Verbrechen gegen die Menschlichkeit in China
Erschütternd,
aufwühlend, verstörend! Dieses Buch geht unter die Haut und kann niemanden kalt
lassen. In Zusammenarbeit mit der Investigativjournalistin Andrea C. Hoffmann
berichtet die Uigurin Mihrigul Tursun in ihrem autobiographischen Bericht „Ort
ohne Wiederkehr“ über die abstoßenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die
die chinesische Regierung an der ethnischen Minderheit muslimischen Glaubens
v.a. im Nordwesten des Landes, in der Region Xinjiang verübt.
Die
Autorin ist selbst Betroffene, hat drei Lageraufenthalte überlebt und psychische
und physische Gewalt über sich ergehen lassen, die man sich nicht vorstellen
kann. Viele Textstellen in diesem Buch sind nur schwer auszuhalten. Aus dem Nichts
und ohne Vorankündigung bricht über Mihrigul und ihre Familie das Unheil
herein: Die Inhaftierung und die Trennung der Mutter von ihren Kindern. In der
Haft erlebt sie Gehirnwäsche, politische Indoktrination, totale Überwachung und
unglaubliche physische und psychische Gewaltanwendung. Die Bedingungen im
Gefängnis sind schrecklich. Und die grausame Behandlung der Kinder in
staatlicher Obhut lässt den Leser bzw. die Leserin ebenfalls betroffen zurück. Die
Lektüre wird fast unerträglich!
Und
am Beispiel des Schicksals von Mihrigul Tursun wird deutlich, mit welch
unglaublicher Härte ein kultureller Assimilationsdruck auf die Uiguren ausgeübt
wird. Sie sollen „ihrer gesamten religiösen und kulturellen Identität beraubt
werden, ihr historisches Gedächtnis ausgelöscht werden“ (S. 284, Nachwort). Das
Privatleben vieler Familien wird lückenlos überwacht, das wird auch am Beispiel
der Familie von Mihrigul deutlich. Die Staatsmacht ist allgegenwärtig,
kontrolliert, schüchtert ein und schikaniert. Selbst im Ausland ist man vor dem
langen Arm des Staatsapparats nicht sicher.
Und
was man sich klar machen muss, wenn man das erschütternde Schicksal von
Mihrigul Tursun liest: Große deutsche Unternehmen wie etwa BMW, Bosch, Siemens
und VW stehen „im Verdacht, von der potenziellen Ausbeutung muslimischer
Arbeiter aus Xinjiang zu profitieren“ (S. 278, Nachwort). Gerade in diesen
Zeiten, wo man am Beispiel des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine
feststellt, dass der Wunsch, „Wandel durch Handel“ zu erreichen, gescheitert
ist, gewinnt auch die Frage des Umgangs mit China wieder an Bedeutung. Es
stellt sich in meinen Augen folgende Frage: Können die deutsche Regierung und
die deutsche Wirtschaft das Ergebnis des Berichts des Australien Strategic
Policy Institute von Februar 2020 ignorieren? Nach diesem Bericht sind „mehr
als eine Million der rund zwölf Millionen Uiguren von der chinesischen
Regierung bereits in Lagern interniert worden“ (S. 277, Nachwort).
Fazit:
Ein Augenzeugenbericht, der unter die Haut geht und mich emotional erschüttert hat. Am Beispiel von Mihrigul Tursun wird deutlich, welche Verbrechen gegen die Menschlichkeit in China an der uigurischen Minderheit verübt werden.
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