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Montag, 16. Dezember 2024

Tree, Joshua - Die Verschwundenen


Spannend, spannend, spannend



Bücher mit der Umsetzung eines Amnesie-Motivs finde ich stets reizvoll, weil sie einen hohen Grad an Spannung versprechen. Wohl nicht zuletzt aus diesem Grund habe ich zu dem Science-Fiction-Thriller „Die Verschwundenen“ von Joshua Tree gegriffen, von dem ich bisher „Der Vorfall“ gelesen habe, welches mir gut gefallen hat (vgl. dazu eine frühere Rezension). Und eines vorweg: Der Thriller hat auf mich bis zur Auflösung eine ungeheure Sogwirkung entfaltet. Ein richtiger Knaller! Das hätte ich Vorfeld so gar nicht erwartet. Doch worum geht es?

 

Ein Ich-Erzähler wacht ohne Erinnerung auf und weiß nicht, wer er ist. Er befindet sich in einem Flugzeug und hat keine Ahnung, wohin die Reise geht. An seinem Arm bemerkt er ein Implantat, auf dem ein Countdown von 24 Stunden heruntergezählt wird. Bei anderen Flugpassagieren beobachtet er ähnliche Implantate. Alle Fluggäste scheinen ähnliche Erinnerungslücken zu haben wie er selbst. Sehr mysteriös! Als das Flugzeug landet, ist der Flughafen komplett verwaist. Die Passagiere müssen den Flieger über die Notrutschen verlassen. Was geht nur vor sich? Auch die Crew scheint nicht zu wissen, was los ist. Aber die Piloten und Flugbegleiterinnen wirken beruhigend auf die Passagiere ein. Oder wissen sie vielleicht doch mehr, als sie zugeben? Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten. Denn alles, was ich an zusätzlichen Informationen preisgeben würde, würde anderen Leserinnen und Lesern die Spannung nehmen.

 

Ich kann nur Folgendes sagen: Bei mir hat das Amnesie-Motiv eine große Neugier auf den Fortgang der Handlung erzeugt. Ähnlich wie die Figuren bin auch ich als Leser auf der Suche nach Antworten, was vor sich geht. Und durch die Ich-Perspektive sind wir nah dran an den Gefühlen und Gedanken des Protagonisten. Der Autor versteht es sehr gut, die Ungewissheit über das Geschehen lange aufrechtzuerhalten. Erfahrungsgemäß kommt es bei Büchern mit einem solchen Motiv auf die Auflösung an. Denn man liest das Buch mit einer großen Erwartungshaltung und hofft, dass sich alles plausibel aufklärt. Und auch hier kann ich sagen, dass dies dem Autor in meinen Augen gelungen ist. Ich bin nicht enttäuscht worden und mir erschien das Ganze nicht zu weit hergeholt. Prima!

 

Was mir ebenfalls richtig gut gefallen hat, ist die Darstellung des inneren Zustands der Figuren. Dieser kommt an vielen Stellen sehr gut zum Ausdruck und hat mich oft mitfiebern lassen. Und noch etwas: Dadurch dass immer neue Ereignisse die Handlung beeinflussen und weiter verrätseln, bleibt die Spannung kontinuierlich stark ausgeprägt (zumindest bis zur Auflösung). Man bleibt als Leser im Ungewissen, ob die Figuren sich in einer gefährlichen Situation befinden, und rechnet stets damit, dass sie in eine bedrohliche Lage geraten. Auch bleibt unklar, ob das Flugzeugpersonal nicht mehr weiß, als es zugibt. Auch das schafft Unsicherheit und Raum für Überraschungen.


Zur Spannungskurve: Diese schwankt geringfügig. Bis zur Auflösung ist die Spannung, wie schon gesagt, sehr, sehr stark ausgeprägt (zumindest nach meinem Empfinden). Dann folgt die Enträtselung, die man mit Neugier und Faszination liest, und die Handlung erhält noch ein wenig moralische Tiefe. Entspannung tritt ein. Ich wusste dann anfänglich nicht so recht, auf was das Ganze hinauslaufen soll. Doch zum Glück gibt es dann noch einmal eine Wendung, wodurch der Grad an Spannung wieder anzieht. Eine gute Idee des Autors! Diese Wendung ist auch sehr geschickt konzipiert, weil man als Leser nun einen anderen Blick auf das Geschehen einnimmt. Wusste man vorher genauso viel wie die Figuren, hat man nun einen Wissensvorsprung und begleitet die Protagonisten neugierig aus einer Beobachterposition. Das hat mir gut gefallen! Von mir gibt es für das Buch 5 Sterne!

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