Was ist Zeit?
Wusstet
ihr, dass Einsteins Relativitätstheorie nicht ohne die Hilfe einer kleinen Maus
entwickelt worden wäre? In seinem wunderschön illustrierten Kinderbuch „Einstein“
(2020) berichtet uns der Autor Torben Kuhlmann von einer schicksalhaften
Begegnung. Es ist das vierte Mäuseabenteuer nach „Lindbergh“ (2014), „Armstrong“
(2016) und „Edison“ (2018), die ich mit Ausnahme von „Lindbergh“ ebenfalls
rezensiert habe. Das Werk von Kuhlmann habe ich schon mehrfach ausführlich
gelobt (vgl. dazu frühere Rezensionen). Und so viel kann ich bereits an dieser
Stelle verraten: Auch „Einstein“ ist ein hervorragendes Kinderbuch. Für mich
ist es das gelungenste der mir bekannten Mäuseabenteuer. Warum? Weil der Aufbau
logisch durchdacht ist. Geschichte, Bilder und Anhang sind inhaltlich klar
aufeinander abgestimmt und werden geschickt miteinander verzahnt. Das Thema „Zeit“
verbindet alles stringent miteinander. Noch in „Edison“ hatte ich bemängelt,
dass der Anhang zu wenig mit der erzählten Geschichte zu tun hat. Mit „Einstein“
knüpft Kuhlmann jedoch wieder an die Qualität von „Armstrong“ an.
Eine
kleine Maus bricht auf in die Schweiz zum Besuch des Käsefests, muss vor Ort
aber feststellen, dass gar kein Käse mehr da ist. Sie hat das Fest um einen Tag
verpasst und wundert sich, wie das passieren konnte („Hatte sie sich verzählt?
Irgendwie einen Tag vergessen? Oder war sie einmal vor Mitternacht
eingeschlafen, ohne ein Kalenderblatt abzureißen?“). Die Maus wünscht sich, die
Zeit zurückdrehen zu können und beginnt Uhren zu verstellen. Sie stellt jedoch
fest, dass sie damit keinen Erfolg hat. Daraufhin besucht sie eine
Uhrmacher-Maus und sucht Rat. Sie möchte verstehen, was Zeit ist. Und der
Uhrmacher erzählt ihr, was er in seinen Berufsjahren über die Zeit gelernt hat.
Doch eine zufriedenstellende Antwort kann er ihr nicht geben. Er weiß aber, wer
der jungen Maus bei der Lösung ihrer Frage helfen könnte.
Die junge Maus besucht anschließend das Patentamt von Bern und entdeckt die Fotografie eines berühmten Mannes (wer das wohl sein könnte?). Für Recherchen verbringt sie Tage und Nächte auf den Dachboden des Patentamts und stößt auf eine Schrift zur Relativitätstheorie. Durch die Lektüre hat die Maus eine Idee zum Bau einer Zeitmaschine. Sie reist zurück in die Vergangenheit. Was sie jedoch in der Vergangenheit tut, das möchte ich hier nicht genauer verraten. Nur ein kleiner Tipp: Sie reist in das Jahr 1905.
Im Anhang erfahren wir etwas über die Biographie von Albert Einstein. Seine Leistungen und das Wunderjahr 1905 werden besonders hervorgehoben. Darüber hinaus findet man einen Text mit dem Titel „Albert Einstein und die Relativität“. Darin wird ein kleiner Einblick in das umfangreiche neue Weltbild gegeben, das Einstein in seiner allgemeinen und speziellen Relativitätstheorie beschreibt. Man merkt den Sachtexten im Anhang an, dass der Autor sich um Verständlichkeit bemüht, z.B. auch durch Beispiele und unterstützende Illustrationen. Dennoch dürfte der Inhalt für jüngere Kinder noch zu abstrakt sein. Das ist aber auch der einzige Aspekt, den ich kritisieren kann. Kurzum: Kuhlmanns Werke sollte man im Schrank stehen haben. Man kann sie mehrfach vorlesen und entdeckt immer wieder etwas Neues. Und zusätzlich wird noch nützliches Wissen vermittelt.
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