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Montag, 20. März 2023

Heimes, Silke - The truth behind your lies


3 von 5 Sternen



Jugendbuch mit vielen schwierigen Themen


In die Handlung des Jugendbuch-Thrillers „The truth behind your lies“ von Silke Heimes findet man recht zügig hinein. Auf der einen Seite haben wir Jan, der wie ein Nerd wirkt und einen Racheplan schmiedet, und auf der anderen Seite haben wir eine fünfköpfige Clique, in der wir als Leser v.a. Emmys Perspektive begleiten. Sie machen zusammen Urlaub in einer Ferienhütte in den Bergen, die Jan zuvor mit Kameras ausgestattet hat. Über das anfängliche Logikloch, warum sich die fünf Freunde in der Hütte ihres Mobbingopfers einquartieren, muss man großzügig hinwegsehen. Der Rest des Buchs ist durchaus gelungen und nicht uninteressant. Es werden einige jugendspezifische Themen angesprochen, die es in sich haben (Ängste, Selbstverletzungen, suizidale Gedanken, sexualisierte Gewalt, Drogenkonsum, (Cyber)Mobbing). Was die Handlung im Wesentlichen vorantreibt, sind die folgenden Fragen: Was hat Jan genau vor? Warum tut er das? Er macht nämlich eigentlich nicht den Eindruck eines klassischen Täters, dafür wirkt er eigentlich zu empathisch.

 

Gelungen ist in meinen Augen dann die Darstellung der problematischen Beziehungsverhältnisse zwischen den einzelnen Heranwachsenden, bei denen man als Leser auch recht schnell ahnt, dass einige psychische Probleme zutage treten werden. Alle haben ihr Päckchen zu tragen. Das (teils toxische) Zusammenspiel der Clique wird recht authentisch eingefangen und ist gut ausgearbeitet. Mit echten Freunden scheint man es jedenfalls nicht zu tun zu haben, wenn man sich das Treiben der Fünf so durchliest. Schon länger scheint einiges bei ihnen im Argen zu liegen, Gefühle werden nicht offen angesprochen. Viele Probleme scheinen wie bei einem Eisberg unter der Oberfläche zu liegen.

Das einzige, was ich in diesem Zusammenhang bemängeln kann, ist Folgendes: Stellenweise hätte ich mir schon gewünscht, dass noch mehr Hintergründe deutlich werden. Auch zu Jans Mobbing hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht. Vielleicht hätten dem Buch ein paar mehr Seiten noch gut getan. Dann wären auch die Randfiguren eventuell weniger blass geraten.

 

Abschließende Frage: Ist dieses Jugendbuch als Unterrichtslektüre denkbar? In meinen Augen sollte man als Lehrer:in keine Berührungsängste mit den oben genannten Themen haben. Das erfordert schon einiges an Fingerspitzengefühl und ist sicherlich herausfordernd. Lehrer:innen sind schließlich keine ausgebildeten Psychiater und Psychologen. Man merkt dem Buch schon an, dass die Autorin hier einen anderen Zugang hat, weil sie selbst als Ärztin in Psychiatrien gearbeitet hat. Als Lehrer:in sollte man sich z.B. darauf einstellen, dass das Finale des Buchs schon sehr unter die Haut geht und mitnimmt. Sensiblere Jugendliche könnten hier in meinen Augen überfordert werden. Der Verlag Ueberreuter stellt auf seiner Homepage auch Unterrichtsmaterial zur Verfügung (leider jedoch ohne Erwartungshorizont). Ich selbst finde, dass das Buch doch zu viele schwierige Themen auf einmal anschneidet.

 

Fazit

Ein Jugendbuch, das es thematisch in sich hat. Für mich ist es insgesamt „too much“, was die Autorin hier alles in das Buch hineinpackt, vor allem wenn ich an einen Einsatz im Unterricht denke. Das Ende gerät sehr dramatisch. Hier sehe ich schon auch die Gefahr einer Überforderung von sensibleren Schüler:innen.

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