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Dienstag, 3. September 2024

House of the Dragon - Staffel 2


Kampf ums Erbe (Vorsicht Spoilergefahr!)




Der Inhalt der ersten Folge von Staffel zwei knüpft nahtlos an die Geschehnisse der ersten Staffel an und endet mit einem Tabubruch: dem Mord an einem Kind. Hier wird in meinen Augen eine Grenze überschritten, die in keiner der vorangegangenen Staffeln (bzw. Büchern) von „GoT“ verletzt worden ist. Finde ich wirklich grenzwertig und abstoßend, das muss ich ehrlich zugeben. Ist die Schilderung eines solchen Tabubruch inzwischen nötig, um noch eine entsprechende emotionale Beteiligung bei den (abgestumpften?) Zuschauern bzw. Lesern hervorzurufen? Armselig! In meinen Augen wäre das nicht erforderlich gewesen. Das hat für mich auch nichts mehr mit dem aus der Literatur bekannten Kindsmord-Motiv zu tun. Denn hier stirbt das Kind durch fremde Hand als Folge eines Auftragsmords.

 

Erzählt wird der Stoff im Anschluss an diesen Tabubruch aus Folge 1 mit großer emotionaler Wucht. Die Handlung lebt wieder von Verrat, Intrigen und Ränkelspielen und kann in dieser Hinsicht nach meinem Empfinden qualitativ mit den ersten Staffeln von „GoT“ und auch mit der ersten Staffel von „HotD“ mithalten. Das wird äußerst spannend aufgezogen. Und der Spannungsbogen der einzelnen Folgen ist auch geschickt konstruiert, am Ende erwartet den Zuschauer stets eine gut arrangierte Spannungsspitze.

 

Im Zentrum steht der Machtkampf von Rhaenyra um die Krone, die ihr durch den Verrat von Alicent vorenthalten worden ist (nicht umsonst sind diese beiden Frauen also auf dem Cover abgebildet). Dabei wird gut deutlich, dass Rhaenyra zu Beginn sehr besonnen agiert, trotz der Trauer über den Verlust ihres Sohnes. Ein deutlicher Kontrast zum unbeherrschten Daemon. Sie will ein großes Blutvergießen um jeden Preis verhindern, sucht dafür sogar das Gespräch mit Alicent. Sie scheut sich davor, die Urgewalt der Drachen im Kampf zu entfesseln. Doch gelingt es Rhaenyra ihren Herrschaftsanspruch auf friedliche Weise geltend zu machen? Oder wird sie ihre Strategie doch noch ändern? Eines kann ich verraten: Rhaenyra durchläuft eine interessante Entwicklung!

 

Rhaenyra kann man als Kontrastfigur wunderbar in Bezug zu Daenerys aus „GoT“ setzen. Letztere wirkte auf mich viel entschlossener und weniger passiv. Sie unternimmt größere Anstrengungen, um ihren Herrschaftsanspruch einzufordern und macht dabei keine Zugeständnisse. Beide Frauenfiguren wiederum sind jedoch stark auf die Hilfe Dritter angewiesen, um ihren Anspruch auf die Krone dann durchzusetzen. Auch viele weitere Charaktere kann man wunderbar miteinander vergleichen. Der Schöpfer dieses Franchise, George R. R. Martin,  hat sich ein großartig angelegtes Beziehungsgeflecht überlegt, mit Figuren, die genügend Tiefe haben und Ecken und Kanten aufweisen. Klasse!

 

Wer groß angelegte epische Schlachten oder erbarmungslose Kämpfe Mann gegen Mann erwartet, der könnte allerdings enttäuscht werden (Ausnahme: Folge 4, die aufgrund eines Wendepunktes in meinen Augen den Höhepunkt der Staffel markiert). Hier hat die zweite Staffel insgesamt wenig zu bieten. Im Vordergrund steht das stattdessen das Schmieden von Allianzen als Vorbereitung auf eine große kommende Schlacht. Und es steht permanent die Frage im Raum, wer sich im Kampf der Machthungrigen am Ende durchsetzen kann. Wer hat die mächtigeren Waffen (= Drachen)? Wer hat die ausgefallenere Taktik? Oder siegt am Ende doch die Diplomatie?

 

Ein weiterer gut angelegter Konflikt, ist die Auseinandersetzung zwischen den beiden Brüdern Aegon und Aemond. Aegon als amtierender König erscheint hochmütig und aufbrausend. Noch dazu ist er äußerst abhängig von seinen kompetenten Beratern. Sein Bruder neidet ihm den Thron. Wir erleben mit, wie hinterlistig und niederträchtig Aemond agiert, um Aegon zu schaden. Er kristalliert sich mehr und mehr als der wahre Gegenspieler von Rhaenyra heraus, zumal er den größten Drachen Vhagar kontrolliert.

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