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Sonntag, 11. Dezember 2022

Valentin, Mira - Druidendämmerung


3 von 5 Sternen


Druidenanwärter Mylo als Monsterpfleger

 

Nach langer Zeit habe ich mich mal wieder einem Genre angenähert, das ich schon länger aus den Augen verloren hatte: Fantasy. Seit Patrick Rothfuss bin ich auf der Suche nach Werken, die einen ähnlich reizvollen Charakter aufweisen wie Kvothe. Und „Druidendämmerung“ von Mira Valentin klang hier vielversprechend, auch die Leseprobe las sich gut. Es geht um den Druidenanwärter Mylo, der die verantwortungsvolle Aufgabe übernommen hat, als „Monsterpfleger“ die gefährlichen Geschöpfe eines magischen Waldes zu hüten. Doch dem Vergleich mit Rothfuss kann das Buch leider nicht standhalten, so viel kann ich an dieser Stelle schon verraten.

 

Zunächst zum Positiven: Die Autorin hat sich eine komplexe fiktive Welt überlegt, eine Welt mit vielen magischen Wesen, die auch im Anhang in Form eines kleinen Lexikons näher erläutert werden. Das ist durchaus gelungen und kann überzeugen. Bei Bedarf kann man während der Lektüre immer mal wieder einen Blick in dieses „Lexikon“ werfen. Auf den ersten Seiten werden diese sonderbaren Wesen nach und nach und durchaus kompakt eingeführt und man muss mit den vielen fremdartigen Bezeichnungen zurechtkommen. Das ist zu Beginn etwas fordernd, aber es klappt! Auf jeden Fall ist lobenswert, mit wie viel Liebe zum Detail die Geschöpfe entworfen worden sind. Das ist stark! Sie werden ausschmückend beschrieben, so dass im Kopf des Lesers ein klares Bild entsteht.

 

Was mir auch gut gefallen hat, ist die Darstellung des Beziehungsverhältnisses zwischen Mylo und dem Brownie Broc. Beide freunden sich schon ziemlich zu Beginn miteinander an und Broc bringt ein wenig Humor mit in die Handlung hinein. Leider gerät diese vielversprechende Figurenkonstellation mit voranschreitender Handlung aber immer mehr aus dem Blickfeld. Das fand ich schade! Die Handlung wirkt stringent geradlinig erzählt, ohne Rückblicke oder Perspektivwechsel. Das sorgt für Dynamik und man kann dem Inhalt als Leser leicht folgen.

 

Nun zu dem, was mich beim Lesen gestört hat: Es hat lange gedauert, bis ich einen Zugang zum Werk gefunden habe. Lange war mir auch nicht klar, welches Ziel Mylo überhaupt verfolgt. An vielen Stellen wird mir zu wenig erläutert, warum bestimmte Handlungen bestimmte Auswirkungen haben, es fehlte mir Kontext. Wie z.B. gewinnt man eine Haut? Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was für eine Aufgabe Mylo konkret zu lösen hat, was er dafür tun muss.

 

Einiges erscheint mir auch zu konstruiert: Warum wird einem Anwärter die Verantwortung auferlegt, allein solch gefährliche Wesen zu pflegen? Warum setzt man ihn einer solchen Gefahr aus? Warum muss er dann allein Hilfe bei dem bösartigsten Wesen des Waldes suchen? Nicht immer passten die auszuführenden Handlungen zum Charakter: So ist die Schilderung von Mylos Begegnung mit Torvis recht amüsant gestaltet, aber wenn man bedenkt, dass er ihre Haut beschaffen soll, passt dieser Erzählton für mich nicht zur Situation. Überhaupt passt ein solches Verhalten nicht zu Mylo, er wirkt auf mich keineswegs heimtückisch oder gar kalt und berechnend. Grundsätzlich hätte ich mir gewünscht, dass die Gefühls- und Gedankenebene der Charaktere stärker zur Geltung kommt.

 

Insbesondere in der ersten Hälfte des Buchs ging mir einiges viel zu schnell vonstatten. So erfährt Mylo gerade erst, wie er sich vom Fluch befreien kann, schon findet er sich ein paar Seiten später bei dem bösartigen Wesen, dem Nuckelavee wieder. Grundsätzlich waren mir beim Lesen die Sprünge von einem Handlungsabschnitt zum nächsten manchmal etwas zu hastig, vor allem zu Beginn. Die Übergänge zwischen den Handlungsschritten hätten fließender ausgestaltet werden können. Auch hätte ich mir gewünscht, dass man mehr über das Leben als Druide bzw. Druidenanwärter erfährt.

 

Fazit

Mir fiel es schwer Zugang zum Inhalt des Buchs zu finden. Die fiktive Fantasiewelt ist zwar mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet worden, auch das Beziehungsverhältnis von Mylo und Broc ist gelungen. Aber in meinen Augen hat das Werk doch einige „handwerkliche“ Schwächen. Insgesamt war mir der Text zu ziellos, die Figuren besitzen zu wenig psychologische Tiefe. Ich vergebe 3 Sterne!

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