Tolles Erstlesebuch für Kinder ab Klasse 2
Die Idee von Wesen, die Wünsche erfüllen können, findet man häufiger
in Büchern. Das Motiv des Wünscheerfüllens ist auch auch aus Märchen bekannt.
Lohnt sich da noch die Lektüre von „Der Wunschling“ von Annette Brahms, schön
und passend illustriert von Heidi Förster? In meinen Augen, ja! Denn die
magische Kreatur des Wunschlings ist interessant gestaltet worden. Sie ist
freundlich und lustig, aber auch direkt und kann auch einmal frech werden.
Kurzum: Der Wunschling hat auf alle Fälle Potential, die kindliche Fantasie
anzuregen.
Was uns auch gut gefallen hat: Das Erstlesebuch weist eine
interessante Geschichte auf, die zum Weiterlesen motiviert. Sie weckt die
kindliche Neugier. Es ist einmal nicht die 1000. Detektiv- oder Pferde- oder
Baumhausgeschichte, wie man sie sonst auch auf dem Markt findet. Und die Reihe
wird sogar noch fortgesetzt. Das ist großartig! Das hebt dieses Buch schon
einmal von vielen anderen Erstlesebüchern ab, die mir bisher untergekommen
sind.
Und der Wunschling wurde als magisches Wesen so konzipiert, dass er
ein eigentümliches Wesen mit vielen Eigenheiten ist. Es ist also keine einfache
Kopie eines Dschinns, eines Rumpelstilzchens oder eines Einschweins etc.
Zumindest war das mein Eindruck. So ist z.B. interessant, dass Wunschlinge die
Wünsche riechen können und sie Wünsche als eine Art „Nahrung“ benötigen.
Besonders seltene Wünsche sind besonders anziehend für Wunschlinge. Ebenfalls
lobenswert: Das Buch bietet jede Menge kindgerechten Humor, und zwar dadurch,
dass dem Wunschling bei der Wunscherfüllung Missgeschicke passieren. Das ist
prima!
Als Gesprächsanlass bietet es sich an, über eigene Wünsche und die
Erfüllung von Wünschen zu sprechen. Auch bietet das Buch einige andere
Ansatzpunkte, um sich auszutauschen (z.B. über das Verhalten des Angebers Amo,
über die traurige, große Schwester etc.). Auch daran merkt man, dass das Buch
einfach durchdacht gestaltet worden ist. Das zeigt sich auch an den vier
nachbereitenden Leserätseln im Anschluss an die Lektüre. So gibt es eine Übung
auf Satzebene, bei der Sätze vervollständigt werden müssen (prima!), es gibt
eine freie Aufgabe, bei der sich die Kinder noch einmal kreativ mit dem
Gelesenen auseinandersetzen können, es gibt ein Gitterrätsel (Wortebene), bei
der Wörter gesucht werden müssen, die auch zum Inhalt der Geschichte passen.
Und es gibt eine Übung mit Ja-/Nein-Aufgaben (Textebene), die mir sehr gut
gefallen hat. Vergleicht man diese Übungen mit der Konkurrenzreihe „Leserabe“
aus dem Ravensburger-Verlag, so schneidet das Buch aus dem Fischer Sauerländer
Verlag in meinen Augen klar besser ab.
Eine klitzekleine Randbemerkung erlaube ich mir aber doch: Ist die
Vokaldehnung wirklich nötig (z.B. höööre oder versteeehe, S. 17)? Kann man die
Betonung der Wörter nicht den Vorlesenden selbst überlassen? Muss man sie
vorgeben? Auch ist der Nachahmungseffekt bei Erstlernern in meinen Augen nicht
zu unterschätzen. Wenn sie sich angewöhnen, Wörter auf diese Weise zu dehnen,
so ist die Deutschlehrkraft schnell verzweifelt. Denn streng genommen ist diese
Schreibweise nicht korrekt.
Fazit:
Ein Erstlesebuch mit einer tollen Geschichte. Es ist vom
Schwierigkeitsgrad und vom Schriftbild am besten für Kinder ab Klasse 2
geeignet. Hier stimmt einfach alles. Das magische Wesen ist kreativ gestaltet
worden, die Geschichte bietet humorvolle Passagen. Man kann sich auch an der
einen oder anderen Stelle über den Inhalt austauschen, dafür gibt es genügend
Ansatzpunkte. Und auch die Leserätsel im Anschluss an die Lektüre sind
durchdacht und vom Niveau angemessen. Das Buch gefällt mir viel besser als
Konkurrenzprodukte aus der Leserabe-Reihe auf dem Markt. 5 Sterne!
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