Faszinierend
Drei
Personen werden mit Hilfe eines 270 Meter langen Geschosses in den Orbit
katapultiert. Das Projektil wird mit Lebensmitteln für ein Jahr, Wasser für
mehrere Monate und Gas für ein paar Tage ausgerüstet. Eine automatisch
arbeitende Vorrichtung versorgt die Insassen mit Atemluft. Der Flug wird mit
Hilfe eines riesigen Teleskops von der Erde aus beobachtet. Es wird eine
Flugdauer von ca. 97 Stunden angenommen. Als Leser habe ich mit Interesse das
Schicksal der drei Mondfahrer verfolgt und mich gefragt, ob ihr waghalsiges
Unternehmen gelingt, ob sie zur Erde zurückkehren und was sie auf dem Mond
vorfinden.
Wir
erleben mit, wie die Mondforscher den Start ihres Projektils erleben und was
sie im Weltraum wahrnehmen. Während ihrer Reise nehmen die Forscher die
köstlichsten Speisen zu sich, um die Zeit zu überbrücken. Viel Raum nehmen auch
die Schilderungen zu Hypothesen der Insassen über den Mond ein: Gibt es dort
eine Atmosphäre oder eine Art Lufthülle? Existiert dort Vegetation oder gar
(intelligentes) Leben? Mit Spannung habe ich die Ankunft der drei Männer auf
dem Mond erwartet. Was werden sie dort finden? Zwischendurch werden auch immer wieder
spannungserregende Impulse gesetzt: So merken die Passagiere, dass bei der
Berechnung der Startgeschwindigkeit ein Rechenfehler begangen wurde. Und die
drei Männer stellen erst auf ihrer Reise Überlegungen dazu an, wie sie
eigentlich zur Erde zurückkehren können. Wird ihre Rückreise gelingen? Zudem
gibt es auch amüsante Passagen. So unterhalten sich die Forscher an einer Stelle
darüber, zu welchen Zweck sie überhaupt den Mond bereisen. Dabei wird deutlich,
dass es ihnen vor allem darum geht, als erste Besitzansprüche über den
Trabanten zu erheben.
Was
ich besonders faszinierend fand, waren die vielen technischen und physikalischen
Ideen sowie die Vorstellungen zur Beschaffenheit von Weltraum und Mond, die
Jules Verne in seinen Roman einfließen lässt. So kann man indirekt Rückschlüsse
über das Wissen jener Zeit ziehen. Das Projektil verfügt z.B. über
Bremsraketen, um sanft landen zu können. Auf ihrer Reise entdecken die Forscher
auch einen kleineren Trabanten, der von der Erde aus nicht sichtbar ist, weil
er sich zu schnell um die Erde bewegt. Interessant! Mich führte das direkt zur
Frage, ob es eine solche Theorie zu jener Zeit tatsächlich gab. Die geringere
Gravitation des Mondes wird als Kenntnisstand ebenso in die Handlung einbezogen
wie die zeitgenössische Theorie eines Äthers und das Phänomen von
Schwerelosigkeit (für mich überraschend!). Die Insassen sind Wissenschaftler
durch und durch. Verschiedene Hypothesen werden diskutiert, u.a. auch ob der
Mond vielleicht ein von der Gravitation der Erde eingefangener Komet ist. Spekulationen
über die Raumtemperatur des Weltalles kommen vor. Aus heutiger Sicht amüsant,
ist die Beschreibung, wie die Mondfahrer die Temperatur messen: Sie öffnen
blitzschnell das Fenster des Projektils, werfen des Thermometer für eine halbe
Stunde hinaus und erhalten dann einen Wert von -140 Grad. Noch etwas: Fälschlicherweise
wird eine Eigenrotation des Mondes angenommen.
Besonders
interessant sind dann die Ausführungen über die Oberfläche und über die
geologischen Strukturen des Erdtrabanten. Dabei legt der Autor Wert auf eine
sehr präzise, teils sogar tabellarisch auflistende Beschreibung. So wird z.B.
die Höhe der verschiedenen Mondgebirge und Mondberge angegeben (wenn auch nicht
korrekt, wenn ich selbst richtig recherchiert habe). Erstaunlich! Hier habe ich
mich gefragt, woher der Autor seine Angaben hat. Sind sie fiktiv erdacht oder
stützt er sich auf eine Quelle der damaligen Zeit? Das lässt sich für mich
leider mit meinen begrenzten Recherchemöglichkeiten auf die Schnelle nicht
rekonstruieren. Aus einiger Entfernung meinen die Mondfahrer sogar einen
Vulkanausbruch auf der Mondoberfläche sehen zu können. Und sie entdecken
Schnee. Auch die Mondkrater werden in den Blick genommen (hier sind die Angaben
des Durchmessers wiederum mit geringen Abweichungen korrekt, wie meine
Recherche ergab). Der Vergleich mit dem Wissen der heutigen Zeit kann
unterhaltsam sein. Durch die Lektüre dieses Buchs wird man förmlich dazu
gezwungen, sich näher mit der Geographie des Mondes zu beschäftigen. Für mich
ein großer Pluspunkt dieses Klassikers.
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