auch das
traurige Kapitel der KZs wird vage angedeutet („Drei Tage brauchte der Zug bis
zum schlimmsten Ort auf der Erde. Nur Annes Vater überlebte das KZ“).
Im
Anschluss an den kindgerechten Text, der angemessen auf das Nötigste reduziert
wurde, findet man noch einen doppelseitigen Sachtext mit sechs Fotos zur echten
Anne. So erhalten die jungen Zuhörer:innen bzw. Leser:innen noch einmal ein
realistisches Bild von ihr. Letztlich müssen die Eltern selbst entscheiden, ob
und ab wann sie dieses Thema mit ihrem Nachwuchs besprechen möchten. Und es ist
davon auszugehen, dass folgende Nachfragen der Kinder kommen werden: Warum
hasste Adolf Hitler die Juden? Warum mussten die jüdischen Kinder einen Stern tragen?
Was ist ein KZ und was genau passierte dort? Darauf sollte man sich einstellen.
Und damit sollte man dann umgehen können. Vielleicht werden auch noch andere,
herausforderndere Fragen kommen.
Fazit:
Das Buch „Anne Frank“ aus der Reihe „little people, big dreams“ überfordert die
Kinder nicht (wenn man als Eltern die Lektüre angemessen begleitet), die
didaktische Reduktion ist besser umgesetzt als in der anderen Reihe, die ich
oben erwähnt habe. Und die schwarz-weiß Illustrationen sind lebensecht und nicht
synthetisch comichaft wie in der Reihe „Jede*r kann die Welt verändern“. Mir
und meinen Kindern hat das deutlich besser gefallen. Aber dennoch Achtung: Das
Buch löst große Betroffenheit aus! Der Leseprozess sollte gut begleitet werden.
Die Eltern müssen für sich selbst entscheiden, ob sie sich diesem Thema auf
diese Weise und schon recht frühzeitig annähern möchten. Ich gebe für dieses
gelungene Kinderbuch 5 Sterne!
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