Abstrus, unglaubwürdig und zu konstruiert
Ein
guter Thriller ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Wenn man das
Buch in die Hand nimmt, wird man so sehr von den Geschehnissen vereinnahmt,
dass man niemandem mehr die Tür aufmachen will. Telefongespräche werden zu eine
lästigen Unterbrechung. Ein solches Gefühl zu erzeugen, schaffen nach meiner
Erfahrung nur ganz, ganz wenige Thriller. Leitfrage dieser Rezension: Schafft
es Max Bentow mit „Rotkäppchens Traum“ ein solches Gefühl zu erzeugen?
Das
Ausgangsszenario ist zunächst packend, es wird viel Neugier erzeugt. Das liegt
vor allem an der Verwendung des Amnesie-Motivs. Die Protagonistin erwacht nach
einem Sturz ohne Erinnerung. Wer ist sie? Was ist ihr widerfahren? Wird sie
sich wieder erinnern? Diese Fragen hatte ich zu Beginn im Kopf und sie haben
mein Interesse erregt. Und als Leser verfügen wir über genauso wenig Wissen wie
Anni. Wir verstehen nicht recht, was um sie herum passiert und warum sie weder
Arzt noch Polizei informieren will. Der Zustand der Verwirrung und der
Orientierungslosigkeit kommt gut zum Ausdruck. Der Autor versteht es gut, dem
Leser relevante Informationen vorzuenthalten. Das hat mich überzeugt. Und auch
der Schreibstil ist fesselnd.
Der
Plot hält allerdings auch einige Überraschungen bereit. Und ab einem gewissen
Punkt konnte ich dann nicht mehr mitgehen. Zu konstruiert ist das
psychologische Element, zu unglaubwürdig wird das Handeln der Figuren. Für mich
war es dann einfach irgendwann zu überdreht und zu abstrus. Jede Begründung an
dieser Stelle würde allerdings zu sehr spoilern, deshalb verzichte ich darauf.
Fazit:
Der Thriller entwickelt sich mit zunehmendem Handlungsverlauf in keine gute
Richtung. Vieles ist dann nicht mehr plausibel und in sich schlüssig. Das ist schade,
weil das Buch vielversprechend startet, viel Neugier erregt und Bentow einen
packenden Schreibstil hat. Das einleitend beschriebene Gefühl stellt sich also
nicht ein, ich habe mich später nur noch durchs Buch gequält. 2 Sterne von mir!
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