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Montag, 15. April 2024

Glattauer, Daniel - Darum


Satirisch, kurios und skurril


Der Einstieg in „Darum“ von Daniel Glattauer ist kurios: Der Journalist und Gerichtsreporter Jan Rufus Haigerer schießt einen Menschen nieder und erwartet seine Festnahme. Doch zunächst passiert erst einmal gar nichts. Man traut ihm die Tat nicht zu. Der erste Polizist vor Ort, den Jan sogar persönlich kennt, merkt ihm seine Unruhe und Nervosität nicht an. Jan geht daraufhin selbst zur Polizei und legt ein Geständnis ab. Und die Beamten glauben ihm wieder nicht. Sie halten seine Aussage für eine journalistische Finte. Letztlich akzeptieren sie dann aber widerwillig, dass Jan mit seiner Behauptung Recht hat.



Der Roman driftet stellenweise immer wieder ins absurd-satirische ab und ist durchaus humorvoll. Das Muster eines Kriminalromans wird auf den Kopf gestellt und karikiert. Offen bleibt bis zum finalen Höhepunkt das Motiv für die Tat. Warum hat sich Jan dazu entschieden, einen Mord geplant und vorsätzlich zu begehen, und zwar bei klarem Verstand und ohne Reue? Diese Frage bleibt bis zum Ende offen und ist das handlungstreibende Element.

 

Jan verhält sich nicht situationskonform. Er genießt seinen Aufenthalt in der Zelle, verfolgt gebannt den medialen Rummel um seine Person. Hilfsangebote lehnt er ab. Alle Erklärungsversuche, die die Schwere seiner Tat zu relativieren versuchen, lässt er nicht zu. Grotesk! Was geht nur in ihm vor? Ist sein psychischer Zustand evtl. Ursache für sein Verhalten? Es bleibt rätselhaft. Und bei aller Satire, die den Roman auszeichnet, blitzt passagenweise durchaus auch immer wieder Ernsthaftigkeit durch.

 

Beiläufig gibt es immer auch einmal wieder Seitenhiebe auf den journalistischen Betrieb und auf das Verlagswesen. Amüsant sind z.B. die eingeflochtenen Rückblicke auf seine Tätigkeit als Lektor (vgl. z.B. S. 113-114: „Aber ein Roman, der nie gelebt und empfunden worden war, konnte niemals ein guter sein“). Viel Raum nehmen die Gespräche mit der Untersuchungsrichterin ein. Es zeigt sich: Jan hat kein Interesse daran, freizukommen. Sogar Staranwälten, die ihn verteidigen wollen, erteilt er eine Absage.

 

In der zweiten Hälfte des Buchs wird die Gerichtsverhandlung dargestellt. Wir erhalten Einblick in die Befragungen des Täters vor Gericht. Auch hier findet sich sehr viel Satirisches. Und Jan bleibt seiner Selbstdestruktion treu, das Motiv für den Mord behält er weiterhin für sich. Er will verurteilt und bestraft werden. Es geht ihm auf keinem Fall darum, freizukommen. Und was wieder kurios ist, ist der Umstand, dass das Fehlen eines Motivs dazu führt, dass man dem Täter trotz der Schwere seiner Tat maximales Verständnis entgegenzubringen versucht.


Aber ich muss gestehen, dass dieses Werk von Glattauer bisher dasjenige war, dem ich am wenigsten abgewinnen konnte. Es ist mir stellenweise einfach zu skurril. Die Abgrenzung zwischen dem, was ernst oder satirisch gemeint ist, fiel mir nicht immer leicht. Und ich habe mich gefragt, was der Autor für eine Botschaft mit diesem Buch verknüpfen wollte. Was möchte er zum Ausdruck bringen? Geht es ihm darum, dass einem Täter zu viel Milde und Verständnis entgegengebracht wird, wenn das Motiv für die Tat fehlt? Sagt vor allem das Motiv etwas über die Schwere der Schuld aus? Für mich bleibt die Intention zu unklar. Aber vielleicht ist das auch absichtlich so arrangiert worden. Es führt bei mir aber dazu, dass der Funke beim Lesen nicht so recht überspringen wollte.

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