Abenteuer mit lebendigen Kuscheltieren
Das
Motiv der „sprechenden Tiere“ findet man bereits in Fabeln oder Märchen. Man
denke nur an die Bremer Stadmusikanten. Abgewandelt davon findet man in
Kinderbüchern und auch -filmen das Motiv der „lebendigen Kuscheltiere“, die ein
geheimes Leben führen und oft nur mit ausgewählten Personen interagieren können
(z.B. Toy Story). In einer früheren Rezension habe ich bereits das Werk „Die
Stoffis“ von Sabine Städing genauer betrachtet, in dem es darum geht, dass
alte, ausrangierte Stofftiere ausgesetzt werden und sich auf die Suche nach
einem neuen Zuhause begeben. Ein sehr empfehlenswertes Kinderbuch (vgl. eine
frühere Rezension). Durch eine Empfehlung bin ich nun auf das Kinderbuch
„Annabella Klimperauge. Geschichten aus dem Kinderzimmer“ von Jutta Richter
aufmerksam geworden, in dem Kuscheltiere ebenfalls eine tragende Rolle spielen.
Ich beziehe mich in meiner Rezension auf die Originalausgabe vom Bertelsmann
Verlag aus dem Jahr 1989. Es kann sein, dass jüngere Auflagen bereits eine
Überarbeitung erfahren haben, von der ich keine Kenntnis habe.
Inhalt
In
Lenas Regal wohnen die Puppe Annabella Klimperauge, Leo der Stofflöwe und der
kleine Klaus Teddy. Und gemeinsam erleben sie viele Abenteuer, die allesamt
kindgerecht gestaltet worden sind und der Lebenswelt der jungen Zuhörer:innen
entsprechen. So erleben sie gemeinsam eine Neujahrsnacht mit Feuerwerk,
veranstalten ein Picknick, bei dem der kleine Teddy Klaus aus Versehen verloren
geht. Beim Baumhausbau werden sie von einem Unwetter überrascht. Es wird
Geburtstag gefeiert und es wird die Schule besucht. Als Lena im Herbst einen
Drachen steigen lässt, verfängt sich Leo unversehens in der Schnur und droht
verloren zu gehen. Auch Weihnachten wird gefeiert, aber nicht so besinnlich,
wie man es vermuten könnte: Die Stofftiere fürchten, dass ein neues Plüschtier
die Aufmerksamkeit von Lena völlig in Besitz nehmen wird. Deshalb reißen sie
aus. Wird Lena sie suchen und finden?
Kurzer
Vergleich zu den „Stoffis“ von Sabine Städing
Interessant
ist, dass man dieses Buch an vielen Stellen mit dem Werk „Die Stoffis“ in Bezug
setzen kann, man erkennt deutliche Unterschiede, aber auch einige Parallelen.
Dabei liegen zwischen dem Erscheinen von „Annabella Klimperauge“ und den „Stoffis“
bereits über 30 Jahre. Aber dennoch ein paar wenige Sätze dazu: Im ersten Band
von den „Stoffis“ erfahren wir nichts zur Vorgeschichte der Kuscheltiere und
auch nichts über ihre Besitzer. Das ist bei „Annabella Klimperauge“ anders. Hier
erleben wir, wie Lena mit ihren drei Kuscheltieren gemeinsame Unternehmungen
bestreitet. Ein Aussortieren kommt für sie nicht in Frage. Dennoch spielt die
Angst der Kuscheltiere, ausgesetzt oder durch ein neues Kuscheltier ersetzt zu
werden ebenfalls eine große Rolle. Es entstehen interessante Leerstellen, die
30 Jahre später bei Städing dann wieder aufgegriffen werden. Das nur am Rande.
Letztlich ist es gut, dass Bücher mit einem solchen Inhalt, hervorragend an die
Lebenswelt von Kindern anknüpfen. Denn jedes Kind spielt mit Kuscheltieren und
haucht ihnen im Rollenspiel Leben ein.
Bebilderung
Abschließend
noch ein paar Bemerkungen zur Bebilderung: Diese hätte nach meinem Dafürhalten
einheitlicher gestaltet werden können. Es gibt sowohl schwarz-weiße als auch
farbige Bilder. Eine durchgängige farbige Gestaltung hätte ich besser gefunden.
Auch sind die Bilder in ihrer Größe sehr unterschiedliche gestaltet worden. Man
findet sehr, sehr kleine Bilder (z.B. S. 34, S. 49, S. 64, S. 65), dann aber
auch wieder großflächige Bilder, die eine mindestens eine Seite umfassen (11
Bilder auf 71 Seiten). Auch hätten es insgesamt mehr Bilder sein können. So
gibt es textlastige Doppelseiten ganz ohne Illustration. Grundsätzlich sind die
Bilder aber textunterstützend und vor allem die Emotionen der Kuscheltiere
kommen durch die gezeichneten Gesichtsausdrücke gut und zur Situation passend zum
Ausdruck.
Fazit:
Ein durchdacht konzipiertes Kinderbuch, das viele
lebensweltrelevante Themen aufgreift, die Kuscheltiere sind schöne
Identifikationsfiguren und das Buch bietet auch einige Sprechanlässe, um mit
dem Kind während der Lektüre ins Gespräch zu kommen. Lediglich bei der
Bebilderung sehe ich noch Verbesserungspotential. Den Wortschatz habe ich mir
nicht im Detail angeschaut, aber ich bin über keine Stelle gestolpert. Ich
vergebe 4 Sterne!
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