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Donnerstag, 9. Mai 2024

Bronsky, Alina - Und du kommst auch drin vor


Über die Wirkungsmacht von Literatur



Eine undisziplinierte Schulklasse besucht mit ihrer überforderten Lehrerin eine Lesung. Während die Autorin ihr Werk vorliest, sind die Lernenden mit völlig anderen Dingen beschäftigt. Eine Ausnahme stellt jedoch die Schülerin Kim dar, die aufmerksam zuhört, und die sich vom Gelesenen direkt angesprochen fühlt. Sie bezieht das Gehörte auf sich und ihr eigenes Leben, und sie kann sich mit dem, was die Autorin vorträgt, gut identifizieren. Ihr Interesse an dem Buch wird so sehr geweckt, dass sie sogar bereit ist, ein Exemplar zu kaufen.



Als Kim beginnt das Buch zu lesen, macht sie eine erstaunliche Erfahrung. Sie erkennt zahlreiche Parallelen zwischen dem fiktiv Beschriebenen und dem real Erlebten. Ihr Dasein spiegelt sich in dem Gelesenen wider. Dem Text entnimmt sie sogar Handlungsanweisungen. In einer Unterrichtsstunde zur Nachbesprechung der Lesung erklärt sich Kim bereit, ein Referat über das Buch zu halten. Als Referatspartner springt ihr Jasper zur Seite. Folgende Fragen stellen sich: Wie wird es mit Kim, ihrem Partner und ihrer Lektüre weitergehen?

 

Ein Psychologe hätte vermutlich seine wahre Freude daran, Kims Symptome zu diagnostizieren. Ich vermute aber sehr stark, dass es Bronsky um etwas anderes ging. Im Mittelpunkt steht wohl eher die Botschaft, was Literatur auszulösen und welche Macht sie über lesende Personen auszuüben vermag. Gelesenes hat Wirkung. Text und Rezipient interagieren miteinander. Jede Leserin und jeder Leser entdeckt im Geschriebenen subjektive Anknüpfungspunkte und überträgt Inhalte auf sich selbst. Diese Erfahrung hat wohl schon jede/r gemacht. 

 

Was mir gut gefallen hat, war die Gestaltung der Dialoge, bei denen ich oft schmunzeln musste, und die ausgefallene Charakterzeichnung von Kims Freundin (Petrowna). Sie ist die heimliche Chefin in der Klasse und sorgt dort für Ruhe und Ordnung. Petrowna zeichnet sich durch eine hohe Intelligenz aus, verfügt allerdings gleichzeitig über eine vorlautes Mundwerk. Herrlich! Und letztlich weist der Inhalt des Buchs von Bronsky eine wertvolle Botschaft auf, über die es nachzudenken lohnt. Auch das hat mir gut gefallen.

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