„Ich war die Arbeit und die Arbeit war ich“
Schattenmann arbeitet bei der Kronos Consulting GmbH. Er ist ein unauffälliger, scheuer und unbedeutender Angestellter, dessen Erwähnung auf der Homepage nicht erforderlich ist. Sein Arbeitsumfeld beäugt er aus kritischer Distanz und seinem Leben begegnet er mit großer Gleichgültigkeit. Eine Mitarbeiterversammlung zu Jahresbeginn macht ihn sichtlich nervös. Der Geschäftsführer kündigt an, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter auf den Prüfstand gestellt wird. Entlassungen drohen. So will er die Angestellten motivieren, Höchstleistungen zu bringen. Und ein Großteil der Belegschaft lässt sich freudig auf dieses „Spiel“ ein. Nicht aber Schattenmann. Er weiß, was das bedeutet…
Die Drucksituation wirkt sich negativ auf Schattenmann aus. Die Ungewissheit macht ihn fertig. Er fürchtet seinen eigenen Rauswurf. Bei einer Besprechung am nächsten Tag wirkt er abwesend. Er zweifelt an seiner eigenen Leistungsfähigkeit. Seine Gedanken schweifen immer wieder ab und er hat Schwierigkeiten, sich zu fokussieren. Kurzum: Er hat seine Nerven nicht im Griff. Und damit bringt er sich selbst in eine äußerst gefährliche Situation. Kommt es, wie es kommen muss? Verliert er seinen Job? Und was wird dann aus ihm? Diese Fragen stellt man sich während der Lektüre. Und letztlich ist der Text eine klare Kritik an der Leistungsgesellschaft und an dem in der Arbeitswelt herrschenden Druck.
Der Schreibstil ist angenehm, klar und pointiert. Er hat mir sehr gut gefallen. Stellenweise wird es bissig. Und auch Bildlichkeit fließt ein. Das Ende der Erzählung hat mich dann überrascht, aber es passte auch irgendwie zur Situation (aber natürlich wäre auch eine andere Entwicklung von Schattenmann denkbar gewesen). Nur so viel: Es wird kafkaesk. Der Druck, der auf Schattenmann lastet, sucht sich ein Ventil…

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen