Häusliche
Gewalt und Polizeigewalt
Endlich
mal wieder ein Thriller, der mich richtig gepackt hat, und zwar von Anfang bis
Ende! Michael Robotham legt mit „Wenn du mir gehörst“ ein fesselndes Werk vor,
das sich den Themen „häusliche Gewalt“, „toxische Partnerschaftsbeziehungen“
und „Polizeigewalt“ widmet. Herausgekommen ist eine spannende Mixtur, die mich
komplett überzeugt hat, so viel kann ich bereits einleitend verraten. (Robotham
hat übrigens mit der Reihe um Cyrus Haven und Evie Cormac reizvolle Figuren
erschaffen, die ebenfalls eine außergewöhnliche Zugkraft entfalten, vgl. dazu
frühere Rezensionen).
Worum
geht es? Die Polizistin Phil(omena) wird zu einem Einsatzort gerufen und dort mit
einem Fall häuslicher Gewalt konfrontiert. Sie bringt die Geschädigte (Tempe)
ins Krankenhaus. Aus Angst vor dem Täter, der ebenfalls Polizist ist, verweigert
Tempe jedoch zunächst jegliche Zusammenarbeit. Sie will keine Aussagen, machen,
keine Anzeige erstatten und lehnt Hilfsangebote ab. Sie erklärt sich lediglich
dazu bereit, für eine Nacht im Frauenhaus unterzukommen. Phil begleitet sie
dorthin. Zurück in der Polizeidienststelle erfährt Phil, dass wegen eines
Dienstvergehens gegen sie ermittelt wird. Der Täter hat sich über sie beschwert
und ihr Vorgehen gegenüber ihm in Zweifel gezogen. Er stellt den Sachverhalt
völlig anders dar. Und ein Kollege von Phil rät ihr, die Sache auf sich beruhen
zu lassen. Doch Phil recherchiert auf eigene Faust weiter. Und der Fall wird
immer brisanter. Phil hat es mit einem mächtigen Gegner zu tun. Und auch Tempe
spielt nicht mit offenen Karten. Sie verhält sich zunehmend eigenartig… Ein absolut
furioser Einstieg, wie ich finde. Die Themen „häusliche Gewalt“ und
„Polizeigewalt“ werden geschickt miteinander verquickt. Spannend!
Der
Spannungsbogen bewegt sich nach meinem Empfinden durchgängig auf sehr hohem
Niveau. Das Tempo ist zwar nicht sonderlich hoch, dafür ist die Handlung aber
sehr ereignisreich. Der Autor versteht es, die Handlung stetig durch neue
Impulse voranzutreiben. Überraschende Wendungen werden geschickt platziert. Die
Figuren und die Beziehungen zwischen den Figuren sind durchdacht und mit Tiefe
gestaltet worden (ein Aspekt, den ich bei anderen Thrillern oft bemängele).
Phils Vater bringt noch zusätzliche Würze ins Geschehen: Er ist ein Mafiosi.
Wird er seiner Tochter helfen?
Und
man leidet mit Philomena mit und entwickelt Wut auf die Ungerechtigkeiten, die
sie durchlebt. Sie erlebt Mobbing und Schikanen in ihrem beruflichen Umfeld,
weil sie die Sache nicht auf sich beruhen lässt und gegen einen hochrangigen Polizisten
schwere Vorwürfe erhebt. Sie manövriert sich immer mehr in eine
Außenseiterposition und muss sogar befürchten, dass ihr etwas angehängt wird.
Ihr Kampf für Gerechtigkeit setzt ihr zu. Sie muss aufpassen, dass sie nicht
aus dem Polizeidienst entlassen wird. Ihr Gegner weiß genau, wie er sich
verhalten muss, um andere einzuschüchtern. Er betreibt Täter-Opfer-Umkehr. Die
Gesetzeslage weiß er geschickt für sich auszunutzen. Man kann sich gut in die
Situation der Geschädigten hineinversetzen: Wenn ihr Wort gegen das eines
Polizisten steht, wem wird man glauben?
Was
den Blick der Leser auf die Sachlage erschwert: Im weiteren Handlungsverlauf
beginnt man auch an Tempes Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Sie scheint eine pathologische
Lügnerin zu sein. Auch hat sie eine dramatische Vorgeschichte, die ans Licht
kommt. Kann man ihr noch vertrauen? Geschickt werden die Erwartungshaltungen der
Leser immer wieder durchbrochen und der Blick auf den Fall verändert sich durch
neue Informationen immer wieder. Das ist meisterhaft arrangiert! Und im letzten
Drittel zieht die Spannung noch einmal spürbar an. Klasse! Und was mir noch
gefallen hat: Die Auflösung am Ende ist durchdacht und lässt keine Wünsche offen.
Genial!
1 Kommentar:
Nach deiner Rezension zu urteilen, macht dieses Buch neugierig und macht Lust darauf gelesen zu werden. Bücher von Robotham habe ich einige auf meinem SUB liegen, die ich doch einmal lesen sollte. Von mir fünf Sterne für deinen Kommentar 👍 VG
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