Bauch, Beine, Po
Des
Weiteren lernen wir das Familienleben von Millie kennen und begegnen Janice, einer
weiteren Nachbarin, die ihren Sohn überbehütend großzieht und die Nachbarschaft
sehr genau beobachtet. An vielen Stellen geriet ich ins Schmunzeln.
Übertreibungen und Überzeichnungen erzeugen oft einen amüsanten Erzählton. Es
ist lustig zu lesen, mit welchen Vorurteilen sich die Figuren jeweils begegnen
und konfrontieren. Munter wird über Dritte gelästert und übereinander getratscht.
V.a. Janice versucht Unruhe zu stiften und Millie zu verunsichern, was die
Treue ihres Mannes und den Hauskauf betrifft. Auch fällt auf, wie sehr Millie
doch auf Äußerlichkeiten achtet. Das scheint ihr extrem wichtig zu sein. Das
habe ich in den vergangenen Bänden nicht so extrem wahrgenommen. Sie wirkt
dadurch in ihrem Selbstbild nicht sehr gefestigt.
Millie
wird zunehmend eifersüchtig und entwickelt gegenüber Suzette ein großes
Misstrauen. Beide Frauen schwirren um Enzo herum wie zwei Motten um eine Lampe.
Ich weiß nicht, ob dieser Umstand und die Selbstunsicherheit von Millie ein
großes Identifikationspotential für eine weibliche Leserschaft aufweist. Ich
könnte mir vorstellen, dass einige Leserinnen davon genervt sind. In den
vergangenen beiden Bänden erschien sie mir irgendwie „tougher“. Hinzu kommt,
dass man zu Beginn des Buches noch nicht richtig weiß, worauf das Ganze
hinausläuft. Es werden Alltagsbegebenheiten und zwischenmenschliche Reibungen in
dramatisierender Weise geschildert. Auch fließen wieder viele
Geschlechterklischees ein, die eine hohe emotionale Beteiligung bei der
Leserschaft bewirken dürften. Doch lange Zeit dachte ich: Wo bleibt hier der „Thrill“?
Habe ich es dieses Mal mit einem Familienroman zu tun? Erst recht spät ereignet
sich dann eine unvorhersehbare Wendung und das Buch schlägt eine neue Richtung
ein. Erst ab diesem Zeitpunkt wird es für mich zu einem Thriller, der sehr
souverän und mit Überraschungseffekten erzählt wird, wie wir es auch aus den
vergangenen Büchern gewohnt sind.
Letztlich
wirkt das Buch durch den eher komödiantischen Beginn und die spät einsetzende
Dramatik nicht so rund wie die übrigen Bände (vgl. dazu frühere Rezensionen).
Es ist zu vermuten, dass die Autorin ausgetretene Pfade einmal verlassen wollte
(was ja grundsätzlich auch gut ist). Doch ich bezweifle, dass dieses Buch dieses
Mal so extrem erfolgreich werden wird wie Teil 1 und 2 (auch weil Millie dieses Mal
nicht so stark wirkt). Mir hat das Buch aber dennoch gut gefallen. Man fliegt
durch die Seiten und es liest sich wieder sehr flüssig. Dieses Mal gibt es von
mir 4 Sterne. Und ich bin mir recht sicher, dass ich auch die nächsten Bücher,
die von der Autorin ins Deutsche übersetzt werden, lesen werde.
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