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Samstag, 22. Juni 2024

The Walking Dead - The Ones Who Live



Flucht und Liebe



Rick ist zurück! Und ich gebe zu, das macht mich tatsächlich neugierig. Von allen Ableger-Serien aus dem Universum von „The Walking Dead“ ist das diejenige, die mich am meisten interessiert. Zentrale Frage: Was ist aus Rick geworden?

 

Doch der erste Einstieg in die Serie lässt mich etwas enttäuscht zurück. Wieder einmal wird uns eine militaristisch geprägte und autorität geführte Gemeinschaft präsentiert, die nicht sehr einladend wirkt. Kennen wir das nicht schon? Das einzige, was neu ist: Sie ist größer und besser organisiert als alles, was man bisher kennen gelernt hat. Atlanta, Omaha und Portland bilden als Städte eine Allianz. Und es scheint doch mehr an Strukturen erhalten geblieben zu sein, als man anfangs dachte… aber das allein reißt mich noch nicht mit; zumal das, was in den Städten vor sich geht, für mich zu sehr im Dunkeln bleibt.

 

Was die Serie ausmacht, ist in meinen Augen Rick, dessen Abschied aus der Original-Serie damals für mich überraschend war. Er trägt „The Ones Who Live“ maßgeblich. Deutlich wird zu Beginn wieder sein unbändiger Wille, sich nicht unterzuordnen. Er ist durch und durch ein Kämpfer. Er will aus der Gemeinschaft, in der er gefangen gehalten wird, fliehen. Und er ist dafür bereit, einen hohen Preis zu zahlen. Doch was man auch sieht, ist, dass er eine dynamische Entwicklung durchläuft. Das ist gut! Wir erleben mit, wie sich Rick in seiner neuen Umgebung einordnet und allmählich fügt. Ab einem gewissen Punkt wirkt er gebrochen, eingeschüchtert und regelrecht verängstigt. Oder spielt er doch nur ein doppeltes Spiel und wir erleben als Zuschauer eine große Überraschung? Das möchte ich hier nicht verraten. Das möge jeder selbst herausfinden.

 

Was ebenfalls gut gelungen ist, sind die Cliffhanger am Ende einer Folge. Die sind wirklich stark, so dass man immer direkt wissen möchte, wie es weitergeht. Auch die perspektivische Gestaltung und der Einbau von Vor- und Rückblenden hat mir gefallen. Ich habe zu jedem Zeitpunkt die Übersicht behalten und bin nicht verwirrt worden. Wird die erste Folge noch aus Ricks Sicht präsentiert, so wird dieser Blickwinkel in Folge 2 um Michonnes Perspektive erweitert. Danach greifen beide Sichtweisen ineinander. Das ist gut gemacht. Im weiteren Handlungsverlauf entsteht dann eine Geschichte um Liebe und (möglicher) Flucht. Auch das reißt mit. Allerdings kann die Serie nach meinem Empfinden ihr Niveau nur in den ersten vier Folgen halten. Folge vier wird schon schwächer (ist mit dem Bild des einstürzenden Hauses aber sehr schön symbolisch aufgeladen worden) und in den letzten beiden Episoden habe ich einen deutlichen Qualitätsverlust wahrgenommen, was v.a. mit den Ereignissen rund um Anne zusammenhängt, deren Handeln sich mir nicht erschließt. Die Logik wird zunehmend löchrig. Schade, schade!

 

Was mich ebenfalls nicht überzeugt hat, war das Ausmaß an Gewalt, das sich die Macher der Serie dieses Mal haben einfallen lassen. Man merkt, dass den Autoren die Ideen ausgehen und immer wieder neue, noch gewalthaltigere Dinge kreiert werden, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Ich brauche das nicht, aber nun gut…Dieses Mal kommen Napalm und Chlorgas zum Einsatz, um die „Beißer“ zu bekämpfen. Später sind es dann von Geysiren verunstaltete Zombies, die wir zu sehen bekommen. Für mich schlägt die Serie hier eine falsche Richtung ein. Und noch ein Tabubruch ist mir aufgefallen: Eine schwangere Frau muss sterben und verwandelt sich. Noch etwas: Zu Beginn der Serie macht es den Eindruck, als sei es das Ziel, möglichst viele entstehende Bindungen zwischen den Figuren in rascher Abfolge immer wieder zu zerschlagen. Eine solche hohe Taktung von beginnender Freundschaft und Verlust habe ich bisher in noch keiner anderen Serie aus dem TWD-Franchise wahrgenommen. Auch das hat mich nicht überzeugt. So komme ich abschließend auf 3 Sterne.

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