Spannend und episch
Zu
Beginn wird in einer kurzen Sequenz gezeigt, wie die letzten Jedi allmählich
vernichtet werden. Danach gibt es einen Zeitsprung von 10 Jahren. Wir sind auf dem Planeten Tatooine. Auch dort jagen Abgesandte des Imperiums, so
genannte Inquisitoren, die letzten verbliebenen Jedi-Ritter. V.a. Obi-Wan-Kenobi
steht auf ihrer Suchliste ganz weit oben. Bei den Inquisitoren handelt es sich um
ehemalige Jedis, die sich der dunklen Seite zugewandt haben. Darth Vader ist
ihr Oberbefehlshaber. Dort, wo sie auftauchen, verbreiten sie Angst und
Schrecken.
Obi-Wan
ist auf Tatooine untergetaucht, verhält sich unauffällig und lebt sehr
zurückgezogen. Er wirkt hoffnungslos und desillusioniert. Für ihn ist der Krieg
verloren. Seine Jedi-Künste behält er für sich. Albträume und Erinnerungen an
das, was geschehen ist, quälen ihn. Er hält Anakin Skywalker für tot. Aus
sicherer Distanz beobachtet er Luke beim Aufwachsen. Lukes Stiefvater Owen
möchte nicht, dass der Junge Kontakt zu Obi-Wan hat.
In
einem parallelen Handlungsstrang erfahren wir etwas über die Prinzession Leia
Organa und sehen, unter welchen Bedingungen sie aufwächst. Sie soll zu einer
Senatorin ausgebildet werden und sie weiß, dass es sich bei den Organas nicht um
ihre leiblichen Eltern handelt. Und eines wird sofort klar: Sie scheint andere
Menschen sehr gut lesen zu können. Dann der erste Schock: Sie wird entführt und
ihr Stiefvater bittet Obi-Wan um Hilfe. Er soll sie ausfindig machen und
retten. Er nimmt den Auftrag nur widerwillig an und begibt sich selbst in große
Gefahr. Seine Deckung könnte auffliegen…
Mit
den Inquisitoren wird dem Star-Wars-Universum ein neues Element hinzugefügt. Es
hat mich nicht gestört und ich finde die Idee kreativ, weil damit eine neue
Hierarchie-Ebene eingefügt wird, die Darth Vader noch machtvoller erscheinen
lässt. Auch hat dieses Element zur Folge, dass Darth Vader nicht ständig selbst
als handelnde Figur auftreten muss, sondern anderen den Vortritt lassen kann. Auch
das finde ich gelungen konzipiert. In anderen Rezensionen habe ich teils sehr
Kritisches gelesen. So wird z.B. die Frage diskutiert, inwieweit die Serie in
den Kanon der Filme passt und ob sie nicht inhaltlich dagegen verstößt. Ich
kann mich der kritischen Sichtweise jedoch nicht anschließen. Nach meinem
Empfinden fügt sich die Serie sehr gut und v.a. widerspruchslos in das
bestehende Star-Wars-Universum ein. Man merkt, dass sich die Macher viele
Gedanken gemacht haben und viele Anknüpfungspunkte, die die Filme inhaltlich
bieten, behutsam und sensibel integrieren.
Den
Kritikpunkt, den ich in anderen Rezensionen besser nachvollziehen konnte, ist
der Vorwurf von kleineren und größeren Logiklöchern. Da gibt es tatsächlich
einige Stolperstellen, die (auch mir) auffallen. Warum z.B. wird das Mittel des
Gedankenlesens mal eingesetzt und mal nicht? Weiterhin fand ich unlogisch,
warum das automatisierte Handelsschiff, auf dem Obi-Wan und Leia fliehen, nicht
einfach abgefangen wird. Oder noch etwas: Warum erkennen die Stormtrooper, die
bei Frank mitfahren, Obi-Wan und Leia nicht als die Gesuchten? Eine Suchmeldung
zu den beiden wird bestimmt schon kursiert haben und an die Soldaten des
Imperiums verschickt worden sein. Und es gibt noch mehr solcher Szenen, die man
nun herauspicken könnte. Doch wozu? Es ist doch klar, dass im Sinne der
Spannung einiges hinausgezögert werden muss und nicht sofort aufgelöst werden kann.
Deswegen läuft Darth Vader bei seinem ersten Duell mit Obi-Wan auch nicht
einfach ums Feuer herum. Schließlich soll ja noch ein Duell folgen und es muss
darüber hinaus deutlich werden, dass Obi-Wans Kontrolle über die Macht noch
eingeschränkt ist. Ich habe mich letztlich nicht weiter daran gestört und
großzügig darüber hinweggesehen. Nach meiner Meinung überwiegt das Positive der
Serie. Man muss es nur erkennen wollen!
So
erhält Darth Vader durch die Serie eine klare Profilschärfung. Seine
Grausamkeit und Machtfülle kommt noch einmal stärker zum Ausdruck. Auch die Anfänge einer späteren Rebellion
werden gut deutlich. Im Untergrund des Imperiums gibt es einige wenige
aufrechte Menschen, die für eine gute Sache arbeiten. Und die
Charakterzeichnung der aufstrebenden Inquisitorin, die eigene Ziele verfolgt,
um Darth Vader möglichst nahezukommen, finde ich auch gelungen. Was mir
ebenfalls gefallen hat, war die Charakterzeichnung von Leia, die für ihr Alter
schon sehr reif wirkt. Und es wird nun deutlich, dass Leia eine starke Bindung
zu Obi-Wan hat. So erklärt sich auch, warum sie gerade ihn in Episode IV um
Hilfe bittet. Am Ende jeder Folge gibt es gut gestaltete Cliffhanger, auch
daran gibt es nichts auszusetzen. Die Spannung ist nach meinem Gefühl durchgängig
stark ausgeprägt. Alles läuft auf den großen Kampf von Obi-Wan und Darth Vader am
Ende hinaus. Das ist gut arrangiert. Und das Duell der beiden ist episch inszeniert.
Fand ich großartig. Noch etwas, was ich nicht unerwähnt lassen möchte, ist die
starke schauspielerische Leistung von Ewan McGregor. Ebenfalls klasse!
Das
einzige, was ich unpassend fand, war das Verhör der 10-jährigen Leia (und was
soll sie denn bitte eigentlich wissen?). Vielleicht sollte sich Disney auch
davon verabschieden, so viele Kinderdarsteller in die Star-Wars-Serien zu
integrieren. Meiner Ansicht nach schlägt das Franchise hier eine falsche
Richtung ein. Ich hätte eine etwas ältere Leia besser und passender gefunden
(eher so 14 bis 16 Jahre). Doch es ist auch klar, was das Ziel dahinter ist. Es
sollen mehrere Zielgruppen (in diesem Fall v.a. jüngere) angesprochen werden
(doch dafür ist die Serie doch insgesamt viel zu düster?!). Unklar ist, ob es
noch weitere Staffeln zu Obi-Wan-Kenobi geben wird. Ewan McGregor selbst sieht
zwar noch viel Potential, aber Disney hält sich bisher bedeckt. Und ehrlich
gesagt, kann ich das verstehen. Einerseits wirkt die Serie nach Staffel 1 in
sich abgeschlossen (und ich rechne den Machern der Serie hoch an, dass sie das
Duell zwischen Obi-Wan und Darth Vader nicht ewig hinausgezögert haben, sondern
es direkt in Staffel 1 einfließen lassen). Andererseits wird es schwierig, in
ähnlicher Qualität noch einmal nachzulegen. Es bleibt also spannend. Mich hat
die Serie sehr gut unterhalten. Ich gebe 5 Sterne (trotz einiger Logiklöcher)!
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