Kosmologie – für Laien verständlich und faszinierend erklärt
Harald Lesch dürfte den meisten Leser:innen durch seine
Fernsehsendungen bekannt sein, so z.B. durch Leschs Kosmos auf dem ZDF. Er ist
zudem Professor für Theoretische Astrophysik an der Universität München. Mir
gefällt sein sehr verständlicher Sprachstil. Und da ich mich für Kosmologie
interessiere, habe ich sein kompaktes Sachbuch „Was hat das Universum mit mir
zu tun“ gelesen. In diesem Werk nimmt uns der Autor mit auf eine interessante
Reise durch den Kosmos und erläutert in knappen Kapiteln hochkomplexe
Sachverhalte weitestgehend auch für Laien nachvollziehbar.
Eine viel zu kurze Geschichte der Astronomie
Im ersten Kapitel wird ein knapper historischer Abriss zum
Wissenschaftszweig der Astronomie gegeben. Dabei werden klassische Begriffe wie
„big bang“ oder „Lichtgeschwindigkeit“ eingeführt. Der Autor geht hier nicht
wesentlich über das hinaus, was man als kosmologisch Interessierter von seinem
Allgemeinwissen her kennt. Interessant fand ich aber den Hinweis, dass die
Anordnung der Planeten in unserem Sonnensystem keinen Normalfall unter den
Sternensystemen darstellt. Ebenso fand ich die Bemerkung zur aktuellen
Erkenntnisschranke interessant. Die dunkle Materie und die dunkle Energie würden
immer noch ein großes Rätsel für die kosmologische Forschung darstellen. Auch
wissenswert: Über einen bestimmten Zeitpunkt des Kosmos könne man aufgrund der
zu hohen Hintergrundstrahlung nicht hinausblicken. Die frühen Anfänge des
Universums würden uns bisher verborgen bleiben, so Lesch.
Stabilität im Kosmos
Was der Autor in meinen Augen hier gut vermittelt, ist die Vorstellung
über das ungeheure Ausmaß des Kosmos. Auch wird klar veranschaulicht, dass die
Evolution eine gewisse Kontinuität und Stabilität benötigte, damit die
Entwicklung ungestört voranschreiten konnte. Es sei nie zu einem totalen
Abbruch in der Evolution gekommen. Auch gebe es Kräfte, die überall wirken,
einerseits die Schwerkraft, andererseits die elektromagnetische Kraft. Das
Universum sei nicht chaotisch und verändere sich nicht pausenlos.
Von den Gesetzen der Natur
In diesem Kapitel wird gut deutlich, dass die Abläufe der Gestirne auf
die Entwicklung der Geschichte der Menschheit einen großen Einfluss ausübten.
Auch geht es um die Entdeckung der Naturgesetze und um die Frage, ob diese
Naturgesetze tatsächlich existieren oder ob sie für den Menschen nur ein
Hilfsmittel sind, um mit der Natur zurechtzukommen. Nach Ansicht des Autors
gelten Naturgesetze auch unabhängig von der menschlichen Existenz. Eine höchst
philosophische Frage! Was ich ebenfalls sehr treffend fand, war die Aussage des
Autors, dass das Universum ein sich selbst stabilisierender Selbstorganisationsprozess
ist.
Unser Bild von der Natur
Hier stellt der Autor die Leistungen großer Entdecker heraus, darunter
Kopernikus und Kepler sowie Galilei oder Newton. Die Fortschritte bei der
Berechnung der Himmelsmechanik hätten sich auch in den Ideen zur Aufklärung
niedergeschlagen. Die Menschen glaubten daran, die Natur mit Hilfe von Zahlen
und Formeln begreifbar und kontrollierbar zu machen, so Lesch. Dem Autor
gelingt es gut, einen Bogen zur geistesgeschichtlichen Entwicklung zu schlagen.
Sehr lesenswert!
Der Stoff aus dem die Sterne sind
Hier widmet sich der Autor der Frage, wie die Atome entstanden sind.
Dafür wird einiges über die Sonne erläutert. So sei z.B. im 19. Jahrhundert
noch völlig unklar gewesen, woher die Sonne ihre Energie nimmt und wie lange
sie überhaupt existiert. Es habe lange gedauert, bis sich die Erkenntnis
durchgesetzt hat, dass Sterne Fusionsreaktoren sind. Auch der Kreislauf von
Sternentstehung und Ableben des Sterns wird sehr anschaulich erläutert.
Unser kosmisches Zuhause wird geboren – von wandelnden Riesenplaneten
Hier widmet sich der Autor der Bildung der Gasriesen in unserem
Sonnensystem. Diese hätten sich als erste Planeten überhaupt gebildet. Jupiter
und Saturn wären zudem im Laufe der Jahrmillionen „gewandert“ und hätten ihre
Position im Sonnensystem verändert. Das wusste ich noch nicht! Auch böten beide
Gasriesen der Erde zufällig auch noch einen gewissen Schutz, da sie mit ihrer
Gravitation gefährliche Asteroiden von der Erde fernhalten.
Staub wird zu Fels
In diesem Kapitel geht es thematisch um die Herausbildung der
Gesteinsplaneten. Der Autor beschreibt den Prozess, der sich bei der Bildung
von Planeten ereignet, angefangen von einem ersten Staubkorn über einen ersten
großen Gesteinsbrocken bis hin zum Planeten selbst. Sehr interessant! Auch wird
von Lesch die Theorie in den Raum gestellt, dass unsere Erde zu einer noch sehr
frühen Zeit von einem Protoplaneten getroffen worden sei. So sei dann der Mond
entstanden. Und ohne den Mond wiederum würde die Achse der Erde viel stärker
schwanken. Das biologische Leben hätte ohne den Mond also schlechtere
Bedingungen vorgefunden. Faszinierend! Das irdische Wasser wiederum sei
vermutlich von Kometen auf die Erde gebracht worden.
Der schönste Planet der Milchstraße
In diesem Kapitel habe ich ebenfalls eine neue Information erhalten:
Die Leuchtkraft der Sonne hat mit der Zeit zugenommen, so der Autor. Die
habitable Zone um die Sonne habe sich also im Laufe der Zeit verändert.
Spannend! Lesch erläutert darüber hinaus, wie überhaupt flüssiges Wasser auf
der Erde entstehen und sich halten konnte. Letztlich wurde mir als Leser einfach
einmal wieder deutlich, wie viele glückliche Umstände nötig waren, damit Leben
auf der Erde entstehen konnte.
Die Bausteine des Lebendigen
Der Autor nimmt hier eine physikalische Definition von Leben vor.
Lesch macht deutlich, dass der Mensch zu 92% aus Material besteht, das zuvor in
Sternen erbrütet worden ist. Auch widmet sich der Autor der Frage, wann das
Leben auf der Erde erstmals begonnen hat und wie es wohl aussah.
Von möglichen Unfällen, Katastrophen und Zufällen
In diesem Kapitel geht es um die Frage, ob kosmische Superereignisse
das Schicksal der Erde oder des Sonnensystems negativ beeinflussen könnten.
Bisher zeichne sich nicht ab, dass die Stabilität, die in unserem
Planetensystem herrscht, gestört werden könnte.
In den nachfolgenden Kapiteln, die ich nicht mehr im Detail darstellen möchte, erläutert Lesch dann nachvollziehbar die Grundkräfte, die im Universum herrschen, dazu gehört u.a. die Gravitation. Auch geht der Autor auf die Welt der Moleküle ein. Es schließen sich zudem weitere Überlegungen zur Zeit und zur dunklen Materie an. Bis heute sei immer noch unklar, woraus die dunkle Materie besteht. Ein weiteres Thema, das Lesch beleuchtet: Schwarze Löcher.
Fazit:
Lesch nimmt die Leser:innen mit auf eine faszinierende Reise
durch den Kosmos, und das auf verständliche und nachvollziehbare Art und Weise.
Ich habe durch die Lektüre wieder einiges Neues dazulernen können, z.B. dass
sich die Position der Gasplaneten in unserem
Sonnensystem sowie die der habitablen Zone um die Sonne im Laufe der
Zeit verändert hat. Auch zur Entstehungsgeschichte des Mondes habe ich einige
interessante neue Fakten kennengelernt. So macht Kosmologie Spaß! Ich vergebe 5
Sterne.
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