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Montag, 20. März 2023

Cham, Jorge und Daniel Whiteson - Wo ist die Mitte des Weltalls? FAQ rund um das Universum


4 von 5 Sternen



Daniel und Jorge erklären das Universum


Wissensvermittlung auf humorvolle und anschauliche Weise? Und das zu einem schwierigen Thema wie der Kosmologie? Ist das überhaupt möglich? Jorge Cham und Daniel Whiteson unternehmen diesen Versuch. Letzterer ist Professor für Physik und Astronomie an der University of California. Und zusammen mit Cham, einem Cartoonisten, der Robotertechnik studiert hat, betreiben beide den Podcast „Daniel and Jorge explain the universe“. Und auf der Grundlage von Leserfragen zu diesem Podcast ist das Sachbuch „Wo ist die Mitte des Weltalls?“ entstanden.

 

Das Buch enthält 20 Kapitel zu Fragen rund ums Universum (Raum, Zeit, Zeitreisen, Aliens, Schwarze Löcher, Schwerkraft, Wurmlöcher etc.) und weist einen sehr humorvollen Erzählton auf. Darauf muss man sich natürlich einlassen wollen. Für ein Sachbuch ist das schon ungewöhnlich. Und ich gebe zu, dass auch ich mich erst einmal daran gewöhnen musste. Vor allem die auflockernden Cartoons, die immer wieder den Fließtext ergänzen, sind zunächst etwas befremdlich.

 

Zunächst einmal zum Negativen: Ich finde, dass Zeichnungen schon eine bestimmte Funktion erfüllen sollten. Im Idealfall sollte der Inhalt durch die Cartoons besser verständlich werden. Doch das war längst nicht bei allen Illustrationen der Fall, sondern nur bei wenigen. Oft ging es dann doch nur darum, einen (platten) Gag einzustreuen (über Humor lässt sich schwerlich streiten). Am Anfang der Lektüre hat mich das auch gar nicht groß gestört, aber mit zunehmender Seitenzahl wurde es dann doch anstrengend. Immerhin gibt es 296 Cartoons auf 344 Seiten. Durch die Cartoons wird nämlich der Lesefluss immer wieder unterbrochen und irgendwann habe ich mir die Zeichnungen dann gar nicht mehr angeschaut, weil ich lieber den Text lesen wollte. Aber das mag anderen Lesern natürlich ganz anders ergehen. Das ist wohl wirklich eine Geschmackssache. In meinen Augen hätten weniger Cartoons auch gereicht. 

 

Nun zum Positiven: Was mich nicht gestört hat, war der recht amüsante Erzählton des Fließtextes, in dem auch hin und wieder lustige Beispiele zur Veranschaulichung eingestreut wurden. Überhaupt empfand ich den Inhalt als äußerst interessant. Ich habe alle Kapitel mit wirklich großem Interesse gelesen und auch einiges Neues dazugelernt. Besonders interessant fand ich es immer dann, wenn auch einmal Berechnungen angestellt wurden. Und die Kapitel weisen einen klaren roten Faden und logisch stringenten Aufbau auf. Meine persönlichen Highlights: „Was hält uns davon ab, zu den Sternen zu reisen?“ (S. 132 ff.), „Wo kommt das Universum her?“ (S. 186 ff.), Zwar gab es schon auch einzelne Gedankenspiele, die etwas albern oder auch recht trivial waren (z.B. „Wie lange wird die Menschheit überleben?“, S. 60 ff.), aber meistens betraf das nur bestimmte Passagen. Und was man den Autoren wirklich hoch anrechnen muss: Sie schreiben sehr leserzugewandt, so dass der Inhalt auch von Laien ohne weiteres gelesen und verstanden werden kann. Und der Humor und die ausgefallenen Beispiele sorgen dafür, dass einiges aus dem Buch hängen bleibt. Das ist auf jeden Fall lobenswert!

 

Letztlich scheint es ein schwieriger Drahtseilakt zu sein, Sachverhalte humorvoll vermitteln zu wollen, aber dabei nicht zu sehr die notwendige Ernsthaftigkeit zu verletzen. Nach meinem Empfinden ist dieser Drahtseilakt mal mehr und mal weniger geglückt, aber letztlich ist das natürlich sehr subjektiv. Was ich als albern empfinden mag, finden andere Leser vielleicht lustig. Möge sich jeder selbst ein Urteil bilden. Wer an Kosmologie interessiert ist, wird auf jeden Fall gut unterhalten und lernt auch etwas Wissenswertes dazu. Das Buch weist eine große Bandbreite interessanter Fragestellungen auf. Und was ich großartig finde: Die meisten Sachverhalte werden anwendungsbezogen vermittelt. Es werden praktische Probleme durchdacht, so dass die Gedankenspiele nicht zu abstrakt geraten.

 

Fazit

Ein Sachbuch, das sich durch einen ungewöhnlich amüsanten Erzählton auszeichnet. Auf diese Weise memoriert man einzelne Sachverhalte ganz gut, das hat mir gefallen. Die Cartoons haben mir persönlich nicht so zugesagt, es gab einfach zu viele davon und nur wenige hatten eine sinnvolle Funktion. Die Qualität der verschiedenen Kapitel ist recht unterschiedlich. Manches war mir zu albern oder zu absurd (z.B. das Kapitel „Ist ein Leben nach dem Tod möglich?“, S. 224 ff.), andere Kapitel hingegen waren wieder sehr interessant und lesenswert. Manche Sachverhalte sind bereits bekannt und zu trivial (v.a. für kosmologisch versierte Leser), andere Inhalte wiederum sind faszinierend. Es ergibt sich ein sehr uneinheitliches Bild, was ein klares Urteil erschwert. Ich gebe knappe 4 Sterne!

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