Die Risiken bemannter Raumfahrt
Die
Handlung dieses Weltraum-Katastrophen-Thrillers startet unmittelbar, man muss
sich nicht erst durch eine lange Vorgeschichte „kämpfen“. Man ist sofort
mittendrin. Typisch Peterson! Das mag ich an seinen Büchern. Den Leserinnen und
Lesern werden insgesamt drei Perspektiven präsentiert, die munter miteinander
abwechseln. In der ersten Perspektive erleben wir mit, wie Luna ums Überleben
kämpft (für mich der reizvollste und spannendste Handlungsstrang!). In einem weiteren
Blickwinkel sind wir im Raumfahrtkontrollzentrum auf der Erde und sehen, was
auf der Erde unternommen wird, um Luna Hilfe zukommen zu lassen. Und in einem
weiteren Strang lernen wir die Ingenieurin Charlie kennen, die den Auftrag hat,
herauszufinden, warum die Rakete bei der Landung auf dem Mond eine Fehlfunktion
hatte. Gab es einen technischen Defekt oder handelt es sich gar um Sabotage?
Charlie betreibt eine breite Fehleranalyse und soll weitere Katastrophen bei
Raketenmanövern verhindern (ein toller Handlungsstrang für alle
technikbegeisterten Leserinnen und Leser).
Man
merkt, dass Peterson viel fachliche Expertise zu technischen Abläufen bei
Raketentriebwerken einbringt, die er aus seiner Berufsbiographie mitbringt (er
studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete auch als Ingenieur an
Trägerraketenkonzepten, vgl. dazu seine Biographie auf amazon.de). Das finde
ich klasse, es wertet den Inhalt noch einmal zusätzlich auf und man spürt
einfach, dass der Autor weiß, wovon er schreibt, v.a. wenn Charlie Ursachenforschung
betreibt und wenn deutlich wird, auf welch komplexe Weise die technischen
Elemente ineinandergreifen müssen, damit eine Rakete sicher starten und landen
kann.
Doch
keine Sorge, auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Insbesondere wenn Luna ins
Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, wird klar, dass Peterson weiß, wie man
geschickt an der Spannungsschraube dreht. Der Mangel an Sauerstoff sorgt für
eine permanente äußere Bedrohung und großen Zeitdruck. Noch dazu muss Luna
immer wieder neue Herausforderungen bewältigen. Und am Ende gerät Luna in eine
scheinbar ausweglose Situation, wo man sich als Leser fragt, ob und wie sie
diese überleben wird. Diese Zutaten haben bei mir Wirkung hinterlassen; ich
konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Klasse! Und auch die Raketenstarts und
-landungen sorgen für Anspannung. Auch das kommt hervorragend zum Ausdruck.
Was
mir auch sehr gut gefallen hat, ist der Umstand, dass Luna eine gewöhnliche (und
damit äußerst hilfsbedürftige) Person ist. Sie ist „einfache“ Lehrerin.
Allerdings hätte ich mir gut vorstellen können, dass eine findige Lehrerin dem
Bodenpersonal noch die ein oder andere gute Idee mit auf den Weg gibt ;-) Dadurch,
dass Luna keine Raumfahrtexpertin ist und von den Entscheidungen, die auf der Erde
getroffen werden, abhängig ist, werden ihre Not und ihr Ausgeliefertsein nur
noch größer. Das ist gut arrangiert! Noch etwas: Einige Dialoge zwischen den
Figuren sind so angelegt, dass man über Themen, die die Raumfahrt betreffen,
ins Nachdenken gerät. Das hat mir ebenfalls gut gefallen. Es gibt immer einmal
wieder Diskussionen, die die verschiedenen Charaktere miteinander führen, die
Denkanstöße liefern und mich als Leser dazu herausforderten, eine Position
einzunehmen.
Und
dennoch möchte ich abschließend einen kleinen kritischen Einwand loswerden, der
aber nur aus meiner Lesevorliebe heraus resultiert. Für mich hätten die
Passagen auf dem Mond noch mehr Raum einnehmen können. Man stelle sich vor,
welcher psychischen Belastungssituation Luna ausgesetzt ist und wie sich die Lage
auf ihren Zustand auswirkt (und aus dem Sonnenuntergang auf dem Mond hätte man in
meinen Augen noch mehr herausholen können…), aber nun gut. Auch die anderen
Blickwinkel haben ihre Berechtigung und werden sicherlich ihre Fans finden. Von
mir gibt es 5 Sterne. Für mich war das Buch ein echter Kracher. Peterson hat
einen richtigen Volltreffer abgeliefert! In meiner Peterson-Hitliste würde das
Buch auf Platz 2 landen, direkt hinter „Nano“.
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