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Montag, 23. Dezember 2024

Obi-Wan-Kenobi (Staffel 1)


Spannend und episch



Von allen Star-Wars-Serien, die es gibt, hat mich Obi-Wan-Kenobi am meisten interessiert. Warum? Vermutlich weil darin Figuren vorkommen, die man bereits kennt: Obi-Wan-Kenobi und Darth Vader (das Cover deutet dies schon an). Sie treffen erneut in einem epischen Duell aufeinander. Anakin möchte sich an seinem ehemaligen Meister für das, was dieser ihm angetan hat, rächen. Und es geht auch gleich gut los. Die Serie knüpft direkt an die Ereignisse von Episode III an.

 

Zu Beginn wird in einer kurzen Sequenz gezeigt, wie die letzten Jedi allmählich vernichtet werden. Danach gibt es einen Zeitsprung von 10 Jahren. Wir sind auf dem Planeten Tatooine. Auch dort jagen Abgesandte des Imperiums, so genannte Inquisitoren, die letzten verbliebenen Jedi-Ritter. V.a. Obi-Wan-Kenobi steht auf ihrer Suchliste ganz weit oben. Bei den Inquisitoren handelt es sich um ehemalige Jedis, die sich der dunklen Seite zugewandt haben. Darth Vader ist ihr Oberbefehlshaber. Dort, wo sie auftauchen, verbreiten sie Angst und Schrecken.

 

Obi-Wan ist auf Tatooine untergetaucht, verhält sich unauffällig und lebt sehr zurückgezogen. Er wirkt hoffnungslos und desillusioniert. Für ihn ist der Krieg verloren. Seine Jedi-Künste behält er für sich. Albträume und Erinnerungen an das, was geschehen ist, quälen ihn. Er hält Anakin Skywalker für tot. Aus sicherer Distanz beobachtet er Luke beim Aufwachsen. Lukes Stiefvater Owen möchte nicht, dass der Junge Kontakt zu Obi-Wan hat.

 

In einem parallelen Handlungsstrang erfahren wir etwas über die Prinzession Leia Organa und sehen, unter welchen Bedingungen sie aufwächst. Sie soll zu einer Senatorin ausgebildet werden und sie weiß, dass es sich bei den Organas nicht um ihre leiblichen Eltern handelt. Und eines wird sofort klar: Sie scheint andere Menschen sehr gut lesen zu können. Dann der erste Schock: Sie wird entführt und ihr Stiefvater bittet Obi-Wan um Hilfe. Er soll sie ausfindig machen und retten. Er nimmt den Auftrag nur widerwillig an und begibt sich selbst in große Gefahr. Seine Deckung könnte auffliegen…

 

Mit den Inquisitoren wird dem Star-Wars-Universum ein neues Element hinzugefügt. Es hat mich nicht gestört und ich finde die Idee kreativ, weil damit eine neue Hierarchie-Ebene eingefügt wird, die Darth Vader noch machtvoller erscheinen lässt. Auch hat dieses Element zur Folge, dass Darth Vader nicht ständig selbst als handelnde Figur auftreten muss, sondern anderen den Vortritt lassen kann. Auch das finde ich gelungen konzipiert. In anderen Rezensionen habe ich teils sehr Kritisches gelesen. So wird z.B. die Frage diskutiert, inwieweit die Serie in den Kanon der Filme passt und ob sie nicht inhaltlich dagegen verstößt. Ich kann mich der kritischen Sichtweise jedoch nicht anschließen. Nach meinem Empfinden fügt sich die Serie sehr gut und v.a. widerspruchslos in das bestehende Star-Wars-Universum ein. Man merkt, dass sich die Macher viele Gedanken gemacht haben und viele Anknüpfungspunkte, die die Filme inhaltlich bieten, behutsam und sensibel integrieren.

 

Den Kritikpunkt, den ich in anderen Rezensionen besser nachvollziehen konnte, ist der Vorwurf von kleineren und größeren Logiklöchern. Da gibt es tatsächlich einige Stolperstellen, die (auch mir) auffallen. Warum z.B. wird das Mittel des Gedankenlesens mal eingesetzt und mal nicht? Weiterhin fand ich unlogisch, warum das automatisierte Handelsschiff, auf dem Obi-Wan und Leia fliehen, nicht einfach abgefangen wird. Oder noch etwas: Warum erkennen die Stormtrooper, die bei Frank mitfahren, Obi-Wan und Leia nicht als die Gesuchten? Eine Suchmeldung zu den beiden wird bestimmt schon kursiert haben und an die Soldaten des Imperiums verschickt worden sein. Und es gibt noch mehr solcher Szenen, die man nun herauspicken könnte. Doch wozu? Es ist doch klar, dass im Sinne der Spannung einiges hinausgezögert werden muss und nicht sofort aufgelöst werden kann. Deswegen läuft Darth Vader bei seinem ersten Duell mit Obi-Wan auch nicht einfach ums Feuer herum. Schließlich soll ja noch ein Duell folgen und es muss darüber hinaus deutlich werden, dass Obi-Wans Kontrolle über die Macht noch eingeschränkt ist. Ich habe mich letztlich nicht weiter daran gestört und großzügig darüber hinweggesehen. Nach meiner Meinung überwiegt das Positive der Serie. Man muss es nur erkennen wollen!

 

So erhält Darth Vader durch die Serie eine klare Profilschärfung. Seine Grausamkeit und Machtfülle kommt noch einmal stärker zum Ausdruck.  Auch die Anfänge einer späteren Rebellion werden gut deutlich. Im Untergrund des Imperiums gibt es einige wenige aufrechte Menschen, die für eine gute Sache arbeiten. Und die Charakterzeichnung der aufstrebenden Inquisitorin, die eigene Ziele verfolgt, um Darth Vader möglichst nahezukommen, finde ich auch gelungen. Was mir ebenfalls gefallen hat, war die Charakterzeichnung von Leia, die für ihr Alter schon sehr reif wirkt. Und es wird nun deutlich, dass Leia eine starke Bindung zu Obi-Wan hat. So erklärt sich auch, warum sie gerade ihn in Episode IV um Hilfe bittet. Am Ende jeder Folge gibt es gut gestaltete Cliffhanger, auch daran gibt es nichts auszusetzen. Die Spannung ist nach meinem Gefühl durchgängig stark ausgeprägt. Alles läuft auf den großen Kampf von Obi-Wan und Darth Vader am Ende hinaus. Das ist gut arrangiert. Und das Duell der beiden ist episch inszeniert. Fand ich großartig. Noch etwas, was ich nicht unerwähnt lassen möchte, ist die starke schauspielerische Leistung von Ewan McGregor. Ebenfalls klasse!

 

Das einzige, was ich unpassend fand, war das Verhör der 10-jährigen Leia (und was soll sie denn bitte eigentlich wissen?). Vielleicht sollte sich Disney auch davon verabschieden, so viele Kinderdarsteller in die Star-Wars-Serien zu integrieren. Meiner Ansicht nach schlägt das Franchise hier eine falsche Richtung ein. Ich hätte eine etwas ältere Leia besser und passender gefunden (eher so 14 bis 16 Jahre). Doch es ist auch klar, was das Ziel dahinter ist. Es sollen mehrere Zielgruppen (in diesem Fall v.a. jüngere) angesprochen werden (doch dafür ist die Serie doch insgesamt viel zu düster?!). Unklar ist, ob es noch weitere Staffeln zu Obi-Wan-Kenobi geben wird. Ewan McGregor selbst sieht zwar noch viel Potential, aber Disney hält sich bisher bedeckt. Und ehrlich gesagt, kann ich das verstehen. Einerseits wirkt die Serie nach Staffel 1 in sich abgeschlossen (und ich rechne den Machern der Serie hoch an, dass sie das Duell zwischen Obi-Wan und Darth Vader nicht ewig hinausgezögert haben, sondern es direkt in Staffel 1 einfließen lassen). Andererseits wird es schwierig, in ähnlicher Qualität noch einmal nachzulegen. Es bleibt also spannend. Mich hat die Serie sehr gut unterhalten. Ich gebe 5 Sterne (trotz einiger Logiklöcher)!

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