Die gefährlichen Verlockungen virtueller Realität
Erzählt
wird aus Sicht einer jugendlichen Ich-Erzählerin Sophie, die in der dörflichen
Gemeinschaft „Stillachtal“ lebt und mehr und mehr Schwierigkeiten damit hat,
sich in die Bräuche dort einzufügen. Denn es wird schnell deutlich, dass die
Bewohner dieses 5000-Seelen-Dorfes äußerst gottesfürchtig und fromm sind. Sie
glauben fest daran, dass Jesus Christus bald auf die Erde zurückkehren wird und
sie von ihrem Leid erlösen wird. Das Zusammenleben folgt strengen, religiösen
Regeln. Über das Leben außerhalb des sogenannten Tals erfährt man zunächst
wenig. Menschen, die in der Außenwelt leben, werden als „Verlorene“ bezeichnet.
Die atmosphärischen Schilderungen sind gelungen.
Sophie
gerät zunehmend in Konflikt mit den Wertvorstellungen, Traditionen und
Lebensauffassungen von Stillachtal. Man merkt, dass die Ich-Erzählerin stets
Angst davor hat, irgendwelche Verfehlungen zu begehen und bestraft zu werden. Pflichtverletzungen
und Sünden werden im Dorf streng von sog. Gotteswächtern geahndet. Es herrschen
Denkverbote. Sophies Gefühlschaos (noch befeuert durch die Erste Liebe) und ihr
Wunsch, sich vom Leben in der Gemeinschaft zu emanzipieren, werden gut greifbar.
Immer stärker lehnt sie die Glaubensindoktrination ab und sie wird immer mutiger,
wenn es darum geht, eigenständig zu denken. So beginnt sie z.B. damit,
verbotene Bücher zu lesen. Kurzum: Sie durchlebt eine interessante Entwicklung!
Als Sophie erfährt, dass ihre große Liebe Mirko unerwartet aus dem Tal geflohen ist, wird sie vor eine schwere Entscheidung gestellt: Wird sie ihn suchen? Wird sie es wagen, das Dorf dafür zu verlassen und ihn wiederfinden? Und was wird sie außerhalb von Stillachtal vorfinden? Wie weit, wird sie ihr Liebeskummer treiben? Spannende Fragen, die zum Weiterlesen animieren, wie ich finde. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Nur so viel: Sophie wird eine futuristische Gesellschaft kennen lernen, die sich sehr, sehr stark vom rückständigen Leben im Dorf unterscheidet. Sie erlebt eine Art „Kulturschock“ und muss sich in der fremdartigen Umgebung erst einmal zurechtfinden. Das alles liest sich sehr packend, bildhaft und ereignisreich. Klasse!
Und Olsberg hat viele kreative Ideen auf Lager, wenn es um die Schilderung neuartiger Technologien geht. Sie sind nicht zu weit hergeholt, sondern nah an der Realität. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in wenigen Jahren solche Entwicklungen, wie sie im Buch beschrieben werden, tatsächlich geben wird. Und die Gefahren, die die Nutzung solcher Technologien mit sich bringt, werden ebenfalls gut deutlich und laden zur Diskussion ein. Die Inhalte lassen sich auch gut auf zeitaktuelle Themen wie „Wirklichkeitsflucht“ und „Spielsucht“ übertragen, wie ich eingangs bereits erwähnt habe. Und auch das Thema „Liebe“ kommt nicht zu kurz. So geht es ebenfalls um die Frage, welche Kraft die Liebe entfalten kann. Fazit: Ein Jugendbuch, das v.a. für computerspielbegeisterte Jugendliche interessant sein dürfte. Von mir gibt es 5 Sterne!
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