Spannend, packend, fesselnd
Raphael
ist 16 Jahre, führt Tagebuch, um seinen tristen, eintönigen Tagesablauf und
seine Gedanken festzuhalten, lebt allein unter strenger Bewachung in dafür
vorgesehenen Räumlichkeiten und besitzt zunächst keinerlei Erinnerungen. Wo ist
er? Warum ist er dort? Wer sind die namenlosen Leute in Overalls, die ihm das
Essen bringen? Warum darf er mit niemand anderem kommunizieren und wird dort
festgehalten? Raphaels Zustand ist geprägt von Anspannung und Ratlosigkeit, das
wird gut greifbar. Und als Leserinnen und Leser erleben wir mit, wie er nach
und nach Erinnerungsfetzen rekonstruiert und sich an sein früheres Leben
erinnert. Eines Tages entdeckt er im Duschraum dann eine Nachricht auf der
Folgendes steht: „Wir müssen hier raus. Schnell!“ Was hat es damit auf sich?
Von wem stammt diese Nachricht? Und was wird Raphael nun unternehmen?
Im
weiteren Handlungsverlauf nimmt die Darstellung von Raphaels Vergangenheit
immer mehr Konturen an und wird immer ausführlicher. Der Autor schafft es sehr
gut, Spannung zu erzeugen und sie zu halten. Ich war sehr auf die Auflösung am
Ende gespannt. Und eines kann ich sagen: Diese hat es in sich! Die Konzeption
des Spannungsbogens ist also absolut gelungen, ich war gefesselt. Ein absoluter
Pluspunkt dieses Buchs! Im Nachhinein wird mir durch den Klappentext und den
Titel aber schon zu viel verraten. Hier wäre weniger mehr gewesen…
Wäre
dieses Buch sogar für einen Einsatz in der Schule als Klassenlektüre geeignet? Nach
meinem Dafürhalten leider nicht. Mir fehlten thematische Anknüpfungspunkte, die
man im Unterricht weiter vertiefen könnte. Hier gibt das Buch in meinen Augen insgesamt
leider zu wenig her. Einzelne Themen (wie z.B. der Klimawandel oder die
Krankheit von Raphaels Bruder) werden nur sehr knapp und schlagwortartig
angerissen. Und noch etwas fehlte mir: Die Beziehungsverhältnisse zwischen den
Figuren bieten wenig Vertiefungs- und Analysemöglichkeiten. Kleiner Tipp:
Inhaltlich lassen sich wunderbar Bezüge herstellen zu dem aktuellen Thriller
von Andreas Eschbach („Die Abschaffung des Todes“).
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