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Mittwoch, 12. Februar 2025

Köhlmeier, Michael - Die Verdorbenen


Menáge-à-trois



Johann ist Student in Marburg und studiert Germanistik sowie Politikwissenschaft. Da sein Vater ihn finanziell nicht mehr unterstützt, muss er sich anders behelfen und nimmt diverse Gelegenheitsjobs an. So arbeitet er als Tutor und als Autor für die Regionalzeitung. Eines Abends, als er mit seinem Vater ein Gespräch führt, stellt dieser ihm eine Frage, und zwar, was Johann einmal in seinem Leben tun wolle. Daraufhin bleibt Johann ihm eine Antwort schuldig, denkt aber insgeheim für sich, dass er einmal in seinem Leben einen Mann töten möchte. Das ist der kuriose Einstieg in den Roman von Michael Köhlmeier. Und man fragt sich direkt, mit was für einem Menschen wir es als Leserin und Leser hier zu tun haben. Warum wird diese Begebenheit an den Anfang des Buchs gestellt?


Danach kommt es zu einem Szenenwechsel. Auf einem Spaziergang im Anschluss an eine Studienveranstaltung lernt Johann Christiane kennen, die sich von ihrem Freund Tommi trennen möchte, und bei ihm einziehen will. Und es wird schnell klar, dass die Beziehung zwischen Johann und Christiane sehr auf Körperlichkeit beruht. Christiane verhält sich oft lasziv-provokativ. Sie möchte von Johann begehrt werden und fordert dies auch ein. Bald kommt es zu einer ungewöhnlichen Konstellation. Christiane und ihr Ex-Freund Tommi ziehen zusammen mit Johann in eine neue Wohnung. Die Drei führen dann eine sehr befremdliche Beziehung, eine ménage-à-trois, bei der Christiane und Johann einander näherkommen und Tommi zunächst außen vorbleibt. Und später muss Johann dann feststellen, dass Christianes Leidenschaft für Tommi doch nicht gänzlich versiegt ist. Kurzum: Alle Figuren schaffen es auf den Gefühlen des jeweils anderen herumzutrampeln. Und Christiane spielt dabei in meinen Augen den dominanten Part. Sie wirkt auf mich sehr labil und auch manipulativ. Wie soll es nur mit den Dreien weitergehen?


Was mir an diesem Buch leider nicht so zugesagt hat, war der Schreibstil. Der Stil kommt sehr sachlich und wenig emotional daher. Als Leserinnen und Leser sind wir häufig in der intellektuellen Gedankenwelt von Johann präsent. Seine psychologische Motivation ist für mich nicht immer nachvollziehbar und greifbar. Ich konnte mit dem, worüber Johann so nachdenkt, wenig anfangen. Insgesamt hinterlassen die Figuren einen befremdlich-gefühlskalten Eindruck auf mich. Der Buchtitel passt also gut. Es handelt sich um sehr merkwürdige Charaktere, die mir fremd bleiben. Das Ganze wirkt zudem nicht sehr lebendig erzählt, was auch daran liegt, dass die Dialoghaftigkeit insgesamt nur schwach ausgeprägt ist. Stellenweise hätte ich mir außerdem noch eine stringentere Handlungsentwicklung gewünscht. Ich komme auf 3 Sterne!

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