Dieses Blog durchsuchen

Montag, 24. Februar 2025

Kapitelman, Dmitrij - Russische Spezialitäten


Identität und Zugehörigkeit



Ein Ich-Erzähler erinnert sich wehmütig an seine Kindheit in Kiew und beklagt sich über seine „fernsehhörige“ Mutter, die reichlich russisches Fernsehen konsumiert und den dort verbreiteten Propagandalügen auf den Leim geht. Anders als der Erzähler hinterfragt die Mutter das Gesehene nicht und es ist erstaunlich, wie russifiziert die Mutter erscheint (und das, obwohl sie selbst lange Zeit in Kiew gelebt hat). Zwischen Mutter und Sohn gibt es eine Kluft, v.a. was die Ansichten über die russische Politik angeht.


Der Erzähler berichtet auch von den ersten Jahren in Deutschland und davon, wie seine Eltern ein sog. „magasin“ eröffneten, in dem sie russische Spezialitäten verkauften. So konnten sie sich ein Stück Heimat in der Fremde bewahren. Geschildert wird v.a. das Treiben im Laden und Ansichten zum politischen Geschehen in Russland werden auch immer wieder miteingeflochten. Später dann bricht der Ich-Erzähler nach Kiew auf, um sich einen eigenen Eindruck vom Geschehen in der Fremde zu verschaffen und seine Mutter davon zu überzeugen, dass sie den Fernsehlügen nicht mehr glaubt. Ob ihm das gelingt, möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten…


Der Erzählton ist ironisch-humorvoll (am Ende des Buchs wird der Ton aber ernsthafter) und punktuell entdeckt man immer wieder kreative Wortspielereien und Wortneuschöpfungen (z.B. „zwangsberusste(n) Leute aus der DDR“, S. 17; „wiederenteinigte Länder“, S. 18; „der sich eine ordentliche Plauze anpelmenit hat“, S. 79; „zu meinen eigenen Wahrheiten umatmend“, S. 81). Zudem findet man immer wieder russischsprachige Einsprengsel in den Dialogen. Dabei ist mir jedoch aufgefallen, dass nicht immer alle Wörter übersetzt oder transliteriert werden (z.B. auch die Vulgarismen). Mich hat das zwar nicht gestört, ich könnte mir aber vorstellen, dass Leserinnen und Leser, die der russischen Sprache nicht mächtig sind, ab und zu darüber stolpern. Besonders gefallen haben mir auch solche Passagen, in denen der Ich-Erzähler über die russischen Wortbedeutungen philosophiert: „Im Russischen gibt es keinen Singular für die Uhr. Es gibt nur die Chessi, die Uhren, ganz egal, ob man nur eine oder 36,7 Millionen Uhren besitzt. Vielleicht steckt darin der Hinweis, dass die Menschen es sich nicht so einfach machen sollten, zu glauben, dass sie lediglich eine Zeit an der Hand hätten. Dass sie immer gleichmäßig ginge. Und nicht durch Gewalt unzählige Male gekrümmt, gestohlen, gebrochen oder zertrümmert werden kann" (S.104).


Das Buch ist für solche Leserinnen und Leser geeignet, die auf humorvolle Weise ein Stück migrantische Lebenswirklichkeit in Deutschland kennen lernen möchten und die sich dafür interessieren, was der Krieg in der Ukraine für Auswirkungen auf das familiäre Zusammenleben von Menschen mit einer osteuropäischen Einwanderungsgeschichte hat. Nicht zuletzt wird den Leserinnen und Lesern am Beispiel der Reise des Ich-Erzählers nach Kiew nahegebracht, wie der Kriegsalltag in der Ukraine verläuft. Überall erkennt der Erzähler Spuren des Krieges im Leben der Ukrainerinnen und Ukrainer. Es ist erstaunlich, wie die Menschen sich inmitten der täglichen Bedrohung durch Raketenangriffe in ihren Alltag einrichten und versuchen, Normalität aufrechtzuerhalten. Ein wichtiges Thema ist das der Mobilisierung. Schreckliche Gerüchte über den Militärdienst verbreiten sich. Und noch etwas fällt auf: Der Gebrauch des Russischen ruft in Kiew Ablehnung hervor. Nicht zuletzt vertieft der Roman wichtige Themen wie „Zugehörigkeit“ und „Identität“. So wird z.B. deutlich, dass bei allen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Ich-Erzähler und seinen Eltern die russische Sprache das verbindende Element bleibt (auch wenn er oft an sich feststellt, dass ihm die russischen Wörter fehlen und er stockt). Es wird gut deutlich, wie sich der Ich-Erzähler zwischen den Kulturen bewegt und sich nicht völlig zugehörig fühlt. Ein Identitätskonflikt wird greifbar.  


Das Einzige, was mich beim Lesen manchmal etwas aus dem Takt gebracht hat, waren die verschiedenen Zeitebenen, auf denen sich der Ich-Erzähler bewegt. Ich musste mich bei den Rückblicken stellenweise erst zurechtfinden, um zu erkennen, ob über die frühe Vergangenheit oder die erst kürzlich vergangene Vergangenheit berichtet wird. Der Ich-Erzähler springt bei seinen Erinnerungen etwas hin und her. Aber es war an keiner Stelle verständnishinderlich. Deshalb ziehe ich dafür auch keinen Stern ab.

Donnerstag, 20. Februar 2025

Haas, Wolf - Wackelkontakt


Ausgeklügeltes erzählerisches Arrangement



Während Franz Escher auf den Elektriker wartet, lernen wir ihn als Leser besser kennen. Er ist ein ausgefallener Mensch, mit kuriosen Gedankengängen. U.a. erfahren wir, dass er gern puzzelt. Er erinnert sich an eine Begebenheit auf seinem 19. Geburtstag, als er lieber ein Puzzle löste als eine Frau abzuschleppen. Um die Zeit des Wartens zu überbrücken, liest Escher ein Mafia-Roman. Darin geht es um einen Kronzeugen, der 27 Mafiabosse verriet und in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird. Sein neuer Name lautet Marko Steiner und er liest ebenfalls ein Buch, um sich die Zeit zu vertreiben. Es handelt von Franz Escher, der auf den Elektriker wartet…


Beide Handlungen werden im Folgenden miteinander verwoben und entwickeln sich jeweils weiter. V.a. in der Handlung um Escher ereignen sich viele skurrile Szenen, die oft humorvoll-grotesk wirken. Er wirkt oft vollkommen deplatziert, agiert hilflos und teils situationsunangemessen. Immer wenn er ein Buch in die Hand nimmt, erfahren wir etwas aus dem Leben des Kronzeugen. Mich hat v.a. interessiert, worauf das Ganze hinausläuft. Diese Frage hat mich in erster Linie weiterlesen lassen.


V.a. in erzähltheoretischer Hinsicht ist der Roman von Wolf Haas interessant gestaltet. Fraglich ist z.B., ob die beiden Geschichten gleichberechtigt sind oder ob die Geschichte um Marko Steiner nicht eingebettet ist. Darüber könnte man trefflich streiten. In meinen Augen nimmt die Handlung um Escher mehr Raum ein und dominiert das Geschehen. Noch dazu hat sie auf mich auch viel mehr Faszination und Sogwirkung entfaltet. Deshalb würde ich nicht von gleichberechtigten Geschichten sprechen. Aber man möge mir gern widersprechen. Auch fällt auf, dass beide Ebenen zu Beginn noch nicht stark aufeinander Bezug nehmen, erst ab einem gewissen Punkt, der durch die Kapitelüberschrift „On“ gekennzeichnet wird, nimmt der Grad an Verknüpfung zwischen den Handlungsebenen zu. Auf einmal tauchen inhaltliche Elemente der einen Geschichte in der anderen auf. Das ist schon ausgeklügelt arrangiert worden. Und die Parallelen und Kontraste, die man findet, sind gar nicht mal so offensichtlich und erfordern einen scharfen analytischen Blick. Ziemlich herausfordernd, diese Suche nach Verbindungen. Der Aspekt der erzählten Zeit und der Erzählzeit ist ebenfalls eine genauere Betrachtung wert: Während es in der Geschichte um Marko Steiner z.B. große Zeitsprünge gibt (mehrere Jahre), wird in der Geschichte um Escher auf so etwas verzichtet. Das, was zu Steiner erzählt wird, verläuft von der Vergangenheit in die Gegenwart und noch dazu nähern sich erzählte Zeit und Erzählzeit einander an, Eschers Geschehen hingegen ist die ganze Zeit auf einer gegenwärtigen Ebene verankert und umfasst wenige Tage. Teilweise wird zum Ende hin eher zeitdeckend erzählt, was v.a. an der Dialoghaftigkeit liegt. Und noch etwas: Beide Handlungsstränge laufen am Ende des Buchs aufeinander zu. Kurzum: Haas hat sich in erzähltechnischer Hinsicht ordentlich ins Zeug gelegt und sich viele Gedanken zum Arrangement gemacht (hat mich übrigens an die Kurzgeschichte "Die Klavierstunde" von Wohmann erinnert). Es ließen sich noch weitere Beobachtungen anführen. Kritiker mögen aber bemängeln, dass das Buch künstlerisch überformt ist. Auch hierüber kann man trefflich diskutieren…


Die Handlung des Buchs selbst fand ich selbst nicht sonderlich ereignisreich, aufregend und spannend. Auf mich hat v.a. das erzählerische Arrangement Faszination ausgeübt. Wie beschrieben, lässt sich in erzähltheoretischer Hinsicht einiges aus dem Buch herausholen. Ich wollte v.a. das von Wolf Haas erdachte Konstrukt gedanklich durchdringen, ähnlich wie Escher sein Puzzle löst. Zudem fand ich die Figur des Franz Escher kurios gestaltet. Auch diese hat mich interessiert. Das, was um Marko Steiner herum passiert, hat mich (leider) nicht stark mitgerissen. Was mich auch etwas im Lesefluss gestört hat und Konzentration erforderte, war der Umstand, dass die beiden Geschichten einander sehr abrupt abwechseln. Leider gab es kein Stopp- oder Übergangssignal (z.B. in Form eines Absatzes). Schade!

Sonntag, 16. Februar 2025

Glattauer, Daniel - Vier Stern Stunden


„Mache nie das Erwartbare“



Zu Beginn lernen wir die Kulturjournalistin Mariella Brem kennen, die aufgeregt ist, weil sie einen von ihr hochgeschätzten Schriftsteller interviewen darf. Sein Name: Frederic Trömerbusch. Man spürt deutlich, dass Mariella ihn aufrichtig bewundert und seine Werke ihr Respekt abnötigen. Das Interview ist für sie also alles andere als eine Routine-Aufgabe. Sie ist angespannt und nervös und muss sich von einer Burka-Trägerin sogar eine Zigarette leihen, um ihre Nerven zu beruhigen.


Als der Moderator den Schriftsteller ankündigt, tritt bei aller Kultursensibilität auch gleich sein Alltagsrassismus zu tage. Herrlich! Mariella übernimmt das Wort und startet mit dem Interview. Und es wird sofort deutlich, was für ein unangenehmer Gesprächspartner Frederic Trömerbusch ist. Er unterbricht sie unwirsch und verhält sich ihr gegenüber zynisch und herablassend. Ihre Fragen muss er selbst erst einmal konkretisieren. Auf offener Bühne macht er sich über Mariella lustig.


Mitten im Gespräch fällt dann die Lautsprecheranlage aus und die Veranstaltung muss unterbrochen werden. Trömerbusch kehrt auf sein Hotelzimmer zurück und trifft dort auf seine jüngere Freundin Lisa, die als sog. Outdoor-Bloggerin tätig ist. Hier werden die Hierarchie-Ebenen zwischen den Figuren plötzlich umgekehrt. Lisa gibt den Ton an und maßregelt Frederic. So besteht sie z.B. auf getrennten Betten. Im Privaten wirkt Trömerbusch wie ausgetauscht. Er beschwert sich bei ihr darüber, dass sie sich von ihm zu sehr zurückzieht. Er darf ihr körperlich nicht zu nahekommen. Kurzum: Es macht nicht den Eindruck, als lägen beide auf einer Wellenlänge. Und das Agieren von Trömerbusch auf der Bühne erscheint plötzlich in einem anderen Licht: Handelt es sich bei ihm um einen verzweifelten Kompensationsmechanismus? Auch wirkt er längst nicht mehr so selbstsicher wie noch auf der Bühne. So wird deutlich, dass sich Trömerbusch viele Gedanken über sein Wirken auf die Außenwelt macht. Wie kommt er bei anderen an? Wie wirkt er auf diese?


Bevor das Gespräch zwischen Mariella und Trömerbusch fortgesetzt wird, versucht der Moderator noch einmal zu intervenieren und bittet die Kulturjournalisten darum, keine zu hochtrabenden Fragen zu formulieren. Das Publikum wolle unterhalten werden (ein schöner Seitenhieb :-) Im fortgesetzten Interview wird dann u.a. der Schreibprozess eines Romans genauer in den Blick genommen. Doch Trömerbusch behält seine unfreundliche und belehrende Art bei. Und irgendwann kommt es dann auf offener Bühne zum Eklat. Die Kulturjournalistin kann irgendwann nicht länger an sich halten und fällt aus ihrer Rolle. Sie ist entsetzt von dem Auftreten des Schriftstellers und von seinen Antworten. An diesem Beispiel wird auf äußerst humorvolle Art und Weise deutlich, welche Herausforderungen Kulturjournalisten zu meistern haben, wenn sie mit eitlen Autoren zu tun haben. Zwar versucht der Moderator die Wogen zu glätten und beschwichtigend zu intervenieren, doch Brem und Trömerbusch verhalten sich unversöhnlich. Eine höchst brisante Lage. Wie wird es nun weitergehen? Werden die Protagonisten wieder zueinander finden und ihren Streit beilegen? Und welche Rolle könnte Lisa dabei noch spielen? Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten.


Das Buch liest sich auf jeden Fall wieder sehr eingängig. Die Dialoge sind toll arrangiert und kunstvoll gestaltet worden. Der Erzählton ist an vielen Stellen amüsant und Glattauer beweist an vielen Stellen wieder eine tolle analytische Beobachtungsgabe. Beiläufig wird auch noch der Kulturbetrieb auf die Schippe genommen und regt alle daran Beteiligten zur Selbstreflexion an. Finde ich sehr gelungen. Zudem ist eine klare dramaturgische Entwicklung mit einem Höhepunkt bei diesem Einakter erkennbar. Ungefähr in der Mitte des Stücks kommt es zu einer überraschenden Wendung, die es in sich hat. Danach folgen die Retardation und die Auflösung. Insgesamt hat mir die Lektüre des schmalen Büchleins viel Spaß gemacht. Ich gebe 5 Sterne.

Mittwoch, 12. Februar 2025

Köhlmeier, Michael - Die Verdorbenen


Menáge-à-trois



Johann ist Student in Marburg und studiert Germanistik sowie Politikwissenschaft. Da sein Vater ihn finanziell nicht mehr unterstützt, muss er sich anders behelfen und nimmt diverse Gelegenheitsjobs an. So arbeitet er als Tutor und als Autor für die Regionalzeitung. Eines Abends, als er mit seinem Vater ein Gespräch führt, stellt dieser ihm eine Frage, und zwar, was Johann einmal in seinem Leben tun wolle. Daraufhin bleibt Johann ihm eine Antwort schuldig, denkt aber insgeheim für sich, dass er einmal in seinem Leben einen Mann töten möchte. Das ist der kuriose Einstieg in den Roman von Michael Köhlmeier. Und man fragt sich direkt, mit was für einem Menschen wir es als Leserin und Leser hier zu tun haben. Warum wird diese Begebenheit an den Anfang des Buchs gestellt?


Danach kommt es zu einem Szenenwechsel. Auf einem Spaziergang im Anschluss an eine Studienveranstaltung lernt Johann Christiane kennen, die sich von ihrem Freund Tommi trennen möchte, und bei ihm einziehen will. Und es wird schnell klar, dass die Beziehung zwischen Johann und Christiane sehr auf Körperlichkeit beruht. Christiane verhält sich oft lasziv-provokativ. Sie möchte von Johann begehrt werden und fordert dies auch ein. Bald kommt es zu einer ungewöhnlichen Konstellation. Christiane und ihr Ex-Freund Tommi ziehen zusammen mit Johann in eine neue Wohnung. Die Drei führen dann eine sehr befremdliche Beziehung, eine ménage-à-trois, bei der Christiane und Johann einander näherkommen und Tommi zunächst außen vorbleibt. Und später muss Johann dann feststellen, dass Christianes Leidenschaft für Tommi doch nicht gänzlich versiegt ist. Kurzum: Alle Figuren schaffen es auf den Gefühlen des jeweils anderen herumzutrampeln. Und Christiane spielt dabei in meinen Augen den dominanten Part. Sie wirkt auf mich sehr labil und auch manipulativ. Wie soll es nur mit den Dreien weitergehen?


Was mir an diesem Buch leider nicht so zugesagt hat, war der Schreibstil. Der Stil kommt sehr sachlich und wenig emotional daher. Als Leserinnen und Leser sind wir häufig in der intellektuellen Gedankenwelt von Johann präsent. Seine psychologische Motivation ist für mich nicht immer nachvollziehbar und greifbar. Ich konnte mit dem, worüber Johann so nachdenkt, wenig anfangen. Insgesamt hinterlassen die Figuren einen befremdlich-gefühlskalten Eindruck auf mich. Der Buchtitel passt also gut. Es handelt sich um sehr merkwürdige Charaktere, die mir fremd bleiben. Das Ganze wirkt zudem nicht sehr lebendig erzählt, was auch daran liegt, dass die Dialoghaftigkeit insgesamt nur schwach ausgeprägt ist. Stellenweise hätte ich mir außerdem noch eine stringentere Handlungsentwicklung gewünscht. Ich komme auf 3 Sterne!

Sonntag, 9. Februar 2025

Dambeck, Thorsten - Mondlandschaften


Faszination Mond




Wer denkt, dass durch die Apollo-Missionen alles Wissenswerte zum Mond bereits zu Tage gefördert wurde, der irrt. Immer noch spielt der Mond als Untersuchungsobjekt eine große Rolle. Das macht Prof. Dr. Harald Hiesinger in seinem Vorwort zu dem Sachbuch „Mondlandschaften“ (hrsg. von Thorsten Dambeck 2022) deutlich. So planten verschiedene Länder weitere Missionen zum Mond, um dadurch das Sonnensystem insgesamt besser zu verstehen. Was dieses Buch neben den informativen Texten zum Mond v.a. auszeichnet, sind die vielen, qualitativ hochwertigen Bilder (teils in 3D, eine Brille liegt bei). Vieles im Text wird durch passende Original-Fotos unterstützt, so dass man sich direkt einen Eindruck zu den berichteten Details der Mondoberfläche bilden kann. Auf diese Weise macht es Spaß, sich mit der Geologie unseres Trabanten genauer zu beschäftigen.

 

Kapitel 1 – Das Lunare Faszinosum

Hier wird dargelegt, warum der Mond eine solche Faszination auf den Menschen ausübt. Schon im antiken Griechenland sei man vom Mond fasziniert gewesen. Die Menschheit hätte immer wieder einen starken Aberglauben über die Macht des Mondes entwickelt und bestimmte Monderscheinungen als Vorboten für bestimmte Ereignisse gedeutet. In wissenschaftlicher Hinsicht sei er dann v.a. durch die Forschungen von Galileo Galilei ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Dieser habe ein Fernrohr zur Monderkundung genutzt und dort Krater entdeckt. Im 19. Jh. habe die Mondkarte von Johann Heinrich von Mädler und Wilhelm Wolff Beer großes Aufsehen erregt und sei zum Standardwerk geworden. Beide fertigten detaillierte Skizzen der Oberflächen an. Oft sei auch die menschliche Fantasie mit im Spiel gewesen. Kepler schrieb z.B. bereits im 17. Jh. eine Geschichte über die erste Reise zum Mond. Und auch später hätten Forscher immer wieder aberwitzige Ideen zu Entdeckungen auf dem Mond entwickelt. Nicht zuletzt äußert der Autor, dass der Mond auch auf das Tierreich massiven Einfluss ausübt. Es gebe z.B. Meereswürmer, die in Neumondnächten an die Oberfläche des Meeres kommen, um sich fortzupflanzen. Und auch andere Organismen wiesen mondzyklisches Verhalten auf. Darüber hinaus existieren wissenschaftliche Forschungen zu den Wirkungen des Mondes auf den Menschen. V.a. sein Einfluss auf den Schlaf ist ein großes Thema. Die Ergebnisse seien aber uneindeutig.

 

Kapitel 2 – Der Nachbar der Erde

Nun werden einige Fakten rund um den Mond berichtet. So wird z.B. die gebundene Rotation erklärt und auch das Erscheinungsbild des Mondes wird genauer erläutert (Stichwort: Maria und Terrae). Der höchste Berg auf dem Mond ist der Mons Huygens mit 5,5 Km. Und auch einige Krater werden in diesem Kapitel knapp erwähnt. Die Temperatur schwankt von -170 bis +120 Grad. Von den 205 Monden, die die acht Planeten in unserem Sonnensystem umkreisen, gehört der Erdmond mit zu den schwersten Exemplaren.

Auch der Entstehungsvorgang des Mondes wird erläutert. Eine zentrale Theorie der Mondforschung besagt, dass es zu einer Kollision in der frühen Erdgeschichte gekommen ist, die zur Herausbildung des Mondes geführt hat. Der Himmelskörper, mit dem die Erde einst zusammengestoßen sein soll, nennt man Theia (Herkunft dieses Objekts ist unklar, vermutlich stammte es aus dem äußeren Sonnensystem). Diese Erklärung genießt unter den Mondforschern große Zustimmung, so der Autor. Zu diesen Ergebnissen sei man aufgrund der chemischen Analysen des Mondgesteins gelangt. Man sei aber gleichzeitig bis heute auf der Suche nach Überresten von Theia. Letztlich bleibt die Annahme von Theia eine Hypothese (wenn auch eine sehr überzeugende).

Ein weiteres Thema ist die Rückseite des Mondes. Im Text wird auf einige Besonderheiten hingewiesen. Beide Seiten wiesen große Unterschiede auf. Besonders hervor steche u.a. ein großes Einschlagbecken auf der Rückseite. Man geht davon aus, dass in der frühen Geschichte des Mondes ein großer Himmelskörper auf die Rückseite einschlug und sich tief in die Kruste eingrub. Interessant ist auch die Information, dass auf dem Mond eine extrem dünne Exosphäre existiert, die vor allem aus Edelgasen besteht. Im Text werden Annahmen über die Geschichte dieser Mondgashülle vorgestellt. Womöglich wies der Mond in jungen Jahren sogar ein Magnetfeld auf, so der Autor. Die chemische Analyse von Gesteinsproben werde diesbezüglich weitere Erkenntnisse hervorbringen.

Abschließend geht es in diesem Kapitel um das Vorhandensein von Eis auf dem Mond. V.a. in den Polargebieten sei die Konzentration von Wassereis hoch (und das trotz der unglaublich tiefen Temperaturen von bis zu -230 Grad). Auch im Untergrund des Mondes wird noch viel gefrorenes Wasser vermutet. Für zukünftige Mondmissionen bedeutet dies, dass sogar Mondbasen vorstellbar sind, die aus dem Mondgestein Wasser gewinnen. Aus heutiger Sicht erscheint das noch unglaublich.

 

Kapitel 3 – Der Mondatlas

In diesem Kapitel werden 10 Karten des Mondes präsentiert, der inzwischen vollständig fotografiert und vermessen worden ist. Es gibt eine Karte zum Nordpol, eine zum Südpol und vier weitere zur nördlichen Äquatorregion sowie vier zur südlichen Äquatorregion. Alle größeren Krater sind darauf namentlich benannt. Und auch die Landestellen sämtlicher Mondmissionen sind verzeichnet. Des Weiteren wird auf die gängigen Bezeichnungen von Terra („Hochland“) und Mare („Tiefebene“) eingegangen, die auf Kepler zurückgehen. Interessant: Die meisten Maria werden auf ein Alter von 3 bis 3,5 Milliarden Jahre datiert. Sie sind mit dunklem vulkanischem Gestein angefüllt und erscheinen uns von der Erde aus deshalb dunkler. Man geht davon aus, dass die „Mondmeere“ durch Einschläge von Himmelskörpern auf der Oberfläche entstanden sind.

Auch wird in diesem Kapitel erläutert, was bei der Kraterbildung für Prozesse passieren und welche Unterschiede es bei den Erscheinungsformen gibt. Darüber hinaus werden noch weitere geologische Formationen vorgestellt und erklärt (alles mit dazugehörigem passendem Bildmaterial, teils in Großformat, teils in 3D): Dome, Rillen, Lavaröhren. Weitere tektonische Strukturen, die Erwähnung finden: Gräben und Faltengraten. Auch seismische Aktivtäten werden thematisiert. So kommt es auf dem Mond zu Felsstürzen, die erkennbare Rillen hinterlassen (wird durch Bildmaterial belegt), und es ereignen sich Mondbeben. Das dritte Kapitel stellt in meinen Augen v.a. auch ein visuelles Highlight dar. So kommen z.B. prächtige Panoramabilder von den Apollo-Missionen vor. Besonders angetan haben es mir aber die Bilder von folgenden Kratern in 3D: Eimmart A (S. 146), Atlas A (S. 149), Hell Q (S. 152) und Euler (S. 153)

Ein weiteres Thema ist der Mondboden. Dieser wird von feinkörnigem Material bedeckt: dem Regolith. Durch die Analyse der Zusammensetzung dieses feinen Gesteins könne man herausfinden, wie sich die Sonnenaktivität im Laufe der Zeit verändert hat. Darüber hinaus sei experimentell nachgewiesen worden, dass im Regolith auch Pflanzen wachsen können. Faszinierend! Und der Autor nennt eine weitere Idee, die aus heutiger Sicht nach Science-Fiction klingt: Die Nutzung von Lavaröhren als Schutzraum für zukünftige Mondbasen.

In chronologischer Reihenfolge finden auch die Apollo-Missionen in diesem Kapitel in knapper Form Erwähnung (beginnend mit Apollo 11). Interessant finde ich die Aufnahmen von den Landeplätzen der Missionen auf den S. 114-121 mit den erkennbaren Fußspuren der Astronauten. So kann man sogar nachvollziehen, welche Wege die Astronauten von der Landekapsel aus zurückgelegt haben. Solche Aufnahmen sind mir bisher noch nie untergekommen. Klasse!

Weiterhin widmet sich der Autor in diesem Kapitel dem riesigen Krater Tycho, den man schon von der Erde aus sehen kann und bei dem es sich um einen noch relativ jungen Krater handelt (höchstens einige 100 Mio. Jahre). Von ihm aus verlaufen helle Strahlen über die Oberfläche des Mondes. Auch eine weitere Information ist erstaunlich: Durch die ständige voranschreitende Abkühlung des Mondes schrumpft er. Dies hinterlasse auch Spuren auf der Oberfläche. So seien Stellen erkennbar, an denen die Kruste aufgerissen ist.

 

Kapitel 4 – Die Monde der anderen

In diesem Kapitel werden Monde anderer Planeten in den Blick genommen. Jupiters Monde z.B. seien so groß, dass sie teilweise als Planeten durchgehen könnten, wenn sie eine eigene Umlaufbahn hätten. Galilei hat vier davon damals als Erster entdeckt (1610). Später fand Christian Huygens den Saturnmond Titan (1655). Danach folgte Giovanni Domenico Cassini, der vier weitere Monde beim Saturn ausmachte (1684). Insgesamt weist unser Sonnensystem 205 Monde auf, davon gehören 82 zu Saturn und 79 zu Jupiter. Dabei unterscheide man zwischen regulären und irregulären Monden. Letztere würden sich dadurch auszeichnen, dass sie in entgegengesetzter Richtung um ihren Planeten kreisen. Man geht davon aus, dass sie irgendwann von der Schwerkraft eingefangen worden sind.

Der Jupitermond Io ist der vulkanisch aktivste Himmelskörper im Sonnensystem, was an den Gezeitenkräften liegt, die Jupiter auf ihn ausübt. Er werde regelrecht durchgeknetet. Er weist zudem die höchsten Gebirge im Sonnensystem auf. Ein weiteres Unterkapitel wird dem Jupitermond Europa gewidmet, der v.a. von der Galileo-Sonde näher erkundet wurde. Man stellte fest, dass unter seiner Kruste ein globaler Ozean existiert. Auch dort könnte also Leben existieren. Auch auf Kallisto und auf Ganymed (ebenfalls Monde des Jupiter) vermutet man im Inneren flüssige Schichten aus Salzwasser.  

Auch die Saturnmonde sind aussichtsreiche Kandidaten für extraterrestrisches Leben. Auf Titan landete z.B. die Huygens-Sonde (2005). Dort existieren Seen, die mit flüssigem Erdgas gefüllt sind. Und bei Enceladus wurden organische Moleküle in den Fontänen von Wasserdampf nachgewiesen, die er ins All ausstößt. Die Monde des Saturn werden wie bei Jupiter von den Gezeitenkräften aufgeheizt. Darüber hinaus werden in kurzen, äußerst knappen Texten weitere Monde vorgestellt, die nach meiner Erfahrung selten Erwähnung finden: Iapetus, Hyperion, Tethys, Ariel (S. 180-181), Charon (S. 182) und Triton (S. 183).

 

Kapitel 5 – Reiseziel Mond

Hier findet die Artemis-Mission Erwähnung, die das Erbe von Apollo antreten soll, und es wird ein vorsichtiger Blick in die Zukunft der Mondforschung geworfen. Fernes Ziel solle es sein, dass die Menschen einen Außenposten auf dem Mond beziehen. Doch bis dahin sei es noch ein weiter Weg. Es müsse noch einiges ausgekundschaftet werden, um die Voraussetzungen für eine solche Mission zu schaffen.

In Experimenten aber habe man bereits Pflanzen im Mondboden kultiviert. Dabei sind die biologischen Ergebnisse interessant. So hätten die Mondgewächse stärker verkümmerte Wurzeln und man stellte fest, dass die von den Apollo-Missionen mitgebrachten Böden von unterschiedlicher Qualität waren. Auch wird erläutert, dass davon auszugehen ist, dass die Chinesen ebenfalls mit ihren Forschungen einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Erforschung des Mondes leisten werden.

Von besonderer Relevanz wird es sein, Wasservorkommen aufzuspüren und zu nutzen. Wassereis sei der wichtige Rohstoff überhaupt. Aus ihm müsse Trinkwasser, Sauerstoff und auch Raketentreibstoff gewonnen werden. Es werden ambitionierte Pläne skizziert, was in den nächsten Jahren passieren soll. Sogar der Bau einer festen Orbitalstation in der Mondumlaufbahn gehört dazu. Doch es bleibt abzuwarten, was von den im Buch erwähnten Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird. Die hohen anfallenden Kosten könnten z.B. einen Hinderungsgrund darstellen.


Kapitel 6 – Der Weg zum eigenen Mond

Im letzten Kapitel wird aufgezeigt, wie jede und jeder einen persönlichen Zugang zum Mond finden kann. So kann man bereits mit wenigen und einfachen Hilfsmitteln eigene astronomische Beobachtungen durchführen. Ein lohnendes Beobachtungsfeld seien die Mondphasen oder der Mondaufgang sowie der Vollmond. Interessant ist z.B., dass der Vollmond aufgrund der elliptischen Umlaufbahn mal größer und mal kleiner erscheint. Auch ließen sich Effekte beobachten, die mit dem Begriff „Libration“ genauer bezeichnet werden und die Sichtbarkeit der Mondhemisphäre betreffen. Sie entstünden aufgrund der taumelnden Bewegung und der geneigten Umlaufbahn des Mondes. Mit Fotos wird das Ganze verdeutlicht. Als weiteres lohnendes Beobachtungsfeld wird die Mondfinsternis erläutert (z.B. das Ereignis des sog. „Blutmonds“). Nicht zuletzt könne man veränderliche Licht- und Schatteneffekte von der Erde ausmachen, v.a. dort wo Tag und Nacht auf der Mondoberfläche aufeinandertreffen. Im Text werden die jeweiligen Besonderheiten genau und nachvollziehbar erklärt. Fotos helfen dabei, sich die Effekte genauer vorzustellen. Das letzte Kapitel ist also v.a. etwas für Leserinnen und Leser, die überlegen, als Hobby-Astronomen tätig zu werden und den Mond mit optischen Hilfsmitteln etwas genauer beobachten zu wollen.

Freitag, 7. Februar 2025

Apollo 11 - Dokumentation zum 50. Jahrestag der Mondlandung von Todd Douglas Miller


Unmittelbar und intensiv



Die Dokumentation startet mit Bildern zu den Vorbereitungen des Starts der Apollo-11-Rakete. Präsentiert werden originale Archivaufnahmen der NASA. So sehen wir z.B. die Astronauten, wie sie sich kurz vor dem Start die Raumanzüge anlegen, und erleben mit, dass noch einige Tests durchgeführt werden müssen. Ein Blick wird auch ins Startkontrollzentrum geworfen (3 Stunden vor dem Start), zwischendurch immer einmal wieder ein Blick auf die Startrampe oder ein Schwenk über die vielen Schaulustigen. Die Reportage nimmt sich viel Zeit, die Bilder wirken zu lassen. Die Geschäftigkeit und die Anspannung vor dem Start werden greifbar. Es handelt sich um wirklich interessante Aufnahmen, die Atmosphäre von damals wird unheimlich gut eingefangen. Und wir sind als Zuschauer nah dran am Geschehen und begleiten die Astronauten auch 30 Minuten und 6 Minuten vor dem Start. Der Countdown wird dann in Echtzeit abgebildet (mit passender dramatischer Musikuntermalung im Vorfeld). Klasse!


Nach der Präsentation des Startvorgangs werden wir auf den Weg zum Mond mitgenommen. Dabei wird auch das beengte Innere des Raumfahrzeugs mit wenigen Aufnahmen gut eingefangen. Das Ganze wird immer wieder unterlegt mit Original-Funkverkehr von damals. Es gibt während der gesamten Reportage keinen Erzähler, der Informationen vermittelt, stattdessen werden immer wieder Original-Audioaufnahmen präsentiert. Die Mission wird in ihrer Gesamtheit abgebildet, d.h. es gibt keine größeren Auslassungen. Aber natürlich wird der Ablauf stark gerafft gezeigt. So sind wir z.B. 30 Std. vor der Landung auf dem Mond mit dabei. Danach werden uns Original-Aufnahmen vom Landemanöver demonstriert (auch Mondaufnahmen, die aus der Umlaufbahn aufgenommen wurden, kommen vor). Wir sehen den Sinkflug des Adlers. Das Landen und Aufsetzen und auch den Ausstieg aus der Mondkapsel erleben wir dabei in Echtzeit. Atemberaubend! Anschließend schöne Aufnahmen von der Mondoberfläche. Armstrong beschreibt im Funk z.B. seinen ersten Kontakt mit dem Mondboden und schildert, was er wahrnimmt und wie er ihn empfindet. Auch den Original-Telefonat des Präsidenten mit den Astronauten erleben wir mit. Sehr interessant!


Nach meinem Gefühl lässt die Dokumentation die Zuschauerinnen und Zuschauer an dem Geschehen an vielen Stellen so teilhaben, als sei man damals 1969 selbst am Fernseher dabei gewesen. Dafür sorgt v.a. auch der Funkverkehr. Viele Höhepunkte der damaligen Mission kommen vor: Startvorbereitungen, Anflug zum Mond, Einschwenken in die Umlaufbahn des Mondes, Sinkflug, Landemanöver, Aufnahmen von der Mondoberfläche, die Aufstiegszündung, das Rendezvous-Andockmanöver der beiden Raumfahrzeuge in der Mondumlaufbahn als Vorbereitung auf den Rückflug, Rückkehr zur Erde, Wiedereintritt in die Erdumlaufbahn, Bergung der Kapsel. Für alle Abschnitte der Mission nimmt sich die Dokumentation nach meinem Empfinden ausreichend Zeit. Die Macher des Films beschränken sich nicht zu sehr auf die reine Mondlandung, sondern schildern auch das, was darum herum passiert ist. Und aus heutiger Sicht ist es in meinen Augen immer wieder interessant mitzuerleben, was die Menschheit 1969 erreicht hat, v.a. wenn man bedenkt, dass seit 1972 keine bemannte Mondmission mehr stattgefunden hat. Für mich eine gelungene Dokumentation, die mich sehr gut unterhalten hat und dabei das Gefühl von damals vermittelt hat.

Dienstag, 4. Februar 2025

Peterson, Phillip P. - Transport 5


Bisher der schwächste Teil der Reihe



Zwei Raumschiffe nähern sich dem Artefakt der Transporterfabrik und die Kommandierenden beider Schiffe erheben Besitzansprüche darauf. Sie konkurrieren darum, wer als erstes einen Fuß auf die Station setzt. Doch dann geschieht das Unfassbare: Als das erste Schiff das Artefakt erreicht, wird es von Nanopartikeln einfach aufgelöst. Derweil erkundet Russell mit einem Außenteam einen fremden Planeten und stößt dabei auf eine ausgestorbene Stadt einer fremden Zivilisation, die schon seit Jahrmillionen unbewohnt zu sein scheint. Die außerirdische Kolonie muss untergegangen zu sein, noch bevor die Erbauer der Transporter existierten. Unklar bleibt, was mit den Außerirdischen genau passiert ist. Haben sie sich womöglich selbst vernichtet? Oder sind sie von einem kosmischen Ereignis heimgesucht worden?

 

Spannung entsteht durch zwei Fragen: Was werden Russell und sein Team bei der Erforschung der Ruinen der außerirdischen Stadt herausfinden? Und was hat es mit der Nanotechnologie auf sich? Beide Handlungsstränge werden im Wechsel erzählt und vorangetrieben. In einem dritten Strang geht es um einen Kometen, der sich der Erde nähert und der untersucht werden soll. Darüber erfährt man zu Beginn allerdings noch sehr wenig. Auffällig ist, dass es dieses Mal länger dauert, in das Buch hineinzufinden. In den vergangenen Bänden nahm die Handlung bereits von der ersten Seite an Fahrt auf. Dieses Mal benötigt man etwas Geduld, um den Inhalt zu überblicken. Als klar wird, warum die außerirdische Zivilisation nicht mehr existiert, zieht die Spannung noch einmal an. Es wird klar, dass die Erde in großer Gefahr schwebt und eine Katastrophe abgewendet werden muss.

 

Was mich dieses Mal ein wenig gestört hat, waren logische Ungereimtheiten. ACHTUNG SPOILER, ggf. ab hier nicht weiterlesen: Warum nutzen die Fremden, die die Erde bedrohen, nicht selbst das Transportersystem? Und warum haben sie dieses eigentlich nicht zerstört (so steht z.B. in unmittelbarer Nähe zur fremden Station, von der die Bedrohung für die Erde ausgeht, ein Transporter herum, der munter von Russell genutzt werden kann, um Aktionen gegen die Fremden durchzuführen)? Und warum wurden die Erbauer des Transportersystems von den Fremden nicht ebenfalls angegriffen (diese Frage nutzt der Autor am Ende sogar, um zum nächsten Band überzuleiten. Das wirkt unglücklich, denn diese Frage habe ich mir während der gesamten Lektüre fortwährend gestellt)?


Ein weiteres Manko: Mir liegt der Schwerpunkt zu sehr auf der Beschreibung von Waffensystemen und Taktik (v.a. im späteren Handlungsverlauf). Es werden in ausführlich-deskriptiver Weise wieder Pläne entworfen und ausgetüftelt, aber es passiert nichts. Ereignisarmut ist die Folge. Das hat mich nicht überzeugt. Dadurch schwankt die Spannungskurve auch stark und es entstehen Längen. Hinzu kommt eine schwache Figurenzeichnung. Ich habe nicht wirklich mitgefiebert. Außer Russell gibt es keine Figur, die die Handlung trägt. Andere Figuren sind austauschbar. Sofern die Spannung stimmt, ist das ja sogar akzeptabel. Aber wenn weder die Spannung stark ausgeprägt ist noch die Figuren eine psychologische Tiefe aufweisen, dann kann etwas nicht stimmen. Kurzum: Für mich der schwächste Teil der Reihe. Band 1-3 waren sehr gut, mit Band 4 sinkt die Qualität bereits und Band 5 ist noch einmal schlechter als Band 4 (vgl. dazu frühere Rezensionen). Sehr schade!

Samstag, 1. Februar 2025

Die Planeten. Eine Familie - Welten entfernt (BBC-earth)

Reise durch unser Sonnensystem



In dieser 5-teiligen BBC-Dokumentationsreihe wird uns v.a. die Entstehungsgeschichte der Planeten unseres Sonnensystems genauer vorgestellt. Zur Veranschaulichung werden viele visuelle Effekte in die einzelnen Episoden integriert, die ein Bild davon vermitteln sollen, wie es früher und heute auf den fremden Himmelskörpern ausgesehen haben könnte bzw. Aussieht. Punktuell gibt es auch einmal Aufnahmen von NASA-Sonden (doch es hätte davon ruhig mehr sein können, schade!).

 

Episode 1 – Venus


Zu Beginn wird der Entstehungsprozess unseres Sonnensystems genauer in den Blick genommen. Und auch Merkur findet noch Erwähnung. Von allen Gesteinsplaneten sei Merkur noch am wenigsten erforscht. Die Sonde Messenger (2004) habe auf ihrer vierjährigen Mission jedoch einige Erkenntnisse zu Tage fördern können und die Oberfläche des Planeten, der der Sonne am nächsten ist, kartiert. Die wichtigsten Ergebnisse der Messenger-Mission finden Erwähnung. Vermutlich entstand Merkur einst näher an den Umlaufbahnen der anderen Gesteinsplaneten. Eine Hypothese ist, dass Merkur im Laufe der Zeit gewandert ist. Womöglich hat der Zusammenstoß mit einem größeren Objekt Merkur aus seiner einstigen Umlaufbahn befördert.

 

Anschließend rückt die Venus ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die sowjetischen Venera-Sonden aus den 60er und 70er Jahren werden erwähnt. Venera 13 gelingt es schließlich Anfang der 80er Jahre, die ersten Farbbilder von der Oberfläche der Venus zu senden und die Zusammensetzung der Atmosphäre zu untersuchen, doch der Lebenszyklus der Sonde endet bereits nach 127 Minuten. Der Druck ist zu gewaltig. Es wird vermutet, dass es vor 4,4 Milliarden Jahren auf der Venus sogar einmal Wasser gegeben hat. Sie sei der Erde sehr ähnlich gewesen. Doch mit dem Alterungsprozess der Sonne habe sich auch die Helligkeit und Strahlungsintensität unseres Heimatsterns geändert. Die Sonne sei immer heller geworden und Venus habe sich verändert. Die Temperaturen seien gestiegen, Wasser sei verdampft. 1990 untersucht die Raumsonde Magellan die Venus. Sie stellte fest, dass es dort eine Vielzahl von erloschenen Vulkanen gibt (mehr noch als auf anderen Planeten im Sonnensystem). Es wird vermutet, dass im Laufe der Frühgeschichte des Planeten ein Treibhauseffekt eingesetzt hat, der die Meere zum Verdampfen gebracht hat. Es wird ein Bogen zu Mars geschlagen, der vor Milliarden von Jahren eine ähnliche Entwicklung durchlaufen habe. Bei ihm geht man davon aus, dass sein Kern zu wenig Energie speichern konnte und er aufgrund seiner minimalen Größe schneller abgekühlt ist. Dadurch seien die Atmosphäre und das Magnetfeld verloren gegangen. Allmählich sei der Mars dann zu einer erstarrten Welt geworden. Letztlich wird also deutlich gemacht, dass Veränderungen der Sonne auf die Entwicklungsgeschichte der inneren Planeten massiv Einfluss genommen hat. Zwischen der Sonne und den Planeten müsse ein Gleichgewicht herrschen. Wird dieses gestört, kann sich ein Planet in eine völlig andere Richtung entwickeln. Die Erde blieb verglichen mit Venus und Mars hingegen erstaunlich stabil. Vermutlich haben die Größe und die Geologie unseres Heimatplaneten dazu beigetragen, so die Theorie. Die Macher der Serie werfen allerdings auch einen Blick 500 Millionen Jahre in die Zukunft der Erde. Dann droht ihr ein Kollaps. Und in 5,5 Milliarden Jahren wird sich die habitable Zone nach außen verschieben, weil sich die Sonne ausdehnen wird. Vielleicht wird das die Sternstunde der Monde wie Enceladus oder Titan, die zu den äußeren Gasriesen gehören. Cassini 1 (1997) hat die Außenbereiche unseres Sonnensystems untersucht und v.a. die Saturnmonde erforscht. U.a. ist die Huygens-Sonde auf dem Titan gelandet (2005). Dort gibt es flüssiges Methan. Und an den Polen des Titans entdeckt man große Flüssigkeitsansammlungen. In einigen Milliarden Jahren könnte Titan ein aussichtsreicher Kandidat für die Entstehung von Leben werden. Er wird sich erwärmen.

 

Episode 2 – Mars

 

Hier wird abermals v.a. auf die Geschichte des Planeten eingegangen. Vor Milliarden Jahren hatte der Mars vermutlich eine Atmosphäre und wies Wasser auf. Mariner 4 (1964) fertigt erste Nahaufnahmen vom Mars an. Danach folgen Viking 1 und Viking 2 in den 70er Jahren und erste Farbbilder. Weiter geht es mit den Rovern „Spirit“ und „Opportunity“ (2004). Die Missionen offenbarten, dass die Vergangenheit des Planeten wasserreich gewesen sein muss. Es gibt Flussbetten und Seen, deren Relikte man heute noch erkennt. Die bisher komplexeste Mission zum Mars sei „Curiosity“ gewesen. Der Rover ist so groß wie ein SUV und mit vielen Messinstrumenten ausgestattet. Mit Curiosity sucht man weiter nach Spuren von Leben und Wasser. Der Rover bohrt Löcher und entnimmt Bodenproben, die untersucht werden. Und man stellt fest, dass die chemischen Ausgangsstoffe für Leben theoretisch vorhanden sind. Doch was ist mit dem Mars geschehen? Warum und wohin sind das Wasser und die Atmosphäre verschwunden? Bei den Ausführungen, die zu dieser Thematik folgen, werden auch immer wieder Parallelen zur Entwicklung der Erdgeschichte gezogen. Sehr spannend! Eine Theorie geht davon aus, dass der Mars während der Phase des sog. „Großen Bombardements“ vor ca. 4 Mrd. Jahren eine maßgebliche Richtungsänderung in der Entwicklung vollzogen hat, d.h. als die Planeten Gürtel von Gesteinsbrocken durchquerten und diese verdrängten bzw. aufsammelten. Durch die Einschläge von Kometen könnte ein Teil der Atmosphäre des Mars erstmals verloren gegangen sein. Die Erde und der Mars hätten sich in ihrer Frühgeschichte in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Man geht davon aus, dass vor ca. 3,7 Milliarden Jahren ein schwerer Einschnitt in der Marsgeschichte erfolgte. Das Klima des Mars habe sich geändert, es sei kälter geworden. Das Magnetfeld und damit der Schutzschild sei womöglich als erstes verloren gegangen. Danach hätten sich das Wasser und die Atmosphäre allmählich vollständig verflüchtigt. Ursache dafür sei v.a. die geringe Größe des Planeten gewesen. Der Kern des Mars sei schneller abgekühlt als der auf der Erde. Bis heute sucht man weiter nach Spuren von Leben auf dem Mars. Es sind sogar bemannte Missionen geplant. Würde man tatsächlich Leben auf dem Nachbarplaneten entdecken, so wäre die Entstehung von Leben im Universum insgesamt wahrscheinlicher.

 

Episode 3 – Jupiter

 

Auf der Oberfläche dieses Gasriesen toben gewaltige Stürme. Mit seiner Gravitation übte er vor Milliarden Jahren vermutlich einen großen Einfluss auf die inneren Planeten aus. Pionier 10 (1972) machte die ersten Aufnahmen von Jupiter und untersuchte den Planeten vier Tage lang. Es folgten Voyager 1 und Voyager 2, die auch die Monde Europa, Ganymed, Kallisto und Io in den Blick nahmen (Jupiter hat mehr als 79 Monde!). Im Zentrum dieser Episode steht die Frage, wie dieser Planet so riesig werden konnte. Die Mission Juno sollte die Geheimnisse der Entstehung des Jupiter genauer untersuchen und herausfinden, wie er zusammengesetzt ist. Die Sonde erreichte 2016 ihr Ziel und man stellte fest, dass Jupiter einen sehr massereichen Kern hat. Und er existiert länger als die inneren Gesteinsplaneten. In der Frühzeit hat er massiv Einfluss auf die Gestaltung unseres Sonnensystems ausgeübt, so die Theorie.

 

Auch der Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter wird in diesem Zusammenhang erwähnt. Es wird angenommen, dass Jupiter in der Frühzeit der Entstehung des Sonnensystems durch diesen Asteroidengürtel „pflügte“ und dabei Objekte u.a. auch ins Innere System lenkte. Aus diesem Grund konnte sich Ceres vermutlich nicht zu einem echten Planeten entwickeln und blieb ein sog. Zwergplanet. Auch auf den Mars hat Jupiter indirekt Einfluss ausgeübt, so die Theorie. Dadurch dass der Jupiter durch den Wechsel seiner Umlaufbahn mit seiner Gravitationskraft viele Objekte verdrängt hat, konnte Mars nicht genügend Gestein sammeln und blieb deshalb ein recht kleiner Planet (was ihm wiederum zum Verhängnis wurde, weil er dadurch sein Magnetfeld, Wasser und die Atmosphäre verlor). Einige theoretische Annahmen gehen sogar soweit, dass erst durch Jupiters Gravitationskräfte wasserreiche Himmelskörper auf die Erde gelangt sind und so Leben ermöglicht haben. Was mir in diesem Zusammenhang nur leider nicht klar geworden ist, ist der Umstand, warum Jupiter durch das Sonnensystem migriert sein soll.

 

Weiterhin wird verdeutlicht, dass Jupiter auch auf seine Monde großen Einfluss ausübt. Der Mond Io weist z.B. eine hohe vulkanische Aktivität auf. Ursache dafür sind Gezeitenkräfte, die auf Io wirken. Es wird erläutert, dass die Gravitationskraft von Jupiter sogar bis zur Erde reicht. Ein weitere These die vorgestellt wird, ist die Folgende: Indirekt soll Jupiter sogar am Aussterben der Dinosaurier auf der Erde beteiligt gewesen sein. Hat Jupiter den Asteroid, der vor 65 Millionen Jahren, auf die Erde geprallt ist, erst in unsere Richtung gelenkt? Gleichzeitig wird aber auch ein entgegengesetztes Argument angeführt. Der Jupiter ist gleichzeitig ein wichtiger Schutzfaktor für die Erde und die anderen inneren Planeten. Mit seinem Gravitationsfeld sorgt er dafür, dass Kometen, die aus der Tiefe des Alls kommen, nicht zu den inneren Planeten vordringen können und lenkt gefährliche Objekte ab. Dies wird am Beispiel von Shoemaker-Levy 9 verdeutlicht.

 

Episode 4 – Saturn

 

In dieser Folge geht es v.a. um die Entstehungsgeschichte von Saturn. Die Besonderheit dieses Planeten ist z.B. sein äußeres Erscheinungsbild. Er besitzt einen Ring aus gefrorenem Wasser. Wie ist dieser entstanden? Und auch seine Monde sind auffällig. Sie sind aussichtsreiche Kandidaten für extraterrestrisches Leben. Doch zurück zur Entstehungsgeschichte: Saturn sei einst, so die Theorie, von einem Gesteinsplaneten zu einem Gasriesen angewachsen. Die Erforschung durch die Voyager-Raumsonde brachte dazu einige Erkenntnisse hervor. So wurde u.a. die Zusammensetzung der Atmosphäre untersucht. Die starke Anziehungskraft von Saturn führte dazu, dass er Helium und Wasserstoff ansammelte. So wurde aus ihm allmählich ein Gasriese. Und Voyager warf auch neue Fragen auf. Unklar war z.B. lange Zeit, ob Saturn noch einen Gesteinskern besitzt. Was verbirgt sich unter seiner dichten Atmosphäre? Cassini, die 1995 startete, sollte dazu neue Einsichten bringen. Dank dieser Sonde entdeckte man neue Details in den Ringen und man stellte erstaunt fest, dass der Saturn keine feste Oberfläche mehr besitzt. Der Gesteinskern ist also verschwunden. Doch warum? Man beobachtete dank Cassini auch extreme Wetterformationen auf dem Saturn. Erstaunlich ist dabei, dass nicht die Sonne als Einflussfaktor als Erklärung dafür herhalten kann. Die beobachteten Wetterphänomene werden durch die unvorstellbaren Druckverhältnisse befeuert, die sich in den Tiefen des Saturn verbergen (in 30.000 km Tiefe laufen erstaunliche chemische Prozesse ab). Nun zum Ring des Saturn: Bei ihm handelt es sich um eine Trümmerscheibe, die noch relativ jung ist. Auch hier förderte Cassini neue Erkenntnisse zutage. So zeigt sich, dass die 62 Monde von Saturn sehr unregelmäßig geformt sind und häufig aus Eis bestehen. Möglicherweise ist ein Mond dem Planeten zu nahe gekommen und aufgrund der immensen Gravitationskraft zerstört worden. Die Überreste dieses Mondes kreisen heute noch als Ring um den Saturn, so die Theorie. Was auch interessant ist: Innerhalb des Rings gibt es vertikale Strukturen. Ein weiteres Thema der Folge: Enceladus. Auf diesem Eismond hat man aktive Geysire entdeckt. Der Trabant ist geologisch sehr aktiv und stößt sogar Fontänen aus Wasserdampf ins All. Mit Hilfe von Cassini konnte man Material aus diesen Fontänen sammeln und stellte fest, dass darin Salze und organische Bestandteile vorhanden sind. Enceladus weist also einen unterirdischen Ozean auf, so die Vermutung. Faszinierend! Existiert auf Enceladus vielleicht sogar Leben? Es ist jedenfalls anzunehmen, dass es hydrothermale Quellen auf dem Mond gibt und Bedingungen für Leben theoretisch gegeben sind.

 

Episode 5 – Eiswelten

 

In dieser Folge rücken Uranus, Neptun, Pluto und der Kuiper-Gürtel ins Zentrum des Interesses. V.a. Voyager 2 hat wichtige Einblicke in diesen äußeren Bereich unseres Sonnensystems geliefert. Bei Uranus handelt es sich um eine Gaskugel, die blau-grün schimmert, sehr strukturlos daherkommt und als kältester Ort unseres Systems gelten kann  (-224 Grad). Überraschend ist u.a. der Umstand, dass Uranus Ringe aufweist, die den Planeten nicht horizontal, sondern vertikal umkreisen. Zwei Monde kreisen direkt am Rand des äußeren Rings und üben mit ihrer Anziehungskraft Einfluss auf dessen Formation aus. Letztlich weist Uranus wieder ganz andere Charakteristika als Jupiter und Saturn auf. Er hat vermutlich eine erstaunliche Vergangenheit hinter sich. So ist z.B. die Rotationsachse von Uranus stark geneigt und er dreht sich, verglichen mit anderen Planeten, in die falsche Richtung. Die Ursache dafür könnte eine Kollision mit einem anderen Himmelskörper gewesen sein. Nächstes Thema: Neptun. Um diesen Planeten zu erreichen, musste Voyager 2 nochmals eine ungeheure Distanz überbrücken. Neptuns Atmosphäre weist eine ähnliche chemische Zusammensetzung auf wie die von Uranus. Allerdings ist Neptun nicht so strukturlos und deutlich aktiver als sein Nachbar. Man entdecke z.B. einen riesigen dunklen Fleck in der südlichen Hemisphäre (ein Sturm größer als die Erde). Und was noch erstaunlich ist: Obwohl Neptun weiter von der Sonne entfernt ist als Uranus, ist er wärmer. Seine Winde erreichen ungeheure Geschwindigkeiten und übertreffen sogar die der Winde auf Jupiter und Saturn (bis zu 2000 km/h). Des Weiteren wird Neptun von einem interessanten Mond umkreist, der den Namen Triton trägt und geologisch sehr aktiv ist. Er weist z.B. Geysire auf, womit im Vorfeld kein Forscher gerechnet hat. Seine Oberfläche ist von zahlreichen Rissen und Kratern übersät. Und noch etwas: Er umkreist Neptun entgegengesetzt zur dessen Rotation. Man geht davon aus, dass er von der Gravitation Neptuns eingefangen wurde. Nun zum Kuiper-Gürtel. Bei ihm handelt es sich um den äußersten Bereich unseres Sonnensystems. Er weist Millionen von Objekten auf. 2006 startete man die Mission „New Horizons“, um den Kuiper-Gürtel genauer zu untersuchen (die Sonde brauchte 10 Jahre, um den Gürtel zu erreichen). Dabei wurde auch Pluto in den Blick genommen, der heute nicht mehr als eigenständiger Planet, sondern als Zwergplanet klassifiziert wird. Er gehört im Prinzip mit zum Kuiper-Gürtel. Die Entdeckungen zu Pluto waren aber ebenfalls aufsehenerregend. So entdeckte man z.B. riesige Berge aus Wassereis (bis 6000 m hoch). Und Plutos geologische Aktivität ist höher als man dachte. In seinem Inneren finden vermutlich radioaktive Zerfallsprozesse statt, die Wärme erzeugen. Einige Forscher nehmen sogar an, dass Pluto unter seiner Oberfläche einen Wasserozean aufweist. Abschließend werden noch einige wenige weitere Objekte aus dem Kuiper-Gürtel vorgestellt.

 

Bonusmaterial

 

Bei dem Bonusmaterial handelt es sich um fünf Kurzdokumentationen (Dauer: ca. 5 Min.), die noch einmal zentrale Ergebnisse zusammenführen und ihrerseits noch einmal thematische Schwerpunkte setzen und dafür verschiedene Himmelskörper unseres Sonnensystems ins Blickfeld rücken. 1. Auf der Jagd nach Vulkanen (Venus, Mars und Io), 2. Auf der Suche nach Wasser (Mars, Enceladus, Titan), 3. Die Jagd nach Stürmen (Jupiter, Neptun, Mars), 4. Monde entdecken (Erdmond, Saturn und sein Ring, Triton), 5. Auf der Jagd nach Kometen (Pluto und der Kuiper-Gürtel, Jupiter und Shoemaker-Levy 9 sowie der Zwergplanet Ceres).

 

Abschließende Kritikpunkte: Schade fand ich, dass die Erde mit ihrem Trabanten nicht ebenfalls eine eigenständige Folge erhalten hat (zum Mond ließe sich doch einiges sagen). Zudem hätte ich mir noch mehr Original-Aufnahmen gewünscht. Schließlich sollten die Sonden, die inzwischen ins All geschickt worden sind, einiges an Aufnahmen gesammelt haben. Davon hätte ich gern mehr gesehen (z.B. bewegte Bilder in Farbe oder 360 Grad Drehungen mit passender musikalischer Untermalung). In den einzelnen Episoden stehen mir die animierten visuellen Effekte zu sehr im Vordergrund. Stellenweise hätte ich mir eine klarere Einordnung vorgestellter Theorien gewünscht. Es müsste deutlicher werden, dass einige vorgestellte Hypothesen nur eine mögliche Erklärung sind und dass es auch andere konkurrierende Erklärungsansätze gibt.