Guter Beginn, langsamer Mittelteil, enttäuschendes Ende
Kennt
ihr auch diese Bücher, die vielversprechend starten, denen dann aber im
weiteren Verlauf der Handlung die Luft ausgeht? Leider gehört der Thriller „Das
Scherbenhaus“ von Susanne Kliem auch in diese Kategorie. Susanne Kliem schreibt
auch unter dem Namen Kristina Hauff und sie ist mir durch das Werk „In
blaukalter Tiefe“ sehr positiv aufgefallen (vgl. eine frühere Rezension). Ich
dachte mir, wer ein solch toll durchkomponiertes Werk schreibt, der wird
bestimmt auch einen guten Thriller zu Papier bringen. In diesem Fall leider
nein!
Doch
der Einstieg ist, wie gesagt, gelungen. Die Protagonistin wird von einem
Stalker heimgesucht, der ihr Briefe mit Fotos von verwundeter Haut schickt. Auf
diese Weise entsteht eine permanente Bedrohungslage für Carla Brendel. Hinzu
kommt eine Schwester, die Carla darum bittet, möglichst bald nach Berlin zu
kommen, weil sie ihr etwas anvertrauen will. Die Neugier ist also geweckt. Wer
ist der Stalker? Wird er Carla noch gefährlich werden? Was möchte die Schwester
mit Carla bereden?
Ein
weiterer Spannungsimpuls entsteht, als Carla sich mit ihrer Schwester Ellen trifft,
diese dann einen Anruf erhält, vor die Tür geht und auf einmal spurlos
verschwindet. Später findet man Ellens Leiche. Und als Leser fragt man sich:
Was ist mit ihr geschehen? War es wirklich nur ein Unfall? Doch statt dieses
Handlungselement weiterzuverfolgen und zu vertiefen und den Stalker nun stärker
als Bedrohungselement einzubeziehen, wird eine andere inhaltliche Richtung
eingeschlagen. Carla zieht in das von Ellen entworfene Haus ein und schlägt sich
dort mit ihren neuen Bewohnern herum, die allesamt sehr mysteriös wirken. Jeder
von ihnen scheint etwas verbergen zu wollen.
Und
genau hier ist für mich der Punkt, wo die Handlung für mich an Reiz verliert.
Der Stalker tritt nach meinem Geschmack zu sehr in den Hintergrund und auch die
Idee des Smart Home wird kaum bedient. Stattdessen verschiebt sich der
Handlungsschwerpunkt nun auf die undurchsichtigen Bewohner des neuen Zuhauses
und es wird zunehmend unglaubwürdig. Der Tod von Ellen lässt Carla keine Ruhe
und sie stellt eigene Nachforschungen an. Gespräche mit den Nachbarn treten nun
in den Vordergrund. Und die Spannungskurve flacht leider ganz schön ab. Das ist
sehr schade, weil die Ausgangsidee mir gefallen hat und der Spannungsbogen zu
Beginn gut ausgeprägt war. Und eine Stärke der Autorin zeigt sich auf jeden
Fall auch hier: Sie entwirft lebensechte, glaubwürdige Figuren (zumindest zu
Beginn).
Fazit:
Ein Thriller, der gut startet, sich dann aber in eine Richtung entwickelt, die
mir nicht zusagte. Das Ausgangsszenario ist vielversprechend (Stalker, Smart
Home), doch nach meinem Empfinden macht die Autorin zu wenig daraus. Mit dem
Einzug in das neue Haus und Carlas Nachforschungen verliert die Geschichte an
Reiz, der Spannungsbogen flacht ab. Das Finale hat mich nicht gepackt, die
Auflösung hat mich nicht überzeugt. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich.
Sehr schade. Zurück bleibt ein durchschnittlicher Thriller, der aber klar
erkennen lässt, dass die Autorin ein Talent für die Zeichnung lebensechter
Figuren hat. 3 Sterne von mir!
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