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Montag, 31. Juli 2023

Hannig, Theresa - Pantopia



„Wahrheit ist schön“


„Ab Montag verlangt der Discounter Penny für neun seiner mehr als 3000 Produkte eine Woche lang die ‚wahren Preise‘. Damit ist der Betrag gemeint, der bei Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umweltschäden eigentlich berechnet werden müsste“ (tagesschau.de, 30.07.23, 17.56 Uhr)

 

Als ich diese Meldung las, musste ich sofort an den Roman „Pantopia“ von Theresa Hannig denken. Denn auch in ihrem Weltenentwurf, in der Weltrepublik Pantopia, werden die Preise der Produkte auf diese Weise festgelegt. Und es gibt noch weitere utopische Ideen, die sehr nah am Puls der Zeit sind, wie ich finde: „die universelle Durchsetzung der Menschenrechte und ein Leben im Einklang mit der Natur“ (vgl. Klappentext). Die Autorin legt ein Werk vor, das zu dem aktuellen Zeitgeist passt und eine große gesellschaftspolitische Aktualität aufweist. Sie entwirft eine Utopie, in der die Geschicke der Menschheit von einer starken Künstlichen Intelligenz gelenkt werden. Und auch durch etwas anderes fällt die Schreibweise auf: durch „wokeness“.

 

Anders als in ihren Vorgängerbüchern „Die Optimierer“ und „Die Unvollkommenen“ ist die Utopie allerdings noch nicht fest etabliert. Nein, sie befindet sich im Entstehungsprozess. Und wir begleiten die Umsetzung der Weltrepublik Pantopia, angefangen von der Erforschung einer KI über das erste Erwachen eines künstlichen Bewusstseins bis hin zu den ersten Systemveränderungen. Nur der Idee eines alternativen Gesellschaftsentwurfs bleibt Theresa Hannig auch in „Pantopia“ treu. Und anders als in den ersten beiden Büchern wird der technische Fortschritt nicht kritisch beleuchtet, sondern dieses Mal ist die entworfene Vision positiv-optimistisch.

 

Besonders gefallen hat mir der Einstieg ins Werk, als wir den Entwicklungsprozess der KI begleiten. Patricia Jung und Henry Shevek bilden ein erfolgshungriges Entwicklerteam, das sich gut ergänzt und das innerhalb der strikt kapitalistisch ausgerichteten Strukturen eines Finanzdienstleisters an einem Wettbewerb teilnimmt, dessen Gewinner am Ende eine Festanstellung sowie eine Beteiligung an den erzielten Gewinnen des entwickelten Programms erhalten (die Gewinnbeteiligung liegt bei 0,01 Prozent!).  Gewinnmaximierung ist die oberste Devise des potentiellen Arbeitgebers. Es soll eine KI entwickelt werden, die überdurchschnittlich hohe Gewinne an der Börse erzielt. Und der Einblick in die Unternehmenskultur, in die Arbeitsabläufe und in das Personalmanagement ist interessant. Die Atmosphäre innerhalb der Firma kommt gut zum Ausdruck: Es herrschen Erfolgs- und Leistungsdruck sowie Konkurrenzdenken. Ein schöner Kontrast auch zu der später entstehenden Weltrepublik.

 

Die Figuren sind allesamt dynamisch angelegt und verändern sich. Auch das überzeugt. Besonders lesenswert fand ich die eingestreuten Monologe der KI, die sich stetig weiterentwickelt und immer mehr dazulernt. Es wird gut veranschaulicht, wie sich das System ständig weiter optimiert, bis es eines Tages zu Bewusstsein erwacht und Kontakt zu Henry und Patricia aufnimmt. Die Geburtsstunde der KI war für mich die stärkste Stelle im Buch. Und auch die Chatprotokolle fand ich äußerst kreativ und glaubwürdig. Es wird gut deutlich, mit welchen Verständnislücken das Programm anfangs noch zu kämpfen hat und wie es sich Schritt für Schritt die Welt erschließt. Beachtlich ist auch, welche Entwicklungssprünge die KI vollzieht. Das Denken von Einbug wird zunehmend komplexer, abstrakter und differenzierter. Sich in das mögliche Denken und in den Lernprozess einer KI hineinzuversetzen und das zu gestalten, ist sicher keine leichte Aufgabe. Hier beweist die Autorin ihr schriftstellerisches Können. Und was auch Spannung erzeugt, sind die dabei entstehenden Fragen: Was werden Henry und Patricia mit dem Programm anstellen? Wie geht es mit ihm weiter?  

 

Später dann mutiert die KI zum Weltoptimierer. Die Handlung schlägt dann eine andere Richtung ein. Im Mittelpunkt steht dann die Umsetzung des Projekts „Pantopia“. Viel Raum nimmt auch die Frage ein, welche Sicherheitsvorkehrungen das Programm treffen kann, um einen möglichen Angriff auf sein Vorhaben abzuwehren. Und über viele Seiten wird geschildert, wie Menschen für die neue Idee gewonnen werden können. Zentrale Frage: Wird die Utopie sich durchsetzen? Diese makropolitische Ebene hat mir weniger gut gefallen als der Rest des Buchs. Mir erscheint die Idee einer möglichen Weltrepublik dann auch zu nebulös, zu allgemein und zu wenig konkret. Das fand ich etwas schade, aber es ist wohl auch zu viel verlangt, dass in einem Science-Fiction-Buch ein tatsächlich umsetzbares Konzept  steckt. Auch fehlten mir philosophische Überlegungen zur Frage, was Bewusstsein ist und wie man Intelligenz messen kann etc. Mir wurde es mit zunehmendem Handlungsverlauf zu politisch und zu ideologisch aufgeladen.

Montag, 24. Juli 2023

Hoover, Colleen - Layla




Seelenverwandt

 

„Unser Leben und das, was danach kommt, umfasst mehr, als wir begreifen können (…)“, S. 375.

 

Immer wieder bin ich auf begeisterte Leser:innenstimmen zu Colleen Hoover gestoßen. Das hat mich neugierig gemacht. Und auch die Biographie dieser Autorin fand ich äußerst spannend (Recherche im Internet empfohlen!). Ist sie etwa ein Beispiel dafür, dass sich schriftstellerische Qualität mit der Zeit von selbst irgendwann durchsetzt? Ich wollte mir hierzu ein Urteil bilden. Bisher habe ich noch nichts von dieser Autorin gelesen und das erste Buch, das ich von ihr rezensieren möchte, trägt den Titel „Layla“.

 

Und eines kann ich direkt einleitend sagen: Das Werk liest sich sehr flüssig, der Stil ist eingängig, die Übersetzung definitiv gelungen (ich weiß nicht, wie sich das englischsprachige Original liest). Und schon den Einstieg fand ich kreativ. Der Roman beginnt mit einem interessanten Kontrast. Auf der einen Seite erzählt Leeds einer mysteriösen, namenlosen Figur, die nur als Detektiv bezeichnet wird, dass die Situation mit Layla außer Kontrolle geraten sei (als Leser wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was los ist). Und auf der anderen Seite wird im Rückblick das Kennenlernen von Layla und Leeds geschildert. Zwischen beiden ist es Liebe auf den ersten Blick, der Funke springt sofort über. Beide stürzen sich in eine feurige Liebesaffäre. Wir haben also den glücklichen Start in die Beziehung einerseits und die mysteriöse Katastrophe innerhalb der Beziehung auf der anderen Seite. Doch was ist dazwischen passiert? Wie konnte es soweit kommen? Das weckt sofort Interesse. Sehr geschickt!

 

Die Autorin erzeugt auch gekonnt Tempo, indem sie passende Zeitsprünge und Handlungsraffungen einsetzt. Die Handlung wird ereignisreich und spannend vorangetrieben. Das hat mir gut gefallen. Und auch die Figurenzeichnung ist gelungen, die Charakterzüge ergeben sich aus den Worten und Handlungen. Nicht zuletzt ist das Werk wendungsreich. Immer wieder gibt es Überraschungen und die Erwartungen der Leser:innen werden durchbrochen. Das alles überzeugt. Was mir besonders gut gefallen hat: Das Werk zeugt von Kreativität. Viele einfallsreiche Ideen sind erkennbar. Und das Werk lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken: Ist es ein Psychothriller? Ein Mystery-Thriller? Eine Liebesgeschichte? Ist es gar Fantasy? Es ist von allem etwas. Und so etwas mag ich!

 

Allerdings sollte man sich darauf gefasst machen, dass sich das Werk ab einem bestimmten Punkt in eine Richtung entwickelt, auf die man sich einlassen muss. Plötzlich tauchen paranormale Elemente auf, mit denen ich im Vorfeld nicht gerechnet habe. Ich konnte mich darauf einlassen, aber ob jede/r Leser:in das kann, wage ich zu bezweifeln. Im Buch selbst wird auf den Film „Ghost – Nachricht von Sam“ Bezug genommen (eine treffende Referenz!). Mit so einer Art von Thematik sollte man sich also anfreunden können.

 

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Die Gestaltung von Leeds ist eigentümlich. Sein moralischer Kompass ist in meinen Augen total verschoben. Leider kann ich nicht genauer darauf eingehen, ohne zu spoilern. Aber sein Handeln gegenüber Layla ist höchst fragwürdig und unehrlich. Später agiert Leeds auch sehr widersprüchlich. Er berichtet z.B. freimütig über seine Verfehlungen gegenüber Layla, zeigt auch ansatzweise ein schlechtes Gewissen, ändert sein Verhalten aber nicht. Er macht einfach weiter. Diese Form der Gestaltung ist interessant. Hier zeigt sich das Geschick der Autorin. Sie lenkt das Urteil der Leser:innen zu den Figuren mal in die eine, mal in die andere Richtung, indem sie neue Informationen in die Handlung integriert. Dies wird besonders am Ende deutlich. Ich will hier nicht zu viel verraten.

 

Ein weiterer spannungserregender Impuls entsteht durch die Figur des Detektivs: Wird er Layla und Leeds helfen? Was hat er im Sinn? Welchen Plan verfolgt er? Er verrät unheimlich wenig über sich selbst und gerade das macht ihn interessant. Nach meinem Empfinden hätte man sogar noch mehr daraus machen können. Für mich hätte der Detektiv noch aktiver in das Geschehen eingreifen oder mehr Hintergrundwissen offenbaren können. Das fand ich etwas schade.

 

Eine weitere auffällige Besonderheit des Werks: Der Aspekt der Körperlichkeit wird sehr stark betont. Das, was die Beziehung zwischen Leeds und Layla ausmacht, ist in erster Linie Sex und Verlangen. Die Beziehung der beiden hat viel zu wenig andere Schattierungen. Attraktivität und gutes Aussehen sind wichtig. Naja,… Sollte man mögen. Ich fand es etwas zu einseitig.

Sonntag, 23. Juli 2023

Weir, Andy - Artemis



Science-Fiction-Wirtschaftsthriller




Andy Weir ist v.a. mit seinen Büchern "Der Marsianer" (2011) und "Der Astronaut" (2021) bekannt geworden. Letzteres kommt sogar nächstes Jahr ins Kino. Sein zweiter Roman nach dem Weltbestseller "Der Marsianer" ist eher weniger bekannt. Es trägt den Titel "Artemis" (2017). Und für mich übertrifft der Roman „Artemis“ sogar noch das Werk „Der Astronaut“.

Der SF-Wirtschaftsthriller um die Kleinkriminelle Jazz Bashara hat mich durchgängig gefesselt und begeistert. Der Autor entwirft eine sehr sympathische und interessante Hauptfigur, an der wir wir durch die Wahl der Ich-Perspektive ganz nah dran sind. Wie schon in seinen anderen Büchern begeistert mich Weir mit seinen vielen kreativen Ideen, vor allem was die Darstellung der Mondstadt angeht. Er schafft es, ein sehr detailliertes Bild von der Stadt auf dem Mond zu entwerfen, so dass sie sehr plastisch und greifbar wirkt. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es wohl in Artemis aussieht. Insbesondere das Ende, also die letzten 100 Seiten des Romans, haben eine ungeheure Sogkraft auf mich entfaltet. 


Nochmal zur Hauptfigur: Jazz Bashara. Der Autor beherrscht die Kunst, einen Charakter tiefgründig und interessant zu gestalten. Das wurde schon in seinen anderen beiden Büchern deutlich, wo Ryland Grace bzw. Mark Watney im Mittelpunkt standen. Und auch in diesem Wirtschaftsthriller um die Kleinkriminelle Jazz ist das so. Mit ihrer offenherzigen, teils frechen, intelligenten Art wächst sie einem sehr ans Herz. Sie scheut kein Risiko, hat eine schnelle Auffassungsgabe, beweist Tatkraft sowie Entschlussfreudigkeit und noch etwas: Sie bewahrt sich trotz ihrer kriminellen Energie ihren moralischen Kompass. Hinzu kommt eine Prise Selbstironie und Humor, wie wir es schon von anderen Figuren aus der Feder des Autors kennen. V.a. die direkten Leseransprachen haben mich gut unterhalten und auch mal beim Lesen schmunzeln lassen. Ebenso gelungen fand ich die eingebauten E-Mails an den Schmuggelpartner auf der Erde: Kelvin. Dies bringt auch erzählerisch noch etwas Abwechslung hinein und offenbart uns als Leser auch eine ernstere Seite von Jazz.


Und es ist nicht nur die Hauptfigur, die gefällig gestaltet wurde, auch die Nebencharaktere sind nicht flach, sondern zeigen klare individuelle Konturen. Da haben wir beispielsweise den Nerd Svoboda, den gläubigen und aufrechten Vater Ammar, den kauzigen und strengen Bob und nicht zuletzt den loyalen und zuverlässigen Dale. Alles in allem ist das Figurentableau stimmig entworfen worden. Ich gebe für diesen rundum gelungenen SF-Thriller volle 5 Sterne, denn ich habe wirklich nichts zu bemängeln und wurde super unterhalten.


Freitag, 21. Juli 2023

Schätzing, Frank - Der Schwarm





In den Tiefen des Meeres


Nach den Diskussionen um die vom ZDF produzierte Miniserie „Der Schwarm“, die ich bisher noch nicht gesehen habe, wollte ich unbedingt den gleichnamigen Roman von Frank Schätzing lesen, um mir später ein Urteil zu der Serie bilden zu können. 


Der Einstieg ins Werk hat bei mir auf jeden Fall direkt Interesse geweckt: Ein Fischer in Peru, der auf seinem Boot plötzlich von einem riesigen Schwarm Fische umschwommen wird, erzeugt Neugier. Hinzu kommt ein Forscher, der in 700 Metern Tiefe eine neue Wurmart entdeckt. Da sich die Firma, die für die Ölbohrungen verantwortlich ist, nicht vorwerfen lassen will, dass sie die Biodiversität des Lebensraums gefährdet, werden weitere Forschungen zu der neuen Wurmart in Auftrag gegeben. 


In einem weiteren Handlungsstrang wird uns ein Walforscher vorgestellt, der die Intelligenz von Beluga-Walen erforscht und Verhaltensexperimente mit ihnen durchführt. Als Wale plötzlich Boote angreifen und Menschen verletzen, erfordert dies seine Aufmerksamkeit. Was ist der Grund für das Verhalten der Tiere? 


Und es kommt zu vielen weiteren Anomalien: Es tauchen auf einmal hochgiftige Quallenarten an den Küsten Südamerikas und Australiens auf. Und im Pazifik befallen toxische Algen Hummer und führen bei Menschen zu Vergiftungen. Das Ausmaß der Katastrophen nimmt immer größere Ausmaße an. Und über allen Ereignissen schwebt die Frage: Hängen die Vorkommnisse miteinander zusammen? Was ist die Ursache für die verschiedenen Unglücksfälle? Die Forscher tappen im Dunkeln und wissen nicht, wie sie die Menschheit schützen können. Welche Gegenmaßnahmen sind zu ergreifen? Wer ist der Feind? Hinter den Zerstörungen scheint eine intelligente Strategie zu stecken: Die Auslöschung der Menschheit. Gibt es womöglich eine weitere Spezies auf dem Planeten Erde, die den Menschen die Vormachtstellung streitig macht? Wie kann man mit den Anderen in Kontakt treten? Ist eine friedliche Lösung des Konflikts möglich? Um all diese Fragen geht es in dem Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Und ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Die Beschreibung der fremden Intelligenz fand ich ebenfalls äußerst gelungen und kreativ. 


Beiläufig wird viel Wissen über die verschiedenen Forschungsprojekte und auch über die Arbeit von Wissenschaftlern integriert. Man lernt einiges über die Hintergründe der Ölförderung vor Norwegen sowie über die Verhaltens- und Intelligenzforschung von Walen dazu. Insgesamt ist die Darstellung sehr detailliert, v.a. technische Abläufe werden sehr kenntnisreich und nachvollziehbar geschildert. Ein Genuss für alle wissenschaftsinteressierten Leser:innen! 


Besonders interessant fand ich die Ausführungen zum Methanhydrat. So könnte die Erwärmung der Meere um nur 1 Grad Celsius das Hydrat instabil werden lassen. Eine erschreckende Vorstellung! Denn was ist die Auswirkung auf das Weltklima, wenn Tiefsee-Methan entweicht? Dazu wird einiges Wissenswertes vermittelt (Methan fördert den Treibhauseffekt z.B. 30-mal stärker als CO2). Ist das eingeschlossene Gas eine noch unerschlossene Energiereserve oder eine tickende Zeitbombe? Eine spannende, kontroverse Frage. Und was offensichtlich ist: Die Interessen von Wissenschaft und Industrie widersprechen sich. Ein weiteres Thema, das ich spannend fand: Die Ausführungen zur Intelligenzforschung bei Tieren. Was ist Intelligenz und wie misst man sie bei Tieren? Was sind die Grenzen der Erforschbarkeit? Sehr spannend!  


Mittwoch, 19. Juli 2023

Morris, Brandon Q - Die letzte Kosmonautin


4 von 5 Sternen


DDR im Jahr 2029


Was wäre, wenn die DDR noch existierte? Und was wäre, wenn die DDR eine eigene Raumstation betriebe und geheime Forschungen anstellte? Um diese Fragen geht es in dem Roman „Die letzte Kosmonautin von Brandon Q Morris, von dem ich bereits viele weitere Bücher gelesen und rezensiert habe („Möbius 1“, „The Hole“, „Enceladus“, „Mars Nation 1“, „Titan“, „Io“, „Die Störung“, vgl. dazu frühere Rezensionen).

 

Was mir direkt sehr positiv aufgefallen ist: Der Autor beschreitet einmal andere Wege. Der Inhalt des Werks steht eigenständig, unabhängig und in sich abgeschlossen für sich. Es ist einmal keine Reihe. Es handelt sich um ein „stand alone“, eine Mischung aus Krimi und Science-Fiction. Und es werden geschickt und spannend zwei Handlungsstränge miteinander verquickt: Auf der einen Seite geht es um das Schicksal von Mandy Neumann auf der Raumstation „Völkerfreundschaft“, auf der anderen Seite geht es um Tobias Wagner, Leutnant der Volkspolizei in Dresden, der einen verschwundenen Physiker sucht.

 

Die kreative alternative Geschichtsschreibung, die der Autor entwirft, finde ich äußerst reizvoll. Die DDR existiert weiter und das sogar als erfolgreicher Staat. Kurios! Und was nach meinem Empfinden besonders gut gelingt, ist, dass das Lebensgefühl in dieser fiktiven DDR gut zum Ausdruck gebracht wird. Im Nachwort weist Morris auf die Doppelzüngigkeit hin, die er dort selbst erlebt hat: „In der Schule war vor allem die Doppelzüngigkeit prägend. In der Schule, vor den Lehrern, sprach man anders als mit Freunden oder in der Familie. Das war normal. Wir wussten es, die Lehrer wussten es, und die, die uns alle beobachtet haben, wussten es auch. Es war eine kleine Welt, in der man am besten durchkam, wenn man sich auf das Private zurückzog.“

 

Auch die Ideen, die der Autor einfließen lässt, um der DDR Modernität einzuhauchen, haben mir gut gefallen. So gibt es z.B. in der DDR von 2029 eine Reisefreiheit, Republikflucht ist als Straftatbestand hinfällig geworden. Trotzdem werden die Bürger weiterhin überwacht und das Leben streng staatlich kontrolliert. Auch die Propaganda zum Sozialismus existiert weiter. Das Bild, das von der modernen DDR gezeichnet wird, hat auf mich einen nachvollziehbaren und glaubwürdigen Eindruck gemacht.

 

Besonders spannend fand ich die Ereignisse auf der Raumstation: Mandy Neumann verliert den Kontakt zur Erde und es ereignen sich verschiedene Unglücksfälle, die schließlich ihr Leben bedrohen. Sie kämpft allein ums Überleben und muss sich auch gegenüber einem Roboter behaupten. Fesselnd!  Auch die Figurenzeichnung ist lobenswert (früher oft einer meiner Kritikpunkte). Besonders Tobias Wagner hat mir gefallen. Er erscheint als unangepasster Staatsdiener, der nicht nur systemkonform und opportunistisch agiert, sondern seine Handlungsspielräume ausnutzt. Gleichzeitig hat er ständig Angst davor, von Vorgesetzten zur Ordnung gerufen zu werden und seinen beruflichen Aufstieg zu verspielen.

 

Das einzige, was ich bemängeln kann: Der Start in den Roman ist etwas schleppend. Es dauert, bis die Handlung „Zugkraft“ entfaltet. Man sollte also etwas Geduld mitbringen. Und auch das Ende war mir zu abgedreht. Aus diesem Grund ziehe ich einen Stern ab. 4 Sterne von mir!

Mittwoch, 5. Juli 2023

Gruber, Andreas - Todesfrist


4 von 5 Sternen


Ausgefallen und durchdacht


Der Einstieg in den Thriller „Todesfrist“ von Andreas Gruber ist heftig. Der dargestellte Sadismus des Täters ging mir ganz schön unter die Haut. Die Vorstellung, dass jemand lebendig einbetoniert wird, ist sehr verstörend. Ich war froh, dass dies die grausamste Stelle im ganzen Buch war und nicht noch weitere folgten. Ich bin eigentlich kein Freund solch drastischer Darstellungen, hier war es für mich noch gerade an der Grenze des Lesbaren/Aushaltbaren.

 

Der Rest des Buchs ist solide bis gut, aber nicht herausragend. Es enthält viele wichtige Zutaten, die ein guter Thriller benötigt: Ein interessantes Ermittler-Team mit Ecken und Kanten (v.a. der kiffende Holländer mit Cluster-Kopfschmerzen, Maarten S. Snejder, der sich als übellauniger, direkter Zyniker entpuppt), eine ausgefallen-konstruierte Mordserie und eine durchdacht gestaltete psychologische Seite. Für mich war v.a. die Schilderung der Therapiegespräche mit dem Mörder das Highlight des Buchs. Hier merkt man dem Roman eine gute Recherche an. Snejder hingegen war mir fast schon zu überzeichnet.

 

Was auch auffällt: Die Figuren besitzen allesamt eine gewisse Tiefe und sind nicht holzschnittartig. Das hebt diesen Thriller schon einmal wohltuend von vielen anderen Büchern dieses Genres ab. Und allein deswegen ist es nicht nur reiner Durchschnitt. Ich gebe 4 Sterne. Für 5 Sterne fehlte es mir an Spannung und Tempo. Der Thriller hat mich nicht mitgerissen und gepackt, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe es nicht „inhaliert“. Dafür gab es zu viele entschleunigende Passagen.

Dienstag, 4. Juli 2023

Janssen, Mark - Träumer




5 von 5 Sternen



Von Denkern, Machern und Träumern


Was das Kinderbuch „Träumer“ von Mark Janssen auszeichnet, sind in meinen Augen die traumhaft schönen Illustrationen. Sie sind unglaublich ästhetisch und anmutig. Ein visuelles Highlight. Tolle Lichteffekte, eine herrliche Farbgebung. Ich ziehe meinen Hut vor diesen kunstvollen Zeichnungen! Allein schon deswegen lohnt sich dieses Buch.

 

Der Inhalt ist ebenfalls bedeutungsschwer. Es geht um die Frage: Was willst du werden, wenn du groß bist? Ein sehr wichtiges Thema, wie ich finde. Eines, das Kindern immer einmal wieder durch den Kopf geht. Und Janssen schafft schon auf den ersten Seiten Neugier zu erwecken. Ein Vater will seinem Sohn eine Geschichte erzählen. Und das in einer symbolisch aufgeladenen Umgebung.

Der Vater weist seinem Sohn den Weg, so wie die Scheinwerfer des Autos Lichts ins Dunkel bringen. Der Junge, der den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, erhält Orientierung und Aufmunterung. Eine schöne Idee! Und dann ist da der Mittelteil des Buchs. Der junge Protagonist Aron erlebt eine Art Sinnesexplosion, als sein Vater ihm den Unterschied zwischen Machern, Denkern und Träumern erklärt. So wird direkt ohne viele Worte veranschaulicht, was Aron auszeichnet. Eine unglaubliche Fantasie, Kreativität und Einbildungskraft. Das ist sein Talent, das in seinem Inneren schlummert.

 

Der Vater begegnet seinem Sohn mit Wertschätzung und Verständnis („Was bist du nur für ein großer, lieber, kleiner, frecher Träumer!“). Er nimmt ihm seine Sorge und strahlt Zuversicht aus („Du musst dir keine Sorgen machen. Du wirst deinen Weg gehen.“). Und am Ende richtet der Autor sich in einem Nachwort selbst noch an seine jungen Leser:innen mit aufbauenden Worten. Eine schöne Botschaft, die hier vermittelt wird.

 

Dennoch gebe ich zu, dass ich vom Inhalt überrascht worden bin. Ich habe mit mehr Erklärungen von Seiten des Vaters gerechnet. Doch der Autor wählt einen anderen Weg und verzichtet auf einen „Erklär-Modus“. Er zeigt lieber, was Träumer auszeichnet. Der Mittelteil des Buchs ist überraschend, aber ich konnte mich darauf einlassen. Trotzdem könnte man noch einiges diskutieren (auch mit seinem Nachwuchs): Ist die Einteilung in Denker, Macher und Träumer sinnvoll und passend? Steckt nicht in jedem von uns von allem etwas? Und kann nicht ein Träumer zu einem Macher werden? Oder ist ein Denker nicht immer auch ein Träumer? Und warum sind Macher diejenigen, die nicht still sitzen können (vgl. S. 8).  Darüber lohnt es sich nachzudenken und mit seinem Nachwuchs zu reden.

 

Auch habe ich mich gefragt, ob sich dieses Bilderbuch von der Konzeption mit solchen Büchern in einen Topf werfen lässt, die sich dem Begriff „Neurodiversität“ widmen (vgl. z.B. Wilma Wolkenkopf). Doch ich bin mir nicht sicher, vielleicht will der Autor auch genau einen anderen Weg einschlagen. Denn es geht in diesem Buch thematisch nicht um irgendeine „Diagnose“. Stattdessen wird ja ganz allgemein von „Träumern“ geredet und der Reichtum an Einbildungskraft veranschaulicht. Ich bin mir hier unschlüssig. Worauf der Autor genau hinauswill, kann wohl nur er selbst beantworten.

 

Fazit

Hier wird der wertschätzende Umgang mit solchen Kindern thematisiert, die häufiger einmal mit ihren Gedanken woanders sind, sich aber durch eine außergewöhnliche Kreativität und Fantasie auszeichnen. Der Vater von Aron erkennt seinen Ideenreichtum, lässt ihn zu und sieht darin etwas Positives. Und den Leser:innen dieses Buchs wird veranschaulicht, was für eine Sinnexplosion Aron zu erleben in der Lage ist. Im Kern geht es in meinen Augen darum, Individualität und Eigenheiten eines Kindes zuzulassen. Eine wichtige Botschaft, die hier inhaltlich vermittelt wird. Unterstützt wird der Text durch unglaublich schöne, kreative und anmutige Illustrationen, die zum Betrachten einladen. Ich gebe 5 Sterne!

Samstag, 1. Juli 2023

Cavanagh, Steve - Liar



3 von 5 Sternen



Vielschichtig und verschachtelt


Ich mag die Reihe um Eddie Flynn sehr. Er ist ein interessanter, facettenreicher Charakter. Drei der bisher fünf auf Deutsch erschienenen Bücher von Steve Cavanagh erhielten von mir 5 von 5 Sternen (vgl. frühere Rezensionen). Besonders „Thirteen“ und „Fifty-fifty“ haben mir sehr, sehr gut gefallen. Leitfrage dieser Rezension: Kann „Liar“ mit den anderen Thrillern mithalten?

 

In meinen Augen ist „Liar“ (leider) der bisher schwächste Band aus der großartigen Reihe um Eddie Flynn. Woran das liegt? In meinen Augen ist der Fall dieses Mal zu kompliziert und zu verschachtelt. Es fehlt die „Leichtfüßigkeit“ der vergangenen Bände. Das war zumindest mein Eindruck beim Lesen. Auch das Tempo war in einigen Passagen zu „schwergängig“.

 

Das was die Reihe um Eddie Flynn ausmacht, sind in meinen Augen die Gerichtsverhandlungen. Und damit meine ich das unmittelbare Agieren der Protagonisten im Gerichtssaal. Oft gerät Eddie Flynn in scheinbar ausweglose Situationen und kann mit seiner Gerissenheit und Schlitzohrigkeit das Ruder gerade noch einmal herumreißen. Die Fälle sind wendungs- und temporeich. Doch dieses Mal fehlte mir das. Cavanagh kann es besser. Wer „Fifty-fifty“ und „Thirteen“ gelesen hat, der weiß das.

 

Und man spürt es leider schon auf den ersten Seiten. In anderen Büchern wurde ich direkt von der ersten Seite an mitgerissen. Dieses Mal dauert es lange, bis man in den Fall hineinfindet und einen Überblick erhält. Das ist eher ungewöhnlich für Cavanagh. Die ganze Hinführung bis zur Verhandlung ist in meinen Augen zu umfangreich ausgefallen. Und auch die Passagen zwischen dem Duell im Gerichtssaal waren mir zu langatmig und actionlastig.

 

Fazit

Die spannendsten und besten Stellen im Text sind die, die im Gericht spielen. Das ist die Stärke von Cavanagh. Die Schilderung des Psychoduells zwischen Anklage und Verteidigung vor dem Richter, das beherrscht der Autor meisterhaft. Leider gab es in diesem Thriller in meinen Augen zu wenig davon. Deshalb war er nach meinem Empfinden der schwächste aus der Reihe um Eddie Flynn. Der Fall ist zu kompliziert und verschachtelt. Es fehlt die „Leichtfüßigkeit“, die ich von Cavanagh gewohnt bin. Deshalb komme ich bei diesem Thriller nur auf 3 Sterne, kann aber die Bände 2, 4 und 5 sehr empfehlen. Man kann sie unabhängig voneinander lesen.

McFadden, Freida - Wenn sie wüsste


5 von 5 Sternen


Thriller mit Sogwirkung


Schon auf den ersten Seiten des Thrillers „Wenn sie wüsste“ von Freida McFadden wird deutlich, dass der Inhalt reizvoll ist und eine Sogwirkung entfalten kann. Dies liegt an der packenden Darstellung der Innenwelt der Protagonistin. Millie schätzt ihre Umwelt sehr genau ein, wägt ab, wie sie sich verhält, und behält geheime Gedanken zu ihrer neuen Arbeitgeberin für sich. Sie zieht uns Leser:innen durch ihre Offenheit auf ihre Seite und macht uns zu ihren engsten Vertrauten. Sehr geschickt! Und eine zusätzliche „Würze“ entsteht natürlich durch den „Arm-Reich-Kontrast“. Millie ist aufgrund ihrer Lebensumstände eine interessante Figur. Sie lebt am Rande der Gesellschaft, sie wohnt in ihrem Auto in erbärmlichen Verhältnissen. Man hat als Leser:in Mitleid mit ihr. Ebenfalls sehr geschickt! Auch hat sie ein Geheimnis, das Neugier erregt: Was hat es mit ihrer Vergangenheit auf sich? Wieder eine tolle Idee der Autorin!

 

Aufopferungsvoll legt sich Millie ins Zeug, um ihre neue Arbeitgeberin Nina von sich zu überzeugen. Sie wagt es nicht, Widerworte zu geben, und befindet sich in einer Abhängigkeitsposition, die bei mir teilweise Wut erzeugt hat. Zwischen beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, liegt Spannung in der Luft. Die Atmosphäre ist angespannt. Das kommt gut zum Ausdruck. Millie muss die Launen von Nina über sich ergehen lassen. Man möchte Nina als Leser gerne mal ein paar Takte zu ihrem Verhalten mit auf den Weg geben. Und man spürt schon auf den ersten Seiten, dass mit den Winchesters, bei denen Millie ihre neue Arbeit als Haushälterin beginnt, irgendetwas nicht stimmt. Man hat jede Menge Vorahnungen im Kopf und spielt verschiedene Ideen durch. Und im weiteren Handlungsverlauf macht man sich immer mehr Sorgen um das Schicksal von Millie und wird hin- und hergerissen. Genial!

 

Die gesamte Schreib- und Erzählweise überzeugt. Die kürzer werdenden Kapitel, die offenen Enden der Kapitel und schon der erste Satz zu Beginn jedes neuen Kapitels. Das alles ist gelungen und reißt mit. Hinzu kommen einige Wendungen und Überraschungen, die passend platziert und hervorragend arrangiert wurden. Zwar gibt es auch einige (kleine!) logische Ungereimtheiten, Stereotypes sowie wenige konstruierte Zufälle. Aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Die erzeugte Spannung und die vielen kreativen Ideen, die von der Autorin beigesteuert werden, wiegen das alles locker wieder auf. Und nicht zuletzt ist man am ganzen Geschehen emotional stark beteiligt, was auch an den gut gestalteten Blickwinkeln und Perspektivwechseln liegt. Die psychologische Ebene ist ebenfalls stark und durchdacht umgesetzt. Man fühlt mit Millie mit und spürt eine starke Verbundenheit zu dieser Figur, weil sie für die Leser:innen wie ein offenes Buch ist.

 

Kurzum

Ich will mehr von dieser Autorin lesen und prognostiziere ihr einen langen Aufenthalt in der Bestseller-Liste (und das völlig zu Recht). Es ist eines dieser Bücher, bei denen man denkt: „Schade, dass es vorbei ist.“ Solche Werke findet man nur selten. Ganz klare 5 Sterne. Wenn das Wort nicht so inflationär gebraucht würde, würde ich fast sogar von einem „Jahreshighlight“ sprechen (ich erkenne mich selbst nicht wieder).

 

Strobel, Arno - Mörderfinder


5 von 5 Sternen



Dynamisch, unmittelbar und spannend


Arno Strobel ist einer der Thriller-Autoren, die es bei mir schaffen, mich in einen Zustand innerer Anspannung zu versetzen und mich von der ersten bis zur letzten Seite in den Thriller hineinzuziehen. Das schafft er auch dieses Mal mit seinem Werk „Mörderfinder. Die Spur der Mädchen“, das den Auftakt zu einer neuen Reihe um den Ermittler Max Bischoff bildet. Doch woran liegt das? Warum verspüre ich bei Strobel Unruhe, Druck und Nervosität? Warum z.B. lässt mich ein Thriller von Alexander Hartung, der einen ähnlich temporeichen und ereignishaften Stil wie Strobel hat, hingegen ziemlich kalt? Diese Fragen haben mich sehr beschäftigt. Hier kommt nun die Antwort.

 

Es liegt in meinen Augen an den folgenden Zutaten: Tempo, Figurenzeichnung und Dialoge. Zunächst zum Tempo. Dieses wird erzeugt durch eine schnell getaktete Ereignishaftigkeit und durch eine hohe Anzahl von unmittelbaren Dialogen. Der Autor hält sich nicht auf mit langatmigen Beschreibungen, Erzählerberichten oder „entschleunigenden“ Rückblenden. Stattdessen passiert ständig etwas Neues, es gibt kaum Pausen zum Durchatmen, ein Ereignis folgt aufs nächste. Und es wird viel geredet. Es herrscht eine hohe Dialoghaftigkeit (Was wäre der Autor nur ohne die Erfindung des Telefons?). Und der vom Autor erdachte Dialog erzeugt das Gefühl von Schnelligkeit und Direktheit. Wir sind nah dran am Geschehen, es entsteht ein hoher Aktivitätsgrad, Handlung folgt auf Handlung. Stillstand? Nicht mit Strobel! Das ist einfach hervorragend arrangiert.

 

Und noch einen Vorteil hat die hohe Dialoghaftigkeit: Die Figurenzeichnung ergibt sich aus dem Gesagten. Anhand des gesprochenen Worts wird klar, wie die Figur tickt. Es wird nicht lang und breit etwas beschrieben oder erzählt. Das Bild der Charaktere entsteht auf diese Weise direkt vor den Augen der Leser:innen. Und das ist elegant und gelungen. Kurzum: Ich schätze die Schreib- und Erzählweise des Autors sehr. Nennt mir bitte einen Autor, der ein ähnlich getaktetes Tempo hat und bei dem gleichzeitig die Figuren nicht zu kurz kommen! Ich bin gespannt. Nennt mir einen Autor, der es schafft, seine Dialoge ebenso auf den Punkt zu bringen, wie Strobel es schafft. Ich will es wissen.

 

Fazit

So geht Thriller! Strobel greift auf drei Zutaten zurück, die seinen Thriller zu etwas Besonderem machen: Tempo, Figurenzeichnung und Dialog. Und genau diese drei Zutaten erzeugen bei mir die Wirkung, wie ich sie von Thrillern erwarte und wie ich sie mag. Das ist natürlich höchst subjektiv. Es mag Leser:innen geben, die mit temporeichen Werken nichts anfangen können und andere Zutaten benötigen, um auf ihre Kosten zu kommen. Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich gebe auf jeden Fall 5 Sterne und werde noch mehr von Strobel lesen. Jetzt brauche ich aber erst einmal eine Pause zum Durchatmen.