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Donnerstag, 20. Oktober 2022

Carlsen Verlag - Meine schönsten Weihnachtsmärchen


4 von 5 Sternen


Abwechslungsreiche Anthologie mit gelungener Märchenauswahl

Das Märchenbuch „Meine schönsten Weihnachtsmärchen“, herausgegeben vom Carlsen-Verlag und illustriert von Kai Würbs, ist in meinen Augen eine gelungene Anthologie, die sich auf variantenreiche Weise mit dem Thema „Weihnachten“ beschäftigt und inhaltlich über die klassischen Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm hinausgeht. So findet man auch Märchen von Hans Christian Andersen, Luise Büchner, Charles Dickens, Uwe Prieser sowie Sophie Reinheimer u.a. darin. 


Inhalt und Konzept

Das Buch enthält 24 Märchen und ist so gestaltet, dass man jeden Tag ein weihnachtliches Märchen vorlesen kann. Dabei werden teilweise auch interessante Hintergrundinformationen vermittelt, so z.B. darüber, wie der Adventskranz oder der Adventskalender entstanden sind. In einigen Märchen wird auch das Christkind als Figur thematisiert und bekommt damit mehr „Kontur“. Das finde ich gelungen, weil ja in der kindlichen Vorstellungswelt das „Christkind“, der „Weihnachtsmann“ und der „Nikolaus“ als Charaktere doch sehr miteinander verschwimmen. 

Was mir auch gut gefallen hat: Die Anthologie umfasst nicht nur die klassischen Märchen der Brüder Grimm, sondern enthält auch Kunstmärchen. Hier geht die Märchensammlung also über das, was in insbesondere in Schulbüchern in Klasse 5 häufig angeboten wird, hinaus. In der Schule werden ja vor allem Grimms Märchen und ihre Merkmale behandelt und dienen auch als Anlass, selbst Märchen zu schreiben. Diese Märchensammlung ist also auch eine gute Ergänzung zum Schulunterricht.

Als besondere erzählerische Highlights habe ich solche Geschichten empfunden, bei denen aus der Sicht von Gegenständen berichtet wird: so bei „Eisblumen“ von Sophie Reinheimer, bei „Der Tannenbaum“ von Hans Christian Andersen sowie bei „Der kleine Tannenbaum“ von Manfred Kyber. Während Reinheimer das Geschehen aus der Perspektive von Möbeln beschreibt, wird in den „Tannenbaum-Geschichten“ aus der Sicht des Baums geschildert, was an Weihnachten mit ihm und seiner Umgebung passiert. Das fördert in meinen Augen nicht nur die kindliche Empathie, also das „Sich-in-andere-hineinversetzen“, sondern kann sogar kreativer Anlass sein, sich selbst ähnliche Geschichten zu überlegen. 


Bebilderung

Die Bebilderung ist nach meinem Dafürhalten lobenswert. Was mir besonders gut gefallen hat, ist der Umstand, dass viele großformatige Bilder vorkommen (immerhin 30 Bilder, die mindestens eine ganze Seite umfassen, bei insgesamt 206 Seiten). Lediglich das Bild auf S. 33 ist durch den Druck, so scheint es mir, arg dunkel geraten. Insgesamt aber sind die Bilder textunterstützend, farbenprächtig und die Farbgebung ist kräftig und sättigend. Die Illustrationen von Kai Würbs haben bei mir einen positiven Eindruck hinterlassen


Kritikpunkte

Der Umfang der Märchen ist recht unterschiedlich und reicht von gerade einmal drei Seiten bis hin zu 14 Seiten. Wünschenswert wäre es in meinen Augen gewesen, die Textlänge stärker anzugleichen, damit die abendliche Vorlesezeit jeden Abend ungefähr identisch ist. 

Ich hätte es interessant gefunden, wenn jedes Märchen auch noch ein Erscheinungsjahr als Angabe erhalten hätte. Auch hätte ich bei den Grimm Märchen gut gefunden, wenn in einem Nachwort kurz darauf hingewiesen worden wäre, um welche Fassung es sich handelt. Einige der Grimm Märchen wirkten auf mich doch sehr stark gekürzt, ohne dass die Kürzung kenntlich gemacht wurde. 

Manche Wörter sind etwas veraltet und auch aus der Zeit gefallen. Sie sind für Kinder nicht sofort verständlich. Diese kann man während der Lektüre natürlich erklären, aber eine Art „Wörterliste mit Erläuterung“ im Anhang hätte ich hilfreich gefunden. 

Hin und wieder schleicht sich doch einmal der eine oder andere kleine Fehler ein, ich habe einen Tippfehler („Feuerstahl“ statt „Feuerstrahl“, S. 141) sowie einen Grammatikfehler („Es war einmal Schuster“, S. 95) entdeckt. Betrachtet auf die Gesamtzahl der Seiten dieses Buchs, sind diese kleinen Ungenauigkeiten aber zu verschmerzen. 


Fazit

Eine bunte Mischung von Weihnachtsmärchen unterschiedlicher Autoren, die inhaltlich gut ausgewählt worden sind. Alles rund herum um das Themengebiet „Weihnachten“ und „Winter“ wird variantenreich abgedeckt. Viele großformatige Bilder mit kräftiger Farbgebung runden den positiven Gesamteindruck ab. Ich hätte mir lediglich noch mehr Hintergrundinformationen zu den einzelnen Texten gewünscht, z.B. Erscheinungsjahr. Ich vergebe insgesamt 4 Sterne, weil ich doch noch einige wenige Verbesserungsmöglichkeiten sehe. 



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