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Samstag, 4. Januar 2025

Strobel, Arno - Das Dorf


Konfus und verworren



Bastian erhält eines Tages einen unerwarteten Anruf seiner Ex-Freundin Anna, die ihn zwei Monate zuvor ohne besondere Begründung verlassen hat. Beide haben sich in einer Kneipe kennen und lieben gelernt und eine intensive, aufregende Zeit von vier Wochen zusammen verbracht, bevor Anna dann einfach verschwand. Nun ruft sie ihn an und bittet ihn um Hilfe. Das Gespräch endet abrupt. Das einzige, was Bastian heraushören kann, ist der Ort, an dem sie sich befindet: Frundow. Er macht sich sofort auf die Suche nach ihr, um ihr zu helfen.

 

Bastian wendet sich auch an die Polizei, wird dort aber zunächst nicht sonderlich ernst genommen. Zwar ergreift sie Maßnahmen zur Aufklärung, aber die Verdachtsmomente reichen nicht aus, um dringlichere Schritte einzuleiten. Bastian fühlt sich machtlos und ist weitestgehend auf sich allein gestellt. Er macht insgesamt keinen sehr stabilen Eindruck. Nur ein guter Freund (Safi) begleitet ihn auf der Fahrt nach Frundow. Im Dorf angekommen, hören sich die beiden bei den Bewohnern um, lernen dabei verschrobene Menschen kennen und stoßen auf Widerstände. Sie finden aber auch eine erste relevante Spur von Anna und stoßen auf ein dunkles Geheimnis, das die Dorfbewohner zu verbergen suchen…

 

Die Atmosphäre des Dorfs wirkt beklemmend und gespenstisch. Es macht einen rückständigen und heruntergekommenen Eindruck. Hinzu kommt, dass der Handyempfang im Dorf schlecht ist und es aufgrund eines Leitungsschadens vom Rest der Welt abgeschnitten ist. All das ist gelungen arrangiert. Eingeschoben sind auch knappe Kapitel aus einer anderen Perspektive, die ich als Leser lange Zeit nicht einschätzen konnte. Um wen handelt es sich? Was sind das für Aufzeichnungen? Das verrätselt den Inhalt weiter und weckt Neugier.

 

Während der Lektüre hat man immer auch wieder Zweifel, was den Geisteszustand von Bastian betrifft. Man fragt sich mit zunehmendem Handlungsverlauf immer mehr, was Realität und was Einbildung ist. Auf die Wahrnehmung von Bastian ist immer weniger Verlass. Sein mentaler Zustand verschlechtert sich fortlaufend. Man sollte sich also bei der Lektüre darauf einstellen, dass das Thema „Wahnvorstellungen“ eine immer größer werdende Rolle einnimmt. Mir als Leser fiel es ab einem gewissen Punkt schwer zwischen dem zu unterscheiden, was wirklich passiert ist, und dem, was sich Bastian nur einbildet.


Irgendwann war mir der Inhalt zu abgedreht, zu verworren und zu konfus. Das hat sich negativ auf die Spannungsentfaltung ausgewirkt. Ich habe den Thriller zu Beginn zwar noch mit Interesse gelesen und fand ihn auch anfangs spannend, aber ich war dann mit zunehmendem Handlungsverlauf immer weniger überzeugt von dem Gelesenen (auch wenn mich die Auflösung weiterhin interessiert hat). Für mich wäre hier weniger mehr gewesen. Es dreht sich für mich auch zu sehr im Kreis, was die Wahnvorstellungen angeht. Eine Abkürzung des Verwirrtheitszustands wäre gut gewesen. Aber vielleicht liegt es auch an mir und andere Leser steigen besser durch und finden Gefallen daran. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden… Weitere Kritikpunkte: Die Darstellung der Gewaltpassagen erscheint mir hier drastischer als in jüngeren Strobel-Büchern. Brauche ich nicht. Und die Auflösung am Ende ist mir zu weit hergeholt. Von mir gibt es drei Sterne. Ich habe schon viel bessere Thriller von Strobel gelesen.

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