Kampf ums Erbe (Vorsicht Spoilergefahr!)
Erzählt
wird der Stoff im Anschluss an diesen Tabubruch aus Folge 1 mit großer
emotionaler Wucht. Die Handlung lebt wieder von Verrat, Intrigen und
Ränkelspielen und kann in dieser Hinsicht nach meinem Empfinden qualitativ mit
den ersten Staffeln von „GoT“ und auch mit der ersten Staffel von „HotD“
mithalten. Das wird äußerst spannend aufgezogen. Und der Spannungsbogen der
einzelnen Folgen ist auch geschickt konstruiert, am Ende erwartet den Zuschauer
stets eine gut arrangierte Spannungsspitze.
Im
Zentrum steht der Machtkampf von Rhaenyra um die Krone, die ihr durch den
Verrat von Alicent vorenthalten worden ist (nicht umsonst sind diese beiden
Frauen also auf dem Cover abgebildet). Dabei wird gut deutlich, dass Rhaenyra zu
Beginn sehr besonnen agiert, trotz der Trauer über den Verlust ihres Sohnes.
Ein deutlicher Kontrast zum unbeherrschten Daemon. Sie will ein großes
Blutvergießen um jeden Preis verhindern, sucht dafür sogar das Gespräch mit
Alicent. Sie scheut sich davor, die Urgewalt der Drachen im Kampf zu
entfesseln. Doch gelingt es Rhaenyra ihren Herrschaftsanspruch auf friedliche
Weise geltend zu machen? Oder wird sie ihre Strategie doch noch ändern? Eines
kann ich verraten: Rhaenyra durchläuft eine interessante Entwicklung!
Rhaenyra
kann man als Kontrastfigur wunderbar in Bezug zu Daenerys aus „GoT“ setzen.
Letztere wirkte auf mich viel entschlossener und weniger passiv. Sie unternimmt
größere Anstrengungen, um ihren Herrschaftsanspruch einzufordern und macht dabei
keine Zugeständnisse. Beide Frauenfiguren wiederum sind jedoch stark auf die
Hilfe Dritter angewiesen, um ihren Anspruch auf die Krone dann durchzusetzen. Auch
viele weitere Charaktere kann man wunderbar miteinander vergleichen. Der
Schöpfer dieses Franchise, George R. R. Martin, hat sich ein großartig angelegtes Beziehungsgeflecht
überlegt, mit Figuren, die genügend Tiefe haben und Ecken und Kanten aufweisen.
Klasse!
Wer
groß angelegte epische Schlachten oder erbarmungslose Kämpfe Mann gegen Mann
erwartet, der könnte allerdings enttäuscht werden (Ausnahme: Folge 4, die
aufgrund eines Wendepunktes in meinen Augen den Höhepunkt der Staffel
markiert). Hier hat die zweite Staffel insgesamt wenig zu bieten. Im
Vordergrund steht das stattdessen das Schmieden von Allianzen als Vorbereitung
auf eine große kommende Schlacht. Und es steht permanent die Frage im Raum, wer
sich im Kampf der Machthungrigen am Ende durchsetzen kann. Wer hat die
mächtigeren Waffen (= Drachen)? Wer hat die ausgefallenere Taktik? Oder siegt
am Ende doch die Diplomatie?
Ein
weiterer gut angelegter Konflikt, ist die Auseinandersetzung zwischen den
beiden Brüdern Aegon und Aemond. Aegon als amtierender König erscheint
hochmütig und aufbrausend. Noch dazu ist er äußerst abhängig von seinen
kompetenten Beratern. Sein Bruder neidet ihm den Thron. Wir erleben mit, wie
hinterlistig und niederträchtig Aemond agiert, um Aegon zu schaden. Er
kristalliert sich mehr und mehr als der wahre Gegenspieler von Rhaenyra heraus,
zumal er den größten Drachen Vhagar kontrolliert.
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