Der Lebkuchenmann
Doch
worum geht es überhaupt? Zu Beginn des Buchs wird deutlich, dass Carlotta
aufgrund ihres letzten Ermittlungserfolgs karrieremäßig aufsteigt und mehr
Verantwortung übertragen bekommt. Sie soll als mögliche Nachfolgerin für Nils
Trojan aufgebaut werden. Ihr Vorgesetzter Landsberg bringt beide Ermittler
dafür in eine Konkurrenzsituation, die sie anspornen soll. Zudem muss Carlotta
die ihr gestellte Bewährungsprobe bestehen und sich als teamfähig erweisen.
Wird sie diese Hürde nehmen und im Laufe der Handlung zugänglicher werden? Das
möge jeder selbst herausfinden…
Nun
zum Fall: Eines Morgens findet eine zwölfjährige Tochter in ihrem
Lieblingsbaumhaus ihre ermordete Mutter, und zwar mit abgetrennten Händen. Bei
dem Opfer wird ein Lebkuchenmann mit eingebackenen Haaren hinterlassen. Die
Herkunft der Haare bleibt zunächst rätselhaft. Das ist der erste Mord. In
rascher Abfolge kommt es danach zu weiteren Morden, bei denen den Opfern mit
einer elektrischen Säge Körperteile entfernt werden. Ein Serienmörder treibt
sein Unwesen und verfährt bei seinen Taten nach einem ähnlichen Muster. So
werden z.B. alle Ermordeten in Decken eingehüllt und erblicken kurz vor ihrer
Emordung einen Lebkuchenmann. Auch am Tatort wird dieses Gebäck hinterlassen. Der
Täter scheint die potentiellen Opfer und ihre Angehörigen im Vorfeld genau zu
beobachten. Und auf den ersten Blick scheint es keine Gemeinsamkeiten zwischen
den Opfern zu geben. Es ist Carlottas und Trojans Aufgabe (und damit auch die
der Leser), Verbindungen zwischen den Taten herzustellen und das Motiv zu
erkennen. Besonders interessant fand ich die Schilderung der besonderen (instinktiven)
Ermittlungsmethode von Carlotta, die in der Lage ist, einen Tatort förmlich zu „erfühlen“.
Sie beweist eine besondere Sensibilität und kann sich in die Psyche des Täters
ebenso hineinversetzen wie in die Tatabläufe. Sehr gelungen!
Was
mir noch sehr gut gefällt: Die Dynamik zieht zum Ende des Thrillers hin an und
das Geschehen wird wendungsreich erzählt. Carlotta selbst gerät in Gefahr, auch
der Täter erkennt in ihr etwas Besonderes. Er fühlt sich den Ermittlern zunehmend
überlegen, ist ihnen immer einen Schritt voraus und spielt mit ihnen. Die Jagd
nach ihm wird zunehmend zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Äußerst spannend!
Fazit:
Dieser Thriller ist für solche Leser geeignet, die dynamisch erzählte Thriller
mögen, in denen die Handlung aufs Wesentliche verknappt ist. Mir kommt dieser Stil
entgegen. Jede und jeder muss für sich selbst herausfinden, ob dies bei ihnen
auch so ist. Das Spannungslevel ist durchweg hoch, es gibt keine Längen. Des
Weiteren zeichnet sich das Werk durch die interessant gestaltete Figur der
Carlotta Weiß aus, die sich durch Hypersensibilität auszeichnet und schrullig
daherkommt. Dies ist in meinen Augen eine weitere Stärke des Buchs. Themen, die
dem Buch zugrunde liegen, sind häusliche Gewalt und Alkoholismus.
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