Dieses Blog durchsuchen
Montag, 16. Juni 2025
Paolini, Christopher - Fractal Noise
Donnerstag, 12. Juni 2025
Russ, Rebecca - Der Weg
Hammer-Buch
Der Einstieg in den Thriller erfolgt
unmittelbar, es geht direkt los. Eh man sich versieht, sitzen beide Freundinnen
bereits im Flieger nach Schweden und verbringen noch eine Nacht in einer Pension,
bevor sie dann loslaufen. Sie lassen sich auch von den widrigen Wetterbedingungen
nicht abhalten.
Während der Wanderung wird das
Beziehungsverhältnis von Jules und Nicki vertieft. Beide haben sich auseinandergelebt
und Nicki hat eine schwere Zeit hinter sich. Doch was genau in ihr vorgeht,
gibt sie ihrer Freundin nicht preis… Sie wirkt aber oft abwesend und mit den
Gedanken woanders. Als Leser beginnt man natürlich zu rätseln, was mit ihr los
ist. Das ist geschickt arrangiert!
Weiterhin wird schnell deutlich,
dass Jules sich sehr auf die Wanderkompetenz ihrer Freundin verlässt, v.a. was
die Navigation angeht. Das wird ihr bald zum Verhängnis. Denn nach einer gemeinsamen
Nacht im Zelt, wacht Jules am nächsten Morgen allein auf und weiß nicht, wo Nicki
steckt. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche nach ihr und ist ganz auf sich
allein gestellt. Sie ist orientierungslos und weiß nicht, was sie tun soll. Sie
agiert dabei ziemlich leichtsinnig und schon bald verläuft sie sich…Die
Situation wird brenzlig und gewinnt an Dynamik. Und gleichzeitig stellt man
sich die Frage, was mit Nicki passiert ist. In meinen Augen eine äußerst spannende
Ausgangssituation! Und mit zunehmendem Handlungsverlauf wird der Plot immer
spannender und wendungsreicher. Ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand
legen, die Bedrohungssituation spitzt sich immer mehr zu. Eine Sogwirkung beim
Lesen entstand! Ich habe das Schicksal von Jules mit Anspannung begleitet und bin
auch an einigen Stellen vom Verlauf des Inhalts überrascht worden. Die
Darstellung des inneren Zustands von Jules hat mich ebenfalls überzeugt.
Eingeschoben sind auch regelmäßige
Rückblicke, die im weiteren Handlungsverlauf eine weitere Dynamik erzeugen. Ich
will über sie nicht zu viel verraten, denn sie haben eine wichtige Funktion. Nur
so viel: Sie sind ein absoluter Gewinn für die Handlung! Durch sie erhalten die
Figuren viel mehr Tiefe und ich konnte dadurch eine bessere Beziehung zu ihnen
aufbauen und mehr mitfiebern.
Insgesamt liest sich das Buch
sehr flüssig. Ich bin nur so durch die Seiten gerast. Vieles von dem, was ich
gelesen habe, ging sehr unter die Haut und hat mich emotional gepackt. Das Setting erinnerte mich sehr an „Der Ausflug“ von Ulf Kvensler, aber es lassen sich in
meinen Augen auch gut Bezüge zu Freida McFaddens „Wenn sie wüsste“ herstellen. Das
Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. In meinen Augen ist der Autorin
hier ein ganz großer Wurf gelungen. Ich bin gespannt, ob sie es damit in die
Bestseller-Listen schafft. Ich bin jedenfalls auf weitere Bücher der Autorin
gespannt!
Montag, 9. Juni 2025
Bradley, Kaliane - Das Ministerium der Zeit
Interessanter Genre-Mix
Der Ich-Erzählerin kommt die
Aufgabe zu, Commander Graham Gore (1809-1847) von der Royal Navy zu betreuen. Er
nahm an der tragischen Franklin-Expedition in die Arktis teil (Stichwort für
weitere Recherchen: HMS Erebus), bei der er gestorben wäre, wenn ihn der
Transfer in die Gegenwart nicht gerettet hätte. Zusammen mit dem Begleitschiff
HMS Terror wollte man eine Nordwestpassage durch die kanadische Arktis
ausfindig machen. In eingeschobenen Rückblicken zu Beginn jedes Kapitels wird
geschildert, was Gore und der Besatzung beider Schiffe damals widerfahren sein
könnte. Erfreulicherweise werden im Nachwort zudem noch einige wichtige
historische Hintergrundinformationen zu dieser Mission integriert, die ich mit
Interesse gelesen habe. Der reale historische Hintergrund wertet den Inhalt des
Buchs in meinen Augen noch einmal auf.
Erwartungsgemäß hat Graham Gore
einige geschichtliche Entwicklungen verpasst, als er sich im 21. Jh.
wiederfindet, und tut sich anfangs etwas schwer mit den Veränderungen. Er muss
viele neue Informationen verarbeiten und „verdauen“. Vieles nimmt er mit
Erstaunen zur Kenntnis. Um sicherzustellen, dass er keine negativen Folgen
durch die Zeitreise erfahren hat, wird der Commander heimlich durch das
Ministerium überwacht. Und die Begegnung
zwischen dem Zeitreisenden und seiner „Brücke“ wird humorvoll beschrieben.
Allerdings erlebt Graham auch
keinen „Kulturschock“ und ist durchaus in der Lage, sich an seine neue Umgebung
anzupassen. Schon bald kann er Computer bedienen und Streaming-Dienste nutzen. Für
mich war es letztlich erstaunlich, wie „integrationswillig“ er ist. Da hätte
ich mir schon ein paar Auseinandersetzungen oder Schwierigkeiten mehr
gewünscht. Gore stellt insgesamt wenig in Frage, eckt wenig an. Sein
Integrationsprozess verläuft (zu?) reibungslos. Ich hätte mir darüber hinaus
noch mehr Passagen gewünscht, in denen geschildert wird, wie Graham Dinge aus
dem 21. Jh. zum ersten Mal erlebt. Da wurde für mich etwas Potential
verschenkt.
Im weiteren Handlungsverlauf kommt es zu einer Annäherung zwischen Gore und seiner „Brücke“. Das verleiht der Handlung etwas Schwung. Dabei ist es amüsant zu lesen, in welch veralteten Rollenvorstellungen der Commander denkt und wie er sich gegenüber seiner Aufpasserin verhält. Die Liebe zwischen beiden Figuren entwickelt sich äußerst zaghaft-zurückhaltend und wird zunächst nur dezent entfaltet. Sie intensiviert sich aber mit der Zeit (jedoch sie nimmt weniger Raum ein, als ich anfangs vermutet hatte). Später zieht dann auch die Spannung plötzlich an, als eine unbekannte Bedrohung das Leben der Zeitreisenden bedroht. Dann entwickelt sich auf einmal eine Art Spionage-Thriller. Und die Auflösung ist gelungen. Anders ausgedrückt: Dieses Buch bietet unheimlich viel und ist ein interessanter Genre-Mix. Durch den historischen Hintergrund ähnelt das Buch einem historischen Roman, aber es weist auch Elemente von Science-Fiction, von einem Thriller und von einem Liebesroman auf. Eine klare Genre-Einordnung fällt hier schwer. Die zentrale Frage ist, ob man sich auf einen solchen Mix einlassen kann oder ob sich die Leserinnen und Leser lieber gewünscht hätten, dass die Autorin eine entschiedenere Richtung einschlägt. Das muss jede und jeder für sich selbst beantworten. Mir hat diese Mischung jedenfalls gut gefallen. Ich gebe 4 Sterne!
Dienstag, 3. Juni 2025
Taler, Mark - Omniworld
Erschreckende Zukunftsvision
In diesem sog. Metaverse kann
jede und jeder das sein, was sie oder er gern sein möchte. Man kann einen
digitalen Avatar des eigenen Selbst kreieren und nur die eigene Fantasie bildet
die Grenze des Machbaren. Omniworld ist der Gegenentwurf zur „echten“ (Objekt) Welt.
Es gibt keine Beschränkungen. Und dabei wirkt die virtuelle Realität so
lebensecht und fotorealistisch, dass man sie nicht von der wahren Welt
unterscheiden kann.
In weiteren Perspektiven lernen
wir noch andere Figuren außer Ethan Hubble kennen. So z.B. seine Frau Marie,
die ihn von Anfang an unterstützt hat, noch bevor er seine erste Million
verdient hat. Durch ihre Augen erhalten wir einen Einblick in die Arbeitsumgebung
und die Projekte rund um die Firma Omni, die im Silicon Valley angesiedelt ist.
Das Ziel ihres Mannes ist es beispielsweise, Mitarbeiter von Omni immer stärker
in die virtuelle Realität einzubinden und so das Arbeitsumfeld immer stärker in
die simulierte Welt zu verlagern. In naher Zukunft soll die totale Immersion
erreicht werden. Jeder Mensch soll Zugang zur Simulation erhalten und sich
möglichst lange (oder gar dauerhaft?) darin aufhalten. Ethan Hubble möchte die
Objektwelt durch die Simulation ablösen.
In einer weiteren Perspektive
erleben wir die Sicht des Vaters und Witwers Steffen. Dieser hat mit den negativen
Auswirkungen von Omniworld auf seinen 16-jährigen Sohn zu kämpfen. Er muss
miterleben, dass sich sein Sohn oft in der Simulation aufhält und sich immer mehr
aus der Realität entfernt. Er versucht ihn davon zu überzeugen, mehr „echte“ Aktivitäten
in der Objektwelt zu erleben. Doch sein Bemühen ist vergebens. Zu attraktiv ist
die Simulation. Sein Sohn driftet immer mehr in die Selbstisolation ab und
entwickelt Abhängigkeitssymptome. Die negativen Auswirkungen werden anschaulich
beschrieben. Der Vater versucht sich Hilfe zu organisieren und erkennt dabei,
dass sein Sohn nicht das einzige Opfer von Omniworld ist. Gleichzeitig muss er
erkennen, wie wirkmächtig Omni agiert, um negative Schlagzeilen und kritische
Berichterstattung zu unterbinden.
Die entworfene Zukunftsvision ist
sehr kreativ und ideenreich gestaltet worden. Als Pro-Argument für die
virtuelle Realität wird z.B. immer wieder der Aspekt der Nachhaltigkeit erwähnt.
Dadurch, dass sich Menschen in der Simulation treffen und dort interagieren
können, entfallen Reisen mit Transportmitteln wie Auto und Flugzeug. Die
digitale Welt ist ein riesiger Wachstumsmarkt, an dem immer mehr Menschen
teilhaben möchten. Das wird nur allzu deutlich. Und Omniworld expandiert immer
mehr. Es umfasst immer mehr Lebensbereiche. Und Ethan Hubble entwickelt immer wieder
neue Ideen, um noch mehr Nutzerinnen und Nutzer für die Simulation zu
begeistern (so kann sich bald jede und jeder z.B. ihren bzw. seinen eigenen
Traumpartner oder virtuelle Babys kreieren). Dabei ist Hubble auch wichtig,
dass seine Firma ein positives Image aufweist.
Um eine längerfristige
Entwicklungsperspektive zu schildern, werden immer wieder Zeitsprünge von fünf
Jahren platziert. Sehr geschickt! So befinden wir uns zu Beginn im Jahr 2033,
später dann in den Jahren 2035, 2040, 2045 und 2050. Den Abschluss bildet das
Jahr 2052. Auf diese Weise können die verschiedenen Weiterentwicklungen von
Omniworld in den Blick gerückt werden. Die Simulation wird immer allumfassender
und ergreift mit der Zeit mehr und mehr Bereiche des Lebens. Das Erleben der
Nutzerinnen und Nutzer wird stetig verbessert. Mensch und Technik verschmelzen stärker
und stärker. Der Aufenthalt in der Simulation wird kontinuierlich verlockender.
Dabei wird auch immer wieder deutlich, wie sehr Ethan Hubble von seiner
Technologie überzeugt ist und wie wenig kritisch er ihr begegnet. Anders als
seine Frau ist Ethan absolut technikversessen. Anders als sie stellt er nichts
in Frage und treibt seine Ideen zum Ausbau der Simulation immer weiter voran.
Dabei überschreitet er auch moralische Grenzen…
Das Buch fordert an vielen
Stellen zum Mitdenken heraus und verlangt eine Positionierung zu zahlreichen
Themen, die im Buch vorkommen. Man kann das Buch auch gut als Kritik an der
heutigen Zeit und an der Macht von Tech-Unternehmern lesen (man denke nur an
Zuckerberg, Bezos oder Musk). Das hat mir richtig, richtig gut gefallen. Immer
wieder wird man während der Lektüre mit der Frage konfrontiert, wie man selbst
mit der Simulation umgehen und sich darin verhalten würde. Der Inhalt des Buchs
bietet hier verschiedene Identifikationsmöglichkeiten an. Ich habe die Entwicklung
von Omniworld mit Interesse begleitet und mich während der Lektüre stets
gefragt, wo das Ganze noch hinführt. Es ist jedenfalls erschreckend zu lesen,
wie wenig verantwortungsvoll die Menschen mit der neuen Technologie umgehen. Fazit:
Insgesamt ein rundum gelungenes Werk mit einem beeindruckenden Ende.
Montag, 2. Juni 2025
The Acolyte (Staffel 1)
Ein Star-Wars-Krimi
Auffällig sind die Kampfszenen,
die an fernöstliche Martial-Arts erinnern. Ich könnte mir vorstellen, dass sie
bei vielen Fans Irritationen oder gar Ablehnung hervorrufen. Mir hat die Art
und Weise der Inszenierung der Duelle aber gut gefallen. Die Kampfkünste heben
sich auf diese Weise von schon Bekanntem ab. V.a. als ein weiterer Antagonist
auf den Plan tritt, gewinnen die sehr gut choreografierten Auseinandersetzungen
noch einmal an Dynamik.
Ebenfalls fällt auf, dass die
Beziehung zwischen Mae und Osha sowie ihre Beziehung zu Sol eine große Rolle
spielt und viel Raum einnimmt. In diesem Zusammenhang werden auch immer wieder Rückblicke
in die Vergangenheit integriert. Darin wird z.B. gezeigt, wie
Osha zum Jedi-Orden fand und dass ihre Aufnahme in den Orden nicht
komplikationslos verlief. Sehr interessant! Gut gefallen hat mir auch, dass die
individuelle Charakteristik der jeweiligen Figur gut zum Ausdruck kommen. Man
merkt Mae und Osha an, dass sie verschieden sind. Die Beziehung zwischen beiden Schwestern ist
konfliktreich angelegt. Und bei Sol wird ebenfalls ein innerer Konflikt spürbar.
Kurzum: Die verschiedenen Motive des Handelns der Figuren wirken glaubwürdig und
nachvollziehbar.
Das Ende der ersten Staffel lässt Raum für eine Fortsetzung. Es gibt sogar einen vielversprechenden Cliffhanger. Meine Recherchen haben aber ergeben, dass momentan nicht geplant ist, die Serie fortzuführen. Die erste Staffel war nicht erfolgreich genug und blieb hinter den Erwartungen zurück. Ich finde das etwas schade und kann es nicht verstehen. Nach meinem Empfinden ist die Serie inhaltlich gelungen und bietet einen faszinierenden Blick in einen noch nicht erzählten Abschnitt des Star Wars Universum. Aber nun gut, die Fans haben so entschieden…