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Montag, 1. August 2022

Morris, Brandon Q - Möbius


4 von 5 Sternen


Zeit außer Kontrolle

In seinem Zeitreise-Thriller „Möbius“ schickt Brandon Q Morris die Leser dieses Mal nicht auf eine Reise in den Weltraum, sondern bleibt die meiste Zeit auf der Erde. Im Zentrum steht die Entdeckung eines mysteriösen Artefakts, mit dessen Hilfe man Nachrichten durch die Zeit schicken kann. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Auf der einen Zeitebene erforscht der ambitionierte, aber chaotische Nachwuchsforscher Max, der Albert Einsteins Relativitätstheorie verbessern möchte, das Artefakt, auf der anderen Zeitebene will die mutige und intelligente Forscherin Elisabeth das Artefakt aus einem Schacht in Island bergen und näher untersuchen. Dabei spielt auch ein mysteriöser Brief aus der Zukunft eine wichtige Rolle, der schon seit 19 Jahren auf sie gewartet hat (Der Film „Zurück in die Zukunft“ lässt grüßen).

Unklar bleibt leider bis zum Schluss, wie die beiden Zeitebenen genauer zusammenhängen und wer das Artefakt auf der Erde platziert hat. Die Auflösung dieses Rätsels verschiebt der Autor vermutlich in den nachfolgenden Band. Das fand ich etwas schade. Gleichzeitig würde ich gerne wissen, wie es weitergeht, so dass ich wohl auch „Möbius II“ und „Möbius III“ noch lesen werde.  

Insgesamt fand ich die Zeit-Phänomene, die beschrieben werden, sehr interessant, aber zugleich auch sehr verwirrend. Aber die Idee, die dem Roman zugrunde liegt, ist auf jeden Fall mal etwas Neues, das ich so noch nicht gelesen habe. Auch die Einbindung der Topographie als Teilbereich der Mathematik fand ich interessant. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht immer mitgekommen bin und längst nicht alle Passagen des Textes verstanden habe. Teilweise habe ich auch während des Lesens innegehalten, Textabschnitte nochmals genauer gelesen und mir versucht die beschriebenen Phänomene vorzustellen. Es hat leider nicht immer geklappt. Aber irgendwie fand ich genau das auch reizvoll, man wird beim Lesen ganz schön gefordert und muss viel über das Gelesene nachdenken. Andere Leser:innen mag das aber durchaus abschrecken.

Wie es für Hard-Science-Fiction-Romane üblich ist, steht die Figurenzeichnung nicht unbedingt im Zentrum. So auch hier. Dementsprechend sollte man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen, man muss einfach wissen, worauf man sich einlässt. Für mich werden die Schwächen bei der Gestaltung der Charaktere aber durch die ansprechende Vermittlung von naturwissenschaftlichen Phänomenen aufgewogen.

Auch das Nachwort „Die neue Biografie der Zeit“ fand ich wieder sehr lesenswert und informativ. Hier wird das Gelesene noch einmal theoretisch untermauert und es wird deutlich, dass der Autor aktuelle Erkenntnisse der Physik einbezieht, um die Handlung zu entwerfen. Absolut lobenswert! U.a. wird eine Theorie erwähnt, in der das Gedankenspiel angestellt wird, dass Zeit auch rückwärts laufen kann. Sehr faszinierend!

 

Fazit

Ein typischer Hard-Science-Fiction-Roman, bei dem die Figurenzeichnung zwar zu wünschen übrig lässt, bei dem die zugrundeliegende Idee eines außer Kontrolle geratenen physikalischen Zeitphänomens aber überzeugt. Ich konnte mich auf alles einlassen und habe mit viel Faszination die Handlung verfolgt. Da mir aber zu viel offen gelassen wurde, vergebe ich nur 4 Sterne.

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