Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 16. April 2024

Reiter, Max - Der Killer in dir


Spirale der Gewalt


Zu Beginn des Thrillers erwartet uns ein guter Aufhänger, um die Neugier der Leserinnen und Leser zu entfesseln. Ein Tagebuch, das der Protagonist und Ex-Polizist Alex seiner Frau hinterlässt, nachdem er (vermutlich) Suizid begangen hat. Er will ihr darin erläutern, wie es zu seinem Tod kam und bittet sie darum, zu den berichteten Geschehnissen zu schweigen, um sich nicht selbst zu gefährden. Das ist der Einstieg in das neue Werk „Der Killer in dir“ von Max Reiter, der auch bereits unter seinem richtigen Namen Andreas Götz Kriminalromane veröffentlicht hat.



Alexander Leifert hat den Dienst bei der Polizei mit Mitte 30 und den besten Karriereaussichten an den Nagel gehängt, nachdem er jemanden erschießen musste. Ihn plagen Gewissensbisse und er ändert sein Leben. Nun ist er Hausmann, wird von seinen Nachbarn als Vater des Jahres gelobt und betreibt einen Podcast zum Thema „Verbrechen“.

 

Im Café wird er von einem Fremden in ein ungewöhnliches Gespräch verwickelt. Scheinbar hält der Fremde ihn für einen korrupten Polizisten, mit dem er einen Coup aushandeln kann. Er will ihn als Profikiller engagieren und lässt sich von dieser Idee partout nicht abbringen. Alex wird schließlich so sehr bedrängt und erpresst, dass er sich dazu entschließt, die ihm aufgedrängte Rolle einzunehmen. Und als Leser stellt man sich folgende Fragen: Wie wird Alex seine Rolle nun ausfüllen? Wird er wirklich jemanden beseitigen? Oder wird er seine Doppelrolle so spielen, dass er seinen Auftraggeber dingfest macht? Wird er sich aus seiner Notsituation befreien, und wenn ja, wie?

 

Das Tempo empfand ich im ersten Drittel als durchschnittlich, es nimmt im weiteren Verlauf aber zu. Die Tagebuchform verhindert eine starke Dialoghaftigkeit. Schade! Zu Beginn trat die Handlung nach meinem Empfinden ein wenig zu sehr auf der Stelle, mir fehlten spannungserregende Impulse, die das Geschehen noch stärker vorantreiben. Der Thriller hat mich nicht direkt von Seite 1 an gefesselt, sondern es dauerte ein wenig. Als Alex sich zu einer Entscheidung durchringt, wie er mit seiner Situation umgeht, wird der Thriller besser. Die Spannung zieht nach dem ersten Drittel also deutlich an. Es entsteht eine Spirale der Gewalt und am Ende des Buchs wird eine scheinbar ausweglose Situation gestaltet, die die Spannungskurve noch einmal forciert. Das ist gelungen! Nur die charakterliche Entwicklung von Alex fand ich nicht gänzlich plausibel. Mehr psychischer Tiefgang hätte der Figur gut getan. Aber das wäre dann natürlich auf Kosten des Tempos gegangen.

 

Während der Lektüre habe ich mich auch gefragt, was ich von der Form des Tagebuchs halten soll. Man merkt schon, dass die unmittelbare Nähe zum Geschehen fehlt. Die Situationen werden ja im Rückblick und mit zeitlichem Abstand geschildert. Das innere Erleben von Alex ist dadurch nicht mehr so greifbar. Und die Wiedergabe von Dialogsequenzen passte für mich nicht immer zur Form eines Tagebuchs. Kurzum: Es ist einerseits mal etwas anderes, aber andererseits hat es mich nicht völlig überzeugt. Ich fand daher gut, dass der Autor sich am Ende des Werks für einen Perspektivwechsel entschieden hat. Das zieht noch einmal einen spannungssteigernden Effekt nach sich. Mein Fazit: Es ist ein guter, aber kein herausragender Thriller. 4 Sterne von mir!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen