Dieses Blog durchsuchen

Montag, 7. April 2025

Hannig, Theresa - König und Meister


Ein dunkles Geheimnis



Ada trifft sich mit ihrem Vater, einem pensionierten Grundschullehrer, zu einem Gespräch in ihrem Stammrestaurant und befindet sich direkt wieder in ihrer Tochterrolle als gute Zuhörerin. Sie muss mit anhören, wie er sich über die Welt und das Bauvorhaben seiner Nachbarn echauffiert, und kennt bereits seine starrsinnige und besserwisserische Art. Auch wird deutlich, dass er herablassend und nachtragend sein kann. Adas Vater ist sehr rededominant. Ada kommt kaum zu Wort.

Doch dann verkündet er geheimnistuerisch, dass er ihr etwas Wichtiges mitzuteilen hat und will mit ihr zurück nach Hause fahren. Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Autounfall, als Adas Vater einem Reh ausweicht. Ada überlebt knapp, doch ihr Vater schwebt fortan in Lebensgefahr und liegt auf der neurologischen Intensivstation. Und als Leserin und Leser wissen erfahren wir nicht mehr, was er seiner Tochter sagen wollte. Ging es um das Bauvorhaben der Nachbarn? Und wird Adas Vater überleben? Das sind die zentralen Fragen, die man sich eingangs stellt.


Als Ada ihren Vater auf der Station besucht, erschreckt sie sich vor seinem Anblick. Ihre Mutter, die seit Jahren vom Vater getrennt lebt, reagiert am Telefon zunächst jedoch erstaunlich herzlos auf die Nachricht, dass der Vater schwer verletzt ist. Sie muss Termine wahrnehmen und hat trotz des Ernsts der Lage keine Zeit, ihren Ex-Mann zu besuchen. Ihre Perspektive tritt er später hinzu, als sie sich doch entschließt, Ada zu unterstützen. Dabei wird deutlich, dass sie sehr karrierebewusst und ehrgeizig ist. Auch macht sie sich Sorgen um die Leibesfülle ihrer Tochter… Letztlich eine Figur mit Reibungspunkten (und mit einem Trigger-Thema: Essstörung).


Des Weiteren tritt im Krankenhaus auch das mysteriöse Element zu Tage, das diesen Thriller zu einem Mystery-Thriller macht. Ada begegnet einem ominösen Mann mit Brandwunden, mit dem sie ins Gespräch kommt. Außer ihr scheint niemand ihn wahrzunehmen. Es macht nicht den Eindruck, als leide sie unter Halluzinationen. Oder hat sie evtl. eine Kopfverletzung davongetragen? Auf jeden Fall trägt der Mann mephistophelische Züge einer Teufelsfigur. Er spricht von einem Pakt und davon, dass Ada drei Dinge erledigen müsste (wie im Märchen). So soll sie z.B. einem Bettler 500 Euro geben. Worauf wird dieser Handlungsstrang hinauslaufen? Das bleibt lange Zeit äußerst rätselhaft und erzeugt Neugier.


Das Tempo des Thrillers ist nicht sonderlich hoch, die Autorin nimmt sich Zeit für die Charakterisierung ihrer Figuren (die mit Ecken und Kanten aufwarten) und dafür, die Beziehungsverhältnisse zu verdeutlichen. Das macht in diesem Fall aber gar nichts, da der Schreibstil von Theresa Hannig sich, wie man es kennt, sehr angenehm liest. Und die Spannungskurve ist so konzipiert, dass man die ganze Zeit am Ball bleibt und wissen will, wie es weitergeht (so ging es mir jedenfalls). Mich interessierte v.a., worauf das Ganze hinausläuft. Und bei mir kamen Assoziationen zu romantischen Schauermärchen. So kommt auch Traumhaftes vor (Ada wird nach der Begegnung mit dem ominösen Mann hin und wieder von Alpträumen heimgesucht, die eine Relevanz für die Gegenwart aufweisen). Auch das hat mir gut gefallen. Im weiteren Handlungsverlauf schlägt die Handlung eine kriminalistische Richtung ein. Fand ich ebenfalls gelungen. Fazit: Wieder ein sehr gelungenes Buch von Theresa Hannig. Und was mir ebenfalls zugesagt hat, ist, dass die mystischen Elemente zwar vorhanden sind, sie aber nicht zu dominant sind und sich nicht zu sehr aufdrängen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen