Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 28. Dezember 2024

McFadden, Freida - Sie wird dich finden


Bauch, Beine, Po



Millie ist häuslich geworden. Sie ist Mutter von zwei Kindern, seit 11 Jahren mit Enzo verheiratet und hat mit ihrem Mann ein selbst erworbenes Haus frisch bezogen. Zu Beginn lernen wir vor allem erst einmal ihre Nachbarschaft kennen, so z.B. Suzette, die bereits einige Spitzen gegen die Immobilie von Millie und Enzo verteilt und sich angeberisch sowie besserwisserisch verhält. Spannung liegt in der Luft und zwischen Suzette und Millie geht es giftig zur Sache. Und als ob das noch nicht genug wäre, scheint Suzette auch ein Auge auf Enzo geworfen zu haben und flirtet im Beisein von Millie ungeniert mit deren Ehemann. Ein emotionaler Beginn, wie wir ihn auch bereits aus den vergangenen Büchern kennen. Toxische Weiblichkeit at its best. Herrlich!

 

Des Weiteren lernen wir das Familienleben von Millie kennen und begegnen Janice, einer weiteren Nachbarin, die ihren Sohn überbehütend großzieht und die Nachbarschaft sehr genau beobachtet. An vielen Stellen geriet ich ins Schmunzeln. Übertreibungen und Überzeichnungen erzeugen oft einen amüsanten Erzählton. Es ist lustig zu lesen, mit welchen Vorurteilen sich die Figuren jeweils begegnen und konfrontieren. Munter wird über Dritte gelästert und übereinander getratscht. V.a. Janice versucht Unruhe zu stiften und Millie zu verunsichern, was die Treue ihres Mannes und den Hauskauf betrifft. Auch fällt auf, wie sehr Millie doch auf Äußerlichkeiten achtet. Das scheint ihr extrem wichtig zu sein. Das habe ich in den vergangenen Bänden nicht so extrem wahrgenommen. Sie wirkt dadurch in ihrem Selbstbild nicht sehr gefestigt.

 

Millie wird zunehmend eifersüchtig und entwickelt gegenüber Suzette ein großes Misstrauen. Beide Frauen schwirren um Enzo herum wie zwei Motten um eine Lampe. Ich weiß nicht, ob dieser Umstand und die Selbstunsicherheit von Millie ein großes Identifikationspotential für eine weibliche Leserschaft aufweist. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Leserinnen davon genervt sind. In den vergangenen beiden Bänden erschien sie mir irgendwie „tougher“. Hinzu kommt, dass man zu Beginn des Buches noch nicht richtig weiß, worauf das Ganze hinausläuft. Es werden Alltagsbegebenheiten und zwischenmenschliche Reibungen in dramatisierender Weise geschildert. Auch fließen wieder viele Geschlechterklischees ein, die eine hohe emotionale Beteiligung bei der Leserschaft bewirken dürften. Doch lange Zeit dachte ich: Wo bleibt hier der „Thrill“? Habe ich es dieses Mal mit einem Familienroman zu tun? Erst recht spät ereignet sich dann eine unvorhersehbare Wendung und das Buch schlägt eine neue Richtung ein. Erst ab diesem Zeitpunkt wird es für mich zu einem Thriller, der sehr souverän und mit Überraschungseffekten erzählt wird, wie wir es auch aus den vergangenen Büchern gewohnt sind.

 

Letztlich wirkt das Buch durch den eher komödiantischen Beginn und die spät einsetzende Dramatik nicht so rund wie die übrigen Bände (vgl. dazu frühere Rezensionen). Es ist zu vermuten, dass die Autorin ausgetretene Pfade einmal verlassen wollte (was ja grundsätzlich auch gut ist). Doch ich bezweifle, dass dieses Buch dieses Mal so extrem erfolgreich werden wird wie Teil 1 und 2 (auch weil Millie dieses Mal nicht so stark wirkt). Mir hat das Buch aber dennoch gut gefallen. Man fliegt durch die Seiten und es liest sich wieder sehr flüssig. Dieses Mal gibt es von mir 4 Sterne. Und ich bin mir recht sicher, dass ich auch die nächsten Bücher, die von der Autorin ins Deutsche übersetzt werden, lesen werde.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen