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Montag, 16. Juni 2025

Paolini, Christopher - Fractal Noise


Signal ohne Ursprung?




Wir befinden uns in einer weit entfernten Zukunft (im Jahr 2234). Die Menschheit ist in der Lage, extrasolare Kolonien zu gründen und Reisen zu anderen Planeten zu unternehmen. Das eigene Sonnensystem ist bereits erschlossen und besiedelt. Doch von intelligentem Leben gibt es im Universum weiterhin keine Spur. Man entdeckte bisher lediglich Pflanzen, Tiere und zahlreiche Mikroorganismen. Bis zu dem Tag, als die 12-köpfige Besatzung des Forschungsschiffs Adamura auf dem unbewohnten, nahezu toten Planeten Talos VII ein kreisförmiges und makellos symmetrisch geformtes Loch aufspürt, das verschlüsselte Signale aussendet. Ist es künstlich angelegt worden und Anzeichen für eine intelligente Lebensform? Doch wohin sind die Erbauer des Lochs verschwunden? Auf dem Planeten sind keine Spuren von intelligentem Leben zu finden. Ich fühlte mich sofort an das sehr, sehr spannende Buch „Das Eulentor“ von Andreas Gruber erinnert und war neugierig zu erfahren, was es mit dem Loch auf sich hat. Ein gelungenes Ausgangssetting!


Erzählt wird aus der Sicht von Alex, einem Xenobiologen, und es wird sofort deutlich, dass er sich in keinem guten psychischen Zustand befindet. Er leidet unter einer depressiven Verstimmung, weil er einen tragischen Verlust erlitten hat. Selbst die Entdeckung des fremdartigen Konstrukts auf Talos VII kann ihm zunächst keinen neuen Lebensmut geben. Neugier und Leidenschaft sind ihm verloren gegangen. Er fühlt sich träge und ausgelaugt. In der Crew entsteht eine Diskussion darüber, wie man weiter bei der Erforschung des Phänomens vorgehen will, und man erörtert die Frage, was es mit der Anomalie auf sich haben könnte. Es werden verschiedene Hypothesen aufgestellt. Sehr interessant!


Nach der Ankunft beim Planeten soll ein Landungstrupp, dem auch Alex angehört, das Loch erforschen. Was werden sie entdecken? Das ist die zentrale Frage, die man sich zu diesem Zeitpunkt der Lektüre stellt. Und ich hatte eine große Erwartungshaltung (die ja auch vom Autor so angelegt wurde). Doch was dann folgt, forderte meine Geduld stark heraus: Vom Landungsschiff folgt ein langer, langer Marsch zum Loch, der sehr viel Raum einnimmt. Und die Erforschung der Anomalie selbst spielt kaum eine Rolle. Stattdessen wird geschildert, welche lebensgefährlichen Widrigkeiten der zusammengestellte Trupp überwinden muss, um überhaupt zum Konstrukt zu gelangen. Dabei zeigt sich z.B., dass die Nerven der Gruppenmitglieder äußerst angespannt sind (was zur Situation passt). Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten, Reibereien und offen ausgetragenen Konflikten. Das wird auch spannend geschildert und der Autor lässt sich einiges einfallen, um die Anspannung beim Lesen hochzuhalten (einiges wiederholt sich dabei auch). Und auch die Atmosphäre der Expedition auf dem lebensfeindlichen Planeten wird in meinen Augen toll eingefangen. Doch das, was zu Beginn des Buchs als wesentlicher spannungserregender Moment aufgebaut wurde, wird dann kaum bedient und zu lange hinausgezögert. Das fand ich einfach unheimlich schade! Erst auf den letzten Seiten erfährt man dann mehr zur Anomalie. Doch, was ich las, hat mich dann noch einmal ernüchtert zurückgelassen. Eine Bewertung fällt schwer. Wie will man bewerten, dass die angelegte Erwartungshaltung nicht bedient wird, obwohl der Rest des Buchs eigentlich spannend geschildert wird? Ich drücke mich einfach mal davor, eine Sternebewertung abzugeben… 


Ich könnte mir vorstellen, dass der Autor vielleicht eine Fortsetzung plant, in der er mehr zur Anomalie preisgibt und die weitere Erforschung schildert. Aber meine Recherchen dazu haben nichts ergeben. Stattdessen plant Paolini sein angelegtes Fractal-Universum mit anderen Büchern weiter auszubauen, wie er selbst angekündigt hat. Vermarktet wird „Fractal Noise“ als Vorgänger zu „Infinitum“, das ich noch nicht kenne. Diese Wissenslücke werde ich sicherlich in naher Zukunft noch schließen.

Donnerstag, 12. Juni 2025

Russ, Rebecca - Der Weg


Hammer-Buch



Die beiden Freundinnen Jules und Nicki wollen in Schweden gemeinsam eine Wanderung unternehmen. Sie wollen den sog. Kungsleden erschließen (auf Deutsch: Königspfad), einen der beliebtesten Wanderwege des skandinavischen Landes, mit einer ungefähren Länge von 400 km. Und eines gleich vorweg: Die Handlung wird um schöne Schilderungen von Natur ergänzt. Bei mir entstanden wundervolle Bilder vor dem inneren Auge.


Der Einstieg in den Thriller erfolgt unmittelbar, es geht direkt los. Eh man sich versieht, sitzen beide Freundinnen bereits im Flieger nach Schweden und verbringen noch eine Nacht in einer Pension, bevor sie dann loslaufen. Sie lassen sich auch von den widrigen Wetterbedingungen nicht abhalten.


Während der Wanderung wird das Beziehungsverhältnis von Jules und Nicki vertieft. Beide haben sich auseinandergelebt und Nicki hat eine schwere Zeit hinter sich. Doch was genau in ihr vorgeht, gibt sie ihrer Freundin nicht preis… Sie wirkt aber oft abwesend und mit den Gedanken woanders. Als Leser beginnt man natürlich zu rätseln, was mit ihr los ist. Das ist geschickt arrangiert!


Weiterhin wird schnell deutlich, dass Jules sich sehr auf die Wanderkompetenz ihrer Freundin verlässt, v.a. was die Navigation angeht. Das wird ihr bald zum Verhängnis. Denn nach einer gemeinsamen Nacht im Zelt, wacht Jules am nächsten Morgen allein auf und weiß nicht, wo Nicki steckt. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche nach ihr und ist ganz auf sich allein gestellt. Sie ist orientierungslos und weiß nicht, was sie tun soll. Sie agiert dabei ziemlich leichtsinnig und schon bald verläuft sie sich…Die Situation wird brenzlig und gewinnt an Dynamik. Und gleichzeitig stellt man sich die Frage, was mit Nicki passiert ist. In meinen Augen eine äußerst spannende Ausgangssituation! Und mit zunehmendem Handlungsverlauf wird der Plot immer spannender und wendungsreicher. Ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, die Bedrohungssituation spitzt sich immer mehr zu. Eine Sogwirkung beim Lesen entstand! Ich habe das Schicksal von Jules mit Anspannung begleitet und bin auch an einigen Stellen vom Verlauf des Inhalts überrascht worden. Die Darstellung des inneren Zustands von Jules hat mich ebenfalls überzeugt.


Eingeschoben sind auch regelmäßige Rückblicke, die im weiteren Handlungsverlauf eine weitere Dynamik erzeugen. Ich will über sie nicht zu viel verraten, denn sie haben eine wichtige Funktion. Nur so viel: Sie sind ein absoluter Gewinn für die Handlung! Durch sie erhalten die Figuren viel mehr Tiefe und ich konnte dadurch eine bessere Beziehung zu ihnen aufbauen und mehr mitfiebern.


Insgesamt liest sich das Buch sehr flüssig. Ich bin nur so durch die Seiten gerast. Vieles von dem, was ich gelesen habe, ging sehr unter die Haut und hat mich emotional gepackt. Das Setting erinnerte mich sehr an „Der Ausflug“ von Ulf Kvensler, aber es lassen sich in meinen Augen auch gut Bezüge zu Freida McFaddens „Wenn sie wüsste“ herstellen. Das Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. In meinen Augen ist der Autorin hier ein ganz großer Wurf gelungen. Ich bin gespannt, ob sie es damit in die Bestseller-Listen schafft. Ich bin jedenfalls auf weitere Bücher der Autorin gespannt!

Montag, 9. Juni 2025

Bradley, Kaliane - Das Ministerium der Zeit


Interessanter Genre-Mix



In naher Zukunft hat die britische Regierung einen Weg gefunden, durch die Zeit zu reisen, und sie hat sich dazu entschieden, Menschen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu schleusen (und zwar solche Menschen, die einen sicheren Tod gestorben wären). Erzählt wird aus der Sicht einer Ich-Erzählerin, die sich beim Ministerium für Zeit auf eine Stelle als sog. „Brücke“ bewirbt. Diese „Brücken“ sollen den Zeitreisenden, genannt „Expats“, dabei helfen, sich in der neuen Gesellschaft zurechtzufinden, und begleiten sie für ein Jahr. Eine interessante Idee! Die Begegnung von Menschen aus verschiedenen Zeitaltern verspricht nach meinem Gefühl eine interessante Dynamik und bietet ein unterhaltsames Ausgangssetting.


Der Ich-Erzählerin kommt die Aufgabe zu, Commander Graham Gore (1809-1847) von der Royal Navy zu betreuen. Er nahm an der tragischen Franklin-Expedition in die Arktis teil (Stichwort für weitere Recherchen: HMS Erebus), bei der er gestorben wäre, wenn ihn der Transfer in die Gegenwart nicht gerettet hätte. Zusammen mit dem Begleitschiff HMS Terror wollte man eine Nordwestpassage durch die kanadische Arktis ausfindig machen. In eingeschobenen Rückblicken zu Beginn jedes Kapitels wird geschildert, was Gore und der Besatzung beider Schiffe damals widerfahren sein könnte. Erfreulicherweise werden im Nachwort zudem noch einige wichtige historische Hintergrundinformationen zu dieser Mission integriert, die ich mit Interesse gelesen habe. Der reale historische Hintergrund wertet den Inhalt des Buchs in meinen Augen noch einmal auf.


Erwartungsgemäß hat Graham Gore einige geschichtliche Entwicklungen verpasst, als er sich im 21. Jh. wiederfindet, und tut sich anfangs etwas schwer mit den Veränderungen. Er muss viele neue Informationen verarbeiten und „verdauen“. Vieles nimmt er mit Erstaunen zur Kenntnis. Um sicherzustellen, dass er keine negativen Folgen durch die Zeitreise erfahren hat, wird der Commander heimlich durch das Ministerium überwacht.  Und die Begegnung zwischen dem Zeitreisenden und seiner „Brücke“ wird humorvoll beschrieben.


Allerdings erlebt Graham auch keinen „Kulturschock“ und ist durchaus in der Lage, sich an seine neue Umgebung anzupassen. Schon bald kann er Computer bedienen und Streaming-Dienste nutzen. Für mich war es letztlich erstaunlich, wie „integrationswillig“ er ist. Da hätte ich mir schon ein paar Auseinandersetzungen oder Schwierigkeiten mehr gewünscht. Gore stellt insgesamt wenig in Frage, eckt wenig an. Sein Integrationsprozess verläuft (zu?) reibungslos. Ich hätte mir darüber hinaus noch mehr Passagen gewünscht, in denen geschildert wird, wie Graham Dinge aus dem 21. Jh. zum ersten Mal erlebt. Da wurde für mich etwas Potential verschenkt.


Im weiteren Handlungsverlauf kommt es zu einer Annäherung zwischen Gore und seiner „Brücke“. Das verleiht der Handlung etwas Schwung. Dabei ist es amüsant zu lesen, in welch veralteten Rollenvorstellungen der Commander denkt und wie er sich gegenüber seiner Aufpasserin verhält. Die Liebe zwischen beiden Figuren entwickelt sich äußerst zaghaft-zurückhaltend und wird zunächst nur dezent entfaltet. Sie intensiviert sich aber mit der Zeit (jedoch sie nimmt weniger Raum ein, als ich anfangs vermutet hatte). Später zieht dann auch die Spannung plötzlich an, als eine unbekannte Bedrohung das Leben der Zeitreisenden bedroht. Dann entwickelt sich auf einmal eine Art Spionage-Thriller. Und die Auflösung ist gelungen. Anders ausgedrückt: Dieses Buch bietet unheimlich viel und ist ein interessanter Genre-Mix. Durch den historischen Hintergrund ähnelt das Buch einem historischen Roman, aber es weist auch Elemente von Science-Fiction, von einem Thriller und von einem Liebesroman auf. Eine klare Genre-Einordnung fällt hier schwer. Die zentrale Frage ist, ob man sich auf einen solchen Mix einlassen kann oder ob sich die Leserinnen und Leser lieber gewünscht hätten, dass die Autorin eine entschiedenere Richtung einschlägt. Das muss jede und jeder für sich selbst beantworten. Mir hat diese Mischung jedenfalls gut gefallen. Ich gebe 4 Sterne!

Dienstag, 3. Juni 2025

Taler, Mark - Omniworld


Erschreckende Zukunftsvision



Zu Beginn des Buchs lernen wir den milliardenschweren Tech-Unternehmer Ethan Hubble kennen, der mit seinen furiosen Auftritten vor der Weltöffentlichkeit in der Lage ist, Börsenkurse zu beeinflussen. Er ist der Erschaffer von Omniworld, einer Technologie zum Erzeugen einer virtuellen Realität, in der Menschen eintauchen, interagieren und ihre eigenen Welten erschaffen können.


In diesem sog. Metaverse kann jede und jeder das sein, was sie oder er gern sein möchte. Man kann einen digitalen Avatar des eigenen Selbst kreieren und nur die eigene Fantasie bildet die Grenze des Machbaren. Omniworld ist der Gegenentwurf zur „echten“ (Objekt) Welt. Es gibt keine Beschränkungen. Und dabei wirkt die virtuelle Realität so lebensecht und fotorealistisch, dass man sie nicht von der wahren Welt unterscheiden kann.


In weiteren Perspektiven lernen wir noch andere Figuren außer Ethan Hubble kennen. So z.B. seine Frau Marie, die ihn von Anfang an unterstützt hat, noch bevor er seine erste Million verdient hat. Durch ihre Augen erhalten wir einen Einblick in die Arbeitsumgebung und die Projekte rund um die Firma Omni, die im Silicon Valley angesiedelt ist. Das Ziel ihres Mannes ist es beispielsweise, Mitarbeiter von Omni immer stärker in die virtuelle Realität einzubinden und so das Arbeitsumfeld immer stärker in die simulierte Welt zu verlagern. In naher Zukunft soll die totale Immersion erreicht werden. Jeder Mensch soll Zugang zur Simulation erhalten und sich möglichst lange (oder gar dauerhaft?) darin aufhalten. Ethan Hubble möchte die Objektwelt durch die Simulation ablösen.


In einer weiteren Perspektive erleben wir die Sicht des Vaters und Witwers Steffen. Dieser hat mit den negativen Auswirkungen von Omniworld auf seinen 16-jährigen Sohn zu kämpfen. Er muss miterleben, dass sich sein Sohn oft in der Simulation aufhält und sich immer mehr aus der Realität entfernt. Er versucht ihn davon zu überzeugen, mehr „echte“ Aktivitäten in der Objektwelt zu erleben. Doch sein Bemühen ist vergebens. Zu attraktiv ist die Simulation. Sein Sohn driftet immer mehr in die Selbstisolation ab und entwickelt Abhängigkeitssymptome. Die negativen Auswirkungen werden anschaulich beschrieben. Der Vater versucht sich Hilfe zu organisieren und erkennt dabei, dass sein Sohn nicht das einzige Opfer von Omniworld ist. Gleichzeitig muss er erkennen, wie wirkmächtig Omni agiert, um negative Schlagzeilen und kritische Berichterstattung zu unterbinden.


Die entworfene Zukunftsvision ist sehr kreativ und ideenreich gestaltet worden. Als Pro-Argument für die virtuelle Realität wird z.B. immer wieder der Aspekt der Nachhaltigkeit erwähnt. Dadurch, dass sich Menschen in der Simulation treffen und dort interagieren können, entfallen Reisen mit Transportmitteln wie Auto und Flugzeug. Die digitale Welt ist ein riesiger Wachstumsmarkt, an dem immer mehr Menschen teilhaben möchten. Das wird nur allzu deutlich. Und Omniworld expandiert immer mehr. Es umfasst immer mehr Lebensbereiche. Und Ethan Hubble entwickelt immer wieder neue Ideen, um noch mehr Nutzerinnen und Nutzer für die Simulation zu begeistern (so kann sich bald jede und jeder z.B. ihren bzw. seinen eigenen Traumpartner oder virtuelle Babys kreieren). Dabei ist Hubble auch wichtig, dass seine Firma ein positives Image aufweist.


Um eine längerfristige Entwicklungsperspektive zu schildern, werden immer wieder Zeitsprünge von fünf Jahren platziert. Sehr geschickt! So befinden wir uns zu Beginn im Jahr 2033, später dann in den Jahren 2035, 2040, 2045 und 2050. Den Abschluss bildet das Jahr 2052. Auf diese Weise können die verschiedenen Weiterentwicklungen von Omniworld in den Blick gerückt werden. Die Simulation wird immer allumfassender und ergreift mit der Zeit mehr und mehr Bereiche des Lebens. Das Erleben der Nutzerinnen und Nutzer wird stetig verbessert. Mensch und Technik verschmelzen stärker und stärker. Der Aufenthalt in der Simulation wird kontinuierlich verlockender. Dabei wird auch immer wieder deutlich, wie sehr Ethan Hubble von seiner Technologie überzeugt ist und wie wenig kritisch er ihr begegnet. Anders als seine Frau ist Ethan absolut technikversessen. Anders als sie stellt er nichts in Frage und treibt seine Ideen zum Ausbau der Simulation immer weiter voran. Dabei überschreitet er auch moralische Grenzen…


Das Buch fordert an vielen Stellen zum Mitdenken heraus und verlangt eine Positionierung zu zahlreichen Themen, die im Buch vorkommen. Man kann das Buch auch gut als Kritik an der heutigen Zeit und an der Macht von Tech-Unternehmern lesen (man denke nur an Zuckerberg, Bezos oder Musk). Das hat mir richtig, richtig gut gefallen. Immer wieder wird man während der Lektüre mit der Frage konfrontiert, wie man selbst mit der Simulation umgehen und sich darin verhalten würde. Der Inhalt des Buchs bietet hier verschiedene Identifikationsmöglichkeiten an. Ich habe die Entwicklung von Omniworld mit Interesse begleitet und mich während der Lektüre stets gefragt, wo das Ganze noch hinführt. Es ist jedenfalls erschreckend zu lesen, wie wenig verantwortungsvoll die Menschen mit der neuen Technologie umgehen. Fazit: Insgesamt ein rundum gelungenes Werk mit einem beeindruckenden Ende.

Montag, 2. Juni 2025

The Acolyte (Staffel 1)


Ein Star-Wars-Krimi



In dieser Serie wird uns eine Welt präsentiert, in der der Jedi-Orden noch in voller Blüte existiert und sich für die Bewahrung von Recht und Gesetz in der Galaxis einsetzt. Doch auch zu dieser Zeit leben die Jedi nicht ungefährlich und sie sind nicht unbesiegbar. So erleben wir anfangs mit, wie eine namenlose Attentäterin eine Jedi-Meisterin tötet. Ihr Motiv: Rache. Bald darauf stellt sich heraus, dass es sich bei der Killerin um die ehemalige Jedi-Schülerin Osha handeln soll. Diese beteuert jedoch vehement ihre Unschuld, als sie festgenommen wird. Sie vermutet, dass ihre totgeglaubte Zwillingsschwester Mae den Mord begangen hat. Und Oshas ehemaliger Jedi-Ausbilder Sol glaubt an ihre Unschuld, auch wenn er damals mit eigenen Augen gesehen haben will, wie Mae starb. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Mae. Doch warum und wofür sollte diese Rache nehmen wollen? Und wer hat Mae so ausgebildet, dass sie sogar in der Lage ist, eine Jedi-Meisterin umzubringen? Das sind die zentralen Fragen, die die Handlung vorantreiben und meine Neugier fortwährend befeuerten. Die Lösung eines vertrackten Kriminalfalls entspinnt sich.

 

Auffällig sind die Kampfszenen, die an fernöstliche Martial-Arts erinnern. Ich könnte mir vorstellen, dass sie bei vielen Fans Irritationen oder gar Ablehnung hervorrufen. Mir hat die Art und Weise der Inszenierung der Duelle aber gut gefallen. Die Kampfkünste heben sich auf diese Weise von schon Bekanntem ab. V.a. als ein weiterer Antagonist auf den Plan tritt, gewinnen die sehr gut choreografierten Auseinandersetzungen noch einmal an Dynamik.

 

Ebenfalls fällt auf, dass die Beziehung zwischen Mae und Osha sowie ihre Beziehung zu Sol eine große Rolle spielt und viel Raum einnimmt. In diesem Zusammenhang werden auch immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit integriert. Darin wird z.B. gezeigt, wie Osha zum Jedi-Orden fand und dass ihre Aufnahme in den Orden nicht komplikationslos verlief. Sehr interessant! Gut gefallen hat mir auch, dass die individuelle Charakteristik der jeweiligen Figur gut zum Ausdruck kommen. Man merkt Mae und Osha an, dass sie verschieden sind. Die Beziehung zwischen beiden Schwestern ist konfliktreich angelegt. Und bei Sol wird ebenfalls ein innerer Konflikt spürbar. Kurzum: Die verschiedenen Motive des Handelns der Figuren wirken glaubwürdig und nachvollziehbar.

 

Das Ende der ersten Staffel lässt Raum für eine Fortsetzung. Es gibt sogar einen vielversprechenden Cliffhanger. Meine Recherchen haben aber ergeben, dass momentan nicht geplant ist, die Serie fortzuführen. Die erste Staffel war nicht erfolgreich genug und blieb hinter den Erwartungen zurück. Ich finde das etwas schade und kann es nicht verstehen. Nach meinem Empfinden ist die Serie inhaltlich gelungen und bietet einen faszinierenden Blick in einen noch nicht erzählten Abschnitt des Star Wars Universum. Aber nun gut, die Fans haben so entschieden…