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Donnerstag, 19. Dezember 2024

Olsberg, Karl - Die achte Offenbarung


Kenntnisreich und spannend



Zu Beginn des Thrillers besucht Eddie Wheeler ein Forschungslabor der Heimatschutzbehörde, aus dem womöglich eine Substanz entwendet worden ist: synthetisiertes DNA-Material, aus dem sich ein tödlicher Virus herstellen lässt. Oder ist die Inventur der Proben nur fehlerhaft durchgeführt worden? Die beschriebenen Sicherheitsvorkehrungen lassen es jedenfalls unmöglich erscheinen, dass jemand dort eingedrungen sein könnte. Höchst mysteriös und gleichzeitig beängstigend…

 

Danach kommt es zu einem Szenenwechsel. Wir sind in einem Hörsaal der Hamburger Universität und wohnen einer Veranstaltung zur mittelalterlichen Kryptologie bei, in der es im Rahmen eines Seminars um eine mysteriöse Schrift geht. Von einem Zuhörer des Seminars wird der Redner, Paulus Brenner, im Anschluss in ein Gespräch verwickelt, bei dem ihm ein Buch übergeben wird, das in einem schwer entzifferbaren Kode geschrieben wurde und der Großmutter von Paulus gehört haben soll. Der Zuhörer bittet den Kryptologen darum, sein Erbe zu entschlüsseln. Und tatsächlich: Das Buch wird von Paulus im Folgenden einer kryptologischen Analyse unterzogen und es macht den Anschein, als habe ein zweiter Nostradamus das Werk verfasst. In dem mittelalterlichen Manuskript werden Geschehnisse mit genauem Datumsangaben vorhergesagt, die der Verfasser nicht kennen kann. Wie ist das möglich? Kann es eine logische Erklärung dafür geben? Ein weiterer spannungserregender Impuls entsteht dadurch, dass Paulus bald darauf in gefährliche Situationen gerät. Er wird verfolgt. Auch andere Personen haben es auf das Manuskript abgesehen. Immer wieder muss Paulus flüchten. Das liest sich sehr spannend!

 

Der Thriller lässt eine ausführliche und exakte Recherche erkennen, und zwar in vielerlei Hinsicht. So wird z.B. die methodische Vorgehensweise der kryptologischen Analyse nachvollziehbar geschildert. Zudem lernen wir etwas über mittelalterliche Handschriften, über Kirchengeschichte oder über den Kölner Dom. Der inhaltliche Bogen wird weit gespannt (sogar bis zur Quantenphysik). Das gefällt mir richtig, richtig gut. Es hat etwas von Dan Brown, was Karl Olsberg hier mit „Die achte Offenbarung“ abliefert. Und auch die Spannungskurve ist über das ganze Werk hinweg stark ausgeprägt. Dadurch, dass das Manuskript schrittweise entschlüsselt wird, ist man als Leser fortwährend neugierig, wie es weitergeht und welche Prophezeiungen noch enthalten sind. Und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, als Paulus Vorhersagen entschlüsselt, die unmittelbar die Gegenwart betreffen. Es wird klar, dass das Schicksal der Menschheit bedroht ist…

 

Zudem sind die entschlüsselten Passagen äußerst kreativ gestaltet worden und laden zum Miträtseln ein. Auch das ist gelungen. Die Handlung schreitet stetig voran, es gibt keine Längen. Auch das finde ich klasse! Nicht zuletzt ist die Figurenzeichnung für einen Thriller nach meinem Empfinden ebenfalls gut gelungen und wird auf den Punkt gebracht. D.h. die Figuren haben ein klares Profil, aber es wird nicht zu tiefgründig und auch nicht zu oberflächlich. Kurzum: Erneut ein Buch von Olsberg, das mich wieder überzeugt hat. Schon „Boy in a white room“, „girl in a strange land“, „virtua“ und „Das System“ fand ich klasse (vgl. dazu frühere Rezensionen). Das kommt nicht häufig vor, dass ein Autor in der Lage ist, mich immer wieder aufs Neue zu fesseln. Und dieses Mal geht es nicht um KI und virtuelle Realität, sondern der Autor beschreitet neue erzählerische „Pfade“. Ich bin mir sicher, dass ich noch weitere Bücher von Olsberg lesen werde.

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