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Freitag, 6. September 2024

Peterson, Phillip P. - Luna


Die Risiken bemannter Raumfahrt




Was wäre, wenn die erste touristische Weltraummission zum Mond in einer Katastrophe endete? Und was wäre, wenn nur ein Besatzungsmitglied den Absturz der Rakete überlebt hätte und auf dem Mond auf seine Rettung wartete? Dieses vielversprechende Ausgangsszenario hat Phillip P. Peterson für sein neuestes Werk „Luna“ kreiert. Und der Titel ist dabei doppeldeutig. „Luna“ ist nicht nur die lateinische Bezeichnung für den Erdtrabanten, sondern „Luna“ ist auch der Name der Überlebenden, die sich mit letzter Kraft in eine kärgliche Mondstation retten konnte. Und ich stellte mir sofort die folgenden Fragen: Wie lange kann Luna in der Station überleben (ihr Sauerstoffvorrat ist begrenzt)? Und was wird man tun, um sie zu retten? Wird die Rettungsmission erfolgreich sein?

 

Die Handlung dieses Weltraum-Katastrophen-Thrillers startet unmittelbar, man muss sich nicht erst durch eine lange Vorgeschichte „kämpfen“. Man ist sofort mittendrin. Typisch Peterson! Das mag ich an seinen Büchern. Den Leserinnen und Lesern werden insgesamt drei Perspektiven präsentiert, die munter miteinander abwechseln. In der ersten Perspektive erleben wir mit, wie Luna ums Überleben kämpft (für mich der reizvollste und spannendste Handlungsstrang!). In einem weiteren Blickwinkel sind wir im Raumfahrtkontrollzentrum auf der Erde und sehen, was auf der Erde unternommen wird, um Luna Hilfe zukommen zu lassen. Und in einem weiteren Strang lernen wir die Ingenieurin Charlie kennen, die den Auftrag hat, herauszufinden, warum die Rakete bei der Landung auf dem Mond eine Fehlfunktion hatte. Gab es einen technischen Defekt oder handelt es sich gar um Sabotage? Charlie betreibt eine breite Fehleranalyse und soll weitere Katastrophen bei Raketenmanövern verhindern (ein toller Handlungsstrang für alle technikbegeisterten Leserinnen und Leser).

 

Man merkt, dass Peterson viel fachliche Expertise zu technischen Abläufen bei Raketentriebwerken einbringt, die er aus seiner Berufsbiographie mitbringt (er studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete auch als Ingenieur an Trägerraketenkonzepten, vgl. dazu seine Biographie auf amazon.de). Das finde ich klasse, es wertet den Inhalt noch einmal zusätzlich auf und man spürt einfach, dass der Autor weiß, wovon er schreibt, v.a. wenn Charlie Ursachenforschung betreibt und wenn deutlich wird, auf welch komplexe Weise die technischen Elemente ineinandergreifen müssen, damit eine Rakete sicher starten und landen kann.

 

Doch keine Sorge, auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Insbesondere wenn Luna ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, wird klar, dass Peterson weiß, wie man geschickt an der Spannungsschraube dreht. Der Mangel an Sauerstoff sorgt für eine permanente äußere Bedrohung und großen Zeitdruck. Noch dazu muss Luna immer wieder neue Herausforderungen bewältigen. Und am Ende gerät Luna in eine scheinbar ausweglose Situation, wo man sich als Leser fragt, ob und wie sie diese überleben wird. Diese Zutaten haben bei mir Wirkung hinterlassen; ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Klasse! Und auch die Raketenstarts und -landungen sorgen für Anspannung. Auch das kommt hervorragend zum Ausdruck.

 

Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist der Umstand, dass Luna eine gewöhnliche (und damit äußerst hilfsbedürftige) Person ist. Sie ist „einfache“ Lehrerin. Allerdings hätte ich mir gut vorstellen können, dass eine findige Lehrerin dem Bodenpersonal noch die ein oder andere gute Idee mit auf den Weg gibt ;-) Dadurch, dass Luna keine Raumfahrtexpertin ist und von den Entscheidungen, die auf der Erde getroffen werden, abhängig ist, werden ihre Not und ihr Ausgeliefertsein nur noch größer. Das ist gut arrangiert! Noch etwas: Einige Dialoge zwischen den Figuren sind so angelegt, dass man über Themen, die die Raumfahrt betreffen, ins Nachdenken gerät. Das hat mir ebenfalls gut gefallen. Es gibt immer einmal wieder Diskussionen, die die verschiedenen Charaktere miteinander führen, die Denkanstöße liefern und mich als Leser dazu herausforderten, eine Position einzunehmen.

 

Und dennoch möchte ich abschließend einen kleinen kritischen Einwand loswerden, der aber nur aus meiner Lesevorliebe heraus resultiert. Für mich hätten die Passagen auf dem Mond noch mehr Raum einnehmen können. Man stelle sich vor, welcher psychischen Belastungssituation Luna ausgesetzt ist und wie sich die Lage auf ihren Zustand auswirkt (und aus dem Sonnenuntergang auf dem Mond hätte man in meinen Augen noch mehr herausholen können…), aber nun gut. Auch die anderen Blickwinkel haben ihre Berechtigung und werden sicherlich ihre Fans finden. Von mir gibt es 5 Sterne. Für mich war das Buch ein echter Kracher. Peterson hat einen richtigen Volltreffer abgeliefert! In meiner Peterson-Hitliste würde das Buch auf Platz 2 landen, direkt hinter „Nano“.

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