Ein phantastischer Kriminalroman
Der
Polizist Körner, der einen Einsatz vermasselt hat und kurz vor der
Suspendierung steht, wird an einen Einsatzort in seiner alten Heimat geschickt.
In dem Dorf, wo er aufgewachsen ist, aber schon seit 27 Jahren nicht mehr war,
ist ein Mord passiert, den es aufzuklären gilt. Körner nimmt den Auftrag nur
widerwillig an. Das Opfer ist schrecklich entstellt und gerade einmal 14 Jahre
alt. Und die Bewohner des Dorfes scheinen ein dunkles Geheimnis zu hüten, das
weit in die Vergangenheit reicht. Darum geht es in dem phantastischen Krimi „Der
Judas-Schrein“ von Andreas Gruber.
Die
Atmosphäre ist sehr düster und bedrohlich. Durch das drohende Hochwasser wird
die Dramatik zusätzlich forciert. Und wie man es von dem Autor aus anderen
Büchern gewohnt ist, überzeugt die Charakterzeichnung auf Anhieb. Die Figuren
erhalten allesamt ein klares Profil. V.a. Körner ist ein interessanter Typ.
Auch der Handlungsort ist gut gewählt. Das Dorf, in dem Körner mit seinem Team
ermittelt, wirkt äußerst trostlos und mysteriös. Die Handlung gleicht zu Beginn
einem normalen Krimi. Tatortsicherung, Ermittlungsarbeit, Zeugenbefragung,
Einblicke in das Privatleben von Körner. Und abweisende Dorfbewohner, die etwas
zu verbergen scheinen. Die phantastischen Elemente tauchen erst später auf, als
es um die Enträtselung der Todesursache des Mädchens geht. Etwas Unerklärliches
muss passiert sein.
In eingeschobenen Rückblickskapiteln werden weitere Perspektiven eröffnet, die die Handlung weiter verrätseln. Wir erhalten Einblick in Bergbauarbeiten von 1937, bei denen die Männer auf etwas Ungewöhnliches stoßen. Was mag es damit auf sich haben? Und hat es etwas mit dem Fall in der Gegenwart zu tun? Darüber hinaus stößt Körner bei seinen Recherchen auf Unterlagen aus dem Jahr 1864. Wie hängen die Unterlagen, das Grubenunglück und der gegenwärtige Fall zusammen? Das ist eine zentrale Frage, die man sich während der Lektüre stellt.
Der Autor setzt geschickt immer wieder neue spannungserregende Impulse und hält so die Neugier der Leser:innen sowie die Spannungskurve aufrecht. Ich hätte mir lediglich noch ein höheres Tempo gewünscht. Einige Darstellungen gerieten mir doch etwas zu weitschweifig. Letztlich ist das Buch vor allem etwas für Leser:innen, die sich mit phantastischen Elementen in einem Krimi arrangieren können. Wer z.B. die Serie „Akte X“ mochte, der wird auch hier auf seine Kosten kommen. Es ist auf jeden Fall einmal etwas anderes. Vom Spannungsniveau kann der Roman in meinen Augen aber nicht mit „Das Eulentor“ mithalten.
2 Kommentare:
Ich habe beide Fantastik-Thriller von Gruber in der anderen Reihenfolge glesen, erst "Judasschrein" und danach "Eulentor". Mich haben beide Bücher fasziniert, sowohl in der Schreibweise als auch in der Handlung. Das Ende von "Judasschrein" fand ich apokalyptisch. VG
Es wäre sogar eine Fortsetzung denkbar. Denn was wird nun aus Körner? Ein düsteres, wenig hiffnungsfrohes Ende
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