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Freitag, 16. Juni 2023

Kliem, Susanne - Das Scherbenhaus


3 von 5 Sternen



Guter Beginn, langsamer Mittelteil, enttäuschendes Ende


Kennt ihr auch diese Bücher, die vielversprechend starten, denen dann aber im weiteren Verlauf der Handlung die Luft ausgeht? Leider gehört der Thriller „Das Scherbenhaus“ von Susanne Kliem auch in diese Kategorie. Susanne Kliem schreibt auch unter dem Namen Kristina Hauff und sie ist mir durch das Werk „In blaukalter Tiefe“ sehr positiv aufgefallen (vgl. eine frühere Rezension). Ich dachte mir, wer ein solch toll durchkomponiertes Werk schreibt, der wird bestimmt auch einen guten Thriller zu Papier bringen. In diesem Fall leider nein!

 

Doch der Einstieg ist, wie gesagt, gelungen. Die Protagonistin wird von einem Stalker heimgesucht, der ihr Briefe mit Fotos von verwundeter Haut schickt. Auf diese Weise entsteht eine permanente Bedrohungslage für Carla Brendel. Hinzu kommt eine Schwester, die Carla darum bittet, möglichst bald nach Berlin zu kommen, weil sie ihr etwas anvertrauen will. Die Neugier ist also geweckt. Wer ist der Stalker? Wird er Carla noch gefährlich werden? Was möchte die Schwester mit Carla bereden?

 

Ein weiterer Spannungsimpuls entsteht, als Carla sich mit ihrer Schwester Ellen trifft, diese dann einen Anruf erhält, vor die Tür geht und auf einmal spurlos verschwindet. Später findet man Ellens Leiche. Und als Leser fragt man sich: Was ist mit ihr geschehen? War es wirklich nur ein Unfall? Doch statt dieses Handlungselement weiterzuverfolgen und zu vertiefen und den Stalker nun stärker als Bedrohungselement einzubeziehen, wird eine andere inhaltliche Richtung eingeschlagen. Carla zieht in das von Ellen entworfene Haus ein und schlägt sich dort mit ihren neuen Bewohnern herum, die allesamt sehr mysteriös wirken. Jeder von ihnen scheint etwas verbergen zu wollen.

 

Und genau hier ist für mich der Punkt, wo die Handlung für mich an Reiz verliert. Der Stalker tritt nach meinem Geschmack zu sehr in den Hintergrund und auch die Idee des Smart Home wird kaum bedient. Stattdessen verschiebt sich der Handlungsschwerpunkt nun auf die undurchsichtigen Bewohner des neuen Zuhauses und es wird zunehmend unglaubwürdig. Der Tod von Ellen lässt Carla keine Ruhe und sie stellt eigene Nachforschungen an. Gespräche mit den Nachbarn treten nun in den Vordergrund. Und die Spannungskurve flacht leider ganz schön ab. Das ist sehr schade, weil die Ausgangsidee mir gefallen hat und der Spannungsbogen zu Beginn gut ausgeprägt war. Und eine Stärke der Autorin zeigt sich auf jeden Fall auch hier: Sie entwirft lebensechte, glaubwürdige Figuren (zumindest zu Beginn).

 

Fazit

Ein Thriller, der gut startet, sich dann aber in eine Richtung entwickelt, die mir nicht zusagte. Das Ausgangsszenario ist vielversprechend (Stalker, Smart Home), doch nach meinem Empfinden macht die Autorin zu wenig daraus. Mit dem Einzug in das neue Haus und Carlas Nachforschungen verliert die Geschichte an Reiz, der Spannungsbogen flacht ab. Das Finale hat mich nicht gepackt, die Auflösung hat mich nicht überzeugt. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich. Sehr schade. Zurück bleibt ein durchschnittlicher Thriller, der aber klar erkennen lässt, dass die Autorin ein Talent für die Zeichnung lebensechter Figuren hat. 3 Sterne von mir!

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