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Donnerstag, 31. Juli 2025

Peterson, Phillip P. - Transport 7



Die außerirdische Bedrohung




Da in Transport 6 nichts Wesentliches passiert, verzichte ich auf eine Rezension dieses Bands. Es reicht, wenn man den Klappentext kennt und direkt Band 7 liest. Man verpasst dabei überhaupt nichts. Mit anderen Worten: Band 6 ist der unbefriedigenste Teil der Reihe und er dient nur dazu, die Auflösung der in Band 5 losgetretenen Ereignisse unnötig hinauszuzögern.


Zu Beginn von Band 7 untersuchen Russell und sein Team das Schiffswrack der fremden außerirdischen Spezies. Durch eine leichtfertige Datenmanipulation sorgen sie dafür, dass das Wrack explodiert und dabei ein Planet vollständig zerstört wird. Russell und seine Leute können sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Und sie sind sich wieder einmal darüber klar geworden, welche Gefahr von der fremden Macht ausgeht.


In einem parallelen Handlungsstrang macht sich Schiffskommandeur Jim, der Sohn von Russell, auf die Suche nach der Heimatwelt der Erbauer des Transportersystems. Hierbei steht vor allem die Frage im Zentrum, was er herausfinden wird. U.a. muss ja klar werden, warum die Erbauer nicht von der feindlichen außerirdischen Bedrohung ausgelöscht worden sind. Warum wurden die Transporter nicht einfach zerstört?


Die Charaktere erhalten in diesem Band wieder mehr Profil (was im vorherigen Band nicht so war). Dafür sorgt die Schilderung einiger zwischenmenschlicher Konflikte zwischen den Figuren. Was wieder auffällt. Es dauert einige Zeit, bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Das kennt man aus vielen anderen Büchern von Peterson auch anders. Hier muss man ein wenig Geduld mitbringen. Im ersten Drittel des Buchs passiert nicht viel. Danach dreht sich alles um die Frage, ob die außerirdische Gefahr gebannt werden kann.


Insgesamt ist die Trilogie, die aus Band 5, 6 und 7 besteht, für mich kein Highlight. Eher im Gegenteil. Band 5 ist schon weniger gelungen als Band 1-4 (vgl. dazu meine Rezension). Band 6 unterbietet Band 5 noch einmal und Band 7 kann die Reihe dann auch nicht mehr retten, weil die Auflösung der in Band 5 angelegten Fragen, die ich oben genannt habe, nicht befriedigend ausfällt. Die dreiteilige Reihe wirkt auf mich einfach nicht rund. Und was leider auch noch hinzukommt: Es wollte bei der Lektüre keine Spannung aufkommen. Die Reihe hätte vom Inhalt mühelos in einem einzigen Buch Platz gefunden und hätte nicht über drei Bände künstlich (!) gestreckt werden müssen. Schade! Der Autor hat sich mit seiner Vorgehensweise in meinen Augen selbst keinen Gefallen getan. Für Band 7 gebe ich 3 Sterne (Band 6 erhielte 2 Sterne). Meine Erwartungshaltung, was die neu angekündigte Trilogie (Transport 8 bis 10) betrifft, ist nun leider entsprechend niedrig.

Donnerstag, 24. Juli 2025

Logan, T. M. - The Mother



Die Suche nach Gerechtigkeit





Heather ist Mutter zweier Söhne (Theo, 2 Jahre, sowie Finn, der ältere Bruder) und verheiratet mit Liam. Die gegenseitige Nähe und Vertrautheit sind in der langjährigen Ehe bereits verloren gegangen. Es zeigt sich eine klassische Rollenverteilung: Liam arbeitet bis spätabends und Heather kümmert sich um die Kinder. Die elterlichen Aufgaben und häuslichen Pflichten sind ungleich verteilt. Das meiste bleibt an Heather hängen. Liam kriegt seine Kinder selten zu Gesicht. Ein gemeinsames Familienleben findet kaum statt. Die Arbeit vereinnahmt Liam völlig. Schon im ersten Kapitel zeigt sich, wie Heather ihren Familienalltag stemmt. Sie wartet ungeduldig auf ein Lebenszeichen ihres Mannes, der sich seit 15 Uhr nicht mehr bei ihr gemeldet hat. Und Heather weiß nicht, wann Liam die Arbeit beendet und wartet ungeduldig darauf, dass er endlich eintrifft. Irgendwann kommt er dann erschöpft und ausgelaugt nach Hause und beide streiten (mal wieder). Heather macht ihm Vorwürfe. Schließlich schlafen beide getrennt voneinander. Liam verbringt die Nacht auf der Couch. Als Heather am nächsten Tag aufwacht, fühlt sie sich benommen und stellt fest, dass ihr Ehemann ermordet wurde. Doch von wem und warum?




Danach gibt es einen Zeitsprung von 10 Jahren (was ich sehr geschickt finde). Wir sind bei der vorzeitigen Haftentlassung Heathers dabei. Und es wird schnell klar, dass sie alles verloren hat: Ihre beiden Söhne, ihren Mann, ihr Haus, ihre Karriere, ihr Ansehen. Für sie beginnt nun ein völlig neues Leben. Durch den Zeitsprung wird auf zweierlei Art und Weise Spannung erzeugt. Einerseits möchte man wissen, was vor 10 Jahren passiert ist und wie es zur Verhaftung und Verurteilung von Heather kam. Andererseits will man erfahren, wie es nun mit Heather weitergeht. Wird sie es schaffen, ihr altes Leben zurückzugewinnen und ihre Unschuld zu beweisen? Wird sie wieder eine intakte Beziehung zu ihren Söhnen herstellen können?




Wir erfahren im weiteren Handlungsverlauf sowohl etwas über die Vergangenheit als auch über die Gegenwart. So wird die Ermittlungsarbeit zu Heathers Fall in eingeschobenen Kapiteln im Rückblick geschildert. Wir erleben ihre Verhöre und verfolgen mit, wie die Last der Beweismittel immer größer wird. Und auf der Gegenwartsebene sind wir dabei, wie Heather nun eigene Recherchen zu ihrem Fall anstellt. Dabei erhält sie Unterstützung von einem Journalisten, der damals über den Fall berichtet hat. Heathers Eigeninitiative wird aber dadurch erschwert, dass sie bei unbekannten feindlichen Mächten Aufmerksamkeit erregt und Bewährungsauflagen einzuhalten hat (gute Idee!). So darf sie nicht mit Zeugen von früher in Verbindung treten und auch die Kontaktaufnahme zu Familienmitgliedern ist ihr untersagt. Wird sie es trotzdem schaffen, ihre Unschuld zu beweisen?




Das Tempo des Thrillers ist nicht sehr hoch. Im Zentrum steht v.a. die Ermittlungs- bzw. die Recherchearbeit. Die Erkenntnisfortschritte werden recht schleppend vorangetrieben. Das Ende wirkt noch dazu sehr, sehr konstruiert. Ich entwickelte während der Lektüre eine regelrechte Abneigung gegen USB-Sticks und Google-Suchen. Das alles wirkt sich leider auch negativ auf die Spannungskurve aus. Das Buch ähnelt mehr einem wenig packenden Kriminalroman und entwickelt sich nicht in die von mir erhoffte Richtung eines rasanten Psychothrillers. Schade, schade! Damit entfernt sich T. M. Logan auch von seinen früheren Werken, in denen das psychologische Element und das Tempo viel deutlicher ausgeprägt war. Nach meinem Dafürhalten kann „The Mother“ nicht mit „Holiday“ oder „The Catch“ mithalten (vgl. dazu frühere Rezensionen). Insgesamt enthält das Buch auch wenig Innovatives. Es gleicht einem klassischen 0815-Buch, wie man es tausendfach auf dem Markt findet und schon oft gelesen hat. Wo ist die psychologische Spannung hin, die Logans Bücher sonst ausgezeichnet hat? Ich kann nur hoffen, dass sich der Autor in anderen Büchern, die ebenfalls noch ins Deutsche übersetzt werden, nicht ebenfalls dem „Mainstream“ unterordnet. Von mir gibt es dafür 3 Sterne! Es ist einfach Durchschnitt…

Montag, 21. Juli 2025

Hauff, Kristina - Schattengrünes Tal

Vielen Dank an Vorablesen für das Rezensionsexemplar (= Werbung) 


Rissiges Familienidyll




Lisa und Simon feiern ihren gemeinsamen Hochzeitstag, nachdem Simon für drei Wochen auf Dienstreise in Polen war (er arbeitet als Förster). Ein Ausfall des Stromgenerators stört jedoch den Verlauf der Party und beendet sie unvermittelt. Gleichzeitig erhält Simon auf sein Handy eine anonyme Nachricht mit Glückwünschen zum Hochzeitstag. Gibt es da einen Zusammenhang? Er fühlt sich beobachtet und man weiß nicht, wer dahintersteckt. Ein mysteriöser Einstieg ins Buch, der Neugier erzeugt.


Kurz darauf erfahren wir, dass Lisa im Hotel ihres Vaters arbeitet und dort als Buchhalterin aushilft. Als sie am nächsten Morgen dort eintrifft, erfährt sie, dass die Heizung ausgefallen ist und eine fremde alleinstehende Frau sich als Gästin dort einquartiert hat. Als Lisa die Fremde bittet, das Hotel aufgrund des Heizungsausfalls zu verlassen, möchte diese der Bitte nicht nachkommen und unbedingt bleiben. Und als Leser fragt man sich sofort, was es mit dem Hotelgästin auf sich hat…


Der Roman wird multiperspektivisch erzählt. Es wechseln sich insgesamt vier Blickwinkel ab. Neben Lisa und Simon lernen wir auch Lisas Vater Carl und dessen Lebensgefährtin Margret kennen. Carl wirkt dabei sehr störrisch, misstrauisch und beratungsresistent. Er zeigt sich wenig offen für Neuerungen, v.a. was Modernisierungen des Hotels betrifft. Vor notwendigen Investitionen scheut er zurück. Die Beziehung zu seiner Tochter gestaltet sich nicht einfach. Er nimmt von ihr keine Ratschläge an und lässt ihr trotz der Hilfe wenig Wertschätzung zuteilwerden. Lisa erscheint uns hingegen als die gute Seele, die sich aufmerksam und aufopferungsvoll um ihr Umfeld kümmert. Simon wird den Leserinnen und Lesern als naturverbunden präsentiert. Er übt seinen Beruf mit großer Leidenschaft aus, das merkt man.


Bald schon mischt sich die Fremde (Daniela) neugierig in interne Familienangelegenheiten ein und führt sehr vertrauliche Gespräche mit Lisa, die sich ihr gegenüber sehr offenherzig verhält. Mit ihren vielen Nachfragen berührt Daniela teils wunde Punkte bei Lisa. Was führt sie nur im Schilde? Sie erscheint uns sehr undurchsichtig und agiert intrigant-manipulativ. Im weiteren Handlungsverlauf wird klar, dass die verschiedenen Beziehungsverhältnisse innerhalb der Familie von Lisa problematisch sind und Potential für Konflikte in sich bergen.


Es handelt sich bei diesem Buch um einen psychologischen Spannungsroman, der von den zwischenmenschlichen Reibungen lebt. Diese werden sehr gut eingefangen und um sehr atmosphärische Naturbeschreibungen, die immer mal wieder im Buch vorkommen, ergänzt. Der Wechsel der verschiedenen Perspektiven ist gut getimt. Hin und wieder wird ein- und dieselbe Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln geschildert. Das hat mir gut gefallen. Und was noch lobenswert ist: Für jede dargestellte Figur wird ein individuelles Profil klar erkennbar (Vorsicht vor folgenden Triggerthemen: Borderline-Störung, suizidales Verhalten). Die Charakterisierungen sind gelungen! Von mir gibt es 4 Sterne. Warum nicht 5 Sterne? Ich habe bei der Lektüre eine „Sogwirkung“ vermisst. Das Buch entwickelt sich eher ruhig und atmosphärisch, weniger temporeich. Der Grad an Spannung hätte nach meinem Empfinden noch stärker ausfallen können.

Skeleton Crew (Staffel 1)



Star Wars-Goonies




Der Zeitpunkt der Handlung von der Serie „Skeleton Crew“ ist nach Zerfall des Imperiums (Episode VI) inmitten der Zeit der Neuen Republik angesiedelt. Vier Jugendliche finden ein altes Schiffswrack, dringen dort mit Gewalt ein, aktivieren es aus Versehen und fliegen damit unfreiwillig zu einem unbekannten Ziel. Wo werden sie landen? Wem werden sie begegnen? Und kommen sie zurück nach Hause? Kann ihnen ein defekter Droide, der sich an Bord befindet und von den Kindern wieder zum Leben erweckt wird, dabei helfen? Diese Fragen stellt man sich direkt nach der ersten Episode.



Auf ihrer abenteuerlichen Reise zurück nach Hause treffen die Vier, die jeweils mit einer individuellen Charakteristik aufwarten, auch auf einen Jedi (gespielt von Jude Law), der ihnen (angeblich) dabei helfen will, nach Hause zurückzukommen. Bei ihm handelt es sich um einen sehr dubios angelegten Charakter. Man weiß nicht recht, was er im Schilde führt und ob er es ehrlich mit den Kindern meint. Er wirkt wenig vertrauenswürdig, verfolgt eher seine eigenen Ziele und wirkt dadurch nicht wie der typische Vertreter seines Ordens. Als Zuschauer ahnt man, dass er verlogene Hintergedanken hat und wartet darauf, mehr über ihn und seine Hintergründe zu erfahren. In einer weiteren Perspektive wird gezeigt, dass sich die Eltern der Kinder Sorgen machen und versuchen, ihren Nachwuchs zu finden.



Die Serie erinnert von der Machart an Jugendfilme aus den 1980er. Man denke nur an „die Goonies“ von Steven Spielberg oder an „Stand by me – Das Geheimnis eines Sommers“. Der Inhalt wird aus Kindersicht präsentiert und schildert eine klassische Abenteuerreise. Viele Geheimnisse müssen gelüftet, zahlreiche Hürden überwunden werden. Und ähnlich wie in diesen Filmen sind folgende Themen zentral: „Freundschaft und Zusammenhalt“, „Abenteuerlust und Entdeckergeist“ sowie „Mut und Erwachsenwerden“. Die Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen und behaupten sich gegen äußere Bedrohungen. Dabei sind sie v.a. auf sich allein gestellt und müssen ohne die Hilfe ihrer Eltern zurechtkommen. Das sind klassische „Coming-of-Age-Themen“. Das Setting der Serie richtet sich also eher an ein jüngeres Publikum. Aus diesem Grund konnte ich damit auch nicht so viel anfangen wie mit den übrigen Star Wars Serien, die ich bisher geschaut habe. Dennoch ist es aber keine schlechte Serie. Sie ist gut gemacht und v.a. die schauspielerische Leistung von Jude Law sticht positiv hervor.



Was ich etwas schade fand, war der Umstand, dass man über den Jedi nur wenig erfährt. Vieles, was ihn angeht, bleibt im Dunkeln. Schade! Ich hätte mir noch mehr Informationen zu ihm gewünscht. Meine Recherchen ergaben, dass bisher weder eine Absetzung noch eine Verlängerung der Serie angekündigt worden ist. Es ist also unklar, ob es weitergeht. Ich bin aber eher skeptisch. Diese Serien war z.B. weniger erfolgreich als „The Acolyte“, die ebenfalls nicht verlängert wird. Fazit: Von allen Star Wars Serien hat mich diese hier am wenigsten angesprochen, weil sie sich an ein anderes Zielpublikum richtet.

Montag, 14. Juli 2025

Olsberg, Karl - Mirror Welt



Schöne neue KI-Welt




In dem Kurzroman „Mirror World“ tauchen wir wieder ein in das Universum der Mirrors, die eine Weiterentwicklung des Smartphones darstellen und deren Ziel es ist, die Wünsche der Nutzer zu erfüllen. Sie fungieren als persönlicher Lebensberater und greifen massiv in das Privatleben der User ein. In den fünf Kapiteln, die inhaltlich zusammenhängen, wird gezeigt, wie verantwortungslos die Menschen die KI nutzen. Sie sind ohne Weiteres dazu bereit, Kontrolle abzugeben und sich manipulieren zu lassen. Sie vertrauen blind auf die Technik und stellen wenig in Frage.


In den einzelnen Kapiteln werden verschiedene Funktionsweisen eines Mirrors geschildert und an Beispielen verdeutlicht. Das erste Kapitel trägt den Titel „Mirror protect“ und zeigt, wie die KI die persönliche Gesundheit und Sicherheit eines Nutzers überwacht. Die Figur Robert Kreutzer ist Unternehmensberater und verpasst fast seinen Zug. Der Mirror gibt ihm Warnhinweise zum Blutdruck und warnt ihn vor einer bevorstehenden Katastrophe. Doch wie schafft es die KI, einen Terroranschlag zu antizipieren…? Die zweite Geschichte trägt den Titel „Mirror talk“ und verdeutlicht, wie die KI bei der Gesprächsführung hilft. Noch einmal ist Kreutzer die Hauptfigur. Der Mirror unterstützt ihn dabei, bei einer Konversation angemessene Antworten zu formulieren, damit er möglichst sympathisch wirkt. Kreutzer gelingt es zunächst, sich schlagfertig zu verkaufen, bis seine Gesprächspartnerin ihn darum bittet, seine Brille abzusetzen…


Im nächsten Kapitel wird die Funktionsweise „Mirror navigate“ veranschaulicht. In einer Kneipe wird einem Gast sein Portemonnaie geklaut. Mit Hilfe der KI nimmt der Betrunkene die Verfolgung des Diebs auf und begibt sich damit leichtsinnig in große Gefahr. Danach wird uns die Funktion „Mirror safe“ demonstriert. Die KI sorgt dafür (bzw. sie sollte dafür sorgen), dass man keine Schlüssel und Passwörter mehr benötigt. Problematisch wird es aber, wenn einem Bewohner wegen einer Prügelei trotz verschiedener Scans der Zutritt zur eigenen Wohnung versperrt bleibt und die Polizei informiert wird…Das letzte Kapitel heißt „Mirror view“. Mit Hilfe dieser Anwendung wird es möglich, seine eigene Nostalgie zu befriedigen und ein virtuell verjüngtes digitales Spiegelbild zu kreieren.


Insgesamt fand ich diesen Kurzroman sehr ansprechend geschrieben. Ich hätte mir aber noch umfangreichere Erzählungen gewünscht (womöglich auch in Form von in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten ohne inhaltlichen Zusammenhang). Die einzelnen Kapitel fallen doch sehr knapp aus. Schade! Letztlich ein gelungener Weltenentwurf und eine beängstigende Zukunftsvision, die Olsberg darin entwirft. Der futuristische Kosmos rund um die Mirrors erhält dadurch noch einmal mehr Facetten. Und die darin versteckte Kritik an den leichtsinnigen Nutzern, die ohne nachzudenken, ihre Privatsphäre aufgeben, kann man durchaus auch auf die Gegenwart übertragen.

Donnerstag, 10. Juli 2025

Pätzold, Oliver - Esomenia



165 Jahre in der Zukunft




Verwirrt, orientierungslos und mit Schmerzen erwacht die 24-jährige Nina an einem ihr unbekannten Ort. Sie kann sich an nichts erinnern, weiß nicht, wer und wo sie ist. Sie fühlt sich innerlich leer. Eine Ärztin beantwortet Ninas drängendste Fragen und hilft ihr so, sich zurechtzufinden.


Sie erfährt, dass sie an einer unheilbaren Krankheit litt und sich unmittelbar nach ihrem Tod in den sog. Kryonikschlaf begeben hat. Sie war 165 Jahre lang eingefroren und findet sich nun plötzlich in einer ihr unbekannten Zukunft wieder. Was wird sie über ihre neue Umgebung herausfinden?


Nina fühlt sich in der neuen Umwelt wie eine Fremde und ist sich selbst fremd geworden. Bald schon lernt sie Aaron kennen, der ebenfalls eingefroren war, und ihr Vieles erklärt. Die Welt, die Nina kannte, hat sich massiv verändert. Der Preis für Ruhe und Sicherheit ist z.B. die totale Überwachung.


Eines Tages erhält Nina dann eine Warnmeldung, die in ihr Zimmer geschmuggelt wurde. Sie soll den Mitarbeitern des Unternehmens, die sie aufgetaut haben, nicht vertrauen und befinde sich in großer Gefahr. Zusammen mit Aaron flüchtet Nina daraufhin. Wird die Flucht gelingen? Wohin werden sie flüchten? Was ist der Grund für die Flucht und was werden sie herausfinden? Das sind die zentralen Fragen, die ich mir zu diesem Zeitpunkt stellte.


In diesem Buch herrscht viel Ungewissheit über den Fortgang der Handlung und darüber, was Nina und Aaron erfahren werden. Das erzeugt Spannung. Durch die Flucht entsteht eine bedrohliche Atmosphäre, das Tempo zieht spürbar an und sie eröffnet Raum für Überraschungen. Das ist ebenfalls gelungen. Und was die Spannung noch einmal forciert, ist die Tatsache, dass Nina und Aaron sich völlig auf andere Menschen verlassen müssen, die ihnen bei der Flucht helfen. Beide wissen nicht, was um sie herum vor sich geht, und sie müssen darauf hoffen, dass alles gut gehen wird.


Dadurch, dass mir als Leser zentrale Informationen vorenthalten werden und ich genauso wenig weiß wie die Figuren selbst, wird meine Neugier permanent befeuert. Auch das hat mir gefallen. Nach und nach erfahren die beiden mehr über die zukünftige Welt und welche Gefahr von ihr ausgeht. Nachdem das Verschwinden von Nina und Aaron bemerkt wurde, nimmt man ihre Verfolgung auf. Auch das sorgt für Spannung. Allerdings kann ich dem Buch aus mehreren Gründen keine 5 Sterne geben, auch wenn der Beginn richtig stark war und die Auflösung sehr, sehr geschickt konzipiert worden ist: 1. Ich empfand den futuristischen Weltenentwurf als ausbaufähig. Der Blick wird oft sehr eng geführt und selten geweitet. Schade! 2. Die Schilderung der vielen Reisen von A nach B nimmt mir zu viel Raum ein. Sie nehmen der Handlung nach meinem Gefühl das Tempo und ich fand sie auch nicht sehr packend. 3. Ich hätte mir noch eine stärkere emotionale Beteiligung gewünscht. 

Sonntag, 6. Juli 2025

Bestgen, Sarah - Happy End



Das fremde eigene Kind




Der Thriller „Happy End“ bietet schon auf den ersten Seiten ein spannendes Setting: Um mal wieder unter Leute zu kommen und nicht ganz in der Selbstisolation zu versinken, organisieren Isa und ihr Mann Mark ein Nachbarschaftsfest. Ihr vier Monate alter Sohn Ben hat sie völlig in Beschlag genommen, so dass die Pflege sozialer Kontakte etwas in den Hintergrund getreten ist. Doch noch bevor die Feier beginnt, verschwindet der Sohn spurlos aus dem Wohnzimmer, als Isa im Keller gerade den Trockner befüllt. Sie reagiert panisch und verzweifelt. Ihre Gefühle kommen gut und absolut nachvollziehbar zum Ausdruck. Das Ehepaar bewegt sich zwischen Angst und Hoffnung. Und Isa ist nicht mehr wiederzuerkennen. Während Mark noch einigermaßen in der Lage ist, sich mit der Arbeit von den Geschehnissen abzulenken, fühlt sich Isa ohnmächtig und hilflos.


Niemand von den Nachbarn hat etwas Verdächtiges gesehen oder gehört. Die Polizei wird eingeschaltet und die Suche startet. Wo ist Ben hin? Wer hat ihn entführt? Diese Fragen würde man sich zu Beginn stellen, wenn man den Klappentext nicht liest (der nimmt etwas Spannung). Denn darin wird bereits verraten, dass Ben wieder auftaucht (und zwar acht Monate später). Und ab diesem Zeitpunkt beginnt die eigentliche Handlung erst. Es rücken nun andere Fragen in den Fokus: Warum ist Ben wieder da? Was ist ihm während seiner Abwesenheit widerfahren und wo hat er gesteckt? Auf dem ersten Blick ergibt der Fall keinen Sinn. Warum wird der Junge der Familie entrissen, nur um dann später wieder dort aufzutauchen?


Die anschließende Ermittlungsarbeit zum Verschwinden von Ben wird ebenso geschildert wie die Auswirkung des zwischenzeitlichen Verlusts des Sohnes auf das Zusammenleben von Mark und Isa. Die Rückkehr des Jungen sorgt v.a. bei Isa für ein Gefühlschaos. Sie ist emotional überfordert. Das Geschehen hat etwas mit ihr gemacht. Sie verspürt gegenüber ihrem eigenen Sohn Fremdheitsgefühle, wirkt depressiv, macht sich immer noch Vorwürfe und sucht schließlich psychiatrische Hilfe auf. Und weitere Unklarheiten und undurchsichtige Verhaltensweisen von Figuren verrätseln den Fall zusätzlich. Ich hatte während der Lektüre zahlreiche offene Fragen im Kopf und einige Vermutungen. Das hat mir gut gefallen!


Die Figurenzeichnung ist gelungen und tiefgründig, die Konturen der Charaktere sind klar erkennbar. Die Psychologisierung des Inhalts ist absolut überzeugend (hier merkt man, dass die Autorin vom Fach ist). Der Fall hat emotionale Tiefe und erzeugt Betroffenheit. Ich habe mitgefiebert. Die Dialogführung hat mir ebenfalls gut gefallen. Der Plot wird zwar nicht mit hohem Tempo erzählt (außer am Ende), aber das hat mich in diesem Fall nicht gestört, weil die Spannung fortwährend sehr stark ausgeprägt war. Mit zunehmendem Handlungsverlauf wird es immer spannender und rätselhafter. Es gibt auch zahlreiche Überraschungen. Und die Wahrnehmung von Isa wird mit der Zeit unzuverlässiger. Auch das ist geschickt arrangiert. Trotzdem kann ich keine 5 Sterne geben. Warum? Das Ende war mir etwas zu kompliziert gelöst und nicht „leichtfüßig“ genug. Auch bin ich kein Freund davon, wenn der Täter am Ende bereitwillig selbst über alles Auskunft gibt, was ihm bei der Tat so durch den Kopf ging. Ich komme also auf gute 4 Sterne!