Ein dunkles Geheimnis
Doch dann verkündet er geheimnistuerisch, dass er ihr etwas Wichtiges mitzuteilen hat und will mit ihr zurück nach Hause fahren. Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Autounfall, als Adas Vater einem Reh ausweicht. Ada überlebt knapp, doch ihr Vater schwebt fortan in Lebensgefahr und liegt auf der neurologischen Intensivstation. Und als Leserin und Leser wissen erfahren wir nicht mehr, was er seiner Tochter sagen wollte. Ging es um das Bauvorhaben der Nachbarn? Und wird Adas Vater überleben? Das sind die zentralen Fragen, die man sich eingangs stellt.
Als Ada ihren Vater auf der Station
besucht, erschreckt sie sich vor seinem Anblick. Ihre Mutter, die seit Jahren
vom Vater getrennt lebt, reagiert am Telefon zunächst jedoch erstaunlich
herzlos auf die Nachricht, dass der Vater schwer verletzt ist. Sie muss Termine
wahrnehmen und hat trotz des Ernsts der Lage keine Zeit, ihren Ex-Mann zu
besuchen. Ihre Perspektive tritt er später hinzu, als sie sich doch
entschließt, Ada zu unterstützen. Dabei wird deutlich, dass sie sehr karrierebewusst
und ehrgeizig ist. Auch macht sie sich Sorgen um die Leibesfülle ihrer Tochter…
Letztlich eine Figur mit Reibungspunkten (und mit einem Trigger-Thema:
Essstörung).
Des Weiteren tritt im Krankenhaus
auch das mysteriöse Element zu Tage, das diesen Thriller zu einem Mystery-Thriller
macht. Ada begegnet einem ominösen Mann mit Brandwunden, mit dem sie ins
Gespräch kommt. Außer ihr scheint niemand ihn wahrzunehmen. Es macht nicht den
Eindruck, als leide sie unter Halluzinationen. Oder hat sie evtl. eine Kopfverletzung
davongetragen? Auf jeden Fall trägt der Mann mephistophelische Züge einer
Teufelsfigur. Er spricht von einem Pakt und davon, dass Ada drei Dinge
erledigen müsste (wie im Märchen). So soll sie z.B. einem Bettler 500 Euro
geben. Worauf wird dieser Handlungsstrang hinauslaufen? Das bleibt lange Zeit
äußerst rätselhaft und erzeugt Neugier.
Das Tempo des Thrillers ist nicht
sonderlich hoch, die Autorin nimmt sich Zeit für die Charakterisierung ihrer
Figuren (die mit Ecken und Kanten aufwarten) und dafür, die Beziehungsverhältnisse
zu verdeutlichen. Das macht in diesem Fall aber gar nichts, da der Schreibstil
von Theresa Hannig sich, wie man es kennt, sehr angenehm liest. Und die
Spannungskurve ist so konzipiert, dass man die ganze Zeit am Ball bleibt und
wissen will, wie es weitergeht (so ging es mir jedenfalls). Mich interessierte
v.a., worauf das Ganze hinausläuft. Und bei mir kamen Assoziationen zu
romantischen Schauermärchen. So kommt auch Traumhaftes vor (Ada wird nach der
Begegnung mit dem ominösen Mann hin und wieder von Alpträumen heimgesucht, die
eine Relevanz für die Gegenwart aufweisen). Auch das hat mir gut gefallen. Im
weiteren Handlungsverlauf schlägt die Handlung eine kriminalistische Richtung
ein. Fand ich ebenfalls gelungen. Fazit: Wieder ein sehr gelungenes Buch von
Theresa Hannig. Und was mir ebenfalls zugesagt hat, ist, dass die mystischen
Elemente zwar vorhanden sind, sie aber nicht zu dominant sind und sich nicht zu
sehr aufdrängen.
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