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Donnerstag, 19. September 2024

Reifenberg, Frank Maria - Genesis Rebooted. Ein Experiment, das außer Kontrolle gerät


Spannend, packend, fesselnd



Eines vorweg: Dass der Autor sich als ehemaliger Buchhändler insbesondere für die Leseförderung von Jungen engagiert, finde ich richtig, wichtig und absolut lobenswert! Mit seinem eigenen Buch leistet er, wie ich finde, auch direkt einen Beitrag dafür. Und mit dem Amnesie-Motiv erregt er auch direkt zu Beginn Aufmerksamkeit und Neugier, was zum Weiterlesen animieren dürfte (ich persönlich lese immer wieder gerne solche Bücher, in denen dieses Motiv unterschiedlich ausgestaltet wird).

 

Raphael ist 16 Jahre, führt Tagebuch, um seinen tristen, eintönigen Tagesablauf und seine Gedanken festzuhalten, lebt allein unter strenger Bewachung in dafür vorgesehenen Räumlichkeiten und besitzt zunächst keinerlei Erinnerungen. Wo ist er? Warum ist er dort? Wer sind die namenlosen Leute in Overalls, die ihm das Essen bringen? Warum darf er mit niemand anderem kommunizieren und wird dort festgehalten? Raphaels Zustand ist geprägt von Anspannung und Ratlosigkeit, das wird gut greifbar. Und als Leserinnen und Leser erleben wir mit, wie er nach und nach Erinnerungsfetzen rekonstruiert und sich an sein früheres Leben erinnert. Eines Tages entdeckt er im Duschraum dann eine Nachricht auf der Folgendes steht: „Wir müssen hier raus. Schnell!“ Was hat es damit auf sich? Von wem stammt diese Nachricht? Und was wird Raphael nun unternehmen?

 

Im weiteren Handlungsverlauf nimmt die Darstellung von Raphaels Vergangenheit immer mehr Konturen an und wird immer ausführlicher. Der Autor schafft es sehr gut, Spannung zu erzeugen und sie zu halten. Ich war sehr auf die Auflösung am Ende gespannt. Und eines kann ich sagen: Diese hat es in sich! Die Konzeption des Spannungsbogens ist also absolut gelungen, ich war gefesselt. Ein absoluter Pluspunkt dieses Buchs! Im Nachhinein wird mir durch den Klappentext und den Titel aber schon zu viel verraten. Hier wäre weniger mehr gewesen…

 

Wäre dieses Buch sogar für einen Einsatz in der Schule als Klassenlektüre geeignet? Nach meinem Dafürhalten leider nicht. Mir fehlten thematische Anknüpfungspunkte, die man im Unterricht weiter vertiefen könnte. Hier gibt das Buch in meinen Augen insgesamt leider zu wenig her. Einzelne Themen (wie z.B. der Klimawandel oder die Krankheit von Raphaels Bruder) werden nur sehr knapp und schlagwortartig angerissen. Und noch etwas fehlte mir: Die Beziehungsverhältnisse zwischen den Figuren bieten wenig Vertiefungs- und Analysemöglichkeiten. Kleiner Tipp: Inhaltlich lassen sich wunderbar Bezüge herstellen zu dem aktuellen Thriller von Andreas Eschbach („Die Abschaffung des Todes“).

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