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Freitag, 17. November 2023

Fields, Helen - The Institution




3 von 5 Sternen



Klischeehaft und unrealistisch


Puh, der Einstieg in diesen Thriller ist heftig. Das muss ich zugeben. Ein richtiger Schock-Moment, der unter die Haut geht. Eine Krankenschwester wird ermordet aufgefunden. An ihr ist ein bestialischer „Fötusraub“ verübt worden. Grauenhaft! Weitere Zutaten versprechen auf den ersten Blick einen packenden Thriller: Da ist das psychologische Moment. Die Handlung spielt in einem geschlossenen Raum, einem Hochsicherheitsgefängnis für psychisch kranke Verbrecher, und die Ermittlerin Dr. Connie Woolwine ist eine forensische Psychologin mit dem ungeheuren Talent, sich in die Psyche anderer hineinzuversetzen. Und da ist der Zeitdruck: Das Baby verschwindet spurlos und kann ohne medizinische Versorgung nicht lange überleben. Das ganze Setting klingt also vielversprechend und ich bin mit einer großen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen. Nach der Lektüre war ich dann aber doch ernüchtert und ich will gern begründen, warum.

 

Doch zunächst zum Positiven. Die stärksten Stellen im Buch sind meiner Ansicht nach die, als Connie sich ins direkte Gespräch mit den Insassen begibt. Sie ist in der Lage, ihr Gegenüber zu lesen und die Dialoge sind als Psychospiele angelegt. Das hat mir richtig gut gefallen! Davon hätte es nach meinem Geschmack mehr geben können, daraus hätte man auch noch mehr machen können. Doch der Rest des Thrillers hat mich (leider, leider) nicht wirklich gepackt und mitgerissen. Nun also zum Negativen: Die Handlung empfand ich einfach als zu konstruiert und unrealistisch. Die Spannung und das Tempo waren nach meinem Empfinden durchschnittlich. Das Buch hat zwischendurch schon seine Längen. Auch spielte die Suche nach dem Baby kaum eine tragende Rolle und rückte für mich zu sehr in den Hintergrund. Von Zeitdruck, der sich in irgendeiner Form auf die Handlung auswirkt, war wenig zu spüren.

 

Die psychologische Seite ist einfach zu klischeehaft. Es wird v.a. ordentlich sediert und fixiert. Ein wirklichkeitsnahes Bild von psychiatrischer Strafanstalt darf man nicht erwarten. Es geht der Autorin mehr um den dramatisierenden Effekt als um Realismus. Schade, schade! Da sind mir andere Thriller, die sich einer solchen Thematik anders annähern deutlich lieber (vgl. dazu beispielsweise meine erst kürzlich veröffentlichte Rezension zu „Das Nachthaus“ von Nesbo). Ich wünsche mir als Leser, dass die psychologische Seite der Figuren nachvollziehbar gestaltet zum Ausdruck kommt (so wie z.B. auch bei Judith Merchant). Die psychologische Darstellung sollte greifbar, anschaulich und nachfühlbar sein. Eine deskriptiv-aufgelistete Variante mit Krankheitssymptomen, die wild miteinander und in sich überbietender Form vermengt werden, überzeugt mich einfach nicht. Und eine psychologische Profilerin, die ihre Schlussfolgerungen vorschnell zieht und selbst als alternativlos ansieht, ist nicht realistisch. Ich hatte deutlich mehr erwartet und vergebe 3 Sterne.

1 Kommentar:

Volker Kaiser hat gesagt…

Ich war schon gespannt auf deine Rezension zu diesem Buch, die nicht so gut ausgefallen ist. Ich bin aber überzeugt, dass du die Stärken und Schwächen gut herausgearbeitet hast. VG

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