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Donnerstag, 20. Oktober 2022

Richter, Jutta - Annabella Klimperauge. Geschichten aus dem Kinderzimmer



4 von 5 Sternen


Abenteuer mit lebendigen Kuscheltieren

Das Motiv der „sprechenden Tiere“ findet man bereits in Fabeln oder Märchen. Man denke nur an die Bremer Stadmusikanten. Abgewandelt davon findet man in Kinderbüchern und auch -filmen das Motiv der „lebendigen Kuscheltiere“, die ein geheimes Leben führen und oft nur mit ausgewählten Personen interagieren können (z.B. Toy Story). In einer früheren Rezension habe ich bereits das Werk „Die Stoffis“ von Sabine Städing genauer betrachtet, in dem es darum geht, dass alte, ausrangierte Stofftiere ausgesetzt werden und sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause begeben. Ein sehr empfehlenswertes Kinderbuch (vgl. eine frühere Rezension). Durch eine Empfehlung bin ich nun auf das Kinderbuch „Annabella Klimperauge. Geschichten aus dem Kinderzimmer“ von Jutta Richter aufmerksam geworden, in dem Kuscheltiere ebenfalls eine tragende Rolle spielen. Ich beziehe mich in meiner Rezension auf die Originalausgabe vom Bertelsmann Verlag aus dem Jahr 1989. Es kann sein, dass jüngere Auflagen bereits eine Überarbeitung erfahren haben, von der ich keine Kenntnis habe.

 

Inhalt

In Lenas Regal wohnen die Puppe Annabella Klimperauge, Leo der Stofflöwe und der kleine Klaus Teddy. Und gemeinsam erleben sie viele Abenteuer, die allesamt kindgerecht gestaltet worden sind und der Lebenswelt der jungen Zuhörer:innen entsprechen. So erleben sie gemeinsam eine Neujahrsnacht mit Feuerwerk, veranstalten ein Picknick, bei dem der kleine Teddy Klaus aus Versehen verloren geht. Beim Baumhausbau werden sie von einem Unwetter überrascht. Es wird Geburtstag gefeiert und es wird die Schule besucht. Als Lena im Herbst einen Drachen steigen lässt, verfängt sich Leo unversehens in der Schnur und droht verloren zu gehen. Auch Weihnachten wird gefeiert, aber nicht so besinnlich, wie man es vermuten könnte: Die Stofftiere fürchten, dass ein neues Plüschtier die Aufmerksamkeit von Lena völlig in Besitz nehmen wird. Deshalb reißen sie aus. Wird Lena sie suchen und finden?

 

Kurzer Vergleich zu den „Stoffis“ von Sabine Städing

Interessant ist, dass man dieses Buch an vielen Stellen mit dem Werk „Die Stoffis“ in Bezug setzen kann, man erkennt deutliche Unterschiede, aber auch einige Parallelen. Dabei liegen zwischen dem Erscheinen von „Annabella Klimperauge“ und den „Stoffis“ bereits über 30 Jahre. Aber dennoch ein paar wenige Sätze dazu: Im ersten Band von den „Stoffis“ erfahren wir nichts zur Vorgeschichte der Kuscheltiere und auch nichts über ihre Besitzer. Das ist bei „Annabella Klimperauge“ anders. Hier erleben wir, wie Lena mit ihren drei Kuscheltieren gemeinsame Unternehmungen bestreitet. Ein Aussortieren kommt für sie nicht in Frage. Dennoch spielt die Angst der Kuscheltiere, ausgesetzt oder durch ein neues Kuscheltier ersetzt zu werden ebenfalls eine große Rolle. Es entstehen interessante Leerstellen, die 30 Jahre später bei Städing dann wieder aufgegriffen werden. Das nur am Rande. Letztlich ist es gut, dass Bücher mit einem solchen Inhalt, hervorragend an die Lebenswelt von Kindern anknüpfen. Denn jedes Kind spielt mit Kuscheltieren und haucht ihnen im Rollenspiel Leben ein.

 

Bebilderung

Abschließend noch ein paar Bemerkungen zur Bebilderung: Diese hätte nach meinem Dafürhalten einheitlicher gestaltet werden können. Es gibt sowohl schwarz-weiße als auch farbige Bilder. Eine durchgängige farbige Gestaltung hätte ich besser gefunden. Auch sind die Bilder in ihrer Größe sehr unterschiedliche gestaltet worden. Man findet sehr, sehr kleine Bilder (z.B. S. 34, S. 49, S. 64, S. 65), dann aber auch wieder großflächige Bilder, die eine mindestens eine Seite umfassen (11 Bilder auf 71 Seiten). Auch hätten es insgesamt mehr Bilder sein können. So gibt es textlastige Doppelseiten ganz ohne Illustration. Grundsätzlich sind die Bilder aber textunterstützend und vor allem die Emotionen der Kuscheltiere kommen durch die gezeichneten Gesichtsausdrücke gut und zur Situation passend zum Ausdruck.

 

Fazit

Ein durchdacht konzipiertes Kinderbuch, das viele lebensweltrelevante Themen aufgreift, die Kuscheltiere sind schöne Identifikationsfiguren und das Buch bietet auch einige Sprechanlässe, um mit dem Kind während der Lektüre ins Gespräch zu kommen. Lediglich bei der Bebilderung sehe ich noch Verbesserungspotential. Den Wortschatz habe ich mir nicht im Detail angeschaut, aber ich bin über keine Stelle gestolpert. Ich vergebe 4 Sterne!

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