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Montag, 9. Oktober 2023

Eschbach, Andreas - Solarstation






Wendungsreicher, spannender Weltraum-Thriller


Andreas Eschbach zählt zu meinen Lieblingsautoren. Sein Schreibstil liest sich unglaublich flüssig und er hat immer wieder tolle kreative Ideen, was die Plots seiner Bücher angeht. Er ist in der Lage ein hohes Maß an Spannung zu erzeugen, ohne dass die Figurenzeichnung darunter leidet. Einige Bücher habe ich bereits in jüngster Zeit rezensiert („Der schlauste Mann der Welt“ und „Freiheitsgeld“). Sein Durchbruch gelang ihm mit dem Roman „Das Jesusvideo“ (1998), das ich damals verschlungen habe. Seit diesem Zeitpunkt ist Eschbach bei mir als „must read“ gesetzt. Doch zuvor gab es schon zwei andere Bücher: „Die Haarteppichknüpfer“ (1995) und „Solarstation“ (1996). Beide Romane erhielten jeweils den Deutschen Science-Fiction-Preis. Tatsächlich habe ich diese beiden Werke bisher noch nicht gelesen. Das möchte ich unbedingt nachholen. Den Anfang macht „Solarstation“.

 

Auf den ersten Seiten nimmt sich der Autor genügend Zeit, um die Raumstation „Nippon“ und das Zusammenspiel der größtenteils japanischen Crew in den Blick zu nehmen. Vor allem das Leben und Agieren in der Schwerelosigkeit wird sehr gut und anschaulich beschrieben. Die Räumlichkeiten der Station und die einzelnen Mannschaftsmitglieder erhalten starke Konturen. Beim Lesen entstehen Bilder vor dem inneren Auge. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, wie man es von Eschbach kennt. Die Geschehnisse werden aus der Ich-Perspektive von Leonard erzählt, so dass man nah an der Gefühls- und Gedankenebene des Protagonisten dran ist. All das überzeugt und es wirkte auf mich realistisch und glaubhaft.

 

Experimente zur Energieübertragung von der Station zur Erde gelingen nicht. Der Kommandant vermutet Sabotage. Dann kommt es zu einem Mord (der erste Mord im Weltraum!) und der Kontakt zur Erde bricht ab, die Station wird von einer feindlichen Macht übernommen. Denkt man zunächst, es läuft auf einen Krimi in Agatha-Christie-Manier hinaus, so täuscht man sich. Nein, es geht nicht nur um die Frage, wer ist der Mörder unter uns. Es wird sehr actionreich und entwickelt sich hin zu einer Art Geiselnahme-Drama. Folgende Fragen entstehen während der Lektüre: Was hat der Mörder vor? Wird man ihn finden? Und was hat die feindliche Übernahme zu bedeuten? Was ist der Plan? Und gelingt es der gefangenen Crew, den Plan zu vereiteln und sich aus ihrer Gefangenschaft zu befreien? Genügend Fragen, die Spannung und Neugier erzeugen. Der Spannungsbogen ist durchgängig hoch und zum Ende (v.a. im letzten Drittel) zieht die Spannungskurve noch einmal zusätzlich an. Es werden immer wieder Impulse gesetzt, es gibt immer wieder neue Entwicklungen. Die Handlung stagniert an keiner Stelle. Ich habe das Buch kaum noch aus der Hand legen können. So muss in meinen Augen ein gutes Buch sein!


Danke an Andreas Eschbach für dieses Leseerlebnis! Wieder einmal bin ich nicht enttäuscht worden. Es gelingt ihm, einen wendungsreichen Weltraumthriller zu schreiben, der zu keinem Zeitpunkt unglaubwürdig, überdreht oder überladen wirkt. Und immer wenn ich dachte, noch mehr Spannung geht nicht, setzt der Autor noch einen drauf. Was will man mehr?

2 Kommentare:

Volker Kaiser hat gesagt…

Ich finde es sehr interessant und nachvollziehbar, was du zu diesem Buch schreibst. Du bist ein regelrechter Eschbach-Fan. Leider ist SiFi nicht mein Genre. LG

Tobias Kallfell hat gesagt…

Eigentlich ist es ein Thriller, nur der Handlungsort ist besonders. Ist keine echt Science-Fiction, dafür gabs zu wenig Science. Wäre also sogar auch etwas für dich. VG!

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