Das Schicksal der Arcadia
Alles
das, was rund herum ums Tauchen dargestellt wird, kommt außerdem sehr
authentisch und realistisch daher. Es kommt z.B. auch gut zum Ausdruck, welche
Gefahren ein solcher Tauchvorgang mit sich bringt, wenn man auf ca. 90m Tiefe
vordringt (Stichwort: Taucherkrankheit etc.). Auch die Erkundung des Inneren
des Wracks wird sehr anschaulich und bildhaft beschrieben. Es entstehen Bilder
vor dem inneren Auge. Es gibt viele spannungserregende Merkmale, die deutlich
werden: So sorgt die eingeschränkte Sicht, bedingt durch den begrenzte Lichtpegel
der Helmleuchten sowie aufgewirbeltes Sediment, für Anspannung beim Lesen.
Hinzu kommen ein limitierter Sauerstoffvorrat und eine Tauchleine als
Orientierungshilfe, die für Unsicherheit und auch Zeitdruck sorgen. Man hat
während der Lektüre ständig das Gefühl, dass etwas Unheilvolles passieren
könnte und das Team in Gefahr gerät.
Weitere
Aspekte: Die Gruppendynamik ist gut eingefangen worden. Es gibt einen
Draufgänger, eine Aufpasserin sowie einen Unsicheren etc. Die einzelnen
Mitglieder des Teams können darüber hinaus unterschiedlich gut tauchen, was
ebenfalls für Unruhe beim Lesen sorgt. Ich habe permanent damit gerechnet, dass
sich das schwächste Glied der Kette in eine ausweglose Situation manövriert. Hinzu
kommen mysteriöse Botschaften, die die Schiffsbesatzung der Arcadia an die
Wände geschmiert hat. Was hat es damit nur auf sich? Diese Verrätselung sorgt
für Neugier. Durch die Rückblicke und den Blickwinkel auf die Gegenwartsebene
entsteht zudem ein schöner Kontrast: Während die Taucher nicht wissen, was an
Bord der Arcadia genau passiert ist, erfahren die Leserinnen und Leser mehr
darüber, was sich in der Vergangenheit zugetragen hat. Die Leserinnen und Leser
haben also einen Wissensvorsprung gegenüber dem Tauchteam. Das ist ebenfalls
gelungen konzipiert worden.
Als
das Team unter Wasser bei ihren Aufnahmen auf eine Leiche trifft und danach
wieder auftaucht, stellen sich die einzelnen Mitglieder die Frage, ob sie die
Dreharbeiten für ihren Film fortsetzen wollen oder nicht. Sie gehen davon aus,
dass sich noch mehr Leichen an Bord der Arcadia verbergen. Werden sie einen
zweiten Tauchvorgang vornehmen? Und falls ja, was werden sie entdecken? Ich
will nicht zu viel verraten, nur so so viel: Spätestens ab diesem Zeitpunkt
driftet der Thriller immer mehr ins horrormäßige ab und Übernatürliches gewinnt
an Bedeutung. Das sollte man mögen! Mich persönlich hat es nicht so angesprochen.
Das letzte Drittel war für mich leider der schwächste Teil des Buchs. Bei mir
wollte beim Lesen einfach keine Gänsehaut aufkommen. Aber das mag anderen
(zartbesaiteten?) Leserinnen und Lesern ganz anders ergehen. Ich hätte mir fast
gewünscht, dass die Autorin eher einen „gewöhnlichen“ Tauch-Thriller mit einer
passenden Katastrophe daraus gemacht hätte. Das hätte mich mehr erreicht.
Deshalb „nur“ 4 Sterne.