Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 8. September 2024

Olsberg, Karl - Girl in a strange land


Die gefährlichen Verlockungen virtueller Realität



Vor kurzem erst las ich das Jugendbuch „Boy in a white room“ von Karl Olsberg und war sehr angetan davon (vgl. eine frühere Rezension). Deshalb hat mich auch die Fortsetzung „Girl in a strange land“ interessiert. Und was soll ich sagen, auch Band 2 hat mich absolut überzeugt. Ein tolles Jugendbuch, mit dessen Hilfe sich solche Themen wie „virtuelle Realität“, „Wirklichkeitsflucht“ und „Spielsucht“ gewinnbringend vertiefen lassen. Jugendliche Leserinnen und Leser dürften sich in meinen Augen gut durch das breite Spektrum an lebensweltbezogenen Themen angesprochen fühlen. Und was noch wichtig zu wissen ist: Die Kenntnis von Band 1 ist nicht nötig. Band 2 ist eigenständig und unabhängig von Teil 2 lesbar. Doch worum geht es überhaupt?


Erzählt wird aus Sicht einer jugendlichen Ich-Erzählerin Sophie, die in der dörflichen Gemeinschaft „Stillachtal“ lebt und mehr und mehr Schwierigkeiten damit hat, sich in die Bräuche dort einzufügen. Denn es wird schnell deutlich, dass die Bewohner dieses 5000-Seelen-Dorfes äußerst gottesfürchtig und fromm sind. Sie glauben fest daran, dass Jesus Christus bald auf die Erde zurückkehren wird und sie von ihrem Leid erlösen wird. Das Zusammenleben folgt strengen, religiösen Regeln. Über das Leben außerhalb des sogenannten Tals erfährt man zunächst wenig. Menschen, die in der Außenwelt leben, werden als „Verlorene“ bezeichnet. Die atmosphärischen Schilderungen sind gelungen.

 

Sophie gerät zunehmend in Konflikt mit den Wertvorstellungen, Traditionen und Lebensauffassungen von Stillachtal. Man merkt, dass die Ich-Erzählerin stets Angst davor hat, irgendwelche Verfehlungen zu begehen und bestraft zu werden. Pflichtverletzungen und Sünden werden im Dorf streng von sog. Gotteswächtern geahndet. Es herrschen Denkverbote. Sophies Gefühlschaos (noch befeuert durch die Erste Liebe) und ihr Wunsch, sich vom Leben in der Gemeinschaft zu emanzipieren, werden gut greifbar. Immer stärker lehnt sie die Glaubensindoktrination ab und sie wird immer mutiger, wenn es darum geht, eigenständig zu denken. So beginnt sie z.B. damit, verbotene Bücher zu lesen. Kurzum: Sie durchlebt eine interessante Entwicklung!

 

Als Sophie erfährt, dass ihre große Liebe Mirko unerwartet aus dem Tal geflohen ist, wird sie vor eine schwere Entscheidung gestellt: Wird sie ihn suchen? Wird sie es wagen, das Dorf dafür zu verlassen und ihn wiederfinden? Und was wird sie außerhalb von Stillachtal vorfinden? Wie weit, wird sie ihr Liebeskummer treiben?  Spannende Fragen, die zum Weiterlesen animieren, wie ich finde. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Nur so viel: Sophie wird eine futuristische Gesellschaft kennen lernen, die sich sehr, sehr stark vom rückständigen Leben im Dorf unterscheidet. Sie erlebt eine Art „Kulturschock“ und muss sich in der fremdartigen Umgebung erst einmal zurechtfinden. Das alles liest sich sehr packend, bildhaft und ereignisreich. Klasse!


Und Olsberg hat viele kreative Ideen auf Lager, wenn es um die Schilderung neuartiger Technologien geht. Sie sind nicht zu weit hergeholt, sondern nah an der Realität. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in wenigen Jahren solche Entwicklungen, wie sie im Buch beschrieben werden, tatsächlich geben wird. Und die Gefahren, die die Nutzung solcher Technologien mit sich bringt, werden ebenfalls gut deutlich und laden zur Diskussion ein. Die Inhalte lassen sich auch gut auf zeitaktuelle Themen wie „Wirklichkeitsflucht“ und „Spielsucht“ übertragen, wie ich eingangs bereits erwähnt habe. Und auch das Thema „Liebe“ kommt nicht zu kurz. So geht es ebenfalls um die Frage, welche Kraft die Liebe entfalten kann. Fazit: Ein Jugendbuch, das v.a. für computerspielbegeisterte Jugendliche interessant sein dürfte. Von mir gibt es 5 Sterne!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen