Der Weg ist das Ziel
Raynor
Winn und ihr Mann Moth müssen zwei harte Schicksalsschläge hinnehmen: Zuerst
verlieren sie ihr Haus, dann wird bei Moth noch eine neurodegenerative
Krankheit mit tödlichem Ausgang diagnostiziert. Und was machen die beiden? Sie
lassen sich nicht unterkriegen, sie hadern nicht mit ihrem Schicksal, sondern
sie werden aktiv. Sie wandern den 1014 km langen South West Coast Path, und
zwar mittellos und obdachlos, nur mit zwei Rucksäcken und einem Zelt
ausgestattet. Davon berichtet Raynor Winn in ihrem autobiographischen Bericht
„Der Salzpfad“.
Allerdings
darf man in diesem Buch nun keinen Reisebericht erwarten. Hintergründe zu den
Orten oder Beschreibungen der Landschaft stehen nicht im Zentrum, nur ab und zu
werden ein paar Fakten in den Erlebnisbericht integriert. Stattdessen geht es
vielmehr darum, wie sich Raynor und Moth mit ihrem Schicksal arrangieren und
versuchen, das Beste daraus zu machen. Es ist ein sehr persönliches Buch. Die
Autorin berichtet sehr authentisch und offenherzig von den alltäglichen Sorgen,
aber auch von den Momenten, die Kraft spenden. Und das Gefühl der Freiheit ist
durchaus inspirierend, ab und zu hätte ich mir beim Lesen gerne selbst meine
Wanderschuhe geschnappt und wäre losgewandert. Und man entwickelt während dieser
abenteuerlichen Reise viel Mitgefühl für die beiden. Vor allem der Beginn der
Wanderung ist beschwerlich, die Körper der beiden müssen sich erst an die
Strapazen gewöhnen. Moth leidet aufgrund seiner Krankheit ständig an Schmerzen
und Muskelsteifheit, es ist beeindruckend, wie er sich gegen seine Diagnose
stemmt. Die Wanderung wird begleitet von steten Geldproblemen, von Hunger, aber
auch von Momenten der Gastfreundschaft und vom Gefühl der Verbundenheit
zwischen den Backpackern. Der Kampf gegen das Wetter und die kalte Jahreszeit
setzt den beiden zu. Für beide ist es herausfordernd, jeden Tag aufs Neue einen
Schlafplatz zu finden, und darauf zu hoffen, von den Mitmenschen in Ruhe
gelassen zu werden.
Für
mich ein lesenswertes Buch, das mir auch vor Augen geführt hat, dass man nicht
viel benötigt, um glücklich zu sein. Und ich war tiefbeeindruckt davon, wie
Raynor und Moth mit ihrer Situation umgehen, und wie mutig und optimistisch sie
sich in dieses Abenteuer stürzen.
Fazit:
Ein lesenswerter Erlebnisbericht, bei dem das Schicksal von Raynor und Moth und
ihr Umgang mit Rückschlägen im Zentrum stehen. Eine inspirierende Lektüre, die
ich gern weiterempfehle. Ich gebe 4 Sterne, weil sich im Laufe des Berichts
doch einiges wiederholt.
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