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Samstag, 26. April 2025

Star Trek - Sektion 31


Misslungen auf ganzer Linie



Was für ein Film! Für mich war „Sektion 31“ kein Star Trek, wie ich es kenne und mag. Die Dialoge passen für mich nicht zum Franchise, die Handlung ist viel zu actionreich, das Setting viel zu düster und die Charaktere kommen zu überdreht und durchgeknallt daher. Von der für Star Trek typischen Wissenschaftlichkeit keine Spur, auch sonst wird an nichts Bekanntes aus dem Star Trek-Universum angeknüpft (es könnte sich also genauso gut um einen x-beliebigen Science-Fiction-Actionkracher handeln). Noch dazu wird mit Philippa Georgiou eine Figur in den Mittelpunkt gerückt, mit der man nur dann etwas anfangen kann, wenn man „Star Trek Discovery“ kennt (nach meiner Ansicht die schlechteste Star Trek-Serie), was schon kein gutes Vorzeichen ist. Philippa trägt die Handlung nicht. Die Handlung dafür ist auch zu dünn und wenig tiefgründig. Es geht lediglich darum, eine Massenvernichtungswaffe aufzuspüren und zu vernichten. Das war es auch schon. Ich konnte mit diesem Film beim besten Willen nichts, aber auch gar nichts anfangen (und ich bin eigentlich niemand, der nicht offen für Neues ist). Von mir gibt es dafür 1 Stern.

Mittwoch, 23. April 2025

Cavanagh, Steve - Die Komplizin

 

Temporeich und spannend

 


Zu Beginn des Buchs erleben wir die Schilderung eines Zugriffs durch ein FBI-Team mit. Doch statt des gesuchten Serienmörders Daniel Miller findet es nur seine Ehefrau Carrie im Haus vor. Diese wird aus anfangs noch unerfindlichen Gründen verhaftet und dann des mehrfachen Mordes angeklagt. Ihr wird zur Last gelegt, dass sie von den Morden ihres Mannes gewusst und bei der Ausführung der Taten geholfen hat. Die Ausgangssituation von Carrie erscheint denkbar schlecht. Doch Eddie Flynn und sein Team glauben an ihre Unschuld und übernehmen die Verteidigung von Carrie, in dem Wissen, dass Daniel Miller weiterhin auf freiem Fuß ist und ihnen gefährlich werden könnte.


In einer weiteren Perspektive begleiten wir den Sandmann und erleben mit, wie er weiter sein Unwesen treibt. Sein Ziel ist es, die Zeugen der Anklage auszuschalten. Dabei geht die Schilderung der Taten unter die Haut. Und als Leser hofft man darauf, dass er gefasst wird. Gleichzeitig befindet er sich auf der Flucht vor dem FBI und alles läuft auf ein Katz-und-Maus-Spiel hinaus. Spannung entsteht v.a. auch dadurch, dass die Verfolger Daniel immer dicht auf den Fersen sind. Unterstützung bei der Suche erhält das FBI durch Eddies Kollegin Bloch.


Eingeschobene Tagebucheinträge von Carrie verraten uns darüber hinaus mehr über das Beziehungsleben der Millers. Es wird gut deutlich, dass es sich um ein asymmetrisches Verhältnis handelt. Carrie ist finanziell abhängig von ihrem Mann und scheint Warnsignale übersehen zu haben. Sie hinterfragt wenig, obwohl Daniel ein teils auffälliges Verhalten an den Tag legt. Doch kann man ihr deswegen einen Vorwurf machen?


Insgesamt liest sich der Thriller sehr flüssig. Das Erzähltempo ist hoch. Die Spannung ist permanent stark ausgeprägt. Die Wechsel der Blickwinkel sind in meinen Augen sehr gut platziert (v.a. ist es nicht zu hektisch, man bleibt auch einmal länger an einer Figur dran). Die Handlung entwickelt sich stets action-, ereignis- und wendungsreich. Es gab keine Längen. Auch die Auflösung am Ende ist überraschend.


Das Einzige, was ich etwas schade fand, war der Umstand, dass die Gerichtsszenen nicht so im Zentrum der Handlung standen (obwohl diese und Eddies Agieren vor dem Richter für mich stets das Highlight bilden). Ich mag die Schilderungen, wie Eddie gewitzt und trickreich bei den Verhandlungen auftritt, sehr. Er nimmt die Zeugen der Anklage im Kreuzverhör regelrecht auseinander. Und für mich sind es genau diese Passagen, die den Thriller so einzigartig machen. Sie lese ich am liebsten. Deswegen möchte ich gern mehr davon. Aber nun gut. Trotzdem war es ein sehr guter Thriller, der mich sehr gut unterhalten hat. Deshalb gibt es von mir 5 Sterne.

Sonntag, 20. April 2025

Der Mandalorianer (Staffel 3)


Nicht so gut wie die ersten beiden Staffeln

 


Der Einstieg in diese dritte Staffel von „The Mandalorian“ überzeugt mich nicht so richtig. Insgesamt ist es etwas dünn, was zu Beginn inhaltlich dargeboten wird. So möchte sich Din Djarin in den ersten Folgen auf seinem vom Imperium zerstörten Heimatplaneten „Mandalore“ von seiner „Sünde“ reinwaschen, dass er den Helm abgenommen hat. Es steht die Frage im Zentrum, was es bedeutet, ein wahrer Mandalorianer zu sein.

Was aber positiv auffällt, ist die Entwicklung von Grogu. Dieser wirkt nun selbstständiger und älter. So hilft er seinem Beschützer sogar dabei, sich aus einer Gefahrensituation zu befreien. Er macht nun häufiger von seinen Kräften Gebrauch und erscheint uns nicht länger als schutzbedürftiges Kind (so meine Wahrnehmung). In einem Rückblick sehen wir sogar, wie er damals vor dem Imperium geflüchtet ist (gerne mehr davon).


In einer Episode erfährt man auch etwas über Coruscant und die Neue Republik. Dabei wird deutlich, dass wir uns in einer Phase des rechtlosen Übergangs befinden. Die Neue Republik ist noch nicht so stark, um andere Planeten zu schützen. Im Untergrund agieren Anhänger des Imperiums weiter und planen einen Racheakt. Das alles hat mir gut gefallen und erscheint mir für die Zukunft noch ausbaufähig (sollte es eine weitere Staffel geben, ein Kinofilm wurde ja bereits für Mai 2026 angekündigt).


Insgesamt fehlte mir bis Folge 5 aber ein übergeordneter roter Faden, also ein Ziel, auf das das Ganze hinausläuft. Stattdessen werden uns unterschiedliche Handlungsorte und verschiedene Begebenheiten präsentiert, bei denen der inhaltliche Zusammenhang in meinen Augen nicht so recht deutlich ist. Nur die letzten Episoden der Staffel bilden einen (gelungenen) Höhepunkt, auch weil man dann mehr Hintergründe über die Mandalorianer und ihr Schicksal erfährt. Es zeigt sich, dass verschiedene Splittergruppen jeweils andere Auffassungen der mandalorianischen Traditionen haben. Sie müssen zueinander finden, um einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Din Djarin agiert dabei als Mittler.

Donnerstag, 17. April 2025

Morris, Brandon Q - Mars Genesis. Die letzte Reise


Faszinierend, aber etwas zu langatmig



Ein chinesisches Schiff landet als Erstes auf dem Mars. Die Mannschaft bereitet sich auf den Ausstieg vor. Sie werden die ersten Menschen sein, die ihre Fußstapfen auf dem roten Planeten hinterlassen. Doch dann kommt es zu einem Unglück. Das Schiff bricht in ein Höhlensystem ein, die Schleusen versagen und niemand von der Tianwen 8 überlebt. Nur eine zu Bewusstsein erwachte Künstliche Intelligenz in Form eines Rovers kann sich retten.

In einem weiteren Blickwinkel erhalten wir dann zudem einen Einblick in das Leben auf dem Raumschiff MCS 1, das ebenfalls auf dem Weg zum Mars ist. Es ist ein paar Monate nach der Tianwen 8 gestartet. Wir lernen das Innere des Schiffs kennen und erleben mit, wie die Besatzung ihre Zeit an Bord verbringt. Knapp 100 Menschen in fortgeschrittenem Alter befinden sich für fünf Monate auf engstem Raum. Der psychologische Druck ist hoch. U.a. müssen die Crewmitglieder ein straffes Sportprogramm absolvieren, um sich fit zu halten. Sie werden fortlaufend medizinisch überwacht. Die Besatzungsmitglieder sind der permanenten Gefahr von Sonnenstürmen ausgesetzt und müssen sich immer wieder in einen speziellen Abschnitt des Schiffs begeben, um sich zu schützen.


Als zentraler spannungserregender Impuls tritt das Verschwinden eines Kolonisten in Erscheinung. Nach ihm oder ihr wird verzweifelt gesucht, doch das Mitglied der Besatzung bleibt unauffindbar. Was ist da los? Gleichzeitig rätselt die Crew der MCS 1, was mit dem chinesischen Schiff passiert ist. Insgesamt ist das Erzähltempo aber nicht sehr hoch und nach meinem Empfinden gab es viele langatmige Passagen. Sonderlich spannend wird das Geschehen leider nicht erzählt, auch wenn immer mal wieder allerlei Seltsamkeiten an Bord passieren. Nur selten gibt es mal ein paar Spannungsspitzen. Sehr schade!


Im Zentrum der Handlung steht die Reise der MCS 1 zum Mars. Die Landung oder das Leben auf unserem Nachbarplaneten spielt leider nur eine untergeordnete Rolle. Da hatte ich aufgrund des Klappentextes eine etwas andere Erwartungshaltung und bin enttäuscht worden (obwohl v.a. der Text auf der Rückseite des Buchs mir Lust auf den Inhalt gemacht hat). Stattdessen rückt das Thema der Künstlichen Intelligenz im weiteren Verlauf der Handlung immer stärker in den Fokus. Maschinen, die zu Bewusstsein erwachen, prägen den Inhalt. Das hat mich nicht richtig mitgerissen. Letztlich hat mich nur das erste Drittel des Buchs gepackt. Aber so ist es manchmal. Der Funke kann nicht immer überspringen.


Interessant und lesenswert fand ich aber das Nachwort zum Roman. Darin geht es um das Thema „Terraforming“. Der Autor wirft einen Blick in die Entwicklungsgeschichte des Mars und stellt Maßnahmen vor, mit denen man dafür sorgen könnte, dass unser roter Nachbarplanet lebensfreundlicher werden könnte. Eine sehr faszinierende Lektüre zum Abschluss des Buchs. Klasse!

Sonntag, 13. April 2025

Kracht, Christian - Air


Über das Unsichtbare…

 


Christian Krachts Romane sorgen im Feuilleton regelmäßig für Begeisterungsstürme, er ist vielfach ausgezeichnet und seine Romane sind immer wieder in den Bestseller-Listen zu finden. Seine Sprachbeherrschung ist eindrucksvoll. Ich habe bei seinen Werken das Gefühl, dass bei ihm jedes Wort, jeder Satz perfekt sitzt. Kurzum: Er kann sicherlich als einer der wichtigsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren bezeichnet werden. Mir selbst ist er erstmals mit seinem Debütroman „Faserland“ (1995) begegnet, den ich damals sehr gern gelesen habe. Auch „Imperium“ (2012) habe ich in positiver Erinnerung. Im Folgenden möchte ich gern seinen neuesten Roman „Air“ besprechen.

 

Einstieg ins Buch

Auf den ersten Seiten wird mit viel Liebe zum Detail die Umgebung von Paul geschildert. Einrichtungsgegenstände und die Wohnung selbst werden beschrieben. Dabei wird z.B. erwähnt, in welchem Winkel die Ecken von Magazinheften zur Tischkante arrangiert werden, und auch der Inhalt des Buchs, das dem schlafenden Paul aus der Hand gefallen ist, wird kurz inhaltlich umrissen. Das erste Kapitel endet damit, dass Paul der Auftrag angeboten wird, eine dunkle Halle in perfektem Weiß zu streichen.

 

Pauls Welt

Wie schon erwähnt, sticht v.a. die Detailversessenheit ins Auge, mit der Pauls Lebenswelt dargeboten wird. Teils nebensächliche Dinge werden ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und ausführlich mit aberwitzigen (auch lustigen) Details beschrieben. Nachdem Paul das Angebot annimmt und nach Norwegen aufbricht, taucht er in eine technisierte Welt ein (ein schöner Kontrast zur naturbehafteten Welt von Ildr, die ich weiter unten thematisiere). Bei der Halle, die er weiß streichen soll, handelt es sich um ein riesiges Rechenzentrum. Die Handlung beinhaltet insgesamt wenige Dialoge, stattdessen werden mehr die Örtlichkeiten sowie die Innenwelten der Figuren beleuchtet. Als Paul die Halle inspiziert, wird sie plötzlich von einem kosmischen Ereignis heimgesucht, was ungeahnte Folgen nach sich zieht…

 

Ildrs Welt

Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um das 9-jährige Mädchen Ildr, deren Mutter vor einem Jahr an einer mysteriösen Krankheit verstorben ist und sie allein in einer Hütte am Waldrand zurückließ. Sie wirkt mittellos, versorgt sich selbst und verwundet auf ihrer Jagd nach einem Reh aus Versehen einen fremden Mann mit ihrem Pfeil. Unter Anleitung des Fremden entfernt sie ihm das Geschoss aus der Brust und transportiert ihn anschließend auf einer Trage zu ihrer Hütte. Sie will ihr Vergehen wieder gut machen und ihn versorgen. Es kommt zu einer Annäherung der beiden Figuren und es ist auffällig, dass der Mann über (teils technisch-physikalische) Kenntnisse verfügt, die dem Mädchen fremd sind. So besitzt er z.B. auch medizinisches Wissen. Ein Kontrast zwischen beiden wird deutlich. Der Mann passt nicht recht in die mittelalterlich (oder eher märchenhaft?) wirkende Umgebung von Ildr. Das alles wirkt höchst mysteriös und sonderbar. Man fragt sich, um wen es sich bei dem Fremden handelt, woher er stammt und zu welcher Zeit die Handlung eigentlich spielen soll. Auch fragt man sich, was die Handlungsstränge von Paul und Ildr überhaupt miteinander zu tun haben. Dass sie etwas miteinander zu tun haben, wird allein dadurch deutlich, dass vereinzelte inhaltliche Elemente der Welt von Paul in Ildrs Welt auftauchen (ein schöner Irritationseffekt!).

Anders als der Strang um den Dekorateur Paul, der steril, langsam und ereignislos erzählt wird, wird uns das Geschehen um Ildr und den Fremden spannend, atmosphärisch dicht, ereignis- und temporeich präsentiert. So zieht die Spannungskurve z.B. noch einmal deutlich an, als Ildr und der Fremde aufgrund einer Bedrohungssituation in Richtung Süden fliehen müssen (was v.a. an den vielen aktiven Bewegungsverben liegt). Eine Parallele zum Handlungsstrang um Paul ergibt sich dadurch, dass auch die Welt von Ildr und dem Fremden durch ein kosmisches Ereignis heimgesucht wird…

 

Zwischenwelten (Vorsicht *Spoilergefahr*, ggf. hier nicht weiterlesen)

 

Im weiteren Handlungsverlauf wird zunehmend deutlich, dass es sich bei Ildrs Welt um eine Art Zwischenwelt handelt, eine Welt nach dem Diesseits und vor dem Jenseits, eine Welt des Übergangs. Diese Interpretation lässt sich in meinen Augen an vielen Aspekten im Text festmachen. Dank meiner Lektüre der Zusammenschau des Feuilletons auf perlentaucher.de bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Autor sich hier bei Vorstellungen der nordischen Mythologie bedient hat (Stichworte: Helheim oder auch Niflheim) und auch ein Bezug zu den Brüdern Löwenherz von Astrid Lindgren hergestellt werden kann (Stichwort: Nangijala). Darüber hinaus erinnert dieses Motiv an solche Filme wie „Inception“ (auch wenn es darin mehr um verschiedene Bewusstseinszustände geht) und Bücher wie „Alice im Wunderland“ oder „Die unendliche Geschichte“ (auch wenn es dabei mehr um imaginierte Fantasiewelten geht und weniger um eine Art Vorphase zum Jenseits). Ich bin sogar zufällig im Zusammenhang mit der Serie „Ahsoka“ (Folge 5) einer solchen Zwischenwelt begegnet (dabei trifft Ahsoka auf ihren ehemaligen Meister Anakin und muss sich zwischen Tod und Leben entscheiden). Neben diesem zentralen Motiv der Zwischenwelt, bietet der Roman aber auch weitere thematische Anknüpfungspunkte: So könnte man einen Bezug zur Heldenreise herstellen (wenn auch in abgewandelter Form) und auch die Analyse der Beziehung zwischen dem Kind Ildr und dem Fremden ist eine nähere Betrachtung wert.

Montag, 7. April 2025

Hannig, Theresa - König und Meister


Ein dunkles Geheimnis



Ada trifft sich mit ihrem Vater, einem pensionierten Grundschullehrer, zu einem Gespräch in ihrem Stammrestaurant und befindet sich direkt wieder in ihrer Tochterrolle als gute Zuhörerin. Sie muss mit anhören, wie er sich über die Welt und das Bauvorhaben seiner Nachbarn echauffiert, und kennt bereits seine starrsinnige und besserwisserische Art. Auch wird deutlich, dass er herablassend und nachtragend sein kann. Adas Vater ist sehr rededominant. Ada kommt kaum zu Wort.

Doch dann verkündet er geheimnistuerisch, dass er ihr etwas Wichtiges mitzuteilen hat und will mit ihr zurück nach Hause fahren. Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Autounfall, als Adas Vater einem Reh ausweicht. Ada überlebt knapp, doch ihr Vater schwebt fortan in Lebensgefahr und liegt auf der neurologischen Intensivstation. Und als Leserin und Leser wissen erfahren wir nicht mehr, was er seiner Tochter sagen wollte. Ging es um das Bauvorhaben der Nachbarn? Und wird Adas Vater überleben? Das sind die zentralen Fragen, die man sich eingangs stellt.


Als Ada ihren Vater auf der Station besucht, erschreckt sie sich vor seinem Anblick. Ihre Mutter, die seit Jahren vom Vater getrennt lebt, reagiert am Telefon zunächst jedoch erstaunlich herzlos auf die Nachricht, dass der Vater schwer verletzt ist. Sie muss Termine wahrnehmen und hat trotz des Ernsts der Lage keine Zeit, ihren Ex-Mann zu besuchen. Ihre Perspektive tritt er später hinzu, als sie sich doch entschließt, Ada zu unterstützen. Dabei wird deutlich, dass sie sehr karrierebewusst und ehrgeizig ist. Auch macht sie sich Sorgen um die Leibesfülle ihrer Tochter… Letztlich eine Figur mit Reibungspunkten (und mit einem Trigger-Thema: Essstörung).


Des Weiteren tritt im Krankenhaus auch das mysteriöse Element zu Tage, das diesen Thriller zu einem Mystery-Thriller macht. Ada begegnet einem ominösen Mann mit Brandwunden, mit dem sie ins Gespräch kommt. Außer ihr scheint niemand ihn wahrzunehmen. Es macht nicht den Eindruck, als leide sie unter Halluzinationen. Oder hat sie evtl. eine Kopfverletzung davongetragen? Auf jeden Fall trägt der Mann mephistophelische Züge einer Teufelsfigur. Er spricht von einem Pakt und davon, dass Ada drei Dinge erledigen müsste (wie im Märchen). So soll sie z.B. einem Bettler 500 Euro geben. Worauf wird dieser Handlungsstrang hinauslaufen? Das bleibt lange Zeit äußerst rätselhaft und erzeugt Neugier.


Das Tempo des Thrillers ist nicht sonderlich hoch, die Autorin nimmt sich Zeit für die Charakterisierung ihrer Figuren (die mit Ecken und Kanten aufwarten) und dafür, die Beziehungsverhältnisse zu verdeutlichen. Das macht in diesem Fall aber gar nichts, da der Schreibstil von Theresa Hannig sich, wie man es kennt, sehr angenehm liest. Und die Spannungskurve ist so konzipiert, dass man die ganze Zeit am Ball bleibt und wissen will, wie es weitergeht (so ging es mir jedenfalls). Mich interessierte v.a., worauf das Ganze hinausläuft. Und bei mir kamen Assoziationen zu romantischen Schauermärchen. So kommt auch Traumhaftes vor (Ada wird nach der Begegnung mit dem ominösen Mann hin und wieder von Alpträumen heimgesucht, die eine Relevanz für die Gegenwart aufweisen). Auch das hat mir gut gefallen. Im weiteren Handlungsverlauf schlägt die Handlung eine kriminalistische Richtung ein. Fand ich ebenfalls gelungen. Fazit: Wieder ein sehr gelungenes Buch von Theresa Hannig. Und was mir ebenfalls zugesagt hat, ist, dass die mystischen Elemente zwar vorhanden sind, sie aber nicht zu dominant sind und sich nicht zu sehr aufdrängen.

Donnerstag, 3. April 2025

Hillenbrand, Tom - Thanatopia


Sehr verschachtelt und mit großer Offenheit

 



Bei dem Thriller „Thanatopia“ handelt es sich um den dritten Teil einer Reihe aus der sog. Hologrammatica-Welt. Die Lektüre setzt einige Vorkenntnisse voraus und kann in meinen Augen nicht unabhängig von Band 1 und 2 gelesen werden (vgl. dazu frühere Rezensionen, die einen Einstieg in die Werke erleichtern dürfte). Die Erzählweise ist zudem vielschichtig und verlangt konzentriertes Lesen (so habe ich es zumindest empfunden). Man muss ein wenig Geduld aufbringen, um die verschiedenen Handlungsstränge kennenzulernen und zu überblicken. Das geht (leider, leider) auf Kosten der Spannung, aber dafür bietet das Buch einfach einen fantastisch-kreativen futuristischen Weltenentwurf, der nicht nur durchdacht, sondern auch facettenreich daherkommt. Im Folgenden stelle ich die verschiedenen Handlungsebenen vor, verrate aber nicht, worauf sie hinauslaufen werden oder wie sie zusammenhängen. Das möge jede und jeder selbst während der Lektüre herausfinden.

 

Percy Singh

Zu Beginn erleben wir mit, wie Percy Singh, (der Bruder von Galahad Singh, den wir noch als Quästor aus Band 1 kennen), mit seinem Vater eine kleine griechische Insel in der Nähe des Lichtdoms besucht. Geheimnisvolles geht dort vor sich und Percy versteht nicht recht, was sein Vater dort treibt. Er stellt aber fest, dass sich das Verhalten seines Vaters auf merkwürdige Weise verändert. Was steckt dahinter?

 

Wenzel Landauer

Der altersmüde, fast 75 Jahre alte und damit dienstälteste Kommissar Wenzel Landauer, der einen ausschweifenden Lebensstil pflegt und etwas zu viel auf den Rippen hat, findet in Wien eine Wasserleiche. Bei den Ermittlungen zeigt sich, dass bereits zwei Tage zuvor eine Leiche aufgetaucht ist, die dieselbe DNA aufweist. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es sich um Klone handelt. Doch welches Opfer ist Original, welches ist Fälschung?  Oder handelt es sich gar um zwei nicht-registrierte Klone? Wenzel macht sich auf die Suche nach dem Täter und will klären, ob es einen Stammkörper zu den Opfern gibt. Was wird er herausfinden?

 

Sahana Kapoor

Die Physiker-Professorin Sahana muss den Vergleich mit Albert Einstein nicht scheuen. Sie ist 86 Jahre alt und stellt das kosmologische Weltbild mit ihren Forschungen auf den Kopf. Sie besucht einen Kongress und wird anschließend in einen Autounfall mit einem sog. „Crasher“ verwickelt. Wird sie überleben?

 

Stasja Tschernow

Bei Stasja handelt es sich um eine sog. Thanatonautin, die mehr über den Tod und ein mögliches Leben danach erfahren möchte und ein exzessiv-rauschhaftes Leben führt. Sie erforscht v.a. die Grenzregion zwischen dem „Nicht-mehr-leben“ und dem „Noch-nicht-tot-sein“. Die Prozedur, die sie durchläuft, um sich selbst zu töten, nennt man „Deathtrip“. Für das Verfahren nutzt sie Klonkörper, aus denen sie ihr Bewusstsein anschließend immer wieder neu herunterlädt, um mögliche Erkenntniszugewinne zu sichern und für weitere Trips verfügbar zu halten. Wird sie es schaffen, das Rätsel um den Tod zu lösen?

 

Carprentras Skyes

Skyes arbeitet bei der Behörde UNANPAI, die sich darum kümmert, kriminelle Nutzung von Künstlicher Intelligenz zu überwachen und auch einzudämmen. Carprentras zentrale Aufgabe ist es, den wiederaufgetauchten Galahad Singh zu verhören, der als erster und einziger die sog. Knossos-Anomalie (= Lichtdom) betreten hat. Was wird Singh berichten?

 

Abschließend ein paar kritische Worte: Für mich bleibt wieder einiges offen. So hätte ich mir v.a. noch mehr Informationen zu dem Rätsel um den Lichtdom gewünscht. Die Hardlights finden nur am Rande einmal Erwähnung, es wird ihnen aber kein großer Raum zugestanden. Von Perrotte fehlt noch jede Spur, auch sie wird nur punktuell einmal erwähnt. Diese Offenheit erinnert mich sehr, sehr stark an Band 2 („Qube“), habe ich sie doch da schon bemängelt. Positiv gesehen, bedeutet das, dass es (hoffentlich bald?) noch eine Fortsetzung geben wird. Negativ betrachtet, finde ich es schade, dass man als Leser so auf die Folter gespannt wird und immer wieder aufs Neue enttäuscht wird, nicht mehr zu erfahren. Ich bin kein Freund davon. Die Komplexität der Reihe macht es mir als Leser auch nicht leicht, einen zügigen Einstieg zu finden und alles im Kopf zu behalten. Das finde ich etwas schade. Manchmal ist weniger mehr. Ich bin mir unschlüssig, ob ich die Reihe noch weiterverfolgen werden. Dürfte ich mir etwas wünschen, so würde ich dem Autor zu einem raschen Abschluss der Reihe raten und das Hologrammatica-Universum mit anderen (weniger verschachtelten?) Geschichten weiter auszubauen. Denn die vielen Ideen, die Hillenbrand zündet, sind es wert, noch weiter erzählt zu werden.

Mittwoch, 2. April 2025

McFadden, Freida - Die Kollegin


Hohe Spannung und schräge Figuren



Eines Morgens erscheint Dawn nicht pünktlich zur Arbeit und die Kolleginnen lästern bereits darüber (allen voran Kim und Natalie, die in der Bürozelle neben ihr arbeitet). Schließlich ist Dawn sonst äußerst strukturiert und vorbildlich, sie plant ihren Arbeitstag penibel, bis hin zu den Toilettenpausen. Von den anderen wird sie als seltsam wahrgenommen und ist nicht sehr beliebt. Hinter ihrem Rücken machen sie sich des Öfteren über sie lustig.


Kurze Zeit später findet man in Dawns Wohnung jede Menge Blut, allerdings keine Leiche. Was ist dort nur passiert? Und wohin ist Dawn verschwunden? Diese Fragen treiben die Handlung voran. Und Natalie hat große Angst, dass sie verdächtigt werden könnte, Dawn etwas angetan zu haben. Vermutlich hat sie ein schlechtes Gewissen und weiß genau, dass ihr oft intrigantes Verhalten gegenüber Dawn ein schlechtes Licht auf sie werfen könnte. Natalie erscheint uns als höchst unsympathische Figur. Sie ist das, was manche als richtige Tussi bezeichnen würden. Und sie schreckt auch vor Mobbing und Ausgrenzung von Dawn nicht zurück. 


In Rückblicken in Form von E-Mails können wir uns dann ein besseres Bild von Dawn machen. Sie schreibt regelmäßig an ihre beste Freundin Mia und gewährt einen Einblick in ihr Arbeits- und Seelenleben. Es wird z.B. deutlich, dass sie sehr schüchtern, scheu und unsicher ist. Gleichzeitig kann sie sehr pedantisch sein. Und sie steckt ihre Nase teils in Dinge, die sie nichts angehen. Ihre große Vorliebe für Schildkröten-Figuren lässt sie zudem etwas schrullig wirken. Sie hat wenig Freunde und agiert in sozialen Situationen oft unbeholfen. Auch eckt sie häufig an (u.a. bei ihrem Chef) und wird als anstrengend empfunden, weil sie hartnäckig unbequeme Wahrheiten ausspricht. Natalie bewundert sie jedoch, himmelt sie förmlich an und möchte gern mit ihr befreundet sein (sie hat also einen völlig falschen Eindruck von ihr).


Die Spannungskurve in diesem Thriller ist konstant hoch. Und natürlich gibt es auch den von McFadden inzwischen erwartbaren (genialen?) Plot-Twist, der die Handlung wieder in einem anderen Licht erscheinen lässt. Das alles hat mich überzeugt. Der Schreibstil bzw. die Übersetzung liest sich sehr flüssig. Man rast durch die Seiten. Eine Sogwirkung wurde spürbar (die bei mir selten vorkommt). Doch es gibt auch Dinge, die ich kritisch anmerken möchte. So erschienen mir dieses Mal einige Handlungselemente zu weit hergeholt und zu übertrieben. Ich fand nicht alles glaubwürdig, was mir so präsentiert wurde (v.a. nach dem Plot-Twist). Teils wirkte es etwas unrealistisch und konstruiert. Die Reihe um Millie fand ich insgesamt besser (auch Band 3). Ich komme deshalb auf (immer noch gute) 4 Sterne!

Dienstag, 1. April 2025

McFadden, Freida - Weil sie dich kennt


Millies Hochzeit



An ihrem Hochzeitstag erhält Millie einen Anruf mit einer Morddrohung und gleichzeitig erleben wir die letzten Hochzeitsvorbereitungen mit. Die Drohung bringt Millie überhaupt nicht aus der Fassung. Sie duscht erst einmal in Ruhe. Sie will sich schließlich den Tag nicht ruinieren lassen. Wir erfahren auch, dass Enzo Millie (ganz romantisch) einen Antrag gemacht hat, weil sie schwanger war. Und die letzten Vorbereitungen laufen alles andere als glatt. Aufgrund des angewachsenen Baby-Bauchs passt Millie plötzlich nicht mehr in ihr Hochzeitskleid und Enzo versucht das Problem zu lösen.

Kaum ist Enzo unterwegs, erhält Millie noch einmal einen bedrohlichen Anruf und stellt fest, dass sie beobachtet wird. Die Bedrohungssituation spitzt sich zu. Millie fühlt sich auf einmal doch eingeschüchtert. Die Spannung zieht spürbar an. Wie wird Millie mit dieser Situation umgehen? Wird sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien können? Wenn ja, wie?

Und gleichzeitig wird ein humorvoller Kontrast deutlich. Auf der einen Seite laufen die zu treffenden Hochzeitsvorbereitungen weiter, auf der anderen Seite nimmt die Gefahr für Millie zu. Und es ist irrwitzig, dass Millie Enzo nichts von den Anrufen erzählt, weil sie den Tag nicht verderben will. Es ist jedenfalls erstaunlich, dass die Autorin auf wenigen Seiten erneut in der Lage ist, eine hohe Spannung zu konstruieren und gleichzeitig amüsante Effekte einzubauen. Alles läuft auf den Höhepunkt der Hochzeitszeremonie hinaus. Herrlich absurd! Und sogar im Rahmen dieser Kurzgeschichte verzichtet die Autorin nicht auf einen geglückten Plot-Twist. Durch einen eleganten Perspektivwechsel am Ende erscheint plötzlich das Geschehen in einem anderen Licht. Toll arrangiert. Von mir gibt es für diese Kurzgeschichte 5 Sterne!