Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 1. August 2024

Bentow, Max - Eulenschrei


Der Lebkuchenmann




Lust auf einen stimmig, dynamisch und spannend erzählten Thriller, der in sich geschlossen ist und trotzdem zu einer Reihe gehört, die man unabhängig voneinander lesen kann? Dann kann man mit „Eulenschrei“ von Max Bentow definitiv nichts falsch machen. Was ich an seinen Büchern, die ich kenne, schätze, sind zwei Dinge (vgl. dazu frühere Rezensionen). Erstens ist es der temporeiche, schnell getaktete, ereignisreiche Stil, mit dem höchstens noch Strobel mithalten kann, zweitens ist es die reizvolle und interessante Figur der Carlotta Weiß, die zwar nicht ganz so charismatisch wie eine Evie Cormac aus der Reihe um Cyrus Haven daherkommt, aber einige Parallelen zu ihr aufweist. Wie Evie ist Carlotta eine Wahrheits-Zauberin, die die Mikromimik ihres Gegenübers lesen kann. Noch dazu ist sie hypersensibel und verfügt über eine außergewöhnliche Intuition. Ihre Methoden sind ausgefallen, aber außerordentlich erfolgreich. Sie kann sich unglaublich gut in die Psyche der Täter hineinversetzen. Dieses Talent zeichnet sie aus und macht sie in meinen Augen als Charakter so interessant.

 

Doch worum geht es überhaupt? Zu Beginn des Buchs wird deutlich, dass Carlotta aufgrund ihres letzten Ermittlungserfolgs karrieremäßig aufsteigt und mehr Verantwortung übertragen bekommt. Sie soll als mögliche Nachfolgerin für Nils Trojan aufgebaut werden. Ihr Vorgesetzter Landsberg bringt beide Ermittler dafür in eine Konkurrenzsituation, die sie anspornen soll. Zudem muss Carlotta die ihr gestellte Bewährungsprobe bestehen und sich als teamfähig erweisen. Wird sie diese Hürde nehmen und im Laufe der Handlung zugänglicher werden? Das möge jeder selbst herausfinden…

 

Nun zum Fall: Eines Morgens findet eine zwölfjährige Tochter in ihrem Lieblingsbaumhaus ihre ermordete Mutter, und zwar mit abgetrennten Händen. Bei dem Opfer wird ein Lebkuchenmann mit eingebackenen Haaren hinterlassen. Die Herkunft der Haare bleibt zunächst rätselhaft. Das ist der erste Mord. In rascher Abfolge kommt es danach zu weiteren Morden, bei denen den Opfern mit einer elektrischen Säge Körperteile entfernt werden. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen und verfährt bei seinen Taten nach einem ähnlichen Muster. So werden z.B. alle Ermordeten in Decken eingehüllt und erblicken kurz vor ihrer Emordung einen Lebkuchenmann. Auch am Tatort wird dieses Gebäck hinterlassen. Der Täter scheint die potentiellen Opfer und ihre Angehörigen im Vorfeld genau zu beobachten. Und auf den ersten Blick scheint es keine Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern zu geben. Es ist Carlottas und Trojans Aufgabe (und damit auch die der Leser), Verbindungen zwischen den Taten herzustellen und das Motiv zu erkennen. Besonders interessant fand ich die Schilderung der besonderen (instinktiven) Ermittlungsmethode von Carlotta, die in der Lage ist, einen Tatort förmlich zu „erfühlen“. Sie beweist eine besondere Sensibilität und kann sich in die Psyche des Täters ebenso hineinversetzen wie in die Tatabläufe. Sehr gelungen!

 

Was mir noch sehr gut gefällt: Die Dynamik zieht zum Ende des Thrillers hin an und das Geschehen wird wendungsreich erzählt. Carlotta selbst gerät in Gefahr, auch der Täter erkennt in ihr etwas Besonderes. Er fühlt sich den Ermittlern zunehmend überlegen, ist ihnen immer einen Schritt voraus und spielt mit ihnen. Die Jagd nach ihm wird zunehmend zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Äußerst spannend!

 

Fazit: Dieser Thriller ist für solche Leser geeignet, die dynamisch erzählte Thriller mögen, in denen die Handlung aufs Wesentliche verknappt ist. Mir kommt dieser Stil entgegen. Jede und jeder muss für sich selbst herausfinden, ob dies bei ihnen auch so ist. Das Spannungslevel ist durchweg hoch, es gibt keine Längen. Des Weiteren zeichnet sich das Werk durch die interessant gestaltete Figur der Carlotta Weiß aus, die sich durch Hypersensibilität auszeichnet und schrullig daherkommt. Dies ist in meinen Augen eine weitere Stärke des Buchs. Themen, die dem Buch zugrunde liegen, sind häusliche Gewalt und Alkoholismus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen