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Freitag, 2. August 2024

Raabe, Melanie - Die Falle



Wunsch und Wahn



Die erfolgreiche Autorin Linda Conrads lebt seit 10 Jahren zurückgezogen in ihrem Haus, das sie nicht verlässt. Seit dem Mord an ihrer Schwester, den sie aus unmittelbarer Nähe erlebt hat, leidet sie unter eine PTBS und Depressionen. Der Mörder ihrer Schwester wurde nie erfasst. Doch eines Tages schaut sie eine Nachrichtensendung im Fernsehen und meint, in dem renommierten Journalisten Victor Lenzen, der die Sendung moderiert, den Mörder ihrer Schwester erkannt zu haben. Doch ist das möglich? Oder erliegt Linda einer Sinnestäuschung? Ist Linda vielleicht verrückt geworden? Sie fasst den Plan, Lenzen für ein Interview zu ihrem neuen Buch in ihr Haus zu locken und ihn mit seiner eigenen Tat zu konfrontieren. Auch zu den ermittelnden Polizisten von damals nimmt sie Kontakt auf. Ihr Vorhaben: Sie will den potentiellen Mörder zur Rechenschaft ziehen. Das ist das Ausgangssetting von „Die Falle“ von Melanie Raabe.

 

Als Lockmittel für das Interview schreibt Linda ein neues Buch (einen Krimi), über das sie mit dem potientiellen Mörder, der uns als Journalist erscheint, reden möchte. In dem Krimi verarbeitet Linda zugleich den Mord an ihrer Schwester. Das Schreiben ist für sie Therapie. In die Handlung sind auch in regelmäßigen Abständen Kapitel aus diesem Buch im Buch eingeflochten, deren Inhalt erahnen lässt, was sich bei der Tat zugetragen hat. Sie haben mich allerdings nicht so gepackt. Die Ebene um das Aufeinandertreffen von Linda und Lenzen fand ich viel interessanter und spannender. Während der Lektüre fragte ich mich ständig, ob Linda sich nicht vielleicht in eine Wahrnehmungstäuschung hineinsteigert und sich alles einbildet. Ihre Anschuldigungen, Verdächtigungen und Vorahnungen zu Lenzen spielen sich insbesondere in Lindas Gedankenwelt ab. Sie malt sich über ihr Gegenüber unglaubliche Szenarien aus, die zutreffen können, aber nicht müssen. Das ist von Raabe interessant gestaltet worden, zumal uns Victors Gedanken verborgen bleiben. Oder ist es gar möglich, dass Linda mit ihren Vermutungen zu Lenzen Recht behält? Ist er wirklich der Mörder, der ihre Schwester umgebracht hat? Wird er sich im Interview durch irgendetwas verraten oder ein Geständnis ablegen?

 

Kurzum: Ein Thriller, der mich über weite Strecken gut unterhalten hat. Nur die Auflösung am Ende hat mich nicht völlig überzeugt. Die psychologische Seite ist durchdacht und stimmig arrangiert. Die möglichen Wahnvorstellungen von Linda sind gelungen konzipiert worden. Das Tempo ist nicht allzu hoch, aber die Spannung ist durchgängig vorhanden. Lediglich die eingeschobenen Kapitel aus dem Buch im Buch haben mich nicht gepackt. Ich habe sie mehr überflogen. In meinen Augen wären sie gar nicht nötig gewesen, nach meinem Empfinden haben sie den Handlungsverlauf eher gelähmt als belebt.


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